Das Geheimnis des Uhrmachers - Tonke Dragt (ab ca. 13 J.)

  • OT: Het geheim van de klokkemaker 1989



    Die Zeit ist immer noch ein Phänomen, das nur schwer zu erfassen ist. Sie eignet sich damit hervorragend als Thema für philosophische Abenteuergeschichten oder für abenteuerliche Geschichten zum Nachdenken. Tonke Dragt ist Spezialistin für so etwas.


    Christian, Klärchen und Otto geraten in der Bibliothek zufällig in ein seltsames Gespräch mit einem Herrn A. Das Gespräch wiederum bringt den Bibliothekar zu ihnen. Dieser schlägt den Kindern vor, ihnen aus einem alten Manuskript vorzulesen, das den Titel Das Geheimnis des Uhrmachers trägt’. Die Geschichte scheint nur kurz zu sein und auch nur in Teilen erhalten. So hören die Kinder vom Studenten Jan A., der zur Untermiete bei einem Uhrmacher wohnt. Jan A. steht kurz vor einer Prüfung und er fürchtet sich schrecklich davor. Der Uhrmacher erzählt ihm aus einer Laune heraus, daß er an einer Zeitmaschine arbeite. Jan A. ist nicht ganz sicher, ob er veralbert wird oder ob das stimmt, was der Uhrmacher sagt. Die Panik vor der Prüfung wächst so stark, daß er beschließt, die angebliche Zeitmaschine auszuprobieren. Er möchte nur wissen, ob er die Prüfung besteht. Danach will er sofort zurückkehren.


    Es klappt tatsächlich. Eine Viertelstunde vor Prüfungsschluß steht Jan A. vor dem Haus des Prüfers. Aber dieser ist nicht da. Gerade als Jan gehen will, kommt der Professor. Die Prüfung wurde um eine Stunde verschoben, was Jan A. für ihr Ende gehalten hat, wird nun ihr Anfang. Natürlich geht es schief. Und nun steht Jan A. vor der Frage, ob sich die Zukunft aus der Vergangenheit heraus korrigieren läßt.


    Die kurze Geschichte ist ein recht verzwicktes Denkspiel, in dem es um Uhren, Uhrzeiten, um den Lauf von Zeit geht. Um Gleichzeitigkeit, Vorzeitigkeit und Zukunft. Irgendwann gibt es sogar zwei Jan A. Die Lektüre ist kurzweilig, man darf sich aber nicht verlocken lassen, nur dem Handlungsverlauf zu folgen, sonst verwischen die Zusammenhänge schnell. Dragts Überlegungen zu Zeit sind nicht immer aufs erste Lesen verständlich. Es geht weniger um das Abenteuer an sich, als um die möglichen Folgen davon, wenn Zeit nicht einfach linear dahinfließt.


    Die Rahmenhandlung mit den Kindern in der Bibliothek und der Prolog, in dem die Autorin behauptet, das vorliegende Buch sei nur ein Auszug aus einem größeren Werk über die Zeit, betonen den geheimnisvollen Charakter des Ganzen, geben ihm aber zugleich vermeintliche Authentizität als Beitrag zu wissenschaftlich-philosophischer Forschung.


    Mehr als eine unterhaltsame Geschichte, lehrreiche, eine, aber nicht leicht zu bewältigende Denksportaufgabe.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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