'Seine Toten kann man sich nicht aussuchen' - Seiten 061 - 129

  • Aber Jurastudenten im ersten Semester fangen in der Regel mit Strafrecht an- wohlgemerkt materielles Recht, weder von Polizeigesetzen noch von Strafprozeßordnung irgendeine Ahnung- aber Klappe wie 15 Anwälte mit 30 jähriger Berufserfahrung. Ich durfte das als wartender Betroffener einer Polizeikontrolle mal miterleben und habe mich schier gekringelt vor Lachen- so sehr, dass der Herr Oberpolizist mich dann gleich kontrolliert hat und mich angeraunzt hat was ich so amüsant fände. Wir haben dann gemeinsam gegrinst, was die Atmosphäre für die Jungspunde mitentlastet hat. Für eine einfache Polizeistreife allerdings sind die im Rudel eher nicht lustig, sondern nur lästig.

  • Zitat

    Original von Groupie
    @ Gummibärchen: Nein, ich meinte das schon umgekehrt. Dass man anders reagiert, wenn es um (nahe) Verwandte oder Bekannte geht, ist mir klar. Ich dachte eher an einen Unterschied zwischen im Dienst und nicht im Dienst. :wave Aber ist auch egal, ich finde das ja selber jetzt irgendwie verwirrend. Vergessen wir das einfach :lache!


    Hm....auf die Frage wäre ich gar nicht gekommen, was soll es da für Unterschied geben? Verwandte sind Verwandte, da trifft es einen immer, egal, ob im Dienst oder nicht. Aber klar, wäre BJ im Dienst, hätte sie - wenn das ihr Vater gewesen wäre - alles wohl erst später erfahren, wie sie schrieb.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


    *Bestellungen bei Amazon bitte über Forumlinks (s. Eulen-Startseite) tätigen, um so das Forum zu unterstützen.*

  • Ich meinte nicht entmündigen. Ich meinte, die Frau braucht offensichtlich wirklich Hilfe, aber von Profis, nicht von ihrem Kind. Also Entziehungskur, Psychologen, mit denen sie aufarbeiten kann, was in ihrem Leben schiefgelaufen ist und wie sie ihren Alltag wieder geregelt krieg. Und wenn sie jemanden hätte, der diese Verantwortung an Jons Stelle übernimmt, würde es ihm leichter fallen, sich von ihr zu lösen als wenn er dauernd Angst haben muss, dass seine Mutter ohne ihn verreckt und er sich dafür verantwortlich fühlen muss. So meinte ich das.

  • @flash
    Entschuldige, aber du bringst mich ein bißchen zum Lächeln.
    Ich finde es schön, dass du dir das alles überlegst und Gedanken machst, s
    Dabei gibt es zwei Probleme, das erste ist, dass dazu eine gewisse bereitwillige Mitarbeit der Betroffenen gehört, die ist aber nahezu nie vorhanden. Da kommt eher die Reaktion: kümmer dich um deinen Kram!
    Die zweite ist eine Kostenfrage, natürlich kann man Kinderglück nicht mit Geld aufwiegen, aber wenn wir jedem alkoholkranken Elternteil einen Berater zur Seite stellen, dann bräuchten wir Tausende....


    Mich fasziniert auch der Ruf nach staatlicher Hilfe, denn hat hier nicht viel mehr als der Staat versagt? Hätten nicht Nachbarn, Freunde, Mitschüler vielleicht etwas ändern können? Mal an die eigene Nase gegriffen, wer geht denn hin und kümmert sich um die Familie, die vielleicht neben an wohnt und das Leben nicht so recht meistert...
    Haben wir nicht alle immer zu viel zu tun? Zu wenig Zeit? Wollen uns nicht aufdrängen?


    Nur mal so in den Raum gefragt..
    Wenn man soetwas verhindern möchte, dann gehört da mehr dazu, als nach staatlicher Hilfe zu rufen...

  • Über dieses Thema hab ich mich gestern mit meiner Freundin unterhalten. Und ich gebe dir recht. Es ist nicht alleine die Aufgabe des Staates sich um solche Familien zu kümmern bzw. um dessen Kinder. Es ist die Aufgabe einer ganzen Gesellschaft.


    Nur leider kümmert es die Gesellschaft nicht immer wenn ein Kind auf der Strecke bleibt. Manchmal ist man auf einem Auge blind und kann es nicht sehen, weil man nicht genau hinschaut. Aber die die schauen könnten, verurteilen meistens lieber anstatt mal ernst gemeinte Hilfe anzubieten. Bevor geholfen wird, wird verurteilt. Werden die Eltern verteufelt, dass sie ja sich nicht um das Kind kümmern. Ja das stimmt, sie kümmern sich vielleicht nicht angemessen um ihr Kind. Aber wer schaut denn mal dahinter und fragt nach warum nicht? Also wird schön verurteilt und getuschelt (hinter vorgehaltener Hand versteht sich) Und wer bleibt auf der Strecke das Kind!


    Klar gibt es immer wieder die Menschen, die sich um andere Kinder kümmern, sie an die Hand nehmen und versuchen sie auf die richtige Bahn zu lenken. Nur leider sind es zu wenige.


    Eigentlich ein Armutszeugnis einer Gesellschaft, die es nicht schafft, allein gelassene Kinder mitzunehmen, sondern einfach durchs Netz fallen zu lassen.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Wenn man soetwas verhindern möchte, dann gehört da mehr dazu, als nach staatlicher Hilfe zu rufen...


    Nur das Bewußtsein, dass im demokratischen Staat jeder sagen kann und muss : L´etat c´est moi.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von beowulf ()

  • Es geht dabei ja nicht nur um Kinder und ich kann mich selbst auch nicht davon freisprechen. Daran mußte ich eben denken.
    Meine Nachbarin, eine alte Dame rief mich an, um sich für das Exemplar meines Buches zu bedanken und ich klemmte grad mit dem Mr. zwischen zwei Schranktüren und traf Umzugsvorbereitungen, außerdem wollten wir auf den Adventsbazar und waren schon spät dran. Ich war also freundlich, aber ein wenig kurz angeboden. Wäre es wirklich so schwer gewesen, die Dame zu fragen, ob sie auf einen Kaffee hochkommen mag? Sie mit zu dem Bazar zu nehmen, anstatt zu wissen, daß sie alleine in ihrer Wohnung sitzt?
    Wäre es nicht, ich aber zu beschäftigt, um überhaupt nur auf die Idee zu kommen....

  • Zitat

    Original von flashfrog
    Ich meinte nicht entmündigen. Ich meinte, die Frau braucht offensichtlich wirklich Hilfe, aber von Profis, nicht von ihrem Kind. Also Entziehungskur, Psychologen, mit denen sie aufarbeiten kann, was in ihrem Leben schiefgelaufen ist und wie sie ihren Alltag wieder geregelt krieg.


    Wie BJ schon schrieb, da ist die Mitarbeit und der freie Wille der Betroffenen nötig - und tragischerweise wollen die meisten Betroffenen davon nichts wisse..Da sprech ich leider aus Erfahrung :-(Die kommen zum Entzug, weil sie bewußtlos aufgefunden wurden, haben aber keinen Bock drauf. Zwangseinweisen kannst sie nicht, sorich nach ein paar Tagen sind sie wieder zu Hause und saufen weiter...bis zum nächsten Aufenthalt bei uns...


    Zitat

    Und wenn sie jemanden hätte, der diese Verantwortung an Jons Stelle übernimmt, würde es ihm leichter fallen, sich von ihr zu lösen als wenn er dauernd Angst haben muss, dass seine Mutter ohne ihn verreckt und er sich dafür verantwortlich fühlen muss. So meinte ich das.


    Hätte ihm das wirklich jemand abnehmen können? Etwas, das so tief in ihm verwurzelt ist und sich so tief in ihm breit gemacht hat? Außerdem trägt die Lady meiner Meinung nach komplett die Verantwortung für sich und niemand anderes.
    Leider hat sie ihrem Kind von klein auf etwas anderes suggeriert. :-(

  • Zitat

    Original von flashfrog
    Ich meinte nicht entmündigen. Ich meinte, die Frau braucht offensichtlich wirklich Hilfe, aber von Profis, nicht von ihrem Kind. Also Entziehungskur, Psychologen, mit denen sie aufarbeiten kann, was in ihrem Leben schiefgelaufen ist und wie sie ihren Alltag wieder geregelt krieg. Und wenn sie jemanden hätte, der diese Verantwortung an Jons Stelle übernimmt, würde es ihm leichter fallen, sich von ihr zu lösen als wenn er dauernd Angst haben muss, dass seine Mutter ohne ihn verreckt und er sich dafür verantwortlich fühlen muss. So meinte ich das.


    Das ist ja auch alles richtig und diese Hilfe würde der Staat auch leisten (auch wenn BJ natürlich recht hat, hier geht es um mehr, als nur den Staat, aber dennoch - diese Hilfe stünde ihr auch zu!), nur bin ich sicher, dass es auch bei ihr versucht wurde und irgendwann einfach nicht ging, aus welchen Gründen auch immer. Es ist nun mal nicht so einfach, einen Suchtkranken davon zu überzeugen, dass er sich behandeln lassen sollte.


    @BJ: Natürlich kann man nicht jedem Alkoholiker einen Berater an die Seite stellen, aber es gibt genügend Stellen in Deutschland, die diese Hilfe (staatlich finanziert) anbieten. Nur muss man sie auch in Anspruch nehmen, was leider nicht immer passiert - eben, weil ein Alkoholiker nicht einfach so irgendwo hingeht und sich helfen lässt. "An die Hand" nehmen wäre in solchen Fällen natürlich super und ja, da geb ich dir und den Nachfolgern hier Recht - unsere Gesellschaft (ja, wir alle) versagen da oft. Auf der anderen Seite - ich musste hier vor ner Zeit was von "Helferkomplex" lesen, als ich meinte, dass es mir weh tut zuzugucken, wie ein mir wichtiger Mensch sein Leben gegen die Wand fährt, dass ich aber wohl kaum was machen kann, weil sich dieser Mensch von mir nichts sagen lässt.


    Ich find, dass das Ganze insgesamt ein schwieriges Thema ist, bin aber jetzt noch mehr als sonst davon überzeugt, dass in unserer heutigen Gesellschaft Menschen öfter als früher einfach nur auf sich selbst gucken und weniger auf andere. Umso mehr weiß ich Menschen zu schätzen, die auch bei Kleinigkeiten ihre Hilfe anbieten.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


    *Bestellungen bei Amazon bitte über Forumlinks (s. Eulen-Startseite) tätigen, um so das Forum zu unterstützen.*

  • Auch im zweiten Abschnitt erlebte ich wieder ein gewaltiges Wechselbad der Gefühle. In der einen Geschichte kämpfe ich mit den Tränen, in der nächsten muss ich laut vor mich hin lachen.
    Ich bin Dir wirlich sehr dankbar, hast Du eine so gute Mischung gefunden, ein Buch nur aus Geschichten wie die von Jon, wäre schwierig zulesen udn würde mir zu nahe gehen. Aber die Balance zwischen Trauer, Wut, Kopfschütteln und Komik ist Dir perfekt gelungen.

  • Da ich in letzter Zeit nicht viel Zeit zum Posten habe, hole ich jetzt etwas nach. Das Buch ist schon länger ausgelesen, aber einige Sachen sind mir doch noch in Erinnerung geblieben. So zum Beispiel die amüsanten Anrufe. Ich musste dabei sehr an letztes Silvester denken, da war bei den Nachbarn eine rakete in eine Mülltonne geflogen und hat sie entzündet. VOm Fenster aus sah es aber so aus, als wenn das Haus brennen würde und man sah im Fenster, dass noch menschen im Haus waren. Meine Mutter rief daraufhin die feuerwehr an, während meine gäste nach draußen liefen und ich schon im Bad war, um mich umzuziehen. Auf einen Ruf meiner Freundin hin kam ich in Dessous verwirrt nach draußen, um zu sehen was überhaupt los war und was brannte, Daraufhin musste meine Mutter schmunzeln, die schon bald von jemanden, der draußen nachgesehen hatte auch erfuhr, dass nur die Mülltonne brannte. Sie musste regelrecht auflachen, da ich nur in Dessous herumstand, dass der Mann am anderen Ende fragte, ob es nur ein Scherz wäre, was es natürlich nicht war und meine Mutter ihn kurz aufklörte, warum sie lachen musste.

  • Die Seiten fliegen nur so dahin und so bin ich schon fertig, ehe ich an den Rechner komme und meine Meinung dazu äußern kann..


    Die Geschichten sind wirklich sehr vielseitig. Von lustig bis traurig oder einfach nur schockierend. Eine sehr gute und gelungene Mischung.


    In diesem Abschnitt hat mir am besten die Telefonmitschnitte gefallen. Einige davon musste ich auch gleich Mr. TM vorlesen. Dies hatte zur Folge, dass er sich jetzt für das Buch interessiert und ebenfalls darin schmökert :lache.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Dann lies es noch ein paar Menschen vor, wenn die alle so reagieren, bin ich happy!


    Wobei hier dann die Frage ist.. liegt es an meinem Vorlesestil oder Deinem Text ? :lache


    Aber ich schau mal, was ich machen kann ... Opfer .. ähm.. Personen genug kenne ich ja ;-)

  • An deinem Vorlesen vermutlich... :grin


    Mir fällt gerade auf, wenn ich an das Buchschreiben denke, daß ich mir über den Inhalt der Geschichten und die Reihenfolge eigentlich wenige Gedanken gemacht habe. Bzw. daß ich eher darauf geachtet habe, daß der rote Faden, also der zeitliche Ablauf paßt, als darauf, daß sich die Stimmungen abwechseln, wenn ich aber so drüber gucke, merke ich, daß ich das tatsächlich einigermaßen gut hinbekommen habe, daß es sich ordentlich abwechselt... ich glaube, das hängt auch damit zusammen, daß ich das Buch abgesehen von einigen Geschichten, die es ja schon gab, von vorne nach hinten geschrieben habe, also selbst nicht so viel tragische am Stück hätte aufschreiben wollen und auch immer wieder mal was Witziges oder Makaberes dazwischen gebraucht habe.

  • Um noch mal kurz auf das Notrufthema zu kommen. Man benötigt KEINE Vorwahl.


    Vor vier Jahren ist bei uns in der Firma eingebrochen worden und ich hatte die Tel.-Nr. der lokalen Wache nicht zur Hand, kein Smartphone, um mal eben zu googlen und die Auskunft anrufen fand ich auch Quatsch, also 110 anrufen und das funktioniert einwandfrei ohne Vorwahl. Das gleiche gilt für 112. Die Nr. durften wir neulich wählen, weil die Dachdecker, die das Dach ausbessern sollten (weil Wasserschaden, Flachdach an der Dachgaube), leider mit dem Gasbrenner das Dach in Brand gesetzt haben. Auch 112 kann man ohne Vorwahl erreichen.


    Nach dem oben genannten Einbruch im Büro, ist uns ein Jahr später ein Firmenwagen noch aufgebrochen worden. Beim Protokoll bei der Polizei: "Ach, ich habe Sie hier schon im System!" Ich habe ziemlich blöd geschaut und dann fiel mir der Einbruch ein. Ziemlich unangenehm bei der Polizei "registriert" zu sein. :grin


    Die Geschichte mit Jon fand ich auch tragisch und bei solchen Fällen denke ich immer, wie ungerecht das Leben manchmal ist. Jon hat keinen anderen Ausweg gesehen und Ihr konntet ihn x Mal davon abhalten und beim y. Mal hat es halt nicht geklappt. Wenn einer partout sein Leben beenden will, dann zieht er es auch durch. Andererseits gibt es Menschen, die unheilbar krank sind und absolut leben wollen und kämpfen wie verrückt und am Ende reicht es auch nicht. Das meine ich mit "ungerecht".


    BJ, ich weiß nicht mehr, wo das Thema mit der Namenswahl war, aber genau bei dem Kapitel mit Murat und Marcel musste ich schmunzeln und habe überlegt, wie Du Dir überlegt hast, welchen Personen Du nun welchen Namen gibst. Erst vor kurzem habe ich eine Namensliste irgendwo gesehen, mit den Mädchen- und Jungennamen und was man mit ihnen verbindet, warum, wer wie erfolgreich oder weniger erfolgreich durch´s Leben geht. Man muss sich nur die Geburtsanzeigen in den Zeitungen anschauen... Wie sagt meine Schwester immer: Am Namen des Kindes kannst Du den IQ der Eltern erkennen.


    Wer kennt nicht Herbert Knebel und Marzel, Pazkal und Tschakeline :lache


    Helfen, Hilfe leisten und wenn es nur um einfache Dinge des Lebens geht, sollte eigentlich nicht so schwierig sein, aber wie Euer Fall mit der total verwesten Leiche zeigt, scheint es doch schwierig zu sein. Grundsätzlich ist glaube ich jedermanns Haltung: "so etwas gibt es nur in Büchern oder im Fernsehen". Jedes Mal, wenn man in den Nachrichten Berichte von verschwundenen Kindern oder Verbrechen in der Nachbarschaft hört und dann die Anwohner befragt werden, hört man diese Antworten. "Das so etwas in unserem Ort geschieht..., dass so jemand neben uns wohnt...." Jeder muss glaube ich auch mit offeneren Augen durch die Welt gehen, aber andererseits sollte man auch nicht hinter jeder Hecke ein Verbrechen sehen.


    Wir haben zwei Nichten im Kindergarten und da bekommt man den ein oder anderen Sozialfall auch mit (gab es alles zu meiner Kindergartenzeit nicht). Manche Kinder erlauben sich auch Scherze, aber das muss man erstmal rausfinden. Beispiel, welches meine Schwester mir erzählte: Kind kam mit etwas blau gefärbtem Auge in den Kindergarten. Die Erzieherin war alarmiert und fragte die Kleine, was passiert sei. Die Kleine (ich kenne sie und die ist absolut nicht auf den Mund gefallen, kleine Rampensau) meinte todernst: Meine Mutter hat mir einen Apfel im Auge ausgedrückt. :yikes Alarm! Mutter wurde mittags befragt und die konnte es kaum fassen. Das Kind war nämlich am Tag zuvor irgendwo gewesen, wo Kinder geschminkt wurden und sie hatte noch Reste von der Schminke im Gesicht, weil sich das an den Augen nicht so einfach wegwaschen lässt.


    BJ, für´s nächste Buch kann ich Dir auch noch jede Menge Stories liefern!


    Notrufzentrale stelle ich mir nicht einfach vor. Dafür hätte ich absolut keine Geduld. Ich habe mal in einem Börsen notierten Unternehmen gearbeitet und da das Telefon entgegenzunehmen, wenn der Börsenkurs gerade abgeschmiert ist, weil ein Kunde oder Lieferant heute Morgen schlechte Zahlen rausgebracht hat... Rentner, die 5 Aktien haben, falten ein so dermaßen zusammen, als hätte ich einen roten und einen grünen Knopf am Schreibtisch und wie ich gerade Lust und Laune habe, lasse ich die Kurse purzeln oder steigen. Nee, nee, da muss man morgens ordentlich Geduld frühstücken.


    BJ, Du siehst, mir gefallen die Geschichten weiterhin und ich finde sie immer noch realistisch, denn ich kenne ähnliche Geschichten aus eigener Erfahrung.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • So, ich bin noch nicht ganz durch mit dem 2. Abschnitt, macht aber nix.


    Die Geschichte mit dem Papa-LKW kannte ich schon, die hast du glaub ich hier mal geschrieben, oder mal beim Eulentreffen vorgelesen. Trotzdem löst sie immer noch leichte Schauer aus.
    Jon fand ich auch beim zweiten Mal lesen noch sehr berührend und ich kann verstehen, dass solch traurige Schicksale einen lange nicht so ganz loslassen. Zwangstherapieren ohne Einsichtsfähigkeit oder Bereitschaft, Hilfe auch annehmen zu können, wird nie funktionieren und - ganz ehrlich? - ich denke, der Ruf nach dem Eingreifen durch Vater Staat ist oft ein bisschen Gewissensberuhigung. Man muss halt nicht selbst so genau hinschauen oder sehen, was da vor der eigenen Nase oder Haustür passiert, da sollen sich gefälligst staatliche Stellen drum kümmern. Das hat auch ein bisschen mit verloren gegangener Zivilcourage zu tun. Tür zu und dann geht nichts mehr was an.


    Der sizilianische Mafioso war ja ein Hit. Bestechungsversuch in Form von neuen Möpsen. :rofl


    Bei Murat und Marcel hab ich spontan überlegt, wie die wohl im wirklichen Leben heißen. :grin Kevin hätte auch sehr schön gepasst. Hoch lebe das Vorurteil.


    Die erwähnte Geschichte vom Polizeinotruf habe ich noch nicht gelesen, ich bin noch beim Jahressieger. Lustige Notrufe erinnern mich aber an einen Einspieler aus einem Kommunikationsseminar. Da gings auch um einen Anruf beim Polizeinotruf. Gebt mal die 9162621 bei Youtube ein. :chen Da gibt's eine Geduldsprobe für Polizisten.

  • Tut mir echt leid, dass ich jetzt erst dazu komme, dieses wirklich tolle Buch weiter zu bewerten. Aber seit November arbeite ich zwei Stunden täglich mehr und komm zu nix mehr :cry. Muss ich mich erst dran gewöhnen ... aber nu:


    Auch der zweite Abschnitt geht weiter wie der erste. Ich finde die Auswahl der Fälle und deren Reihenfolge sehr gelungen und ich bin immer noch mehr als begeistert, gerade weil ich dich auch schon ein paar Mal persönlich getroffen habe und dich doch schon etwas kennen lernen durfte.


    Besonders nah gegangen ist mir die Geschichte „Aus der Bahn geworfen“. Ich denke, wenn man da persönlich involviert ist, ist es das schlimmste was es überhaupt gibt und ich bin froh, dass es so ausgegangen ist. Diese Geschichte hat mich emotional sehr berührt.


    Erschreckend war die Geisterfahrergeschichte. Jedes Mal wenn ich diese Durchsagen höre wird mir schlecht, obwohl ich kilometerweit weg bin. Ich weiß nicht wie ich reagieren würde und habe eine Menge Hochachtung dafür was ihr dort täglich auf den Straßen tut. Schließlich kann es auch für euch schief gehen. Hut ab liebe Jane :anbet.


    Frustrierend stelle ich mir vor, wenn einem einer durch die Lappen geht, den man evtl. hätte kriegen können. Aber auch hier habe ich die Gefahr vor Augen, die ihr euch aussetzt, wenn ihr auch die großen Fische fangt, die einen wahrscheinlich bis in die Ewigkeit hassen werden. Ich fange an, mir das erste Mal so richtig bewußt zu machen, was dieser Job eigentlich alles so mit sich bringt und was du schon so alles in deinem Leben geleistet hast.


    Erschreckend immer wieder die Wortwahl der Leute, die du in Gewahrsam genommen hast. Respekt ist das absolute Fremdwort. Aber ich denke, dass ist eine Sache mit der man mit der Zeit leben kann ... wenn es auch nicht schön ist.


    Dann kam wieder die bewegende Geschichte von Jon, die ich ja bereits kannte. Ich glaube ich würde bereits 10 kg zugenommen haben, wenn Schokoriegel etwas von dem helfen würde, was in mir vorgehen würde, wenn ich so etwas erlebe. Die Verarbeitung deinerseits durch das Schreiben (u.a.) finde ich eine tolle Idee.


    Übel wurde mir beim Jahressieger ... aber auch das ist eine Arbeit, die getan werden muss. Und es erschreckt mich bei dieser Geschichte immer wieder, wenn ich daran denke, wieviel Menschen anonym vor sich hinvegetieren. Die niemanden mehr haben und dessen Tod keinen interessiert. Das macht nachdenklich.


    Gott sei Dank kam dann ein Abschnitt, der mich etwas aus diesem Tief rausgeholt hat und mich dann wieder hat schmunzeln lassen. Ja ja die Hotline ... ich denke, da könnte man ein eigenes Buch drüber schreiben und ich sehe dich genau vor mir, wie du am Hörer sitzt und versuchst teilweise dir das Lachen zu verkneifen oder einen dummen Spruch, wenn es einfach zu albern ist.


    Ein sehr emotionales Buch ... mehr im nächsten Abschnitt.

    :lesend Sven Koch - Dünensturm

    --------------------

    Hörbuch: Jean-Luc Bannalec - Bretonische Idylle

    Hörbuch: Judith Lennox - Die Jahre unserer Freundschaft

    SuB: 321

  • Schubi
    Sorry, hier war es ein wenig turbulent und ich seh deinen Eintrag erst jetzt.
    Danke für die tollen Worte, es zeigt mir, daß das Buch bei dir genauso ankommt, wie es gemeint war.


    Zum Thema Hotline gibt es tatsächlich ein eigenes Buch, und ein Blog, das ich total witzig und sehr gelungen finde.


    http://steel.twoday.net/