Heike Koschyk - Die Alchemie der Nacht

  • Kurzbeschreibung (amazon)


    Der junge Medizinstudent Christoph Wilhelm Hufeland wird Zeuge, wie ein Kommilitone von einem Degenstoß niedergestreckt wird. Als die Leiche unter mysteriösen Umständen verschwindet, versucht er gemeinsam mit Helene, der Schwester des Toten, dieses Rätsel zu ergründen. Sie kommen einer blutigen Verschwörung auf die Spur - es geht um ein allmächtiges Heilmittel, skrupellose Menschenversuche an jungen Mädchen und die düsteren Machenschaften einer Freimaurerloge. Begleitet von Samuel Hahnemann, der seine Heilkunst der Homöopathie erst vollendet sieht, wenn er Gewissheit über eine letzte Frage gewinnt, begeben sie sich auf die Fährte einer geheimnisvollen Rezeptur, die ewiges Leben verheißt.


    Über den Autor
    Heike Koschyk, 1967 in New York geboren, war Heilpraktikerin mit einer eigenen Praxis und Dozentin für Homöopathie, bevor sie zu schreiben begann. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg und ist Trägerin des Agatha-Christie-Krimipreises. Mehr Informationen zur Autorin unter www.heike-koschyk.de.



    Eigene Beurteilung


    Nachdem ich schon Heike Koschyk's Erstlingsroman Pergamentum mit großer Begeisterung gelesen habe, war klar, dass ich auch Ihren neuesten Roman sofort lesen musste.
    Heike Koschyk ist Trägerin des Agatha-Christie-Krimipreises und das zu Recht! Ihre Romane sind keine reinen, vor sich hin plätschernden historischen Abhandlungen.
    Es gibt immer einen super spannenden Krimiplot, dessen puzzleartige Auflösung einen bis zum Ende atemlos bei der Stange hält.


    Jeder der mit "Die Alchemie der Nacht" zu lesen beginnt sei schon mal vorgewarnt, dass er dann erst wieder für seine Familie ansprechbar sein wird, wenn man die letzten Seite umgeblättert hat.


    Der Schreibstil ist flüssig, die Handlung ist logisch und spannend aufgebaut und zieht einen sofort in die Geschichte hinein.


    Der Klappentext hält was er verspricht, es geht um die Wissenschaft, Mystik, Liebe, Wahnsinn und um die Anfänge der Homöopathie.
    Der Roman beinhaltet Fiction und Wahrheit und zeigt sehr gekonnt die Konfrontationen auf, die es schon im 18. Jahrhundert zwischen Schulmedizin und Homöopathie gegeben hat.
    In dieser Hinsicht hat sich bis heute nichts geändert!


    Helene und Albrecht sind Geschwister aus Königsberg. Deren Vater ist Apotheker und schickt seinen einzigen Sohn nach Jena, auf der Suche nach dem Rezept für das unsterbliches Leben.
    Um seine Apotheke vor dem Ruin zu retten, will er Helene mit dem Medizinalrat verheiraten. Diese lässt sich das nicht gefallen und flieht in einer Postkutsche über Berlin nach Jena.
    Der zweite Handlungsstrang befasst sich mit Christoph Hufeland, der in Jena studiert. Sehr bald schon bekommt er die üblen Machenschaften der Verbindung an sich und seiner Familie zu spüren.
    An dem Tag als er nach Weimar zu seinem Vater aufbrechen will, kommt Helene mit der Postkutsche an.
    Von Hufeland muss sie nun erfahren, was mit ihrem Bruder passiert ist.


    Der dritte Handlungsstrang beschreibt Hahnemanns Werdegang, dem Begründer der Homöopathie. Zum Ende hin verweben sich alle 3 Handlungsstränge zusammen zu einer Geschichte.


    Ein Glossar und ein gezeichneter Stadtplan von Jena runden das Buch ab. Die Autorin erklärt am Schluss sehr genau, was Fiction und was Realität ist.


    Fazit: ein gelungener Roman über Christoph Hufeland und Samuel Hahnemann und über die Anfänge der Homöopathie, den ich sehr gerne gelesen habe.
    Meine uneingeschränkte Leseempfehlung!


    Von mir gibt es 9 von 10 Eulenpunkte

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Vielen Dank, liebe bonomania, ich freue mich sehr über diese Rezension! :knuddel1


    Edit: Soeben gesehen: Du hast dem Buch sogar einen Eulenpunkt mehr gegeben als Pergamentum. :tanz

  • Und ganz herzlichen Dank für die Kindle-Version an die Autorin und ihren Verlag.


    Ich habe täglich geklickt, dass ich das Buch auf dem Kindle lesen möchte, seit ich hier den Beitrag dazu gelesen habe und heute war es soweit !

  • "Nicht der äussere Schimmer glänzender Hypothesen oder vielversprechender Rezepte sei unser Zweck, nicht grösste Einfachheit in der Auswahl der Mittel. Wahrheit sei unser höchstes, unser einziges Gut. Wahrheit und Aufklärung."


    Zitat von Seite 250 dieses Romans


    Alchemie, was für ein berauschendes und zugleich mächtiges Wort. Ein Fluidum von Mythen und Sagen umwehen diesen alten Zweig der Naturphilosophie wie der flüchtige Wind und jeder versteht etwas anderes unter diesem geheimnisumwitterten Begriff. Für die einen ist es der Weg unedle Materie mittels Transmutation in Gold zu verwandeln, für die anderen ein Prozess der inneren Läuterung und Wandlung um das Himmelreich auf Erden zu erfahren und manche verstehen darunter nicht weniger als die Erforschung der Lebenskraft, des "Lapis Philosophorum" - Der Stein der Weisen, Das arkanische Salz, Das Lebenselixier schlechthin! Eine Rezeptur die das göttliche Licht mit der irdischen Materie vereint und eine Arznei von unermesslicher Kraft erschafft.


    Deutschland gegen Ende des 18. Jahrhunderts, überall in den Hochburgen der Wissenschaft wird gelehrt, gelernt und geforscht. In Leipzig studieren die Höfisch-Galanten, in Halle die Frommen und Fleissigen, in Wittenberg wird die Freundschaft über alles gestellt und in Jena versuchen die Renommisten zu akademischen Ehren zu kommen. Im Milieu der Universitäten zu dieser Zeit spielt die Handlung dieses Romans. Gebildete Professoren und wissbegierige Studenten leben den Drang aus sich immer mehr Wissen über die Medizin anzueignen und neue Heilmethoden zu entwickeln. Dabei schliessen sie sich zu Gruppen zusammen die teilweise seltsame Auswüchse annehmen, einfache Studentenverbindungen mit ihren Ritualen sind da noch die Harmloseren im Vergleich zu Logen von Freimaurern oder Anhängern des Okkulten. Um medizinische Wissen zu erlangen nehmen einige Forschungen an Menschen düstere und ganz und gar makabere Züge an und finden im Verborgenen statt ...


    Christoph Wilhelm Hufeland ist Student in Jena und wird Zeuge einer tödlichen Auseinandersetzung zwischen Kommilitonen. Unter ungeklärten Umständen verschwindet die Leiche und er kommt nach und nach einer nebulösen und unbarmherzigen Vereinigung auf die Spur. Wer spielt in diesem undurchsichtigen Geflecht aus dem Umfeld von Universität und Wissenschaft welche Rolle? Wer ist ein verblendetes aber umso gefährlicheres Irrlicht und wem kann man vertrauen? Gibt es eine Grenze zwischen Humbug, Quacksalberei und seriöser Forschung? Eine Geschichte voller Tücken nimmt ihrem Lauf ...


    Just zu dieser Zeit entwickelt der junge deutsche Arzt Samuel Hahnemann eine neuartige Heilmethode, die Homöopathie. Die Kunst die Medizin zu erlernen und das Wissen zu erweitern bedarf gründlicher Ausbildung mit Verstand aber auch viel Herz und Empathie, den Kranken sei dabei so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu zollen. Die Heilung von Kranken und das menschliche Leben lange und brauchbar zu erhalten sollte dabei die oberste Maxime sein. Er prägt auch den Spruch "Similia similibus curentur - Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt". Er sollte schliesslich zum Begründer dieser alternativen Medizin werden.


    Heike Koschyk hat einen ausserordentlich spannenden und bemerkenswerten Historischen Roman geschrieben. Der Roman ist voller Fakten und Wissen und ist lebendiger Geschichtsunterricht. Ich als Leser spüre das die Autorin mit den Anfängen der Homöopathie auf ein Historisches Thema gestossen ist zu dem sie einiges zu erzählen hat und genau weiss von was sie schreibt. Durch ihren Beruf als Heilpraktikerin und Dozentin für Homöopathie hat sie sich zu diesem Thema viel Erfahrung angeeignet und wie der Anhang beweist allfällige Historische Wissenslücken sorgfältig recherchiert und sich ihre kritischen Gedanken gemacht. Sie vermeidet es die Schulmedizin und die alternativen Heilmethoden zu werten und gegeneinander auszuspielen - das finde ich persönlich erwähnenswert.


    Wer aufgrund meiner Einleitung einen einfach zu lesenden, seichten Mystik-Thriller erwartet wird enttäuscht werden. Heike Koschyk schiebt solcherlei banalem Schmarren schnell einen Riegel vor. Die verschiedenen Handlungsstränge sind klug eingefädelt und ergeben nach und nach ein komplexes aber stimmiges Gesamtbild. Ein gewisses Mass an Mitdenken wird übrigens vom Leser erwartet. Satte 9 Eulenpunkte von mir für diesen Historischen Roman.

  • Titel: Die Alchemie der Nacht
    Autor: Heike Koschyk
    erschienen: bei rütten&loening


    Ich habe mich für die Lektüre dieses Buch im Rahmen einer LR entschieden, weil mich das Thema rund um die Anfänge der Homöopathie interessiert und meine Leselust geweckt hat.
    Meine Leseerwartung wurde nicht nur erfüllt, sondern sogar noch übertroffen.
    Ich fand mich wieder im Jena des auslaufenden 18. Jahrhunderts, indem Verbindungen und Logen das Studentenleben fest im Griff haben. Christoph Hufeland, ein ambitionierter Medizinstudent, beobachtet, wie ein Kommilitone während eines Duells auf offener Straße erstochen wird. Der Vorfall lässt ihn nicht zur Ruhe kommen und er beginnt, auf eigene Faust, Nachforschungen anzustellen. Damit gerät er in den Focus einer geheimen Loge, deren dichtes Geflecht aus Aberglauben, Ehrenkodexen, fragwürdigen Ritualen und Verschwörungen für ihn zur Grenzerfahrung wird.
    Zeitgleich soll Helene Steinhäuser, die Schwester des Toten, gegen ihren Willen verheiratet werden. Sie flieht aus dem elterlichen Haus in Königsberg und erhofft sich Hilfe von ihrem Bruder in Jena.
    Der dritte Hauptprotagonist ist Samuel Hahnemann, der mit einer vollkommen neuen Sichtweise die bisherigen Behandlungsmethoden und das mystisch angehauchte Medizinwesen in Frage stellt. Mit seinem Ansatz, den Patienten genau zu beobachten, den Menschen ins Zentrum der Behandlung zu rücken und damit an die Wurzel der Erkrankung zu erkennen und zu behandeln, revolutioniert er die Denkweise seiner Zeit. Dabei entdeckt er den Grundsatz, „Gleiches mit Gleichem“ zu behandeln. Die Homöopathie ist geboren.
    Die Wege dieser drei Menschen kreuzen sich und werden schicksalhaft miteinander verwoben. Hier liegt eine besondere Stärke dieses Buches. Mit Einfühlungsvermögen und Tiefe erweckte die Autorin meine Empathie für die Figuren, ich habe mitgelebt, geliebt, gezittert, gelacht und geweint. Für mich mein persönlicher Maßstab für die Qualität eines Buches und das ist hier sehr gelungen umgesetzt.
    Heike Koschyk gelingt eine ausgewogene Mischung aus Realität (nachzulesen im ausführlichen Nachwort) und Fiktion, die keine Fragen offen lässt, sondern mich vielmehr zum Staunen gebracht hat und so manche Wissenslücke geschlossen hat. Ich habe das Gefühl, einen Einblick in einen Teil der Medizingeschichte gewonnen zu haben. Dazu kommt, dass die Rahmenhandlung in eine kriminalistische Geschichte eingebettet ist, was echt spannend zu lesen war. Abgerundet wird der Roman durch Beziehungsgeflechte und eine gute Portion Liebesgeschichte. Alles zusammen die Autorin optimale Potenzierung des jeweiligen Gestaltungsmittels eingesetzt.
    Koschyks Schreibstil ist im besten Sinne ein ausgewogenes Komplexmittel, ein Heilmittel gegen Langeweile und Knoten im Kopf. Es besteht aus einer guten Brise Sprachgefühl, kombiniert mit historischem Duktus und Lebendigkeit und hat eine positive Nebenwirkung: Es weckt Lust auf mehr!

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Der Medizinstudent Christoph Wilhelm Hufeland bekommt es 1780 in Jena mit einem ungewöhnlichen Todesfall zu tun. Vor seinen Augen wird der Student Albert Steinhäuser bei einem Duell tödlich verletzt. Da Hufeland befürchtet, Albert könnte lebendig begraben worden sein, öffnet er dessen Grab und macht eine schreckliche Entdeckung. Dadurch gerät er nun selbst in Gefahr.


    Auch Alberts Schwester Helene, die ihren Bruder in Jena aufsuchen möchte, gerät in den Strudel der Ereignisse und in die Fänge einer mörderischen Studentenverbindung.


    Der Dritte im Bunde ist schließlich der Arzt Samuel Hahnemann, der die Medizin verbessern möchte und der sich als große Hilfe sowohl für Hufeland als auch für Helene erweist.


    Das Buch spielt in der Zeit der Aufklärung, es ist die Zeit Goethes und Schillers, Kants und Herders, eine Zeit, in der sich das Denken änderte, nicht nur, aber auch in der Medizin, weg vom Aberglauben, hin zu mehr wissenschaftlichem Denken, aber auch zu mehr humanistischem Gedankengut. Diesen Umbruch spürt man im Buch sehr gut, auch wegen Heike Koschyks wunderbarer bildhafter Sprache, die ebenso das Leben in Jena, Weimar, Königsberg und all den anderen Städten, in die der Roman uns führt, sehr gut einfängt. Das macht das Buch zu einem echten Genuss.
    Man erfährt einiges über die Geschichte der Medizin. Sowohl Hufeland als auch Hahnemann sind historische Persönlichkeiten und haben der Medizin ihren Stempel aufgedrückt. Man erfährt auch einiges über das Studentenleben dieser Zeit, vor allem auch über studentische Verbindungen.


    Die Charaktere sind sehr facettenreich beschrieben, ich mag das, wenn ich mich auch in die Gedankenwelt der Protagonisten hineinversetzen kann. Wir treffen hier auch einige interessante Gestalten, die uns manchmal nur ein kurzes Stück des Weges begleiten, sich aber tief einprägen. Nicht alle sind sympathisch, aber alle bemerkenswert.


    Die Handlung des Romans reicht über mehrere Jahre hinweg, führt schließlich alle Fäden gekonnt zusammen und bietet ein furioses Finale.
    Ganz besonders herauszuheben ist der Anhang, in dem man erfährt, wie viel historische Realität in dem Buch steckt, außerdem gibt es noch eine gesonderte Abhandlung über Hahnemann, der der Begründer der Homöopathie war.


    Alles in allem ist das Buch sehr empfehlenswert, wer gerne historische Romane liest, wer sich für die Geschichte der Medizin interessiert, wer einfach nur ein tolles Buch lesen möchte, ist hier richtig.


    10 von 10 Punkten

  • 18. Jahrhundert: Christoph Hufeland studiert in Jena Medizin. Eines Tages wird er Zeuge, wie seine Kommilitonen Carl und Albert sich auf offener Straße duellieren. Der Kampf endet damit, dass Carl Albert schließlich hinterrücks ermordet. Christoph macht sich Gedanken; irgendetwas an diesem Duell kommt ihm seltsam vor. Als Christoph und sein Freund Johann schließlich Alberts Grab öffnen um sich zu vergewissern, dass Albert wirklich tot und nicht nur scheintot ist, erleben die beiden eine Überraschung.
    Zur gleichen Zeit soll Alberts Schwester Helene mit dem Medizinalrat Meschkat verheiratet werden. Sie aber ekelt sich vor diesem Mann und beschliesst, nach Jena zu ihrem Bruder zu fliehen und so der Heirat zu entgehen. Sie hat keine Ahnung, dass Albert tot ist.
    Und dann ist da noch Samuel Hahnemann, ebenfalls ein Mediziner, der verzweifelt gegen Krankheiten und gegen manche Uneinsicht der Menschen um ihn herum kämpft.
    * Meine Meinung *
    Mit diesem Buch ist der Autorin Heike Koschyk ein einzigartiges Werk gelungen! Sie versteht es wirklich, historische Fakten mit fiktiven Begebenheiten meisterhaft zu verbinden! Das Buch ist für mich eine gute Mischung aus Historischem Roman, Krimi und Geschichtsbuch.
    Die Figuren sind sehr schön herausgearbeitet, so dass man sich ein gutes Bild von ihnen machen kann. Auch entwickeln sie sich im Laufe der Geschichte weiter, da die Handlung sich über mehrere Jahre hinzieht.
    Durch die verschiedenen Handlungsstränge, die sich später alle miteinander verbinden, bleibt das Buch immer spannend und ist an keiner Stelle langweilig. Es tauchen immer wieder neue interessante Daten und Begebenheiten auf.
    Für mich waren besonders die Beschreibungen der damaligen Lebensumstände äußerst spannend zu lesen. Auch die Aufklärung und Umstände rund um den „Mord“ an Albert waren fesselnd und interessant.
    Sehr gut gefallen hat mir dann noch der ausführliche Anhang, der das Buch auf wunderbare Weise abrundet!
    Für mich ein glattes „Fünf-Sterne-Buch“, das ich mit Freude gelesen habe und auch jederzeit weiterempfehlen kann!