"Im Weltraum gibt es keine Gefühle"
Kinostart: 24.11.2011
Produzent: Jonathan Sjöberg, Bonnie Skoog
Hauptdarsteller: Bill Skarsgård, Martin Wallström u.a.
Produktionsland: Schweden
Trailer:http://www.trailerseite.de/fil…le-dvd-trailer-21505.html
Über den Inhalt:
Der am Asperger Syndrom leidende Simon lebt mit seinen Eltern und seinem Bruder Sam zusammen. Als der dreizwanzigjährige Sam mit seiner Freundin Frida zusammenzieht, gerät für Simon die Welt aus den Fugen und er
verkriecht sich in seinem Zimmer in einer Metalltonne,
die für ihn das Universum bedeutet. Erst als Sam mit seinem Bruder
über ein Sprachrohr Kontakt aufnimmt und verspricht, ihn bei sich wohnen zu lassen, verlässt Simon seine Raumkapsel.
Als Frida das gemeinsame Zusammenleben aufgrund Simons Besonderheiten nicht mehr erträgt, verlässt sie Sam.
Simon versteht die Welt nicht mehr und begibt sich auf die Suche nach einer neuen Freundin für Sam.
Meine Meinung:
Der knapp zwanzigjährige Simon ist alles andere als normal:
Er kennt sich in höherer Mathematik und Physik aus, gestaltet seinen Tagesablauf sekundengenau, liebt es, runde Sachen zu essen und lehnt jegliche menschliche Berührung ab.
Als sein Bruder Sam, zu dem Simon eine innige Beziehung hat, aus dem elterlichen Haus auszieht, sperrt Simon sich in seiner Raumkapsel ein, die für ihn das Weltall bedeutet. Erst als Sam Simon mit samt der Tonne in seine Wohnung einziehen lässt, verlässt Simon seinen Kosmos.
Zu diesem Zeitpunkt erahnt der Zuschauer bereits, dass das dreieckige Wohnverhältnis, das gänzlich nach den Vorstellungen von Simon abläuft,
nicht lange gut gehen kann. Frida ist zusehens angespannt von Simons Pünktlichkeit, von seinem nächtlichen Schlagzeugspielen und von der
fehlenden Zweisamkeit mit Sam. Als Frida die Situation nicht mehr erträgt, verlässt sie Sam.
Den Filmemacher gelingt auf großartige Weise, das Alltagsleben eines am Asperger Syndrom leidenden Menschen zu zeigen, seine Stärken und Schwächen sichtbar zu machen und die spürbaren Auswirkungen für seine Mitmenschen darzustellen.
Das Besondere an diesem Film ist jedoch, dass er nicht völlig aus Simons Perspektive geschildert wird, sondern auch die Doppelbelastung für Sam zeigt, der über den Verlust von Frida nicht hinwegkommt und gleichzeitig Simon trösten muss, der nicht versteht, warum Frida die beiden verlassen hat.
Auch Simon ist nicht völlig gefühllos und er sieht, wie sein Bruder unter der Situation leidet, doch er versucht die Emotionen seiner Mitmenschen anhand lächelnder und trauriger Gesichtern zu analysieren und menschliche Beziehungen in Gleichungen zu formulieren, die der Zuschauer dank visueller Tricks miterleben darf.
Simon beschließt, dem Glück auf die Sprünge zu helfen und anhand eines Fragebogens, eine perfekt kompatible Freundin für Sam zu suchen.
Dass bei diesem Projekt Stolperfallen für den jungen Mann und lachkrämpfe beim Publikum nicht ausgeschlossen sind, ist ebenso klar wie man anhand eines 13-Punkte-Katalogs keine geeignete Partnerin für den eigenen Bruder finden kann.
Doch erst als es zu einem Gespräch zwischen den beiden Brüdern kommt, erkennt Simon, dass die Anziehungskraft nicht in der Perfektion besteht, sondern auch Gegensätze für die Liebe wichtig sind.
In Jennifer, der Simon jeden Morgen begegnet, ist schnell ist eine unperfekte,
ja chaotische Kandidatin ausgemacht, die alles andere als passend für den ordnungsliebenden Sam erscheint.
Doch gerade Jennifer schafft es, zu dem ansonsten verschlossenen Simon eine ganz besondere und sehr liebevolle Beziehung aufzubauen und ihn zu verstehen.
Mit viel Humor, natürlich wirkenden Schauspielern und gelungener musikalischer Untermalung haben die schwedischen Filmemacher
einen sensiblen Film vorgelegt, der den Schwerpunkt nicht auf Normalität, sondern auf Andersartigkeit legt, ohne zu beschweren.
Besonders lobenswert sind die Leistungen von Bill Skarsgård (Simon) und Cecilia Forss (Jennifer), die die ungewöhnliche Begegnung und langsame Annäherung von Simon und Jennifer glaubhaft verkörpern.
"Im Weltraum gibt es keine Gefühle" ist ein absolut sehenswertes, warmherziges und charmantes Komödien-Drama, das im ausgehenden
Jahr 2011 Anwärter auf mein Kino-Highlight des Jahres ist.
Mein Fazit:
Uneingeschränkt empfehlenswert!