Der Gott des Gemetzels...

  • ... was für eine Scheiße, zwischen Roermond und Mönchengladbach zu wohnen. Da läuft ein Film an mit den begnadeten Kate Winslet und Christopher Waltz in den Hauptrollen und in Gladbach (immerhin bis gestern Tabellenführer der 1. BL), Erkelenz und Heinsberg laufen nur Filme für die Gehirnamputierten.


    Also fuhren wir zu den Schickimickies nach Düsseldorf in den Hafen zwischen Sushi-Bars und Gehry Bauten. Die 18 Uhr-Vorstellung war halbvoll - tja, der Düsseldorfer ist halt ein Kulturmensch!


    Das Theaterstück Le dieu du carnage von Yasmina Reza zählt zu den erfolgreichsten Theaterstücken des letzten Jahrzehnts. Roman Polanski hat einen Film daraus gemacht.


    Ich frage mich immer noch, ob Christoph Waltz eine gute Wahl war. Vielleicht ist er doch zu weich und zu intellektuell-reflektiv für einen weichgespülten Superanzugmann. Trotzdem: er hat suuuuuuuuuuuper gespielt. Nun, über Kate Winslet schreibe ich nix, denn ich bin befangen, schließlich gehört sie zu meinen... Lieblingsschauspielerinnen. Aber über allen thronte eine göttliche Jodie Foster. Himmel-noch-mal, was für ein Schauspielerin. Da stimmte alles! Sie spielte die frigide Gutmenschen-Oberlehrerin par excellence. Pas mal! Die Frau spielt mit jedem Gesichtsmuskel fast alle Oscar-Preisträger an die Wand!


    Einziger Wermutstropfen: Die Eskalationspunkte waren manchmal zu schwach, um das Flip-out der Darsteller glaubwürdig herüberzubringen. Ich hätte sie verstärkt, aber vielleicht stehe ich in dieser Auffassung alleine da.


    Es lohnt sich. Allein, um Jodie zu genießenj.

  • Seltsam, seltsam, aber ich hab bis vor kurzem nichts von dem Stück gehört - erst, als ich das Kinoplakat sah. Ich will mir den Film ansehen, außerdem überleg ich auch mal das Theaterstück in Köln anzusehen, mal abwarten...


    Danke für die Berichterstattung!

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  • Die Vorschau hat mich auch sehr angesprochen. Ich werde ihn mir wohl ansehen, dabei suche ich mir das schönste Kino Berlins aus. :grin


    Ich finde es immer spannend zu sehen, wie die Dramaturgie eines Filmes funktioniert, obwohl er in nur einem Raum spielt. :wave

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Ich hab ihn auch gesehen. Hat mir sehr gut gefallen, viele Szenen zum Lachen, gleichzeitig so ein Gefühl der Befreiung, auf eine komische Art - weil die Personen im Film alle möglichen gesellschaftlichen Zwänge, Nettigkeiten, Höflichkeit und Etikette über Bord werfen, und man merkt: das geht tatsächlich, auch wenn es zu sehr bizarren Situationen führt.
    Die Schauspieler fand ich durchweg toll, aber stimmt schon, Jodie Foster, die sich die Hand aufs Herz legt und voller Pathos sagt: "Ich weiß alles über Afrika" übertrifft sicher ziemlich wenig. :grin Lohnt sich auf jeden Fall.

  • Ich hab ihn vorgestern auch gesehen und schließe mich Glass vollkommen, absolut klasse!

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  • Wollte gerade eine Rezension dazu verfassen, aber siehe da, es gibt schon eine.
    Ich möchte da ein wenig ins Detail gehen.
    Zwei Elfjährige streiten sich. Der eine nimmt einen Ast und schlägt dem anderen 1,5 Zähne aus. Die Eltern beider Jungs treffen sich für eine Aussprache. Und was dann geschieht, ist ganz großes Kino.
    Der Film hat bloß vier Darsteller und nur einen Schauplatz: die Wohnung der "Opfereltern". Und es passiert auch nichts, außer dass die reden. Aber das ist so unterhaltsam und fesselnd, dass man sich fragt, warum in anderen Filmen immer was explodieren muss. Anfangs noch sind alle sehr verständnisvoll, und das ist schon lustig. Wenn man drüber diskutiert, ob der "Täterjunge" nun wirklich bewaffnet war mit einem Stock oder doch nur ausgerüstet. Und ja, Sie haben ja Recht, bewaffnet ist zu hart. Aber je länger die da zusammenhocken, desto genialer wird es. Und am Ende führen sich die Eltern schlimmer auf als die Kinder mit dem Stock. Die zivilisierte Fassade bröckelt Stück für Stück weg und am Ende brüllt die so charmante und edle Kate Winslet: "ich bin froh, dass mein Sohn ihrem was aufs Maul gegeben hat!!!!!!!! " Und die politisch so korrekte Jodie Foster, die sich einsetzt für unterdrückte Völker in Afrika, prügelt auf ihren Mann ein.
    Zwischendrin gibts diverse Verbrüderungen. DAs eine Ehepaar gegen das andere. Die Frauen gegen die Männer. Die Frau des einen mit dem Mann des anderen gegen die anderen beiden.
    Ich fand den Film genial. Die Dialoge sind so komisch. Und die Besetzung finde ich auch perfekt gewählt.
    Einziges Manko, der Film hat nur 75 Minuten. Ich hätte denen beim Streiten und die Fassung verlieren gerne noch länger zugeschaut.


    LG,
    Melanie

  • So, ich habe gestern eine Karte für das Theaterstück ergattert. Bin mal gespannt, ist jedoch erst Ende Februar.

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  • Ich habe den Film gestern gesehen und bin wirklich begeistert! Die Dialoge sind wirklich genial und die Schauspieler geben eine tolle Performance ab. Ganz besonders gefallen hat mir Jodie Foster in ihrer Rolle. Das Theaterstück würde mich auch sehr interessieren.

  • Produktbeschreibungen ( von www.amazon.de ):
    Zwei Elfjährige prügeln sich auf einem Spielplatz, einem der beiden Jungen werden dabei Zähne ausgeschlagen. Die Eltern des „Opfers“, Penelope und Michael (Jodie Foster und John C. Reilly) haben die Eltern des „Übeltäters“, Nancy und Alan (Kate Winslet und Christoph Waltz), eingeladen, um den Vorfall wie vernünftige Menschen zu klären. Was als friedlicher Austausch über Zivilisation, Gewalt und die Grenzen der Verantwortlichkeit beginnt, entwickelt sich schon bald zu einem Streit voller Widersprüche und grotesker Vorurteile. Und schließlich platzt die dünne Haut der bürgerlichen Kultiviertheit auf: Vier Erwachsene geraten aus der Fassung. Brutal und rücksichtslos werden Grenzen überschritten, provoziert und schließlich deutlich, dass sie alle hinter ihrer zivilisierten Maske einen Gott des Gemetzels anbeten. Auf dem Schlachtfeld dieser Tragikomödie versinkt am Ende nicht nur ein Handy in der Tulpenvase.


    Meine Meinung:
    Der Film lief heute zum letzten Mal in einem Kino in meiner Nähe. Aufgrund der miesen Wetterverhältnisse hier habe ich mir zweimal überlegt, ob ich überhaupt losfahren soll.
    Ich habe es getan und nicht bereut.
    Ein grandioser Film. :anbet Die Schauspieler übertreffen sich selbst. Es ist faszinierend, erschreckend und witzig als Zuschauer mitzuerleben, wie alle Masken fallen. Vor allem Jodie Foster überzeugt mit ihren Gefühlsausbrüchen und einer unglaublichen Darstellungskraft.
    Tolle Kinoadaption eines Theaterstückes.
    Und dann noch das nette Schlussbild. :grin Alles Paletti, wir sind schon lange wieder Freunde und der Hamster hat auch überlebt.

  • Endlich lief der Film letzte Woche bei uns im Filmclub. Ich habe ihn mir gemeinsam mit einer Freundin angesehen. Ich fand ihn ganz gut, allerdings recht kurz (1,25 Std). Meine Freundin war wieder mal entgeistert, in was für Filme ich sie mitschleppe... sie erzählt heute noch von "Brügge sehen und sterben" - den haben wir vor Ewigkeiten gesehen und ich fand ihn nicht schlecht, sie fand ihn allerdings grottenschlecht.


    Mal sehen, ob ich sie heute wieder mitschleppen kann :grin, es läuft: "Bezaubernde Lügen" (wieder im Filmclub).

  • Vier exzellente Darstellungen, allen voran Kate Winslet und Jodie Foster. Von Christoph Waltz war ich überrascht, weil ich vorher noch keinen Film mit ihm sah. Er war sehr überzeugend. Der Film zeigt mal wieder, wie Menschen wirklich voneinander denken und wie Alkohol die achso scheinheilige Fassade zum einstürzen bringt. Ein Meisterstück!
    Wenigstens hat der Hamster überlebt. :grin

  • Gestern abend hatten wir das Vergnügen, uns den Film endlich mal anzugucken! Absolut genial, aber ich hatte aufgrund einhelliger positiver Reaktionen auch nix anderes erwartet.
    Absolut brillant von Jodie Foster gespielt: die meiner Meinung nach unsympathischste Figur in dieser Runde. Boah, mit der käme ich auf dem Elternabend aber mit Sicherheit aneinander :wow :grin


    John C. Reilly als ihr Ehemann, der zwar einen bodenständigen Beruf hat, dafür aber eigentlich alle Lust am Leben als unrealistisch aufgegeben hat. Ihn fand ich noch am sympathischsten.


    Kate Winslet als Karrierefrau, die irgendwann auch ihre Verteidigerrolle aufgibt und sich so richtig ausk.... Lags am Kuchen? Oder ist es doch ein Pie? Wichtige Themen werden hier ausdiskutiert! :grin


    Christoph Waltz als ihr Ehemann, der mehr mit seinem Handy kommuniziert als mit seiner Umwelt, "da ist mein ganzes Leben drin!!!!" - sagt schon alles, oder?


    Und als dann alle Masken fallen, wird klar, ich brauche gar nicht bis Afrika fahren, um Krieg zu führen, nein, das geht auch in gutsituierten Kreisen in New York sehr gut.


    Grandios anzuschauen, tolles Kino! Einziges Manko: zu kurz!

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Ist zwar schon etwas länger her seit ich diesen Film sah, muss aber dann doch noch meinen Senf dazu geben. :-)


    Wunderbarer Film!


    Ein geniales Kammerspiel, dass aufzeigt wie dünn die Fassade der Zivilsation eigentlich wirklich ist und dass dann noch von exzellenten Schauspielern bis in die kleinste Nuance überzeugend gespielt.


    Über die beiden Damen braucht man eigentlich nichts mehr sagen, aber auch die Herren (die ich vorher beide nicht bewusst kannte) haben mich positiv überrascht.
    Ich glaube ich muss mi die DVD besorgen. ;-)