Englischer Originaltitel: A Dance of Ghosts
Klappentext
John Craine ist Privatdetektiv und nie uber die grausame Ermordung seiner Ehefrau vor 17 Jahren hinweggekommen. Er konzentriert sich bei Tag auf seine Arbeit und bei Nacht auf den Whisky. Jetzt soll er eine verschwundene junge Frau finden. Er bekommt es mit einem machtigen Gegner zu tun: Mick Bishop, ein einflussreicher und korrupter Polizist, hat beste Kontakte ins kriminelle Milieu. Craine wird in ein Netz aus Korruption und Lügen verstrickt, das sich immer enger um ihn zusammenzieht ...
Der Autor
Kevin Brooks, geboren 1959, wuchs in einem kleinen Ort namens Pinhoe in der Nähe von Exeter/Südengland auf. Er studierte in Birmingham und London. Sein Geld verdiente er lange Zeit mit Gelegenheitsjobs. Seit dem überwältigenden Erfolg seines Debütromans ›Martyn Pig‹ ist er freier Schriftsteller.
Für seine Arbeiten wurde er mit renommierten Preisen ausgezeichnet, u.a mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis und dem Buxtehuder Bullen. Für den Deutschen Jugendliteraturpreis wurde er innerhalb von fünf Jahren vier Mal nominiert und hat den begehrten Preis auch schon zwei Mal erhalten - 2006 für ›Lucas‹ und 2009 für ›The Road of the Dead‹.
Als ich den Klappentext las, hatte ich irgendwie einen amerikanischen Thriller mit Noir-Touch vor Augen, in dem ein Dedektiv, ausgestattet mit den üblichen Attributen wie kaputte Psyche und Alkoholproblem, es mit üblen korrupten Polizisten zu tun bekommt.
Tja, das dachte ich. Aber: zum einen spielt das Buch in England, der Autor ist ebenfalls Engländer und somit ist das Buch schon mal keinklassischer amerikanischer Thriller. Der Ich-Erzähler John Craine hat eine traumatische Erfahrung - die Ermordung seiner Frau - erleben müssen und deswegen trinkt er sich gerne in den Schlaf damit ihn die titelgebenden Geister der Erinnerung in Ruhe lassen. Trotzdem hebt sich sein Charakter wohltuend von den sonst so oft anzutreffenden gezeichneten Buchfiguren ab. Und auch die Story ist so ganz anders, als ich erwartet hatte.
Craine wird von der Mutter der verschwundenen jungen Anna angeheuert. Sie hat das Gefühl, das die Polizei nicht genug tut. Obwohl Craine eigentlich keine Lust dazu hat, nimmt er den Fall dennoch an. Doch schon bald wird er zusammengeschlagen und auch der zuständige Polizeibeamter ist wenig erfreut über seine Nachforschungen. Craine wird zusehens misstrauischer. Mick Bishop, besagter Polizeibeamter, ist ihm noch von früher bekannt, Craines Vater, ebenfalls Polizist, hatte einmal versucht, ihm unsaubere Machenschaften nachzuweisen und scheiterte tragisch. Aber Craine läßt sich nicht beirren, und zusammen mit seinem Neffen Cal, einem Computerfreak, versucht er weiter herauszufinden, was mit Anna geschah und welches Interesse Bishop daran hat, das ganze im Sande verlaufen zu lassen. Dabei wird er von den Geistern der Vergangenheit eingeholt.
Die Story ist gut und intelligent aufgebaut. Craine ist trotz oder auch wegen seiner Geschichte sympathisch und sehr glaubhaft. Mehr und mehr erfährt man von ihm; und mit ihm dringt man weiter und weiter in die Handlung vor. Auch die Nebenfiguren, wie Cal oder seine Sekretärin sind sehr plastisch beschrieben. Was Craine ausser der Ermordung seiner Frau umtreibt, wie er vielleicht zurück ins Leben findet, was mit der verschwundenen Anna geschah, wer der Täter ist und was Bishop damit zu tun hat, das wird nach und nach enthüllt. Das ist sehr flott und spannend geschrieben, die Sprache ist angenehm. Ich war von Seite zu Seite mehr angetan von diesem unerwartet guten Thriller. Trotz den üblichen klassischen Thrillerbausteinen gelingt es Brooks, etwas ganz eigenständiges daraus zu machen. Überraschend war auch das etwas offene und aprubte Ende. Das fand ich irgendwie ungewöhnlich, aber nicht störend.
Ich möchte eine klare Leseempfehlung für diesen wirklich überraschend guten Thriller aussprechen!