Lara Adrian / Tina St. John - Das Herz des Jägers. Der Kelch von Anavrin

  • Broschiert: 400 Seiten
    Verlag: Lyx; Auflage: 1 (4. November 2011)



    Februar 1275
    Wie ein großes geflügeltes Tier legte sich der Winter über London. Der Himmel verdunkelte sich bei Tage wie unter dem Schatten riesiger Schwingen, während der heulende Wind die düsteren Wolken vom Meer her ins Land trieb. In kürzester Zeit hatte die bittere Kälte ihre scharfen Krallen ausgefahren und die Stadt mit einem Eisregen überzogen. Lady Ariana of Clairmont zog sich die Kapuze ihres pelzbesetzten Mantels tiefer ins Gesicht, als sie und ihr Reisegefährte die Pferde zu einer der verschneiten Hafenschenken lenkten. Der graue Rauch, den der gemauerte Schlot an der Seite des niedrigen Gebäudes unablässig ausstieß, verhieß den Reisenden die willkommene Wärme eines prasselnden Holzfeuers. Allerdings hatte der Ort, soweit Ariana das beurteilen konnte, abgesehen von dem wärmenden Feuer, nicht viel mehr zu bieten.
    Das einzige Fenster der Schenke hatte man wegen des rauen Wetters vernagelt; die nassen, wettergegerbten Bretter klapperten, als ein neuer Windstoß das Haus erfasste. Der Wintersturm hatte jeden, der bei Verstand war, dazu gezwungen, einen sicheren Unterschlupf zu suchen, bis das Schlimmste überstanden
    war. (Auszug aus der Amazon Leseprobe)



    Mit meinen Worten:
    Ariana of Clairmont begibt sich mit ihrem Begleiter James, dem treuen Ritter der Clairmonts, auf den Weg nach London. Dort will sie Monsieur Ferrand, einen Kaufmann aus Paris treffen, der sie, gegen eine großzügige Bezahlung, über den Ärmelkanal nach Frankreich bringen soll. Der Grund für diese gewagten Reise ist Arianas Bruder Kenrick, der entführt wurde und dessen Auslösepfand sie überbringen soll. Als sie Ferrand seine Bezahlung bringt, trifft sie auf auch auf den bedrohlich wirkenden Braedon le Chasseur. Doch so düster der narbengesichtige Mann auch wirkt, er ist es, der Ariana vor Ferrand rettet und damit ihr Leben. Nach dieser Rettungsaktion werden die beiden von Ferrand und seinen Männer verfolgt und fliehen mit Braedons Kogge Richtung Frankreich. Dieser ahnt, dass Ariana ihm etwas verheimlicht und kaum in Frankreich angekommen werden sie erneut gejagt.



    Meine Meinung:
    Im Prolog erhalten die Leser Einblick in die Legende von Anavrin, in der man einiges über einen Drachenkelch erfährt, der aus dem magischen Land in die Menschenwelt gebracht wurde. Dann startet der Roman im Jahr 1275 und man lernt Ariana, die Protagonistin des Buches, den Grund ihrer Reise sowie Braedon kennen. Die Infos zu Beginn sind erstmal interessant. Dann folgt auf den ersten 100 Seiten des Romans zunächst einmal die Rettung vor Ferrand sowie die Weigerung Braedons, Ariana mit seinem Schiff nach Frankreich zu bringen. Durch widrige Umstände kommte es dann doch zur gemeinsamen Überfahrt. Dieser erste Teil war mir persönlich noch ein wenig zu lasch und ich war kurzzeitig ein wenig enttäuscht. Dies änderte sich aber schlagartig, als die beiden in Frankreich ankamen. Von da an überschlugen sich die Ereignisse und der Autorin gelang es, die Spannung, die aufgebaut wurde bis zum Ende zu halten. Der Schreibstil ist, wie ich es von den Vampir-Romanen der Autorin bereits kenne, sehr flüssig und ansprechend. Sie weiss, wie man Momente und Orte mit Worten so ausschmückt, dass man glaubt, man steht gleich nebenan und sieht zu. Ich mag Historische Romane auch deswegen so gerne, weil die Dialoge in einer wundervoll altmodischen Art geführt werden. Lara Adrian ist dies hier sehr gut gelungen ohne sie schwülstig wirken zu lassen. Dennoch bekommt man ein Gefühl für die Zeit in der der Roman spielt. Die beiden Protagonisten sind sehr "echt" dargestellt. Braedon, der geheimnisvolle und furchteinflößende Retter. Stark, männlich und wild. Adriana, trotz ihrer Jugend und Unschuld dennoch willensstark und robust. Aber auch ihre zarte und weiche weibliche Seite kommt nicht zu kurz.
    Die Liebesszenen sind kraftvoll und leidenschaftlich und wurden von der Autorin gefühlvoll und gleichermaßen erotisch beschrieben und auch hier werden der innere Kampf den Braedon führt und die verletzliche Seite von Ariana wieder wunderbar in Kontrast gestellt.
    Die Story ist vielseitig denn sie bietet dem Leser wirklich alles, was einen tollen Roman ausmacht... Liebe, Leidenschaft, Spannung, magische Wesen und den Kampf von Gut gegen Böse.
    Lara Adrian schreibt als Tina St. John ebenso tolle und spannende Romane wie man es aus ihrer Vampir-Reihe gewohnt ist. Fantastisch bleibt es auch hier. Weil sie sich hier nicht den Vampiren sondern einer anderen Art fantastischer Wesen widmet ist es auch eine gelungene Abwechslung zur bisherigen Adrian-Lektüre.
    Bevor Lara Adrians Romantic-Fantasy-Serie Midnight Breed zu Bestsellern wurde, erschien, mit dem Titel "Auf der Suche nach dem heiligen Kelch", dieser Roman unter ihrem Pseudonym Tina St. John bereits bei Cora. (Quelle: Love Letter)
    Laut der Zeitschrift Love Letter geht der 2. Band der Reihe " Siegel der Macht" mit anderen Protagonisten weiter.
    Ich für meinen Teil kann es gar nicht erwarten!


    Auf meinem Blog gab es 4,5 Sterne, da dies hier nicht möglich ist vergebe ich 5

    CINEMAinMYhead


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    "Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken" H.Hesse

  • Die Reihe „Der Kelch von Anavrin“ schrieb Lara Adrian unter dem Pseudonym Tina St. John lange, bevor sie mit ihrer Midnight- Breed Serie auf der ganzen Welt erfolgreich wurde. 2007 verlegte der Cora Verlag die ersten beiden Bände unter den Namen „Auf der Suche nach dem heiligen Kelch“ und „Der Kelch der Wunder“, doch danach hörte man nichts mehr von der Geschichte. 2011 veröffentlicht nun der Egmont Lyx Verlag eine überarbeitete Neuauflage der historischen Buchreihe.


    Als großer Adrian- Fan ist „Das Herz des Jägers“ natürlich Pflichtprogramm für mich, auch wenn ich mit historischen Romanen eigentlich eher wenig anfangen kann. Doch ich wurde nicht enttäuscht. „Der Kelch von Anavrin“ ist zwar komplett anders als die Romane um „Midnight Breed“ Vampire, aber deswegen nicht schlechter.


    Zu Beginn habe ich ein wenig gebraucht, um mich in die Geschichte hineinzufinden, was vor allem an der altertümlichen Kulisse lag – und an Ariana. Sie ist so ganz anders als die meist starten, toughen Frauen, die man von der Autorin gewohnt ist. Ariana ist noch sehr jung, 18 Jahre alt, und auf den ersten Blick eine typische Dame des 13. Jahrhunderts. Immer auf Etikette bedacht und furchtbar naiv. Doch im Laufe der Zeit entwickelt sie sich zu einer starken, mutigen Frau, die mit dem naiven Mädchen vom Anfang des Buches nur noch wenig gemein hat.


    Braedon le Chasseur hingehen ist ein typischer Adrian- Charakter. Düster, geheimnisvoll, ein bisschen gefährlich lässt er das Herz Arianas (und auch das der Leserinnen) schnell höher schlagen. Und wie sollte es auch anders sein, es kommt natürlich zu einer leidenschaftlichen Affäre, deren erotische Szenen sich ebenfalls nicht zu verstecken brauche. Sie sind an manchen Stellen vielleicht sogar noch ein wenig niveauvoller als die in den Vampirromanen, aber auch hier darf man keinen langweiligen Blümchensex erwarten.


    Auch fantastische Elemente lässt die Autorin nicht vermissen, ebenso wenig wie actionreiche Szenen. Es ist eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei, eine bunte Mischung aus verschiedenen Genres, die sich zu einer gut unterhaltenden, spannenden Geschichte zusammenfügen.


    Mit „Das Herz des Jägers“ hat Lara Adrian bewiesen, dass sie auch abseits der Vampirschiene großartige Geschichten schreiben kann. Es ist der großartige Auftakt einer interessanten Reihe, die ein würdiger Nachfolger für die „Midnight Breed“ Serie werden kann und vielleicht den Abschiedsschmerz ein wenig zu lindern vermag, wenn im August 2012 mit „Erwählte der Ewigkeit“ der letzte Band der beliebten Vampirserie erscheint.