Zwei Zimmer, Küche, Geist - Lorna Graham

  • Taschenbuch: 448 Seiten
    Verlag: Ullstein Taschenbuch (10. November 2011)


    Originaltitel: The Ghost of Greenwich Village



    Kurzbeschreibung
    Eve kann ihr Glück nicht fassen: Ein traumhaft schönes Apartment im angesagtesten Viertel New Yorks, und noch dazu spottbillig. Wo ist der Haken? Der Haken heißt Donald, ist permanent schlecht gelaunt und – tot. Der Geist eines erfolglosen Dichters geht Eve schwer auf die Nerven und zwingt sie, seine miesen Texte aufzuschreiben, damit die Welt endlich sieht, dass er zu Unrecht erfolglos war. Noch dazu mischt er sich in ihr (Liebes-)Leben ein – und seine Dating- Tipps sind leider mindestens so schlecht wie seine Gedichte. Blöd für Eve, lustig für die Leserin!


    Mit meinen Worten
    Auf den Spuren ihrer verstorbenen Mutter Penelope, die viele Jahre vor ihrer Heirat und Eve´s Geburt dort gelebt hat, zieht es Eve in New Yorks Künstlerviertel Greenwich Village. Dort bewohnt sie eine schöne kleine Wohnung, allerdings nicht ganz alleine... denn der Geist eines Dichters lebt ebenfalls dort. Donald, so sein Name, ist Schriftsteller der Beat-Generation und Eve hilft ihm dabei, sein Buch zu ende zu schreiben. Doch das Leben mit einem Geist ist nicht immer leicht und macht Eve´s turbulentes Leben noch komplizierter...


    Meine Meinung
    Mit "Zwei Zimmer, Küche, Geist" hielt ich einen Roman in den Händen, den ich, nachdem ich die Kurzbeschreibung und die Leseprobe gesehen hatte, so nicht erwartet habe. Das bedeutet aber nichts schlimmes. im Gegenteil, ich war angenehm überrascht. Ich hatte mich auf einen witzigen, turbulenten Frauenroman eingestellt, der chaotisch vom pulsierenden Leben in New York handelt, gewürzt mit lustigen, durch Donald dem Geist hervorgerufenen, Zwischenfällen. Was ich lesen durfte ähnelte aber nur in Bruchteilen dem, was ich erwartete. Dieser Roman ist in der tat ein Frauenroman und auch der Humor kommt darin nicht zu kurz. Was den Roman aber ausmacht, ist die Art und Weise, wie er geschrieben wurde. Es ist kein "lauter und schillernder" Roman a la Sex and the City. Dieses Buch ist viel sanfter und diese Tatsache verdankt es nicht nur dem tollen Schreibstil der Autorin, sondern auch der wundervollen Geschichte. Es gelingt Lorna Graham, den Leser sowohl in die hektische und teilweise intrigante Welt des Fernsehen eintauchen zu lassen, als auch in die stilvolle und bilderreiche Welt der Kunst. Die "Spurensuche" nach dem Leben ihrer Mutter ist ebenso gut gelungen ( meiner Meinungs nach sogar das, was diesen Roman so gefühlvoll macht) wie auch das auf und ab ihrer Karriere und es ist mühelos, Eve´s Gefühle nachzuvollziehen. Die Protagonistin ist sehr eingängig beschrieben. Auch den "Nebendarstellern" wurde auf unterschiedliche Weise leben eingehaucht, und ja, sogar dem Geist Donald :). Zum einen ist da der Designer Klieg, über dessen "Rolle" im Buch ich zu Beginn sehr spekuliert habe. Er wurde dargestellt, wie ich für meinen teil mir eben einen erfolgreichen Designer so vorstelle. Ein wenig verschroben, zurückhaltend und intelligent. Gwendolin hingegen war für mich einfach die Freundin, die jeder im Leben braucht. Ein wenig verrückt, hilfsbereit mit einem Herz aus Gold. Und auch "die Leute vom Fernsehen" kamen meiner Vorstellung sehr nahe. Da die Autorin aber selber 14 Jahre lang für verschiedene amerikanische TV-Formate gearbeitet hat, wunderte mich dies nicht im geringsten und man merkt ihre Erfahrung. Neben tollen Beschreibungen wunderschöner Vintagekleider findet man aber auch Einblicke in die Welt der Literatur und des Modedesigns. Dem "Village" haucht Lorna Graham einen ganz besonderen Zauber ein, den ich mir nur dadurch erklären kann, dass sie selber dort lebt... und wie mir scheint, es sehr liebt. Dies macht für mich den Roman noch authentischer. Den ein oder anderen Charakter hätte sie sich meines Erachtens sparen können, weil er die Handlung kaum oder gar nicht beeinflusste und so für mich eine "unnötige Baustelle" war. Die Texte für Donalds Buch waren sicherlich für den Roman sehr wichtig, unterbrachen aber für mich eigentlich nur den Fluss der Geschichte, dies mag aber daran liegen, dass ich mit dieser Art "Lyrik" einfach nichts anfangen kann und so waren sie für mich eher uninteressant.
    Auch wenn dieser Debütroman ein paar kleine Schwächen hat, so macht der Rest des Buches dies doch wieder wett und mein Fazit... ein lesenswerter Roman für gemütliche Stunden...



    Zu Beginn des Romans gibt es ein Zitat von Dawn Powell, Schriftsteller, bei dem ich mich gefragt habe, warum es ausgewählt wurde... als ich es ausgelesen hatte, wusste ich es :)



    "Es gibt die eine Stadt für jeden von uns, genau wie es die eine große Liebe gibt."

    CINEMAinMYhead


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    "Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken" H.Hesse

  • Dazu hatte ich mir mal die vorablesen-Leseprobe angeschaut, aber wirklich vom Hocker gerissen hatte es mich eigentlich nicht.


    Wieviele Punkte würdest du dem Buch denn geben? :wave

  • über die Autorin:
    Lorna Graham hat vierzehn Jahre lang für TV-Formate wie Good Morning America und Dateline NBC geschrieben und
    außerdem in diversen Printmedien veröffentlicht, etwa der New York Times, Reader’s Digest und New Woman.
    Zwei Zimmer, Küche, Geist ist ihr erster Roman. Sie lebt in Greenwich Village.



    Der Inhalt:
    Eventual Weldon, kurz Eve genannt, beschließt aus ihrem behüteten Leben in Ohio auszubrechen und ein neues Leben
    in der Glitzermetropole New York zu starten.
    Bestärkt und unterstützt durch eine ehemalige Kommilitonin findet sie schnell den einen Job und vor allem eine
    super günstige Wohnung im Künstlerviertel Greenwich Village.
    Ein Traum, wäre da nicht der Geist Donald Bellows, der nicht nur die Wohnung mit ihr teilt, sondern auch ihre Gedanken.
    Donald ist ein Dichter aus der Beat-Generation und durch sein frühes Ableben schaffte er es nicht mehr seine Werke zu vollenden und seinen,
    wie er meint, verdienten Ruhm zu erlangen. Nun sieht er in Eve die Chance das noch nachzuholen,
    indem er sie seine unveröffentlichten Kurzgeschichten zu Papier bringen läßt. Doch das gestaltet sich für Eve schwieriger als gedacht,
    ist Donald doch sehr eigen und Stur was die Umsetzung betrifft. Trotzdem ist Eve mehr oder weniger zufrieden mit der Situation
    und versucht wann immer es ihr möglich ist,
    ihm als Ghostwriterin zur Seite zu stehen.
    Doch sie hat auch eigene Pläne. Und zu denen gehört es nicht nur eine richtige New Yorkerin zu werden, mit einem guten Job und vielen Freunden,
    sondern ein ganz großes Ziel ist es, mehr von ihrer früh verstorbenen Mutter zu erfahren, die in den 60er Jahren in New York lebte.
    Sie möchte sich ihr einfach näher fühlen. Ihre Mutter Penelope liebte New York, und ganz besonders Greenwich Village. Eve kann einfach nicht verstehen,
    aus welchen Gründen sie die Stadt verlassen hat, und warum sie trotz so offensichtlicher Sehnsucht nie nach Big Apple zurückkehrte.
    Gibt es da vielleicht ein Geheimnis, das sie lösen könnte? Und was steckt eigentlich hinter der Vergangenheit Donalds?
    Wird sie auf alle ihre Fragen, die Antworten finden?


    Meine Meinung:
    Der Roman ist locker, flüssig und ausschließlich aus der Sicht Eve´s geschrieben.
    Zwar haben die anderen Charaktere wie z.B. Donald oder der Designer Klieg ihren eigenen und auch sehr wichtigen Platz in der Geschichte,
    jedoch keine eigenen Handlungsstränge.

    Die Seiten sind nur so verflogen und ich hätte den Roman am liebsten nicht mehr aus der Hand gelegt. Eve´s Versuche sich in ihrem neuen Job,
    als Autorin für Moderatoren einer Frühstückssendung einzuarbeiten, werden überaus lebendig und realistisch dargestellt.
    In ihre offensichtliche Überforderung und Verzweiflung im Job, sowie die Enttäuschung über die Oberflächlichkeit und das Machtgehabe der Kollegen im Sender,
    konnte ich mich sehr gut hineinversetzten.
    Das Gefühl alles live mitzuerleben lies mich von Anfang bis zu Ende nicht los.


    Auch die Suche Eve´s, nach der Vergangenheit ihrer Mutter Penelope, ist überaus eindrucksvoll beschrieben,
    und für mich sogar das eigentliche Thema dieses Romans.
    Die Nebencharaktere wie der Geist Donald und der Designer Klieg sind nicht nur wichtig für Eve´s Seelenheil in der unpersönlichen Metropole, sondern öffnen ihr, und auch dem Leser, überaus eindrucksvoll die Augen über die Lebensweise der Künstler in den 60er Jahren.


    Was diesen Roman so besonders für mich macht, ist die Mischung der verschiedenen Facetten New Yorks, die mir von Lorna Graham aufgezeigt wurde.
    Die Autorin lebt selbst mit ihrer Familie in Greenwich Village und schrieb jahrelang für TV-Formate wie „Good Morning Amerika“ Moderationstexte. Dies macht es ihr nicht nur möglich den Leser hinter die Kulissen der Morningshows blicken zu lassen, sondern sie lies für mich das Greenwich Village in einem ganz besonderen Licht erscheinen. Sie brachte mir den ganz besonderen Flair des Villages in den 60er Jahren nahe, und das auf eine sehr liebevolle und authentische Weise.
    Außerdem stellt sie nicht nur den Lifestyle und Glamour des heutigen NY in den Vordergrund, sondern unterstreicht auch die Schattenseiten noch zusätzlich durch Aussagen wie z.B. „New York war kompliziert, nervenaufreibend und schnell; man hatte den Eindruck, Lebensentscheidungen würden getroffen und Vermögen gemacht oder verloren in der Zeit, die ein Taxi brauchte, um sich in den Verkehr einzufädeln“ (Seite 16).


    Das Ende kam für mich etwas plötzlich und abgehackt ist jedoch in sich geschlossen. Hier hätte ich mir einen Epilog gewünscht.
    Mich hätte es sehr interessiert, wie die Autorin die einzelnen Puzzleteile der Verbindungen der anderen Charaktere zueinander noch zusammen fügt.


    Fazit:
    Mit ihrem Debüt-Roman Zwei Zimmer, Küche, Geist ist Lorna Graham ein ganz besonderer Roman gelungen.
    Schloss ich durch das Cover und den Klappentext eher auf einen kurzweiligen Frauenroman mit einem Schuss Übersinnlichen,
    wurde mir doch schnell klar, wieviel mehr in dieser Geschichte steckt.
    Es ist nicht nur ein bezaubernder und amüsanter Frauenroman über Eve´s ewigen Kampf in der berühmten Glitzermetropole zurecht zu kommen,
    sondern besticht für mich vorallem durch die besonders herausgearbeiteten Passagen über das Leben der Künstler im NY der 60er Jahre im Vergleich zu heute.
    Ein absolut lesenswerter Roman, den ich gerne weiterempfehlen werde.

  • Inhalt:

    Eve`s Mutter Penelope ist leider zu früh verstorben. Aber sie vererbt Eve ihre tollen Vintage-Kleider und ihre Liebe zu New York. Um ihrer Mutter nahe zu sein, zieht Eve nach New York und findet auch eine recht günstige kleine Traumwohnung in Greenwich-Village.

    Aber sie bewohnt diese Wohnung nicht alleine, sondern teilt sie mit dem "Geist" des verstorbenen Schrifstellers Donald Bellow. Obwohl Donald meistens mürrisch ist, da er seine Geschichten nicht mehr veröffentlichen konnte, kann ihn Eve gut leiden und möchte ihm gerne helfen.

    Dafür braucht sie dringend einen Job und bewirbt sich als Autorin beim Fernsehen. Sie hofft sehr, daß sie den Job bekommt, schon auch Donald zuliebe. Er war in den letzten 30 Jahren sehr einsam, denn die Vormieter konnten ihn entweder nicht hören oder falls sie ihn doch wahrgenommen haben, suchten sie vor lauter Schreck schnell das Weite.

    Von da ab wurde Eve`s Leben ziemlich turbulent. Beim Vorstellungsgespräch soll sie sogleich eine Bouillabaisse kochen und sofort die Anmod schreiben.

    Total erledigt zu Hause angekommen, bittet die Nachbarin sie auch noch, sich um einen kleinen winselnden Hund zu kümmern.....

    Meine Meinung:

    Es hat mir großen Spaß gemacht, die Geschichte zu lesen. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und habe es in 2 1/2 Tagen verschlungen. Die Geschichte gehört für mich zu den gehobeneren Frauenromanen.

    Der flüssige, lebendige, sehr bildhafte Schreibstil und die gut ausgearbeiteten Protagonisten machten es mir leicht, mich in der Geschichte wohl zu fühlen. Die Geschichte ist wie aus dem wirklichen Leben gegriffen, Eve fällt nichts in den Schoß, sie muß sich alles erarbeiten und hart für ihr Glück kämpfen. Ich konnte mich gut in Eve, ihre Arbeitskollegen und deren Charaktere hineinversetzen. Auch Donald`s Geschichte zu verfolgen war unheimlich spannend und rührend. Mir hat auch die Art und Weise gut gefallen, wie Donald in Erscheinung tritt. Für mich war die Geschichte stimmig bis zum Schluß.

    Auch das schöne Cover, daß einem sofort ins Auge sticht, möchte ich nicht unerwähnt lassen. Es ist ein schöner Handschmeichler mit der glatten und erhobenen Schrift. Auch die Frau, die am geöffneten Fenster liest, hat mich sehr angesprochen.

    Ich kann und werde die Geschichte gerne weiterempfehlen und vergebe 5 von 5 Punkten.