Toter geht’s nicht – Dietrich Faber

  • Toter geht’s nicht – Dietrich Faber


    Bröhmanns erster Fall


    Inhalt:
    Irgendwann ist Sense! Faschingsumzug im Vogelsberg: Jubel, Trubel, Heiterkeit, und am Ende wird ein Mann erschlagen. Der Tote war verkleidet: als Tod. Kriminalhauptkommissar Henning Bröhmann passt das überhaupt nicht. Er ist nämlich am selben Tag von seiner Frau verlassen worden und muss nun nicht nur einen Mord aufklären, sondern sich auch um Kinder, Haus und Hund Berlusconi kümmern. Wobei nicht ganz klar ist, was mehr schlaucht: die Suche nach dem Täter, der Alltagskampf mit einer schwer pubertierenden Tochter oder die Strafdienste in der Kindertagesstätte «Schlumpfloch». Die Ermittlungen in Sachen Sensenmann führen direkt in die Schattenwelt der mittelhessischen Faschingskultur, zum Stimmungsmusiker Herr Bärt, der mit dem Schlager «Lass uns fummeln, Pummel» zu zweifelhaftem Ruhm gelangt ist. Sie führen außerdem zum depressiven Sohn des Toten, zu schrecklichen Comedy-Galas, jahrzehntelang totgeschwiegenen Schweinereien, mancherlei Liebeswirrungen, einem Verhör in einer finnischen Feng-Shui-Sauna und am Ende zu einem so dramatischen wie überraschenden Finale.



    Autor:
    Dietrich Faber wurde 1969 geboren. Zusammen mit Martin Guth bildet er das international auftretende Kabarettduo FaberhaftGuth. Die beiden sind Gewinner zahlreicher renommierter Kabarettpreise. Der Autor lebt mit Frau und Sohn in der Mittelhessenmetropole Gießen. «Toter geht’s nicht» ist sein Debütroman – aber nicht der letzte Fall für Kommissar Henning Bröhmann. Tourneetermine und weitere Informationen: www.faberhaftguth.de


    Meine Meinung:
    In einem Satz – Das Buch ist einfach genial.
    Ich habe lange keinen so humorvollen und gleichzeitig auch tiefergehenden Krimi mehr gelesen.
    Das Tiefergehend bezieht sich dann eher auf das Umfeld – als um den Tod des Todes, sprich des verkleideten Sensenmannes..


    Der Fall als solches tritt in dem Buch ein wenig in den Hintergrund – was aber keineswegs negativ ist.
    Im Gegenteil. Gerade das macht in diesem Fall das Buch so lesenswert.
    Es soll ja der erste Teil einer Reihe um den Kommissar Henning Bröhmann werden und von daher werden in diesem Band dann erst einmal die Figur des Hauptkommissars sowie sein Umfeld aufgebaut.


    Und was für eine Figur. Ich gestehe, ich hab Henning Bröhmann sofort in mein Herz geschlossen.
    Nicht, daß ich im echten Leben mit ihm leben könnte, aber über, bzw von ihm zu lesen ist einfach ein Genuß.
    Eine Memme, wie sie im Buche steht. So beschreibt er sich selber – macht es aber auch durch sein Verhalten deutlich.
    Er geht stets den einfachen Weg, überläßt die Arbeit lieber anderen, sei es im Kommissariat oder auch Zu Hause.
    So wundert es auch den Leser nicht, daß seine Frau Franziska eines Tages „die Schnauze gestrichen voll“ hat und von heut auf morgen das Haus verläßt.
    Fortan muß Henning etwas für ihn völlig neues vollbringen – sich um Haus, Hund & die beiden Kinder kümmern.


    Kein besonders einfaches Unterfangen, da er mit einer pubertierenden Tochter gesegnet ist die sich gerade in ihrer Hochphase des Aufstandes gegen des Erwachsenwerden befindet.


    Der Sohn – im Kindergarten mit dem wunderschönen Namen „Schlumpfloch“ – natürlich ein besonders pädagogisch wertvoller Kindergarten, in dem erwartet wird, daß die Eltern selbstverständlich teilhaben und sich ein bringen.


    Nebenbei soll er dann auch noch das Ableben des Sensenmannes vom Faschingsumzug aufklären


    Soweit die Eingangshandlung.



    Für mich war der Schreibstil einfach ein Gedicht. :grin
    Wunderbar humorig, leicht sarkastisch und einfach nur herrlich zu lesen.
    Die Beschreibungen haben mich doch oft zum Lachen gereizt – schon die Beschreibung seiner Erlebnisse im „Schlumpfloch“ mit anderen Eltern, die Begegnungen in der Sauna – die Darstellung des hochwertvollen Liedes: “ laß uns fummeln, Pummel“ waren einfach nur genial.


    Die Probleme, die Henning Bröhmann mit der „Sprache“ seiner Tochter hat, mit ihren Vorlieben, wird vermutlich jeder über 35 jährige nachvollziehen können und sich mit amüsieren über sein Unverständnis und sein Unwissen.


    Ich könnte jetzt stundenlang darüber schreiben, so begeistert war ich von der Welt und den Erlebnissen des Henning Bröhmann


    Zudem ist es auf der anderen Seite auch tiefergehend, wenn auch seine Probleme mit sich und seinem „Memmendasein“ auch humorvoll geschildert werden, der Kern dessen wird in seiner Ernsthaftigkeit schon deutlich.


    Ich warte sehr gespannt darauf, daß es bald weitergeht mit Henning Bröhmann, seiner Familie und seiner „Crew“ .



    Fazit:
    Ein wunderbar sarkastisch humorvoller Krimi mit einem herrlichen Hauptprotagonisten den man einfach mögen muß.
    Ein Krimi, der auf jeden Fall die Laune hebt und trotzdem überhaupt nicht flach ist.
    Für Leser, die es mögen, wenn nicht ausschließlich die Krimihandlung als solches im Mittelpunkt steht, sondern auch die agierenden Personen zu Hauptpersonen werden.[/quote]

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  • Ich fand das Buch schrecklich ;-)


    Zum Inhalt:
    Henning Bröhmann ist Kriminalkommissar im idyllischen hessischen Vogelsberg. Durch besonderen Ehrgeiz tut er sich in seinem Job nicht hervor, entsprechend entsetzt ist er, als beim Faschingsumzug eine Leiche gefunden wird und sich kurz darauf auch noch sein fähiger Vertreter, auf den er sich sonst immer verlässt, krankmeldet. Zu allem Übel kündigt dann auch noch seine Frau an, ihn vorübergehend zu verlassen und setzt diesen Entschluss auch sofort in die Tat um. Henning steht also mit Kindern, Haushalt, Hund und Mordfall plötzlich alleine da.


    Meine Meinung:
    Anfangs sah das ja noch nach lockerer Krimi-Unterhaltung mit Witz aus.
    Leider wurde dieser Eindruck schon auf den ersten Seiten nachhaltig korrigiert, denn Humor sieht für mich anders aus. Die ständige Benutzung von Schimpfwörtern und Fäkalausdrücken kommt in diesem Buch nicht als deftiger Lokalkolorit rüber, sondern nur als schlechte Kinderstube.


    Die Charaktere sollen wohl satirische Karikaturen darstellen, für mich waren es nur schlechte Klischees. Henning Bröhmann als plötzlich alleinerziehender berufstätiger Mann mag zwar im privaten Bereich noch halbwegs realistisch sein (wirklich sympathisch macht ihn sein offenes Geständnis, gerne „rumzumemmen“ allerdings auch nicht), seine dilettantische Vorgehensweise im Berufsleben ist dann aber einfach zu viel des Guten. Die Handlung plätschert so vor sich hin, ab und an durch Kalauer unterster Schublade etwas aufgepeppt, bis hin zum wirklich völlig an den Haaren herbeigezogenen Ende…

  • Gronik
    Respekt, dass du bis zum bitteren Ende durchgehalten hast.
    Ich hab's nur bis Seite 70 geschafft, dann habe ich abgebrochen.
    Der Schreibstil war für mich genauso grottenschlecht wie der vermeintliche "Humor". Das ging ja gar nicht !
    Für mich gehört das Buch definitv zu den Flops 2011.

  • Ihr seid ja komisch :-(
    Oder ich bin halt völlig anders - ok, das glaub ich eher. :grin


    Der Krimi gehört für mich wirklich mit zu den genialsten des letzten Jahres.
    Ok, ich steh aber auch Ironie und Sarkasmus, der für mich in diesem Buch doch sehr gelungen ist.
    Wie gesagt - Für mich :grin

  • Komisch ist halt relativ bzw. vom Humor des Lesers abhängig.
    Ich hab so viele begeisterte Kritiken über das Buch gelesen, das ich mich zwischendurch wirklich gefragt habe, ob ich ein anderes Buch lese als alle anderen *g*

  • Wie gut, dass die Geschmäcker so verschieden sind. Ich habe mich auch köstlich über das Buch amüsiert, wenn es nun auch nicht wirklich ein "Krimi" ist, denn die Kriminalhandlung wird ja eher etwas vernachlässigt :grin

  • Zitat

    Original von Roma
    Wie gut, dass die Geschmäcker so verschieden sind. Ich habe mich auch köstlich über das Buch amüsiert, wenn es nun auch nicht wirklich ein "Krimi" ist, denn die Kriminalhandlung wird ja eher etwas vernachlässigt :grin


    Das war es ja eben auch , was mich an dem Buch so begeistert hat.
    Bei DEM Hauptprotagonisten brauchts einfach kaum Krimihandlung drumrum :grin

  • Und ich fand den Protagonisten unerträglich :grin
    Und da ja leider keine Krimihandlung da war, die mich von dem unfähigen Ermittler hätte ablenken können, war das Buch für mich ein totaler Flop!

  • Zitat

    Original von Gronik
    Und ich fand den Protagonisten unerträglich :grin
    Und da ja leider keine Krimihandlung da war, die mich von dem unfähigen Ermittler hätte ablenken können, war das Buch für mich ein totaler Flop!


    Nicht nur der Protagonist war unerträglich, sondern auch der Schreibstil und die Sprache, die vermeintliche Ironie, sowie der zitierte Sarkasmus waren für mich als solche gar nicht erkennbar, sondern nur dümmlich albern.
    Auch eine gescheite Krimihandlung hätte das Buch für mich nicht mehr rausreißen können.
    Aber glücklicherweise sind die Geschmäcker verschieden... :grin

  • Ich möchte mich Gronik und Bücherfreund anschließen! Über weite Strecken fand ich das Buch schrecklich. Doch lest selbst - hier ist meine Rezension.


    ***


    Memmige Nummern-Revue mit kriminalistischem Touch


    Es fällt mir ungeheuer schwer, dieses Buch zu bewerten – geschweige denn, in irgendeine Kategorie einzuordnen. Möglicherweise ist dies vom Autor gerade beabsichtigt worden. Dennoch, wenigstens einen (!) roten Faden, irgendeine Ausrichtung, sollte ein Buch meiner Meinung nach schon haben. Doch danach muss man hier lange suchen.


    Ich will dem Buch aber wenigstens in einer Hinsicht Gerechtigkeit widerfahren lassen. Dass so viele Krimi-Leser von diesem Werk enttäuscht sind, ist sicher nicht die Schuld des Buches, oder des Autors. Denn schauen wir doch mal genauer hin: nirgendwo steht hier, dies sei ein „Krimi“! Gut, der Untertitel lautet „Bröhmanns erster Fall“. Doch das Buch ist in der Sparte rowohlt Polaris erschienen, und das ist nun mal kein (!) typischer Krimi-Verlag, sondern eine neue, auf eher jugendliche Leser ausgerichtete Unterkategorie, die sich scheinbar auf Unterhaltung spezialisieren möchte (man erinnere sich: auch „Der Hodscha und die Piepenkötter“ wurden hier verlegt). Merke: nur weil ein Kommissar die Hauptperson ist, macht das noch lange keinen Krimi aus.


    Was ist es dann? Teilweise ein Familiendrama. Denn die bekennende Memme Henning Bröhmann, zufällig auch Kriminalhauptkommissar, wird gerade von seiner Frau verlassen. Er hat nun sowohl eine stark pubertierende Tochter, als auch einen fünfjährigen Sohn und einen ständig furzenden Hund zu betreuen, was bislang nicht zu seinen Stärken gehörte. Doch auch diese Handlung macht nur ein gefühltes Drittel des Buches aus. Sie wird eher episodisch in das Buch eingestreut. Die für mich besten Szenen drehen sich dabei noch um den kleinen Laurin, und den „alternativen“ Kindergarten, den er besucht. Meine Söhne waren auch in so einem von Eltern verwalteten Kindergarten, und ich habe so manches Mal schmunzeln müssen! Sicher leben diese Szenen von deftigsten Klischees, aber Übertreibung macht ja bekanntlich anschaulich.


    Insgesamt kommt mir aber Henning Bröhmann als alleinerziehender Vater zu wenig vor, um das Buch als Familiengeschichte zu bezeichnen. Hier und da ein paar Dialoge mit der stark im Jugendslang daherpöbelnden Tochter, dann die (wie gesagt netten) Szenen im Kindergarten, hier und da mal ein Abendessen mit Pizza, und Gassigehen mit dem Hund Berlusconi – das ist für mich zu wenig, das hat kein Rückgrat als Handlung.


    Den Krimi als solchen kann man so gut wie vernachlässigen. In den ersten zwei Dritteln des Buches wälzt Henning Bröhmann die Verantwortung für die Ermittlungen immerzu auf andere ab, so dass mir die Haare zu Berge standen! Memme hin oder her, aber das war schlicht unglaubwürdig. Der wäre im echten Leben schon längst gefeuert worden. Auch wenn der Herr Papa Polizeipräsident war. Hier konnte ich nur den Kopf schütteln. Lustig war es jedenfalls nicht.


    Erst im letzten Drittel des Buches bekommt dieser Handlungsstrang noch ein wenig „Pep“, und Bröhmann läuft zu Höchstform auf. Das macht zwar manches wieder wett, und liest sich recht angenehm – aber es ergibt sich nicht organisch aus dem Vorherigen. Durch nichts ist vorher zu erkennen, dass sich Henning Bröhmann so verändert. Und für mich ist es ebenso fraglich, ob dieser tatsächlich einmal aufkeimende kriminalistische Instinkt weiter Fuß fassen wird…


    Ist es vielleicht ein Ehedrama? Auch wieder nur in Ansätzen. Ab und an memmt Henning auf dem Sofa vor sich hin, dass er seine Ehefrau vermisse. Und dann fängt er, aus heiterem Himmel, mit einer Unbekannten auf Facebook an zu chatten. Für eine Memme nicht recht nachvollziehbar. Außerdem gibt es, über das ganze Buch verteilt, in der ersten Person geschriebene Abschnitte von seiner im Exil weilenden Frau Franziska. Die sind nun wirklich das reinste Klischee, und haben mir sprachlich und stilistisch überhaupt nicht gefallen. Sie haben nur insofern ihre Berechtigung im Buch, als sie am Ende zur überraschenden Auflösung ein wenig mit beitragen. Aber das verrate ich hier natürlich nicht.


    Ist es dann vielleicht eine Provinzposse? Auch nur bedingt. Gerade in den Abschnitten, in denen typische Hessen, z. B. Karnevalsmusiker, Polizeipräsidenten, Sekretärinnen oder Schlagerstars vorkommen, merkt man dem Autor sehr deutlich seinen kabarettistischen Hintergrund an. Als „Nummern-Revue“ machen sich diese Szenen sicher ganz nett, aber sie fallen stilistisch aus dem Buch doch ein wenig heraus.


    Was mache ich nun aus diesem memmigen Gemenge? Ich bescheinige dem Buch durchaus, dass es sich flüssig lesen ließ. Auch ist der Humor, pro Erzählstrang für sich genommen, recht nachvollziehbar. Aber das alles wirkte auf mich ein wenig unsicher zusammengeschweißt. Es ergibt weder Fisch noch Fleisch. Mit Hängen und Würgen entscheide ich mich für zwei Punkte, mit Tendenz nach oben. Wollen wir hoffen, dass „Bröhmanns zweiter Fall“ ein wenig zielstrebiger wird.

  • Mitten in dem finalen Ehestreit kommt die Nachricht, dass im beschaulichen Nidda ein Toter gefunden wurde. Beim dortigen Karnevalsumzug wurde ein als Tod verkleideter Mann tot aufgefunden. Toter geht's wirklich nicht. Kommissar Henning Bröhmann muss sich umgehend um den Fall kümmern. Da passt es wirklich schlecht, dass sich ausgerechnet jetzt seine Frau eine Auszeit von der Ehe nimmt. Der Kommissar steht nun vor gleich zwei ungewohnten Situationen: die Ermittlungsarbeit kann nicht nur vom Schreibtisch aus gemacht werden und zu Hause muss er Kinder und Haushalt organisieren.


    Der erste Fall für Henning Bröhmann lässt sich nur schwer in eine Kategorie einordnen. Zum einen ist der Mordfall definitiv ein Krimi. Würde die dörfliche Polizeistation nun mit den Ermittlungen beginnen, wäre es sicher ein spannender Handlungsstrang. Leider kommt der Hauptkommissar nur schwer in Gang und überlegt viel zu lange, auf wen er stattdessen die Arbeit delegieren kann. Wie zufällig wirken da die Hinweise, die dann doch zur Aufklärung des Falls führen. Zum anderen ist es ein Familienroman. Die Schwierigkeiten, mit denen sich Familienvater Bröhmann konfrontiert sieht, geht er ganz charaktertreu an, indem er die Arbeit mal wieder anderen überlässt. Der unfreiwillig alleinerziehende Vater ist mit Job und Familienleben völlig überfordert. Humorvoll geht der Autor daran, Schulprobleme und Ärger im elternselbstverwalteten Kindergarten zu konstruieren und sorgt dabei doch für einige Schmunzler. 280 Seiten sind dann aber doch arg viel Lesestoff, dass sich Henning nun so gar nicht zum Positiven verändert. So memmt er sich konsequent durch die Geschichte und nervt dabei nicht nur seine fiktive Umwelt.


    Die versteckten Themen wie der Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft, Vereinsamung und Überlastung durch Beruf und Familie gehen im Getöse des Klamauks unter. Die Themen werden allerdings auch mit Klischees überladen, sodass der Ausgang der Geschichte schnell vorhersehbar ist. Die eingeschobenen Ansichten von Franziska wirken wie ein Gegenpol. Für meinen Geschmack kam dieser Teil entschieden zu kurz. Nachdem nun aber alle Charaktere vorgestellt wurden, würde ich einem weiteren Fall in Bad Salzhausen eine weitere Chance geben. Ein bisschen Hoffnung, dass sich Bröhmann besser in seiner Welt zurecht findet, habe ich doch. 6 von 10 Punkten.

  • Meine Rezension zu "Toter geht's nicht"


    Kriminalhauptkommissar Henning Bröhmann hat es im Moment wirklich nicht leicht.


    Seine Frau Franziska verlässt ihn wegen Überforderung und lässt ihn allein mit Hund und Kindern im Haus am Vogelsberg zurück. Als wäre das alleine nicht genug meldet sich sein kompetenter und geschätzter Kollege Markus auch noch krank und er soll nun allein mit dem nervigen Kollegen Teichmann einen Mordfall aufklären. Auf dem Faschingsumzug in Nidda wurde ein als Tod verkleideter Mann mit einer Eisenstange erschlagen. Bröhmann nimmt seine ganze Motivation zusammen und beginnt im Umfeld der Karnevalisten zu ermitteln. Bald schon stößt er auf den dubiosen Schlagerstar Herr Bärt, der seit seinem Hit „Lass uns fummeln Pummel“ zu den Showgrößen der hessischen Faschingskultur gehört und irgendwie in den Mordfall verwickelt zu sein scheint. Leider wird Henning in seinen eifrigen Falluntersuchungen immer wieder gestört. Egal ob Hund Berlusconi im Bach zu ertrinken droht oder in der selbstbestimmten Kindertagesstätte „Schlumpfloch“ Küchendienst auf dem Programm steht, Henning muss plötzlich die Verantwortung für alles tragen.


    Dietrich Faber hat mit Henning Bröhmann einen neuen Sympathieträger unter den deutschen Krimikommissaren geschaffen. Der Autor versteht es gekonnt die handelnden Personen so pointiert zu zeichnen, dass ich mich während des Lesens teilweise vor Lachen kaum noch halten konnte. Neben vielen Einblicken in das turbulente Alltagsleben des Kommissars, bietet das Erstlingswerk von Dietrich Faber eine durchaus spannende Handlung mit einem überraschenden Schluss. Einziger kleiner Kritikpunkt ist die Ansammlung von Ausdrücken aus der Fäkalsprache, die der Autor beim nächsten Buch für meinen Geschmack etwas einschränken dürfte. Ansonsten ist „Toter geht’s nicht“ ein mitreißender Krimi mit jeder Menge hessischem Lokalkolorit. Auf einen weiteren Auftritt dieses Kommissars freue ich mich sehr.

  • KLAPPENTEXT:
    Faschingsumzug im Vogelsberg: Jubel, Trubel, Heiterkeit, und am Ende wird ein Mann erschlagen. Der Tot war verkleidet: als Tod.


    ZUM AUTOR:
    Dietrich Faber wurde 1969 geboren. Zusammen mit Martin Guth bildet er das international auftretende Kabarettduo FaberhaftGuth. Die beiden sind Gewinner zahlreicher renommierter Kabarettpreise. Der Autor lebt mit Frau und Sohn in der Mittelhessenmetropole Gießen. „Toter geht`s nicht“ ist sein Debütroman – aber nicht der letzte Fall für Kommissar Henning Bröhmann.


    EIGENE MEINUNG:
    Sie haben in letzter Zeit chronischen Lachmangel und finden einfach alles unlustig? Ihnen fehlt jeder Sinn für Humor und die Lachfalten um ihre Augen sind schon so glatt wie ein Kinderpopo? Dann hat Rowohlt Polaris genau das richtige Mittel für sie: Dietrich Faber und seinen Debütroman „Toter geht`s nicht“. Die Anwendung ist ganz einfach: drei Mal täglich mindestens 50 Seiten lesen, den Gefühlen freien Lauf lassen und laut los lachen. Nebenwirkungen: Bauchmuskelkater und verstörte Blicke ihrer Mitmenschen. Beachten Sie außerdem, dass ihre Lacher höchst ansteckend sind und sich schnell auf alle Leser dieses Krimis ausbreiten können.


    Kriminalhauptkommissar Henning Bröhmann, dessen Leben eigentlich ruhig und ohne weitere Vorkommnisse verläuft, wird völlig aus der Bahn geworfen. Nicht nur, dass seine Frau Franziska ihn wegen dieser neumodischen Krankheit namens Burn Out verlässt, zu allem Übel passiert in seinem sonst so friedlichen Revier auch noch ein Mord. Und das ausgerechnet an Fasching. Der Zeit im Jahr, wo man seine Mitmenschen bei alkoholischen Getränken und „Bützchen“ eigentlich besonders gerne mag. Wie soll er das nur alles schaffen?
    Es dauert eine Weile, doch dann entdeckt er eine heiße Spur, die ihn direkt in den „Wipp“ Beriech führt. Zu Schlagerstar Herr Bärt, dem Sänger von „Lass uns fummeln, Pummel“, einem alten Bekannten, der scheinbar nicht nur Fans auf dieser Welt hat.


    Eine schwere Last ruht auf Bröhmanns Schultern, doch zum Glück hat er patente Kollegen, wie den ewig besserwisserischen und nervigen Teichner und die junge und sehr adrette Miriam Meisler. Im privaten Bereich sieht er sich neuen Aufgaben gegenüber: der Kindergarten Koch Ag, ins Leben gerufen von Wolle und Molli, dem Vorzeige Ehepaar,- er Langzeitstudent, sie irgendwie hippi-mäßig schräg drauf -, die voll in ihrer Elternrolle aufgehen und den Kindergarten unterstütz, wo sie nur können, was sie natürlich auch von Henning verlangen. Doch der hat ganz andere Probleme als seine Tätigkeit als Hilfserzieher im Kindergarten „Schlumpfloch“, denn zu Hause warten eine pubertierende Tochter, ein Bett nässender Sohn und ein furzender Hund namens Berlusconi. Außerdem ein schwieriger Kriminalfall, dessen Ermittlungen durch die ständige Einmischungen von Bröhmanns Vater, ehemaliger Polizist, nicht gerade vereinfacht werden.


    Witz und Humor, das sind sicherlich die Steckenpferde von Dietrich Faber, doch er kann auch anders, denn in „Toter geht`s nicht“ bekommen die Leser es nicht nur mit einem echten und findig ausgeklügelten Kriminalfall zu tun, sie erleben auch die Eheprobleme, die Mitten aus dem realen Leben gegriffen sein könnten, hautnah mit. Eine wirklich gelungene Paarung, die diesen Krimi aus der reihe, der aktuell modernen Regionalkrimis hervorhebt.


    Ganz besonders gut gefallen hat mir nicht nur, dass es zu geht, als würde der Roman im Dorf um die Ecke spielen, sondern auch, dass Bröhmann ein ganz normaler Mensch mit Ecken und Kanten (und davon hat er nicht zu wenig) ist.
    Die Schreibe des Autors ist spannend und man folgt seiner Erzählung so gern, dass ich das Buch in einem Rutsch durch gelesen habe. Hierbei mochte ich vor allem die Passagen, in denen „hessisch gebabbelt“ wurde.


    FAZIT:
    „Toter geht`s nicht“ ist eine Krimi Empfehlung, bei deren Genuss nicht nur die Lachmuskeln trainiert werden, sondern auch über Dinge aus dem Alltag einer gewöhnlichen Familie geschrieben wird. Umschlossen wird dies von einem Kriminalfall, der mit verwirrenden Aufklärungsversuchen und Irrungen der polizeilichen Arbeitskräfte für Spannung sorgt.

  • Da muss ich das Buch wohl selbst lesen, um mir eine Meinung darüber bilden zu können - die einen finden den Humor unerträglich, die anderen sind zutiefst begeistert. Ich freu mich schon auf das Buch. (:

    Destiny is for losers. It's just a stupid excuse to wait for things to happen instead of making them happen.


    -inaktiv-

  • Das Buch erzählt von richtigen Menschen, so normal wie man nur sein kann und so verschroben, liebenswert und fürsorglich, aber auch gedankenlos, egoistisch und zickig. Manchmal ist ein Hauch zuviel Klischee im Spiel, aber das habe ich dem Autor angesichts des wunderbar trockenen Humors gerne verziehen.


    Außerdem geschieht ein Mord, der aufgeklärt werden muss, aber das ist hier wirklich nicht die Hauptsache. Denn Henning Bröhmann ist kein fanatischer Polizist mit Leib und Seele, der sein Leben zugunsten heroischer Rund-um-die-Uhr-Ermittlungsarbeit aufgegeben hat. Manchmal muss er beispielsweise auch den kleinen Sohn mit zum Verhör nehmen, weil es sich nicht anders ergeben hat.


    Die Mischung aus ironischer Erzählweise, slapsticartigen Passagen und durchaus ernsten Abschnitten fand ich sehr gelungen. Dieses Buch hat meinen Geschmack getroffen!