spontane Mini-LR "War" von Sebastian Junger

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    Original von uert
    Ansonsten...da ich ja nicht so militär-fixiert bin wie Uta und Grisel lese ich die "Schlachten" eher diagonal.


    Wobei ich hier fürs Protokoll festhalten möchte, dass es mir nie um die Schlachten oder das Kämpfen an sich geht, sondern immer um die Menschen. Wer sind sie, warum tun sie was sie tun, wie gehen sie miteinander und ihrer Umwelt um und was macht das alles aus ihnen, im Krieg und in der Kaserne. Von daher ist Jungers Buch für mich genau richtig. Und dieser andere Ansatz, den Uta erwähnt hat, macht es gleich noch mal so reizvoll.

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    Original von Grisel


    Wobei ich hier fürs Protokoll festhalten möchte, dass es mir nie um die Schlachten oder das Kämpfen an sich geht, sondern immer um die Menschen. Wer sind sie, warum tun sie was sie tun, wie gehen sie miteinander und ihrer Umwelt um und was macht das alles aus ihnen, im Krieg und in der Kaserne. Von daher ist Jungers Buch für mich genau richtig. Und dieser andere Ansatz, den Uta erwähnt hat, macht es gleich noch mal so reizvoll.


    Grisels Antwort kann ich so unterschreiben!


    Mir ist aber noch nicht mal bewusst, dass die Darstellung in "War" sehr schlachtenlastig wäre. :wow Wie von Junger selbst eingangs erwähnt, gehört das Korengal Tal zum Gebiet mit den meisten Feuergefechten und er hat sich seine Anwesenheit dort selbst ausgesucht. Und die Beschreibungen des Alltags inklusive Patrouillen und häufigen Beschuss auf ihren "Outpost" gehören zum Überblick über das Gesamtbild nun mal dazu.


    Später wird mal erwähnt, dass ein Soldat, der Koch im Basiscamp ist, für ein paar Tage nach Restrepo kommt, um seine "Combat Badge" zu verdienen, ein Abzeichen, dass er auch im Kampf gewesen ist, und Junger erzählt, dass andere Reporter ihn darum beneiden, dass er dort vor Ort ist "wo was los ist", also irgendeinen Reiz hat "Krieg" für die Männer ja schon.



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    Original von Grisel


    Das ist mir auch aufgefallen, dass der direkte menschliche Faktor mit Name und Gesicht vorerst etwas außen vor bleibt. Aber vielleicht liegt das an der Struktur und das kommt später. Durch die drei Abschnitte sind seine Eindrücke vielleicht eher dem zugeordnet. Ansonsten könnte ich Dir Evan Wrights "Generation Kill" wärmstens ans Herz legen, der hat mehr den Fokus darauf. Also, wenn das nicht eben doch noch später kommt. Identifizierbar ist bis jetzt eigentlich nur O'Byrne, den er ja selber anfangs als Art Bezugsperson herausstellt.


    "Generation Kill" kann ich Euch auch sehr empfehlen, der Reporter Evan Wright ist mehrere Wochen mit vier Soldaten 2003 im Humvee im Irak unterwegs gewesen, dadurch war der Kontakt mit einigen ja besonders eng, die Darstellung von einigen Männern sehr intensiv. Und da sind wir bei dem Punkt, wieviel Distanz zu den Männern muss sein, um die Objektivität der Berichterstattung nicht zu verlieren, das thematisiert er auch.



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    Original von Grisel
    Kommt mir das nur so vor, oder war/ist der Irakkrieg in den Medien und der öffentlichen Wahrnehmung weit präsenter als der in Afghanistan?


    Der Irakkrieg war ja von Beginn an ein "Krieg", und auch noch der Amerikaner (bzw. Coalition of the Willing), über Afghanistan wurde in den deutschen Medien fast ein Jahrzehnt das Märchen vom "THW in Uniform", Brunnen bohren und Brücken bauen, verbreitet, "es fand ja kein Krieg statt".



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    Original von Grisel


    Genau das hatte ich mir auch markiert, ich war nur zu faul, es abzutippen. Den Gedanken fand ich höchst interessant, weil sich das ja wirklich durch die gesamte Weltgeschichte zieht und gerade Afghanistan ein Paradebeispiel dafür zu sein scheint.


    Parallel lese ich "In the Graveyard of Empires" von Seth G. Jones.


    Kurzbeschreibung
    Afghanistan expert Seth G. Jones watched as American optimism evaporated after the Taliban defeat in 2001; by 2005, a new "war of a thousand cuts" had brought Afghanistan to its knees. With new research on insurgencies and declassified US government documents, Jones shows how the siphoning of resources to Iraq left NATO forces in Afghanistan ineffectual and without support. Through interviews with prominent figures, including ambassador Zalmay Khalilzad and commander Karl Eikenberry, Jones explains how a growing sanctuary for insurgents in Pakistan and a collapsing government in Kabul were a catalyst for the Taliban resurgence. Examining what has and has not worked so far, Jones argues that the US must take a radically new approach to the war if it is to avoid the disastrous fate that has befallen every world power to enter the region.



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  • Ich bin jetzt durch mit dem zweiten Abschnitt. Liest sich echt gut und über einen Mangel an "persönlicher Note" kann ich jetzt auch nicht mehr klagen. Wenn man mal eine Weile am Stück liest, dann kommt man da schon gut rein und erlebt die Männer so wie Junger das getan hat.


    Das mit dem X-Factor ist mir auch aufgefallen. Vielleicht steht das X generell für alles, was nicht logisch erklärbar ist, das berühmte Ex-tra halt? Oder so wie "Big Brother", dass die ursprüngliche Bedeutung längst in der unterhaltungsmedialen untergegangen ist?


    Uta:

    Zitat

    Später wird mal erwähnt, dass ein Soldat, der Koch im Basiscamp ist, für ein paar Tage nach Restrepo kommt, um seine "Combat Badge" zu verdienen, ein Abzeichen, dass er auch im Kampf gewesen ist, und Junger erzählt, dass andere Reporter ihn darum beneiden, dass er dort vor Ort ist "wo was los ist", also irgendeinen Reiz hat "Krieg" für die Männer ja schon.


    Das ist mir auch aufgefallen, dass die Reporter geradezu gierig sind, auf die gefährlichsten Posten zu kommen. Gibt es da eigentlich irgendeine Art der Qualifizierung? Um nicht eine Gefahr darzustellen müssen die Reporter doch zweifellos einiges erfüllen können, von der Gefahr für sie selbst mal abgesehen.


    Das mit dem Reiz, "excitement" erwähnt er ja auch, dass es fast schon zwangsläufig aufregend ist, vor allem, wenn man ein sehr junger Mann ist.


    Sehr interessant fand ich auch die Beobachtungen über "combat", dass es nur funktioniert, wenn sie als Einheit agieren und dass Sekunden entscheiden können zwischen scheinbarer Feigheit und scheinbarem Mut.


    Das mit der Kontrolle, die einen gefährlicheren Posten mit weniger Angst verbindet, wenn man die Kontrolle hat, quasi, klingt eigentlich logisch. Ich dachte mir das auch, als Junger davon spricht, dass Leute hinter der Front oft mehr darunter leiden als die, die vorne stehen.


    Auch sehr interessant war die Beobachtung, dass der "ehrenhafte" Krieg u.a. wegen dem Maschinengewehr bzw. "entmenschlichten" Arten zu töten weichen musste, auch wenn schon der Begriff eines ehrenhaften Krieges wie ein Widerspruch in sich klingt. Aber es macht schon einen Unterschied, ob man seinem Feind Auge in Auge gegenübersteht oder aus der Ferne oder gar aus dem Himmel agiert.


    Was er da schreibt über die jungen Männer, die ausgeschickt werden, um Dinge zu tun, die die "alten" nicht mehr tun können, das hat mich an Wrights Schlussbemerkung erinnert, "we misuse them at our own peril" (S. 462 "Generation Kill").
    Irgendwo sprach Junger dann auch noch davon, dass die Unterschiede zwischen den jungen Männern auf beiden Seiten vielleicht gar nicht so groß sind. Die auf der Gegenseite werden wohl ebenso "misused".


    Sehr schön fand ich, wie er mit Gillespies Einführung ins zweite Platoon wieder den Bogen zurück zum Anfang schlägt, wo er das "blood in blood out" ja schon kurz erwähnt hat. Hier untersucht er es nun etwas ausführlicher. Logisch ist, dass es für den Offizier eine Art Test ist, wie er darauf reagiert. Gillespie hat offenbar den Test bestanden.


    Tolles Buch. Jetzt weiß ich aber auch wieder, warum ich es nicht lesen wollte, weil ich es als sicheren Tipp aufsparen wollte. Tja. Aber ich bereue nichts.

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    Original von Grisel
    Ich bin jetzt durch mit dem zweiten Abschnitt. Liest sich echt gut und über einen Mangel an "persönlicher Note" kann ich jetzt auch nicht mehr klagen. Wenn man mal eine Weile am Stück liest, dann kommt man da schon gut rein und erlebt die Männer so wie Junger das getan hat..


    Wegen unserer Leserunde habe ich nochmal von vorn angefangen, das Buch ist ja ziemlich detailreich in Bezug auf die Exkurse, Abläufe im Gehirn, chemische Vorgänge im Körper, diverse Forschungen, die durchgeführt wurden ...


    Zitat

    Das ist mir auch aufgefallen, dass die Reporter geradezu gierig sind, auf die gefährlichsten Posten zu kommen. Gibt es da eigentlich irgendeine Art der Qualifizierung? Um nicht eine Gefahr darzustellen müssen die Reporter doch zweifellos einiges erfüllen können, von der Gefahr für sie selbst mal abgesehen.
    Das mit dem Reiz, "excitement" erwähnt er ja auch, dass es fast schon zwangsläufig aufregend ist, vor allem, wenn man ein sehr junger Mann ist.


    Wahrscheinlich gibt es zumindest in dem Sinn eine Art der Qualifizierung, dass ein bekannter/erfahrener Journalist mehr Möglichkeiten hat, sich auszusuchen, wohin er möchte, um eine Reportage zu machen.


    Du hast ja mehrere interessante Punkte herausgestellt, die ich auch wichtig fand und habe noch Zitate dazu:


    Zitat

    Sehr interessant fand ich auch die Beobachtungen über "combat", dass es nur funktioniert, wenn sie als Einheit agieren und dass Sekunden entscheiden können zwischen scheinbarer Feigheit und scheinbarem Mut.


    The choreography always requires that each man make decisions based not on what’s best for HIM, but on what’s best for the group. If everyone does that, most of the group survives. If no one does, most of the group dies. That, in essence, is combat.


    Zitat

    Das mit der Kontrolle, die einen gefährlicheren Posten mit weniger Angst verbindet, wenn man die Kontrolle hat, quasi, klingt eigentlich logisch. Ich dachte mir das auch, als Junger davon spricht, dass Leute hinter der Front oft mehr darunter leiden als die, die vorne stehen.


    The primary factor determining breakdown in combat does not appear to be the objective level of danger so much as the feeling – even the illusion – of control. Highly trained men in extraordinarily dangerous circumstances are less likely to break down than untrained men in little danger.


    Zitat

    Auch sehr interessant war die Beobachtung, dass der "ehrenhafte" Krieg u.a. wegen dem Maschinengewehr bzw. "entmenschlichten" Arten zu töten weichen musste, auch wenn schon der Begriff eines ehrenhaften Krieges wie ein Widerspruch in sich klingt. Aber es macht schon einen Unterschied, ob man seinem Feind Auge in Auge gegenübersteht oder aus der Ferne oder gar aus dem Himmel agiert.


    Mit der technischen Entwicklung des frühen 20. Jahrhunderts wurden die Waffen wirklich "Massenvernichtungswaffen".
    Und da die Taliban in Feuergefechten oft hohe Verluste hinnehmen mussten, durch die Luftunterstützung auf amerikanischer Seite, ist die Verwendung von IEDs (improvised explosive devices), in den Straßen vergrabene Bomben, eine logische Entwicklung, was das Verhältnis von eigenen Verlusten zum dem Feind zugefügten Schaden betrifft.


    Zitat

    Was er da schreibt über die jungen Männer, die ausgeschickt werden, um Dinge zu tun, die die "alten" nicht mehr tun können, das hat mich an Wrights Schlussbemerkung erinnert, "we misuse them at our own peril" (S. 462 "Generation Kill").
    Irgendwo sprach Junger dann auch noch davon, dass die Unterschiede zwischen den jungen Männern auf beiden Seiten vielleicht gar nicht so groß sind. Die auf der Gegenseite werden wohl ebenso "misused".


    Während des Lesens ist mir bewusst aufgefallen, dass Junger sich eigentlich mit allen Aussagen konkret auf die amerikanischen Soldaten bezieht, später im dritten Teil gibt es noch einen Exkurs, dass wahrscheinlich die Verteidigung des eigenen Stammes/Clans aus der frühen Menschheitsgeschichte in den Genen verankert ist, die Funktion des Familienclans erfüllt für die amerikanischen (westlichen) Soldaten ihr Platoon / Squad / Team. Ich hatte beim Lesen gedacht, dass Junger in dem Zusammenhang auch auf die Afghanen hätte eingehen können, wo man ja durchaus sagen kann, dass sie ihre Lebensweise ("Heimat") verteidigen, auch wenn die Taliban ja nicht für Freiheit und Frieden für sich und alle ihre Landsleute kämpfen, sondern für ihren eigenen Machtanspruch.


    Zu Beginn des ersten Teils schreibt Junger, dass er seit 1996 mehrfach in Afghanistan war, und ihm das Land sehr am Herzen liegt, ich habe jetzt bewusster gelesen, dass er sich "diesmal aber nur auf die Sichtweise dieses amerikanischen Platoons konzentrieren wollte", also ist das eine bewusste Entscheidung, die Sichtweise der Afghanen in diesem Buch auszuklammern.


    Zitat

    Tolles Buch. Jetzt weiß ich aber auch wieder, warum ich es nicht lesen wollte, weil ich es als sicheren Tipp aufsparen wollte. Tja. Aber ich bereue nichts.


    Jetzt hast Du einen sicheren Tipp für die Wiederholungstat. ;-)



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  • Zitat

    Original von Uta
    Mit der technischen Entwicklung des frühen 20. Jahrhunderts wurden die Waffen wirklich "Massenvernichtungswaffen".
    Und da die Taliban in Feuergefechten oft hohe Verluste hinnehmen mussten, durch die Luftunterstützung auf amerikanischer Seite, ist die Verwendung von IEDs (improvised explosive devices), in den Straßen vergrabene Bomben, eine logische Entwicklung, was das Verhältnis von eigenen Verlusten zum dem Feind zugefügten Schaden betrifft.


    Das ist jetzt zwar ein bisschen sehr weit hergeholt, aber kenne die Idee von MZBs Darkover-Serie, wo auf dieser Welt sämtliche Waffen verboten sind, die es möglich machen, aus der Ferne zu töten.


    Zitat

    Ich hatte beim Lesen gedacht, dass Junger in dem Zusammenhang auch auf die Afghanen hätte eingehen können, wo man ja durchaus sagen kann, dass sie ihre Lebensweise ("Heimat") verteidigen, auch wenn die Taliban ja nicht für Freiheit und Frieden für sich und alle ihre Landsleute kämpfen, sondern für ihren eigenen Machtanspruch.


    Vor allem denke ich mir, dass es schon einen Unterschied macht, ob man "daheim" kämpft oder in einem fremden Land. Und wie man darüber denkt, fremde Soldaten, Invasoren quasi, dort zu haben.


    Ich bin die letzten paar Tage nicht so zum Lesen gekommen, bin jetzt noch am Anfang von Abschnitt 3.

  • Fertig. Hoffentlich war ich nicht zu schnell. ;-)


    Wirklich ein hochinteressantes und tolles Buch. Jetzt warte ich mal auf Utas versprochene Rezension, um meinen Senf dazu geben zu können.


    So, was ist mir noch aufgefallen? Sehr interessant fand ich die Beobachtungen darüber, welche Soldaten im allgemeinen die besseren Krieger sind. Allerdings frage ich mich, was er hier (S. 236) mit "socially mature" meint, wenn er gleich darauf von den israelischen Soldaten spricht, bei denen die besser waren, die im Kibbutz eher angeeckt sind. Das klingt für mich irgendwie nach einem Widerspruch zu sozialer Reife. Oder geht das hier Hand in Hand mit "tightly run", zwar sozial reif im Umgang mit anderen Menschen, aber nicht unbedingt unter beengenden Verhältnissen?
    Das würde ja dann wieder passen zum guten Einsatzsoldaten, der ein schlechter Kasernensoldat ist.


    Das war überhaupt ein sehr interessanter Abschnitt, danach über die jungen Männer, die zumindest in den USA statistisch eine dermaßen "gefährdete" Gruppe sind, was wiederum ausgeht von der Dopaminausschüttung. Das wusste ich wirklich nicht, dass das bei Männern dermaßen stärker ausgeprägt ist. Soll man sie darum beneiden oder bemitleiden?


    Und dann kommt er auch schon zum Thema des Abschnitts, "Love". Das scheint ja auch wirklich alles umfassend zu sein, dieser Begriff von "ich kämpfe nicht für mein Land oder eine Idee, sondern für meine Buddys", das trifft man ja überall. Und eigentlich ist es auch logisch, aber es muss dann auch funktionieren, dass sich die Gruppe als solche zusammenfügt. Oder geschieht das automatisch unter dem gemeinsam erlebten Druck? Vermutlich schweißt das zusammen.


    Stark fand ich den letzten Satz:

    Zitat

    Maybe the ultimate wound is the one that makes you miss the war you got it in. (S. 268)


    Das drückt das ja aus, dieses komplett verändert werden.


    Kurios fand ich die Erwähnung des einen Soldaten, der von den Marines abgelehnt wurde, und dann eben zur Army gegangen ist. Sowas lesen Soldaten sicher nicht gern.


    Wie gesagt, höchst interessantes und tolles Buch. Danke an Uta und uert für die Inspiration, es jetzt zu lesen.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Kommt mir das nur so vor, oder war/ist der Irakkrieg in den Medien und der öffentlichen Wahrnehmung weit präsenter als der in Afghanistan?


    Ich habe da jetzt eine Weile drüber nachgedacht :gruebel aber ich glaube, bei MIR ist der Afghanistan-Krieg präsenter. Keine Ahnung, warum. Grundsätzlich habe ich schon mehr über Afghanistan gelesen (z.B. die Bücher von Khaled Hosseini) als über den Irak, weswegen mir das Land präsenter ist. Und ich habe über mehrere Ecken mitbekommen, wie Freunde von Freunde von Bundeswehrsoldaten nach Afghanistan mussten. Irak ist irgendwie so'n Ding, was die Amis mehr oder weniger alleine durchgezogen haben (also...in meiner Wahrnehmung).


    Soviel mal dazu ;-)


  • Bin jetzt auch mit Killing fertig und ich kann Grisels Anmerkungen vollumfänglich unterschreiben :write Mann, bin ich lahm :grin aber Du hast's halt so gut zusammengefasst.


    Mich stört allerdings immer noch, dass er FÜR MICH total durcheinander schreibt. Er kommt von Hölzkens auf Stöckskens. Naja, bisschen war zum kritisieren muss ich ja haben.

  • Zitat

    Original von uert
    Bin jetzt auch mit Killing fertig und ich kann Grisels Anmerkungen vollumfänglich unterschreiben :write Mann, bin ich lahm :grin aber Du hast's halt so gut zusammengefasst.


    :grin


    Zitat

    Mich stört allerdings immer noch, dass er FÜR MICH total durcheinander schreibt. Er kommt von Hölzkens auf Stöckskens. Naja, bisschen war zum kritisieren muss ich ja haben.


    Ich fand eigentlich gar nicht, dass er durcheinander schreibt. Er geht ja von Ereignis zu Ereignis und macht zwischendurch die allgemeinen Bemerkungen. Das habe ich auch quasi als Aufhänger für die Amazon-Rezi genommen, dass da für mich kein Bruch drinnen war zwischen "Kumpel der Soldaten" und "Erklärbär", weil er das IMO deshalb so schön klassifizieren und erklären konnte, weil er eben der Soldatenkumpel war. Ist.

  • So, ich bin jetzt auch fertig.


    Meine von Anfang an geäußerte Kritik bleibt: mir hat er zu durcheinander geschrieben. Ich sehe zwar, dass er chronologisch die 15 Monate deployment beschreibt und sich dabei auf FEAR, KILLING und LOVE konzentriert, aber er schwafelt so daher, kommt plötzlich ohne Absatz auf ein Thema, wo man gar nicht weiß, wie er jetzt darauf kommt und dann schwafelt er so weiter....also, mich hat das das ganze Buch über gestört.


    Ich habe mir dann immer diesen Satz aus dem Klappentext vorgehalten: His objective was both simple and amitious: to convey what war actually feels like.


    Dieses Ziel hat er definitive erreicht, dafür gibt es ein triple A. Mehr Struktur und es wäre ein AAA+ geworden :grin


    Sicherlich kann auch ein Buch nicht alles bedienen. Klar hätte ich mir noch mehr Hintergrund über die Seite der Afghanen gewünscht. Das die Taliban die locals ~einkaufen, um die Amis zu bekämpfen. Wie "beratungsresistent" die locals doch teilweise sind und doch (aus unserer westlichen Sicht) immer noch zu sehr den Taliban zugetan sind. Aber das ist dann ein anderes Buch.


    Bis auf die fehlende Struktur hätte ich mir in diesem Buch allerdings eines gewünscht und ich denke, Junger hätte dem noch einige Seiten hier und da widmen können: Die Reaktion der Soldaten auf seine Einbettung über den Lauf der Zeit.


    Interessant im dritten Abschnitt wie sehr die Gruppendynamik das Verhalten beherrscht. Die Gründe für den kriegerischen Konflikt interessieren nicht, es geht um die Gruppe.


    Vielleicht auch ein Thema für ein anderes Buch: Wie fucked up die Soldaten hinterher sind und was macht die Army für sie dann?


    Aber mir reicht's jetzt erstmal zu dem Thema :grin Vieles dabei macht mich auch zu wütend. Ich brauche jetzt Kontrastprogramm happy happy joy joy


  • Zitat

    Original von uert
    Dieses Ziel hat er definitive erreicht, dafür gibt es ein triple A. Mehr Struktur und es wäre ein AAA+ geworden :grin


    Immer diese Downgrade-Drohungen in der letzten Zeit. :help


    :grin


    Zitat

    Bis auf die fehlende Struktur hätte ich mir in diesem Buch allerdings eines gewünscht und ich denke, Junger hätte dem noch einige Seiten hier und da widmen können: Die Reaktion der Soldaten auf seine Einbettung über den Lauf der Zeit.


    Wie schon gesagt, da kann ich Dir "Generation Kill" nur allerwärmstens ans Herz legen. Gleiches Thema, aber anderer Krieg und andere Herangehensweise beim Schreiben.


    Zitat

    Vielleicht auch ein Thema für ein anderes Buch: Wie fucked up die Soldaten hinterher sind und was macht die Army für sie dann?


    Mir fällt noch ein, es wäre vielleicht auch interessant zu erfahren, was aus ihnen geworden ist, vor allem O'Byrne, den wir ja doch am besten kennenlernen und für den es am Ende nicht gut aussieht. Aber vielleicht ist es gerade deshalb gut, es nicht zu wissen. Ich hatte schon einen leichten Klos im Hals, als Junger ganz am Ende Hetherington dankt und hofft, dass sie noch einige Projekte dieser Art zusammen machen können.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Mir fällt noch ein, es wäre vielleicht auch interessant zu erfahren, was aus ihnen geworden ist, vor allem O'Byrne, den wir ja doch am besten kennenlernen und für den es am Ende nicht gut aussieht. Aber vielleicht ist es gerade deshalb gut, es nicht zu wissen. Ich hatte schon einen leichten Klos im Hals, als Junger ganz am Ende Hetherington dankt und hofft, dass sie noch einige Projekte dieser Art zusammen machen können.


    Ob er da noch mal später einen Artikel in Vanity Fair geschrieben hat? Werd' ich mal recherchieren (also sowohl über O'Byrne als auch Tim Hetherington).

  • Ich lese gerade Arianna Huffington's Third World America und gegen Ende, wo's um Wege aus der Krise geht, gibt es einen Abschnitt mit dem Titel "Lessons from the Financial Foxhole". Es beginnt mit einer Kurzzusammenfassung von Junger's War und seinem Fazit. "Every guy in that platoon was necessary to everyone else and that necessariness, I think, is actually way more addictive than adrenaline is", says Junger. "You have an unshakable meaning in a small group that you can't duplicate in a society".


    Huffington meint aber, man kann dieses unshakebable meaning und die necessariness auch außerhalb des battlefields duplizieren. Man muss sogar. "Though it's not war, it is financial warfare".


    "How can we create our own bands of brothers - and sisters - in communities all across the country that will give us that sense of purpose and necessariness, and allow us to face down these threats?"


    Fand ich a) ganz interessant, dass sie hier auf Junger's War zurückgreift und b) für mich natürlich super Timing :grin


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    Original von uert
    Fand ich a) ganz interessant, dass sie hier auf Junger's War zurückgreift und b) für mich natürlich super Timing :grin


    Klingt nach einem schönen "Lesezufall". Aber die Idee kommt mir ein bisschen illusorisch vor. Ich glaube, das Bonden klappt so wirklich nur in dieser Ausnahmesituation.

  • Zitat

    Original von Grisel


    Klingt nach einem schönen "Lesezufall". Aber die Idee kommt mir ein bisschen illusorisch vor. Ich glaube, das Bonden klappt so wirklich nur in dieser Ausnahmesituation.


    Im Großen und Ganzen waren alle ihre Vorschläge naiv. Gleiches gilt auch für "Dead Aid". Das sind alles theoretische Planspiele, die leider nie das Licht der Welt erblicken. Für Deutschland sage ich da nur "Steuererklärung auf'm Bierdeckel" :lache


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