Tödlicher Irrtum oder Feuerprobe der Unschuld - Agatha Christie

  • Orginaltitel: Ordeal by Innocence
    Enstehungsjahr: 1958


    Inhaltsangabe:


    Zwei Jahre nachdem Clark Jackson wegen Mordes an seiner Mutter verurteilt wurde und im Gefängnis an Lungenentzündung gestorben ist, taucht bei seiner Familie Dr. Calgary auf, der durch unglückliche Umstände daran gehindert wurde, dem vermeintlichen Mörder ein Alibi zu geben und, von Schuldgefühlen getrieben, dessen Ruf wieder herstellen will.
    Leider löst er damit nur noch mehr Unglück aus, da der Mordfall nun wieder aufgerollt wird und in der Familie eine Atmosphäre des gegenseitigen Misstrauens entsteht.



    Meine Meinung:


    Dieser Roman weicht von Agatha Christies sonstigem Schema stark ab, im Mittelpunkt steht hier kein verzwickter Krimiplot, sondern das Psychogramm einer Familie, die sich sehr gut mit dem Sohn als Mörder abgefunden hatte und nun durch gegenseitige Verdächtigungen aufgescheucht wird.


    Die düstere und deprimierende Atmosphäre wird leider durch keine humorvollen Szenen aufgelockert und es ermittelt eigentlich niemand so richtig, obwohl gleich drei Personen so etwas wie Verhöre durchführen, aber eigentlich geht es mehr darum zu beschreiben, wer wen verdächtigt, als konkrete Hinweise zur Aufklärung des Mordes zu geben.
    Dr Calgary kommt am Ende auch eher durch psychologische Schlussfolgerungen auf die Lösung, als dass er das sonst bei Agatha Christie übliche Krimipuzzle aus mysteriösen Hinweisen und scheinbar nicht zusammenpassenden Tatsachen zusammensetzt.


    Ständig wird betont wie die Unschuldigen durch ein ungeklärtes Verbrechen leiden müssen und wie sehr sich die Familie wünscht, Dr Calgary wäre nie aufgetaucht und auch die gegenseitigen Anschuldigungen der Familienmitglieder werden häufig wiederholt, ohne dass dem Leser neue Erkenntnisse vermittelt werden, das macht das Lesen gerade im Mittelteil ziemlich zäh und langatmig.


    Wenn auch die ungewöhnlich tiefen Charakterisierungen einiger Familienmitglieder recht interessant sind, würde ich doch nicht unbedingt zu einem Agatha Christie Roman greifen, wenn ich einen psychologischen Spannungsroman lesen will, ihre Stärke sind die genial konstruierten Plots und dieser hier ist leider so schlicht, dass jedem, der sich nur einigermassen mit der Logik ihrer Romane beschäftigt hat, von vorneherein klar ist, auf was es ungefähr hinausläuft.


    Sicherlich kein schlechter Roman und auch ein mittelmäßiger Christie ist immer noch um Längen besser als Vieles, was heutzutage als Krimi verkauft wird, aber zu ihren Meisterwerken würde ich es nicht ungedingt zählen.


    ASIN/ISBN: 3596168503

  • Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist zwar ein etwas anderer Christie ohne Miss Marple oder Poirot, aber trotzdem hatte er für mich alles, was ein guter Krimi haben muss.


    Ein positiver Aspekt war für mich auch, dass man zu Beginn des Buches nicht von der Vielzahl der handelnden Personen "erschlagen" wurde. Es spielt sich alles innerhalb einer Familie ab und gerade auch die Beziehungen innerhalb der Familie waren sehr interessant.


    9 von 10 Punkten

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Ein wirklich toller Roman von Agatha Christie! Ich habe diesen Roman im Rahmen einer LR "verschlungen".


    Obwohl Poirot und Miss Marple fehlen, hat dieser Krimi alles, was ein gutes Buch ausmacht. Spannung, einige Verdächtige, ein überraschendes Ende - und ein Happy-End! Einziges Manko - die Namen der Personen sind in der Übersetzung geändert worden, was ich nicht so gut finde.


    Für mich 9 von 10 Punkte! :-)

  • Ich hab ihn auch in einer LR gelesen.
    Mir persönlich fehlt zwar Poirot oder Marple, aber das liegt nur daran, das wir mit den Christie-Eulen momentan diese kaum lesen (sind ja auch schon fast alle gelesen :wow )


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch wenn ich zwischenzeitlich mal gedacht habe "Warum ist denn bitte Dr. Calgary der Detektiv? Er kann ja nicht einfach dauernd ins Haus spazieren und die Leute befragen..."
    Ich versteh es allerdings immernoch nicht, warum es nicht z.B. Inspektor Huish hätte sein können, das wäre ein wenig plausibler gewesen, aber nun gut, es tut dem Roman eigentlich keinen Abbruch.
    Das Ende war auch mal richtig spannend. Es passierte soviel, in den letzten 6 Kapitel, dass man nur noch die Luft anhalten kann und schnell umblättern muss. :wow


    Meine Bewertung: 9 von 10

  • Anfangs haderte ich etwas mit dem Buch, war mir nicht ganz darüber im Klaren was ich davon halten soll. Dr. Calgary besucht die Familie Jackson um ihr mitzuteilen, das Sohn Clark unschuldig im Gefängnis saß. Mittlerweile ist Clark tot, jedoch sein Ruf wieder hergestellt. Das passt dem wahren Mörder jedoch nicht in den Kram...
    Calgary begibt sich auf Spurensuche, war er es doch der Clark hätte entlasten können, so fühlt er sich verpflichtet, die Wahrheit heraus zu finden.
    Doch schlafende Mörder soll man nicht wecken...und so gibt es ein weiteres Opfer zu beklagen...
    Mir fehlte bei diesem Roman etwas, ich kann jedoch nicht einmal genau sagen was es ist. Das Buch war zweifelsohne spannend und das Ende dann doch etwas überraschend, aber trotzdem konnte es mich nicht gänzlich packen.
    Gute Unterhaltung, die 8 Eulenpunkte verdient.

  • Ein sehr sympathisches Buch der lieben Agatha Christie. ;)

    Jack - in älteren Ausgaben Clark genannt - ist nicht mehr am Leben und der einzige Mann, der ihm hätte damals helfen können, ist der hier zum Ermittler ernannte Dr. Calgary.

    Warum er sich so extrem in diesen Fall hineinsteigert, erschließt sich mir nicht. Er erzählt der Polizei die Wahrheit, besteht dann noch darauf Jacks Familie alles persönlich zu erzählen und wird dann auf einmal zum Ermittler.

    Es ist ein Buch, welches angenehm und fließend zu lesen ist. Die Ermittlungen und Verwirrungen sind spannend und verleiten zum Miträtseln.

    Das Ende war für mich anders wie gedacht, aber dennoch nachvollziehbar.


    Insgesamt vergebe ich 8 von 10 Punkten.

  • ich liebe ja die Miss Marple und Hercule Poirot Reihen von Christie. Das Buch jetzt kommt ohne konkreten Ermittler aus. Vielmehr schickt sich der Zeuge, der wegen eines Unfalls damals nicht aussagen konnte, an, die Umstände des Mordes aufzuklären.

    Die Familie selbst ist zerstritten, jeder verdächtigt jeden.

    Ein spannendes aber auch sehr unterhaltsames Buch mit einer schlüssigen Aufklärung. Gerne lese ich wieder einen Krimi von Christie.

  • Ich habe diesen Agatha Christie-Krimi gerne gelesen und habe auch weder Miss Marple noch Hercule Poirot darin vermisst. Was mich an dem Buch am meisten fasziniert hat, war, dass eigentlich kaum was passiert und es trotzdem spannend bleibt bis zuletzt.

    Dr. Calgary, der eigentlich nur den unschuldig als Mörder verurteilten Jack entlasten will, sticht damit unwissentlich in ein Wespennest und plötzlich ist die ganze Familie verdächtig. Ich fand es sehr spannend, wie sich nach und nach die Abgründe zwischen den Familienmitgliedern auftun. Von Seite zu Seite habe ich gerätselt und versucht, das eine Detail zu finden, dass mich auf die richtige Spur bringt - und habe doch bis zuletzt im Dunkeln getappt. Die Auflösung war schlüssig und nachvollziehbar - und ja, man hätte drauf kommen können...


    Es war wieder ein großes Vergnügen und ich hatte viel Spaß, gemeinsam mit den anderen in der Leserunde zu rätseln! :-)


    LG, Bella