Kurzbeschreibung laut amazon:
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Alfred Wegener ist ein Getriebener. 1930 bricht er auf, um der Menschheit zu zeigen, dass es möglich ist, am einsamsten Punkt der Erde, im grönländischen Inlandeis, zu überwintern. Aber es gibt Schwierigkeiten – er schafft es nicht mehr zurück zur Küste. Von Wegeners eisigem Grab aus blickt Jo Lendle zurück auf das Leben dieses letzten großen Helden der Polarforschung und verharrt überall dort, wo sich Geschichten darin finden: wie Wegener unfreiwillig einen Rekord aufstellt, indem er 52 Stunden mit einem Heißluftballon in der Luft bleibt, oder wie er von der versammelten Wissenschaftsgemeinde für seine verwegene Theorie der Kontinentaldrift ausgelacht wird, für die er erst drei Jahrzehnte nach seinem Tod Anerkennung findet.
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Über den Autor (laut wikipedia):
Jo Lendle (* 1968 in Osnabrück) ist ein deutscher Autor.
Lendle studierte Kulturpädagogik und Animation Culturelle in Hildesheim und Montreal und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er war Herausgeber der Literaturzeitschrift Edit und als Gastprofessor und Dozent an den Universitäten München, Leipzig, Hildesheim und am Schweizerischen Literaturinstitut tätig. Er ist Verleger des DuMont-Buchverlags.
eigene Meinung:
Als erstes hoffe ich, daß ich die Rezension in die richtige Rubrik gestellt habe- ich bin nämlich zwischen dieser hier und Belletristik geschwankt, habe mich aber letztlich dann hierfür entscheiden.
Es fällt mir nicht leicht, dieses Buch angemessen zu rezensieren, aber auf besonderen Wunsch möchte ich jetzt doch ein paar Worte dazu sagen.
Im Mittelpunkt des Romans (und auch hier hätte es m.E. durchaus auch eine Biographie sein können) steht Alfred Wegener. Ich habe ja schon seit Jahren ein Faible für Romane rund um die Polarforschung, aber er war mir bislang noch unbekannt.
Wirklich sympathisch ist er mir im Laufe des Buches nicht geworden, aber (und das ist fast eine größere Leistung des Autors) seine Handlungsmotive wurden nachvollziehbar- wenn auch nicht immer verständlich. Wobei dies natürlich ein Bereich ist, welcher wohl zum allergrößten Teil der Fantasie des Autors entsprungen sein dürfte.
Die Atmosphäre Grönlands ist fantastisch getroffen, und lässt einen wirklich die Entbehrungen und die Einsamkeit mitfühlen, genauso wie ich das mag. Die Sprache ist kühl und distanziert, passt aber deshalb genau zum Setting und auch zu Wegeners Persönlichkeit.
Eine kleine Information am Rande: auf der letzten Reise Wegeners, auf der er schließlich auch verstirbt, sind einige der anderen Forschungsteilnehmer gezwungen in einer halbfertigen unterirdischen Forschungsstation ("Eismitte") auf engstem Raum und unter den übelsten Bedingungen zu überwintern.
Aus Interesse habe ich bei wikipedia nachgesehen, wie es diesen Männern weiter ergangen ist, da dies im Buch logischerweise nicht mehr erzählt wird.
Wie bin ich erschrocken, als ich gelesen habe, daß Fritz Loewe auf Grund der Tatsache, daß er Jude war, von Ernst Sorge denunziert wurde und nach einer Inhaftierung letztlich mit seiner Familie auswanderte. Wie kann man jemanden, mit dem man in solche Erfahrungen geteilt hat, auf Grund einer Ideologie denunzieren? Das bleibt mir ein Rätsel.
Aber soviel nur als Randnotiz.
Für mich war das Buch sicherlich mein Lesehighlight diesen Monat (auch wenn es am Ende noch wirklich eng geworden ist, denn Hartmanns "Bis ans Ende der Meere" war auch ein heißer Anwärter).