Fünf Freunde und neues Ausgaben...

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    sie sind nicht schlechter, aber zumindest naiver, dümmer, fauler, wozu sonst bräuchten sie einen dahergelaufenen Kapitän als König?


    Ich wüsste nur ZU gerne was BabyJane zu der Szene sagt, in der Pipi den blöden Polizisten Kling und Klang eine Torte ins Gesicht schmeißt! :lache



    Zitat

    Warum hat Frank Farian in den 70er Jahren drei halbnackte "Negerinnen" und einen bescheuert rumtanzenden "Wilden" auf die Discowelt (Boney M) losgelassen und damit ein Klischee nach dem anderen bedient?


    ganz genau. Um den Leuten was zum Gaffen zu geben: "man kann ja sagen, was man will, aber tanzen können sie, die Neger" oder "der führt sich auf wie ein Pavianmännchen". Aber dieses Bild hat den durchschnittlichen Deutschen damals geprägt: Schwarze sind promiske Affen.


    Demnach wäre also Frank Farian ein Rassist, weil er eine Band ins Leben gerufen hat, die aus drei halbnackten schwarzen Frauen und einem wild tanzendem Wilden besteht. Ich meine- nein. Das, was Frank Farian dort veranstaltet hat, ist vielleicht ein überaus bescheuertes Klischee und höchstenfalls geschmacklos. Aber das, was die Leute damals (und auch DU mit Deiner Aussage) damit assoziieren, DAS ist rassistisch. Wenn Karl Moik einen Italiener "Spaghettifresser" nennt oder wenn Gloria von Thurn und Taxis vor laufender Kamera "der Schwarze schnackselt gerne" verkündet. :pille


    Meine Oma zB hat Boney M immer sehr gemocht, obwohl sie eher konservativ eingestellt war. Es geht um Exotik und im Falle von diesem einen Sequel im Taka Tuka Land um den Duft der großen, weiten Welt mit all ihrer vielfältigen Andersartigkeit in einem skurillen Märchen und nicht darum, andere Menschen zu minderwertigen Affen zu reduzieren. Ich habe ja schön öfters gesagt, dass ich das als sehr aus dem Kontext herausgerissen empfinde.


    magali:


    Ich habe als Kind Michael Ende, Ottfried Preussler, Erich Kästner, Lewis Carroll, Christine Nöstlinger, die Bravo, Douglas Adams, Robert Louis Stevenson, Mark Twain, Alfred Hitchkock, Enid Blyton und Astrid Lindgren gelesen. Ich mag die Texte von EOC, Sven Regeners Bücher aber nicht so sehr. Meine Eltern haben übrigens kaum bis gar nicht gelesen. Ich bin sehr gespannt auf Deine Analyse bezüglich meiner Entwicklung und auch, was Du als Kind so gelesen hast. (das ist nicht ironisch gemeint)


    Kinder haben heutzutage eine große Auswahl an alten Klassikern und neuen Büchern, die sie sich auch im Buchladen oftmals selber aussuchen dürfen. Und da beobachte ich, dass sie eine große Affinität zu Astrid Lindgren und auch anderen Klassikern verspüren, warum würden sie sonst immer noch aufgelegt, weil die Eltern das forcieren? Ich weiß nicht. :wave

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • melancholy


    nein, nein, ich habe Dir das Wort nicht im Mund umgedreht, wollte ich auch nicht. Wenn der Eindruck entstand, tut es mir leid, ich habe lediglich ironisiert und pointiert formuliert, um die Problematik klar zu machenn.


    Noch einmal von vorne:


    es geht nicht darum, Kinderbuchklasiker rundum zu verbannen. Es geht darum, sie auszuwählen, weil ihre Inhalte oft genug fragwürdig sind. Meiner Ansicht nach wird die Frage der Inhalte verharmlost.
    Es scheint immer noch nicht klar geworden zu sein, worum es in den strittigen Kapiteln ds dritten Bands von 'Pippi Langstrumpf' geht: einfach darum, daß überkommene, paternalistische Sichtweisen weißer Menschen auf Menschen anderer Hautfarbe für eine Kindergeschichte benutzt werden. Und daß, obwohl sowohl die zum Zeitpunkt des Erscheinens des Buchs bekannten Tatsachen über die Folgen von Kolonialismus für Menschen anderer Hautfarbe bekannt waren, als auch der unmittelbare Beweis, nämlich Nukelarwaffenversuche, jeder und jedem vor Augen war.


    Rassismus entsteht nicht über Nacht, das nährt sich aus vielen Gedanken und Erfahrungen, die Kinder machen. Die Vorstellung von 126 lustigen Wilden auf einer Insel der Seligen in de Südsee ist ein solches Samenkorn. Wenn man Pech hat, bekommt es Wurzeln.
    Solche Gedanken sind gefährlich. Jeder einzelne von ihnen. Weil ganz viele andere auch herumschwirren und sie zusammenfinden können. Meiner Ansicht nach sollte man jeden Anküpfungspunkt deutlich machen und so weit wie möglich auch tilgen. Es wird noch viele Generationen brauchen, ehe wir über lustige braunhäutige Wilde vielleicht ehrlich werden lachen können und nicht, weil wir uns heimlich über sie erhaben fühlen, über die Halbnackten mit ihren rollenden Augen, den dicken Lippen und dem Drahtbürstenhaar.



    rienchen


    ich verstehe nicht recht, was die Aufzählung endloser privater Leselisten mit der Frage zu tun hat, wie man mit bestimmten Kapiteln in einem bestimmten Buch umgehen soll.
    Die Bücher, die Du nennst, habe ich im Großen und Ganzen ebenfalls gelesen und ein paar hundert mehr.
    Und ich habe endlos lange gebraucht, zu verstehen, was für einen Mist ich deswegen über die Jahre in meinem Kopf angesammelt hatte.


    Argumente, wie ich sie oben anführe, brauchen ihre Zeit. Sie kosten Mühe. Ich habe viel zuviel Zeit und Mühe aufwenden müssen dafür, weil ich mich durch kiloweise Gedankenmüll habe schaufeln müssen, um zu verstehen. Ich habe Lebenszeit verloren, weil ich etwa Berge schnulziger Liebesromane gelesen habe, wo dreie gereicht hätten, um zu kapieren, wie das Genre funktioniert.


    Das war die Folge ungezügelten Lesens, eien Folge der Haltung: Hauptsache, sie lesen überhaupt.
    Viellesende Kinder können zu dummen Erwachsenen werden. Ich war sehr dumm und habe bis heute mit meinen Dummheiten aus dieser persönlichen Leseerfahrung zu kämpfen.


    Jede neue Generation ist eine neue Chance. Hat eine neue Chance, nicht allzuviel Zeit mit Büchern und Geschichten zu vertun, die ihre Hirne eher verkrusten, als sie zu erhellen.
    Meine Meinung.


    Du hast mich gefragt.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ja, magali ich habe dich gefragt und ich bedanke mich fuer die Antwort. Ausserdem verstehe ich ja, was Du sagt bzg den Wurzeln des Rassismus. Es kommt aber doch auch immer darauf an, was die Eltern ihrem Kind mit auf den Weg geben. Haette meine Oma Boney M als wilde Affenhorde bezeichnet und meine Eltern die Schwarzen auf Taka Tuka als minderwertige Neger, waere ich moeglicher Weise anders drauf. Da hast Du recht, diese Art der Literatur kann von falschem Gedankengut fuer ihte Zwecke missbraucht werden, wenn man so will. Allerdings bin ich nun mal der Meinung, dass es weit hergeholt ist und das Gute ganz klar ueberwiegt
    Aber- Rassismus entsteht nicht nur SO. Ich habe jetzt keine Energie, auf dem SP zu schreiben, ausserdem drehen wir uns im Kreis.


    Ich wuensche trotzden viel adventlichen Zuckerguss!


    :wave

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Zitat

    Original von rienchen


    Demnach wäre also Frank Farian ein Rassist, weil er eine Band ins Leben gerufen hat, die aus drei halbnackten schwarzen Frauen und einem wild tanzendem Wilden besteht. Ich meine- nein. Das, was Frank Farian dort veranstaltet hat, ist vielleicht ein überaus bescheuertes Klischee und höchstenfalls geschmacklos. Aber das, was die Leute damals (und auch DU mit Deiner Aussage) damit assoziieren, DAS ist rassistisch.


    Ganz genau! Ich bin in einem schwäbischen Dorf groß geworden, in einem ziemlich unintellektuellen aber liberalen Elternhaus. Bevor ich da weg bin, habe ich noch nie einen Schwarzen gesehen, geschweige denn, mit einem gesprochen.
    Dabei war ich durchaus politisch engagiert, ging auf Ostermärsche und war in der AK-Antifa.
    In Leipzig, während des Studiums, bin ich erstmals Schwarzen begegnet. Und meinen eigenen Vorurteilen. Rosario aus Angola zum Beispiel, der sprach mich in der Mensa an. Und was dachte ich? Der will dich nur anbaggern! Vielleicht bin ich ja besonders dämlich, aber ich musste wirklich lernen, mich vorurteilsfrei auf Gespräche mit Schwarzen einzulassen.
    Das Schlimme: ich war ja der festen Überzeugung, total tolerant zu sein, mein Eltern haben uns doch auch bewusst weltoffen erzogen.


    Und trotzdem spukte in meinem Kopf dieser latente Rassismus herum: Schwarze sind laszive Tänzer, die netten aber etwas lebensunfähigen Tansanier unsrer Missionare und ja, vielleicht auch die Bewohner von Takatukaland. Genau das ist der Mist, der sich in den Hirnen ansammelt, von dem Magali sprach.
    Das habe ich aber erst gemerkt, als ich mich bewusst damit auseinandergesetzt habe.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • rienchen


    ja, alles klar, kein Problem. Bis demnächst in diesem Theater. :lache
    Dir auch noch schöne Adventstage.



    DraperDoyle


    wie ich das kenne! Dabei komme ich aus einer mittelbadischen Stadt. Aber so ist es eben mit uns Kleinbürgertöchtern. :grin



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • DraperDoyle
    Ich bin auch in einem schwäbischen Dorf aufgewachsen und da es bei uns recht viele Ausländer gibt/gab, bin ich auch sehr früh einem Schwarzen begegnet, allerdings erst im Kindergarten. Ich erinnere mich an meine erste Begegnung noch genau, weil es eine lange Diskussion mit meiner Mutter nach sich gezogen hat. Ich kannte dunkelhäutige Menschen nur aus meinen Büchern und als ich in (der Stadt) Tübingen am Neckar das ersten mal einen gesehen habe, deutete ich ganz aufgeregt auf ihn und rief meiner Mutter zu "Mama, schau, ein Neger!".
    Tja. Das war so ca 1988 und meine Mutter war alles andere als amüsiert. Es hat auch recht lange gedauert, bis ich nicht mehr heimlich auf meine Hand geschaut habe, nachdem ich dunkelhäutigen Menschen die Hand gegeben habe, weil ich mich immer vergewissern wollte, ob sie auch nicht abgefärbt haben.
    Es war für mich einfach unbegreiflich, wie jemand tiefschwarz sein konnte. Irgendwann waren alle Arten von Hautfarben normal und ich habe mich über gar nichts mehr gewundert, obwohl ich einiges zu hören bekommen habe, wenn die Erwachsenen glaubten, man hörte nicht hin. Angefangen von "schön diese Rukje, aber das sind alle türkischen Mädchen, so lange sie jung sind, sobald sie älter werden, werden sie hässlich." oder "nimm dich vor den Italienern in Acht, die sind auf den ersten Blick charmant, auf den zweiten wollen sie aber immer nur das Eine" und "Ehen mit Sündländern halten nie! Da ist man einfach zu verschieden". Meine besten Freunde damals waren ein italienischer Junge (der mich immer heiraten wollte), ein französischer Junge und ein türkisches Mädchen. Bis die alle weggezogen sind, haben wir uns wunderbar verstanden. Wenn man als Kind nicht ständig aufgehetzt wird (und das tun bei Gott noch sehr viele Erwachsene) ist es den Kindern sowas von schnuppe woher die Kinder ursprünglich kommen (oder deren Eltern).

    Bücher sind eine höchst ergötzliche Gesellschaft. Wenn man einen Raum mit vielen Büchern betritt - man braucht sie gar nicht zur Hand zu nehmen - ist es, als würden sie zu einem sprechen, einen willkommen heißen.
    -William E. Gladstone-

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  • Huhu, Draper!


    Nach reiflicher Überlegung möchte ich jetzt noch was sagen. Ich verstehe, was Du sagst bzg den gewachsenen Vorurteilen in Deinem Kopf. Mir selbst geht es ja so mit den Waldorfschulen, wobei ich mir den Kopf anhand der Frage zermartere, WO zum Geier sie überhaupt herkommen und ich arbeite daran, mich von ihnen endlich mal zu lösen.


    Aber- Du erzählst doch, dass Du in einem kleinen Dorf aufgewachsen bist, dass die Zeiten damals auch andere waren. Für mich waren Farbige gar nichts Außergewöhnliches, bis vielleicht auf die Tatsache, dass ich sie sehr schön empfunden habe. Und meine Kinder wachsen ebenfalls mit Schwarzen auf, ich denke nicht, dass sie sie als naiver kategorisieren oder denken, dass sie von Taka Tuka Land kommen. Sie denken ja auch nicht, dass unser Nachbar, der Polizist ist, sich von kleinen Kindern Torten ins Gesicht schmeißen lässt.


    Ganz ehrlich habe ich viel mehr Angst davor, dass der braune Mob mal auf dem Schulhof heimlich rechte Drecksmusik verteilt und die Kinder damit rekrutiert.


    Aber na ja. Ich habe schon verstanden, was Du und magali sagen wolltet und eigentlich schadet es ja auch nicht, die Augen offen zu halten! :)


    BtW: ich habe vorhin was für Dich abgeschickt und würde nur zu gerne Dein Gesicht sehen, wenn die Überraschung rausfällt! :lache

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • rienchen


    Du sprichst vom 'braunen Mob'. Als solcher wird man geboren, oder wie stellst Du Dir das vor?
    'Rechte Drecksmusik' fällt aus den Wolken? Wenn jemand diese Musik und die Texte dazu gefallen, dann liegt das an den Genen? Gar nicht anzufangen davon, woher die kommen, die sich so etwas ausdenken. Vom braunen Planeten?


    Und was ist Verführung? Verführte werden kann diejenige, die's nicht besser weiß. z.B., weil sie vielfach und in vielerlei Variationen von Kind auf Geschichten von Südseeinseln gehört hat, die von dämlichen Wilden bevölkert sind.




    :wave


    magali (in der festen Hoffnung, daß 1+1 immer noch 2 ergibt)

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • magali: ?(


    Da hast Du mich wohl komplett falsch verstanden oder bist Du in Diskutierlaune? Nein, als brauner Mob wird man nicht geboren, man wird zu ihm und zwar durch das, was Eltern einem zB mit auf den weg geben. Und nicht NUR durch EIN Kapitel in P.L.


    Hui, da ich den Kopf voll Watte habe und ich eigentlich alles geschrieben habe, lasse ich das Thema jetzt mal ruhen. Davon abgehen habe ich mich an Draper gewandt. :wave

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • rienchen


    wenn Du mit DD privat reden wilst, tu's via PN oder im Chat. Was im Forum steht, ist öffentlich, da darf man sich nicht wundern, wenn eine sich einmischt.


    Und wenn ausgerechnet in dieser Diskussion solche undifferenzierten und zur Zeit zufällig mal politisch korrekten Hype-Ausdrücke wie 'brauner Mob' fallen, dann kannst Du sicher sein, daß ich Anstoß nehme.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus