Anmerkung: Ich habe die englische Originalausgabe gelesen
Verlag: Bloomsbury
Seiten: 240
Originaltitel: Tales of Terror from the Black Ship
Übersetzerin: Beatrice Howeg
Autor:
Chris Priestley ist Autor, Illustrator, Maler und Cartoonist. Seit er ein Teenager war, liebt er Grusel- und Geistergeschichten. Er hat bereits mehrere Kinderbücher veröffentlicht und lebt in Cambridge.
Illustrator:
David Roberts ist ein preisgekrönter Illustrator, der bereits mit vielen Autoren - u.a. Georgia Byng - zusammengearbeitet hat. David Roberts lebt in London.
Klappentext:
The Old Inn steht gefährlich nah am Rand einer Klippe über dem Ozean, auf dem ein schwerer Sturm tobt. Als ein geheimnisvoller junger Mann an die Tür des unheimlichen alten Hauses klopft und bittet, sich während des Unwetters unterstellen zu dürfen, bringen die Kinder es nicht übers Herz, ihn draußen stehen zu lassen.
Während draußen der Sturm immer heftiger tobt, entdeckt drinnen der Fremde, dass die Kinder eine Vorliebe für schaurige Geschichten haben — und sein Vorrat scheint unerschöpflich zu sein. Die grausigste Entdeckung machen die beiden jedoch, als der Sturm sich gelegt hat und der neue Tag anbricht …
Meine Rezension:
Nachdem ich den nächsten Band des Autors von "Onkel Montagues Schauergeschichten" eigentlich schon ewig lesen wollte, bin ich jetzt endlich dazu gekommen. Und welcher Monat könnte auch wirklich besser sein, als der November, wenn der Nebel um die Häuser wabert? Obwohl ich über die eigentliche Zielgruppe wohl schon etwas hinausgewachsen bin, haben es einige der Geschichten wieder geschafft, mir in bestimmten Momenten einen mal mehr, mal weniger angenehmen Schauer über den Rücken zu jagen.
Andere wiederrum, das möchte ich nicht verhehlen, sind um einiges grausamer und deftiger geraten als das in "Onkel Montagues Schauergeschichten" der Fall war. Da werden Schädel gespalten, Menschen bei lebendigem Leibe langsam gefressen oder innerhalb von Minuten schmerzhaft in verwesende Leichname verwandelt. Deswegen tue ich mich ehrlich gesagt auch ein bisschen hart mit der vom Verlag ausgesprochenen Altersempfehlung ab 12 Jahren. Mein 13-jähriger Patensohn meinte, ihm wäre das zu gruslig. Da auch die meisten der Protagonisten der Kurzgeschichten etwas älter sind als das im ersten Band der Fall war, schraube ich meine Altersempfehlung auf 14 Jahre hoch.
Dem Prinzip seiner Kurzgeschichten ist Chris Priestley treu geblieben, das heißt, wer die etwas abrupten Enden der einzelnen Geschichten schon im vorigen Band bemängelt hat, wird auch hier nicht glücklicher sein. Mich hat das nicht gestört, auch wenn durch das immer gleiche Konstrukt manche der Geschichten ein wenig vorhersehbar wurden.
Im Gegensatz zu den recht breit gestreuten Themen des Vorgängers drehen sich die neun "Schauergeschichten vom Schwarzen Schiff", wie könnte es auch anders sein, samt und sonders um Schiffe, Seemänner und die Schrecken der 7 Weltmeere. Eingebunden in die Rahmenhandlung um die Kinder Ethan und Cathy die von einer schweren Krankheit niedergeworfen wurden und allein zu Hause in einem alten Inn am Meer darauf warten, dass der Vater mit dem Arzt wiederkommt. Es wütet ein schwerer Sturm und obwohl der Vater es ihnen verboten hatte, können sie einen einsamen Seemann der plötzlich vor der Tür steht nicht zurückweisen. Er kommt herein zu ihnen, setzt sich ans Feuer und beginnt seine Geschichten zu erzählen. Aber Ethan mag den Mann nicht und er wird ihm immer unsympathischer, je begeisterter Cathy von seinen Geschichten ist.
Wer Fan von Tim Burtons Filmen oder Gruselgeschichten über das Meer ist, kann mit diesem Buch gar nichts verkehrt machen. Auch den Geist des großen Edgar Allan Poe spürt man wieder durch verschiedene Geschichten wehen, wenn da z.B. eine schwarze Katze eine wichtige Rolle spielt, oder der einstmals liebevolle Vater der Kinder nach dem Tod seiner Frau vom gastfreundlichen Wirt zum übellaunigen Säufer wird. Die einfach gehaltenen aber akzentuierten Illustrationen tragen wieder zur besonderen Stimmung des Buches bei und unterstützen den subtilen Schauder.
Fazit: Chris Priestley ist wieder eine gute Mischung von Kurzgeschichten gelungen, die zwar nicht alle durchweg das gleiche Niveau haben, den Leser aber faszinieren und durch die angenehme Gänsehaut, die das Buch verursacht, immer wieder danach greifen lässt. Freunde von grusligem Seemannsgarn sollten auf jeden Fall zugreifen.
Da es in den Geschichten brutaler zugeht als im Vorgänger, sollte man beim Verschenken an Kinder etwas vorsichtig sein.
8 von 10 Punkten von mir.