Jesabel - Irene Nemirovsky

  • Ungekürzte Lesung
    Gesprochen von Andrea Eckert


    Übersetzt von Eva Moldenhauer


    Kurzbeschreibung:
    An einem Sommertag im Jahre 1935 steht in Paris eine elegante ältere Frau vor Gericht. Sie soll ihren 20-jährigen Liebhaber ermordet haben. Die Menge der Schaulustigen ist groß, denn Gladys Eysenach ist keine Unbekannte, sondern eine der schönsten, reichsten und begehrtesten Frauen ihrer Zeit. Ohne Zögern gesteht sie die Tat. Ein Raunen geht durch den Saal. Wie konnte aus dieser kultivierten Dame eine Mörderin werden? In der Rückschau wird Gladys Eysenachs Leben erzählt.


    Buechereulen-Rezension der Buchausgabe: Irene Nemirovsky - Jesabel


    Über die Autorin:
    Irène Némirovsky wurde 1903 als Tochter eines reichen russischen Bankiers in Kiew geboren und kam während der Oktoberrevolution nach Paris. Dort studierte sie französische Literatur an der Sorbonne. Irène heiratete den weißrussischen Bankier Michel Epstein, bekam zwei Töchter und veröffentlichte ihren Roman "David Golder", der sie schlagartig zum Star der Pariser Literaturszene machte. Viele weitere Veröffentlichungen folgten. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach und die Deutschen auf Paris zu marschierten, floh sie mit ihrem Mann und den Töchtern in die Provinz. Während der deutschen Besetzung erhielt sie als Jüdin Veröffentlichungsverbot. In dieser Zeit arbeitete sie an einem großen Roman über die Okkupation. Am 13. Juli 1942 wurde Irène Némirovsky verhaftet und starb wenige Wochen später in Auschwitz. 2005 entzifferte Némirovskys Tochter Denise Epstein das Manuskript, das als „Suite française“ veröffentlicht und zur literarischen Sensation wurde.


    Über die Sprecherin:
    Andrea Eckert studierte in Paris Literaturwissenschaften bevor sie sich für eine Schauspielkarriere entschied.
    Nach vier Jahren an der Burg wechselte sie 1988 ans Volkstheater, wo sie 16 Jahre lang der Publikumsmagnet war.
    Seit 2006 agiert sie als freie Schauspielerin mit vielen Filmengagements und Soloabenden. Außerdem ist sie als Regisseurin von Dokumentarfilmen erfolgreich.


    Mein Eindruck:
    Das Hörbuch erschien in der Hörbuch-Edition WOMAN VOICES und umfasst mit 4 CDs eine ausführliche Lesung.


    Jesabel erinnert mich an das Hörbuch Cheri von Colette, gelesen von Hannelore Elsner. Aber sowohl Autorin als auch die Sprecherin nehmen Pathos aus ihrer Geschichte und wirken dadurch umso härter. Wie schon in „David Golder“ widmet sich Irene Nemirovsky einer eher unsympathischen Hauptfigur.


    Gladys Eysenach steht im kurzen Prolog 1935 wegen Mordes an einem jungen Mann vor Gericht. Kurz wird vom Gericht ihre Leben in nüchternen Details umrissen. Nach diesem Prolog folgt der Rückblick auf Gladys komplettes Leben, ihre Jugend, schnelle Heirat mit einem mächtigen, reichen Mann, Geburt eines Kindes, dann den Tod des Ehemannes und viele Liebhaber. Das einzig wichtige in ihrem Leben ist ihr ihre eigene Schönheit und die Bewunderung der Männer. Irene Nemirovsky seziert die Oberflächlichkeit dieser Frau gnadenlos. Höhepunkt ist, wie der Konflikt zwischen Mutter und Tochter herausgearbeitet wird.
    Unklar bleibt, woher Gladys Besessenheit kommt, warum für sie nur das Äußere, und das bis zur Obsession, gilt. Der Zwang Bewunderung zu erregen ist für sie eine Sucht. Ihre Angst vor dem Altern beherrscht sie. Deswegen handelt sie oft auch wie eine Drogensüchtige und tut alles dafür als Jung zu gelten.
    Das eskaliert irgendwann.


    Nemirovsky gestaltet die Geschichte geschickt über mehrere Jahrzehnte und die Sprecherin hält den Zuhörer sowohl bei den Gedankengängen als auch bei den Dialogen bei der Stange.