Das Buch:
Wieder einmal war ich mit dem Problem befangen, wo dieses Buch hingehört... Es kommt zwar Abschnittsweise mit kleinen philosophischen Ratschlägen und Besinnungsgedichten als 'Schlüssel zum Glück' aus allen Kulturen und Zeiten daher, aber es ist kein Ratgeber im strengen Sinn, es ist ein Sittenbild, ein Spiegel zum Reinschauen.
Dieses Buch behandelt die interessante Tatsache, dass je mehr man arbeitet, je 'erfolgreicher' man ist - und vor allem: je mehr man sich leisten kann, desto unzufriedener wird man meisst als Mensch. Weil ein Luxus, den man sich grade geleistet hat, irgendwie nie Luxus genug scheint, und nicht so befriedigt, wie man es sich das eigentlich vorher erwartet hat. Man betreibt eifrig den Pursuit of Happyness, aber die Happyness ist immer noch ein weiteres Stück weiter vorn.
Es gibt den Ratschlag, doch mal kurz stehen zu bleiben, und sich umzusehen und sich zu besinnen: was ist wirklich wichtig im Leben, ist das jetzt wirklich nötig? Hab ich das, was ich wirklich brauch vielleicht schon längst, nur hab ich's bislang immer übersehen?
Dieses Buch ist für stressgeplagte Erfolgsmenschen geschrieben, die noch Kraft genug haben, sich genug Auszeit zu nehmen, um dieses Buch zu lesen. Vielleicht brauchen es die Leute, die sich diese Auszeit in ihrem Leben noch schaffen können, dieses Buch noch gar nicht. Aber es ist wohl besser, seine Augen für ein Problem zu öffnen, das unter Umständen auf einen zukommt, wenn man so weiter macht, wie bisher.
Das Buch entwirft ein Sittengemälde unserer modernen Konsum- und Erfolgsorientierten Gesellschaft, und zeigt Probleme auf, die 'einfachere Kulturen so nicht - oder zumindest nicht so krass haben.
Wer sich jedoch aus dem ewigen Wunscherfüllungsstreben ausgeklinkt hat und schon weiss, dass er längst genug von allem hat, wird darin wenig neues finden.
Der Autor
John F. Schumaker, neuseeländischer klinischer Psychologe, hat mehrere Bücher geschrieben, die sich mit unserer modernen Gesellschaft und ihren typischen psychologischen Phänomenen und Krankheiten beschäftigen.
Dieses Buch heisst im Original 'The Happyness Conspiracy'
Andere Bücher von ihm sind 'The Corruption of Reality' 'Wings of Illusion' 'Religion and Mental Health' und er schreibt auch auf New Internationalist http://www.newint.org/contributors/john-f-schumaker/
Meine Meinung:
Ich streite kurz einmal ab, dass die Leute es früher durchwegs besser hatten. Das Idealbild des menschlichen Daseins, das er entwirft, sucht ein vergangenes Paradies, alternative Lebensmodelle, die er mir etwas zu stark durch die rosarote Brille und zu wenig kritisch betrachtet. Seine Vision von der Zeit der Sammler & Jägerkultur ist in meinen archäologischen Augen zu wildnisromantisch ausgefallen, auch glaube ich im Gegensatz zu ihm nicht, dass Religion zum Glück des Menschen beiträgt. Religion gehört mit dem Wunsch es nichtexistenten Mächten Recht zu machen, in meinen Augen zu den vielen sinnlosen Verkomplizierungen des Lebens, die man sich antut.
Es reicht in meinen Augen, sich selbst und in buddhistischer Achtsamkeit in der Gegenwart zu leben. Sein Glück an andere Menschen zu hängen, halte ich auch für riskant, und sogar der Zufriedenheit abträglich, aber vielleicht gehöre ich zu der ihm suspekten Gruppe der selbstzufriedenen Individualisten. Ich hab nichts gegen andere Menschen, ich finde sie durchaus interessant und faszinierend, wenn ich mit ihnen Zeit verbringe, und sie liefern mir ständig neue Denkanstöße und Sichtweisen, aber wenn sie nicht da sind, stört's mich auch nicht besonders, ich verbringe mein Leben gern in stiller Kontemplation. Ich gehör zu denen, die eine lebenslange Romanze mit sich selbst eingegangen sind, und trotzdem Langeweile nicht kennen.
Denn es gibt immer wieder noch ein neues Buch zu lesen, und um sich damit auseinander zu setzen. Dasda zum Beispiel.