Der Darwin Code - Thomas Junker/Sabine Paul

  • 99,9 Prozent der Zeit, die wir als Homo sapiens sapiens auf der Erde wandeln, haben wir als Steinzeitmenschen verbracht. Die letzten 10 000 Jahre, die seit der Neolithischen Revolution vergangen sind und den Beginn von Kultur und Zivilisation markieren, waren viel zu kurz um an unseren steinzeitlichen Genen etwas zu verändern.
    Und so erklären die beiden Autoren anhand unterschiedlicher Beispiele, warum wir in vielen unserer Verhaltensweisen noch immer so agieren, wie es auch unsere Vorfahren taten, um in ihrer lebensfeindlichen Umwelt bestehen zu können. Von unseren kulinarischen Vorlieben bis zur Partnerwahl, vom Sozialverhalten über die Sprache bis zur Entstehung von Kunst und Religion handeln die beiden Evolutionsbiologen ihre Themen auch für den Laien in einer leicht verständlichen Sprache ab.


    Obwohl ich schon sehr viele Bücher dieser Thematik gelesen habe, fand ich im „Darwin Code“ vor allem eines, die Erklärung von Zusammenhängen, die ich unter diesen Gesichtspunkten noch nie betrachtet hatte. Logisch gut nachvollziehbar, widmen sich die beiden Wissenschaftler nicht nur den großen Fragen der menschlichen Entwicklungsgeschichte, sondern erklären dem erstaunten Leser z. B. auch, warum sehr viele Menschen morgens nichts essen können, dafür aber abends umso lieber in geselliger Runde beisammen sitzen. Auch darauf geben unsere urzeitlichen Gene eine schlüssige Antwort.
    Besonders interessant fand ich den letzten Abschnitt des Buches, der sich mit der Entstehung von Kunst und Religion befasst (in dieser Reihenfolge und nicht umgekehrt) und erklärt, welche Faktoren zusammenspielen mussten, um eine Gottheit in den Köpfen unserer Urahnen entstehen zu lassen; und zwar lange nachdem der Mensch fähig war, wunderbare Malereien an Höhlenwände zu bannen. Soziales Verhalten, Moral und Fürsorge sind also keine Erfindungen von welchen Religionen und Philosophien auch immer, sondern gehörten schon zu unserem Verhalten, als wir die letzte Stufe des Menschseins noch gar nicht erklommen hatten. Wäre es anders, hätte uns die Evolution wohl schon längst gnadenlos ausgelöscht.
    Mein Fazit: ein empfehlenswertes Buch für alle, die ein wenig Licht in das Dunkel unserer Stammesgeschichte bringen wollen.