Kurzbeschreibung
Eine einzige Sekunde hat Susannes Leben für immer verändert. Ein Kind ist tot. Für die junge Frau ein Alptraum, der nie endet, eine Suche nach Sühne, die vergebens ist. Dann sterben zwei Menschen. Sie wurden ermordet. Auch in ihrer Vergangenheit gibt es ein düsteres Geheimnis, eine Schuld, die für immer bleibt. Kommissar Dühnfort verfolgt einen Täter, der auf grausame Weise für seine Vorstellung von Gerechtigkeit sorgt. Ein Rächer, der Gleiches mit Gleichem vergilt und keine Gnade kennt.
Über die Autorin
Schon Inge Löhnigs erster Kriminalroman um Kommissar Konstantin Dühnfort, Der Sünde Sold, hat bei Kritikern und Lesern Begeisterungsstürme ausgelöst: „Meisterhafte Erzählkunst“ schrieb die Süddeutsche Zeitung, auf krimi-couch.de wurde der Roman als „einer der besten aus 2008“ gelobt. Inge Löhnig wohnt mit ihrer Familie in der Nähe von München.
Meine Meinung
München, ein trüber und nasskalter November, wie er im Buche steht. Schneeregen und ein grauer Himmel drücken die Stimmung, als die Meldung über einen Unfall mit Fahrerflucht bei der Polizei eingeht. Als jedoch zwei Zeugen unabhängig von einander aussagen, dass das Opfer scheinbar ungebremst überfahren wurde, wird die Mordkommission eingesetzt und beginnt zu ermitteln. Die Spurenlage ist dürftig, der Fall kommt nicht voran. Nachforschungen in der Vergangenheit des Opfers bringen zunächst kein Ergebnis. Das ändert sich, als ein weiterer Mensch tot aufgefunden wird und dessen Vergangenheit Parallelen zum ersten Opfer aufweist. Bald scheint der Zusammenhang klar, aber wer könnte ein Motiv für die grausigen Taten haben? Tino Dühnfort läuft die Zeit davon, denn eines scheint sicher: Der Mörder wird wieder zuschlagen.
Entgegen ihres dritten Buches verzichtet Inge Löhnig diesmal auf die Perspektive aus der Sicht des Täters. Die Gründe für die Taten bekommt der Leser also hier nicht über den Täter vermittelt sondern über den zweiten Erzählstrang aus der Sicht der jungen Bogenbauerin Susanne, deren Vergangenheit ebenfalls einen dunklen Fleck aufweist. Ihre vermeintliche Schuld an einem Todesfall schlägt den Bogen zu den bisherigen Taten des unbekannten Rächers. Kontinuierlich treibt die Autorin diesen Handlungsstrang voran, sodass dem Leser bald klar wird, in welcher Gefahr die junge Frau schwebt, während die Polizei noch im Dunkeln tappt. Nachdem mir beim dritten Fall um Tino Dühnfort schon zur Mitte hin klar war, wer der Täter ist, hat es die Autorin in diesem vierten Buch geschafft, mich bis zum Ende hin absolut an der Nase herumzuführen. Falsche Fährten gibt es zur Genüge und die sind so geschickt gelegt, dass ich nicht gemerkt habe, dass ich mit meinen eigenen Vermutungen völlig daneben lag.
Dieses vierte Buch könnte man zudem auch mit "Tino Dühnforts härtester Fall" untertiteln, denn der sympathische Ermittler aus München stößt in Inge Löhnigs neusten Krimi hart an seine Grenzen. Bislang vom Erfolg verwöhnt strandet der Fall um den unheimlichen Rächer bereits zu Beginn in einer Sackgasse. Auch Tinos Bauchgefühl, das ihn sonst nie im Stich lässt, bringt ihn diesmal nicht weiter, zudem bremsen ihn Vorschriften und Datenschutz permanent aus. Zeitgleich zu den Mordfällen, von denen er glaubt, dass sie in einem Zusammenhang stehen, droht Tino von anderer Seite Ungemach: Jemand, den er vor vielen Jahren ins Gefängnis gebracht hat, wird aus der Haft entlassen. Niemand weiß, ob der ehemalige Straftäter Rache an Tino nehmen wird. Als wäre das alles noch nicht genug, muss sich Tino auch noch mit schwerwiegenden Entscheidungen befassen, die sein Privatleben betreffen. Die versierten Inge Löhnig Leser dürfen sich freuen - diesbezüglich kommt endlich Zug in die Geschichte. Ob die Wendung den Geschmack aller Leser trifft, lasse ich dahin gestellt. Ich für meinen Teil war damit höchst zufrieden.
Es ist aber nicht nur Tino, der hier eine Veränderung durchmacht, auch Gina und Alois müssen sich Situationen stellen, die ihr gewohntes Leben nachhaltig verändern und den bisher gewählten Lebensweg in Frage stellen. Dieser Fall bringt alle an ihre persönlichen Grenzen.
Inge Löhnig zeichnet in diesem Krimi, der mich schon deutliche Tendenzen zum Psychothriller hat, ein vielschichtiges Bild von psychischen Schäden nach erlittenen Traumata und um falsch verstandene und nicht verarbeitete Schuldgefühle. Um Handlungen, die man nicht beeinflussen kann, mit deren Konsequenzen man aber irgendwie leben muss. Eine Thematik, die mich auch nach dem Umschlagen der letzten Seite noch lange beschäftigen wird.