Kai Beisswenger - Die Schattenwelt des Baldo Richter

  • Titel: Die Schattenwelt des Baldo Richter
    Autor: Kai Beisswenger
    Verlag: Schenk Verlag
    Erschienen: August 2011
    Seitenzahl: 160
    ISBN-10: 393933782X
    ISBN-13: 978-3939337829
    Preis: 9.90 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Mit einem Paukenschlag wird Baldo Richter aus seinem grauen Alltag gerissen. Plötzlich befindet er sich inmitten eines Horrortrips. Nicht nur, dass er eine geheimnisvolle Schöne kennenlernt, die kurz darauf einem Anschlag zum Opfer fällt. Nein, das Schicksal hält noch weitere Abenteuer für ihn parat: Jemand bricht in seiner Wohnung ein, dann wird seine Freundin angeblich gekidnappt. Danach wird er von Ganoven unter Druck gesetzt, schließlich wird er überfallen, niedergeschlagen und entführt. Diese neuen Erfahrungen verwandeln ihn. Verhält er sich anfangs noch ängstlich und passiv, so treibt ihn die Neugier nach und nach zum Heldenmut. Er wird zum Jäger und deckt ein Geheimnis auf, dessen Existenz er nie für möglich gehalten hat. Doch der Preis ist hoch, viel zu hoch.


    Der Autor:
    Kai Beisswenger wurde 1961 in Seesen am Harz geboren und lebt heute im Kreis Heinsberg. Neben seiner Schreibtätigkeit arbeitet der studierte Betriebswirt und gelernte Außenhandelskaufmann im internationalen Vertrieb - zurzeit in einem japanischen Unternehmen in Düsseldorf. Die Erlebnisse einer einjährigen Reise, die ihn zwischen 1986 und 1987 nach Griechenland, in die Türkei, nach Ägypten, nach Israel und schließlich bis Indien führte, weckten sein Interesse für Mythen, Religionen, Philosophie und Sprachen.


    Meine Meinung:
    Ist dieses Buch von Kai Beisswenger wirklich ein Kriminalroman? Mir scheint, diese Geschichte wäre besser im Science Fiction Bereich angesiedelt. In jedem Falle aber ist die erzählte Geschichte nicht alltäglich, hat sicher auch etwas von einem Krimi – aber sie (die Geschichte) ist eher eine Vision als ein Kriminalroman.
    Kai Beisswenger kann durchaus ansprechend erzählen und schafft es, mit seinen im Endergebnis düsteren Visionen die Leser zum Nachdenken zu bringen. Denn die Menschen kommen in seinem Buch nicht so arg gut weg. Sind sie doch die Lebewesen, die sehr damit beschäftigt sind, sich selbst den Garaus zu machen.
    Kai Beisswenger entwirft in seinem Buch eine Vision die schon erschreckend ist – denn für die Entwicklung einer hybriden Bewusstseinsmaschine sind die Menschen – ohne dass sie es aber eigentlich wissen – eng mit außerirdischer Intelligenz verschränkt. Und am Ende des Buches fragt man sich wirklich: Ist das jetzt alles wirklich nur eine Fiktion – oder könnte das was der Autor da beschreibt über kurz oder lang Wirklichkeit werden? Gibt es eventuell vielleicht schon Forschungen auf dem beschriebenen Gebiet?
    Kai Beisswenger beschreibt die Dinge so, dass alles sehr realistisch klingt, selbst seine utopischen Gedankengänge sind für den Leser gut nachvollziehbar. Es ist eine Science-Fiction-Geschichte, ausgestattet auch mit einigen Krimielementen, die aber in meinen Augen wirklich nur das Beiwerk dieser spannend erzählten Geschichte sind. Die Krimihandlung ist mehr Mittel zum Zweck – wenigstens habe ich es so empfunden.
    Die Geschichte ist in sich schlüssig und überzeugt durch einen Schluss, der so nicht unbedingt erwartet werden konnte, der aber wie die Faust aufs Auge passte. Man darf wirklich gespannt sein, ob der Autor weitere Bücher in dieser eingeschlagenen Richtung schreibt – wünschenswert wäre es sicher, denn da ist jemand der sich endlich einmal nicht in ausgetretenen Pfaden bewegt.
    Ein wirklich lesenswertes Buch von einem Autor, von dem es hoffentlich bald mehr zu lesen gibt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Der Autor gilt gemeinhin als Begründer des Eigengewächs CriMy. CriMy ist eine an SciFi (Science Fiction) angelehnte Abkürzung und setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der Kategorien Crime & Mystery. Der Kern dieses Genres ist ein fantastischer "Mysterykrimi", der in verschiedenen Zeitdimensionen spielt.


    Als ich das auf Kai Beisswengers Autorenseite bei amazon.de gelesen hatte, sank mein Interesse für dieses Buch gegen Null. Nicht mein Genre. Dann habe ich einige Postings des Autors hier im Forum gesehen, habe mich auch in ein, zwei Diskussionen mit ihm tüchtig verhakt und sagte mir: Lies trotzdem einfach mal, was der so schreibt. Bei diesem Buch ist das rasch erledigt - es hat nur 160 Seiten. Eigentlich ist das zu wenig für ein echtes Romanerlebnis, aber der Autor hat sicher gut daran getan - möglicherweise hätte die Idee auch nicht breiter "getragen".
    Um es kurz zu machen: Die Erzählung hat mir gefallen! Kai Beisswenger kann so fesselnd erzählen, dass er mich in seinen Spannungsbogen hineingezogen hat. Die Story hat - schon wegen des Formats - etwas von einer Kurzgeschichte, kommt knackig daher, ohne überflüssige Ausschmückungen, wird zielgerichtet erzählt und mit einem schlüssigen, aber für mich unerwarteten Ausgang.
    Für mich insgesamt ein echtes, auf Grund des Genres durchaus unerwartetes Lesevergnügen!
    Es stimmt schon, was mir einmal ein erfolgreicher Schriftsteller gesagt hat: Du kannst über alles schreiben, wenn du schreiben kannst.
    Dieser Autor kann es. Wenn schon Mystery-Krimi, dann dieser!

  • Die Schattenwelt des Baldo Richter - Kai Beisswenger


    Literarisches Neuland CriMy


    Im Mittelpunkt der Geschichte steht Baldo Richter, ein Mann um die vierzig, der auf die ein oder andere Weise seinen Platz im Leben sucht und bislang ein gewöhnliches Dasein in einer rheinischen Metropole fristet. Als Baldo im Fitnessstudio die unbekannte Schönheit Angela kennenlernt, die kurz danach angegriffen wird, ein Einbruch in seine Wohnung stattfindet und zudem Baldos Freundin Julia entführt wird, zeigt der Protagonist zum ersten Mal eine ungewohnte Entschlossenheit, um den Geschehnissen auf den Grund zu gehen.


    Kai Beisswenger, der seine mittlerweile dritte Arbeit vorgelegt hat und sie dem Genre CriMy zuordnet, bei dem es sich, wie er auf seiner Webseite erklärt, um ein Eigengewächs aus Crime und Mystery mit fantastischen Elementen handelt, fordert mit dieser Kategorisierung dem weniger aufgeschlossenen Leser einiges ab.
    Als Glücksfall für den Schriftsteller und positive Überraschung für den Leser dürften sich die hier im Forum vorausgegangenen positiven Rezensionen erweisen, die letzte Zweifel ausräumen, um literarisches Neuland zu betreten.


    Baldos Entschluss, den mysteriösen Vorfällen auf den Grund zu gehen, lässt ihn die Bekanntschaft mit Professor Schallach, einem Spezialisten auf dem Grenzgebiet der Psychologie und dem blinden Physiker Bastian Richter schließen, die für den Fortgang der Geschichte eine weitere Rolle spielen werden.
    Doch das ist nicht alles in diesem Roman, der versucht, mehrere Ebenen miteinander zu verbinden.
    Zum einen wird die Geschichte des Baldo Richter erzählt, der als geeigneter Kandidat für eine Kontaktaufnahme zu Außerirdischen gilt, zum anderen wird mit einer Bewusstseinsebene des Protagonisten gearbeitet, die die Handlung einem Vexierspiel ähneln lässt, dessen Auflösung doch völlig anders als erwartet ausfällt.
    Beginnt die Handlung noch als Kriminalgeschichte mit einer Entführung, so werden nach und nach nahtlos mystische sowie Elemente der Science Fiction in die Geschichte eingebunden, die das Genre CriMy von selbst erklären.
    Nachdem Baldo erkannt hat, Opfer einer Verwechslung geworden zu sein, legt er seine Zurückhaltung ab und sucht mit dem blinden Physiker Richter nach den Gründen dafür, warum einer von ihnen als Medium dem Institut für Grenzpsychologie als geeignet erscheint, um mit Außerirdischen Kontakt aufzunehmen.
    Nach ihrer Befreiung aus einer Lagerhalle ist es dieses Mal der blinde Physiker, der sein fehlendes Augenlicht mit Erklärungen über die Informationstechnologie kompensiert und Baldo in die Geheimnisse der Forschung einweiht.
    Insgesamt zeigt dieser vielseitige Roman kultivierte Seiten, ob es nun um Ausflüge in die Welt der Oper oder in die der Kulinarik geht oft genug bleibt es jedoch bei Andeutungen; es scheint, dass an dieser Stelle sicheres Terrain aus Angst vor Stolperfallen nicht verlassen wurde.
    Überzeugender wirken dagegen die Szenen, in denen der Protagonist und mit ihm der Leser in die technischen Finessen der Grenzpsychologie eingeweiht wird und erklärt bekommt, welche psychophysikalischen Messungen an den Probanden durchgeführt werden, um einen Austausch zwischen Menschen und Außerirdischen zu bestätigen.
    Am Ende entlässt Kai Beisswenger seinen Protagonisten zwar nicht mit allen Antworten auf die Fragen des Lebens, doch der anfänglich ziellose Baldo dürfte nun ein wenig zu sich gefunden haben.


    "Die Schattenwelt des Baldo Richter" erzählt eine bemerkenswerte Geschichte mittleren Ausmaßes, die sich nicht nur durch eine schnörkellose Sprache und einen durchdachten Stil auszeichnet, sondern auch mit mehreren Genres experimentiert, deren Mix nicht alle Leser ansprechen wird, jedoch ein Ziel mit Gewissheit erreicht. Wieder einmal den Wunsch zu verspüren, einen Roman aus dem Bereich der Science Fiction zu lesen. Ein schöneres Kompliment kann es für dieses Buch wohl kaum geben.