320 Seiten, kartoniert
Originaltitel: All I Want for Christmas
Aus dem Englischen von Alexandra Hinrichsen
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2011
ISBN-10: 3-499-25731-9
ISBN-13: 978-3-499-25731-5
Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)
Bea ist alleinerziehende Mutter einer knapp zweijährigen Sohnes und die Inhaberin des gut gehendes Cafés „Honey Pot“. Sam, ein guter Freund, hat das Geschäft gegenüber.
Olivia arbeitet in der Redaktion einer Lifestylezeitschrift und ist seit rund fünf Jahren mit Kieran liiert.
Chloe ist Rechtsanwältin, deren Geliebter immer wieder verspricht, seine Frau und seine Kinder ihr zuliebe zu verlassen.
Unter zu Beginn nicht ganz optimalen Bedingungen kreuzen sich die Wege dieser drei Frauen, die jede für sich an einem Scheideweg steht. In den Tagen vor Weihnachten, die arbeitsmäßig wie emotional anstrengend sind, muß jede von ihnen die Weichen für die Zukunft stellen. Auch wenn das Ergebnis nicht unbedingt immer so wird, wie zu Beginn gedacht oder erhofft.
Über die Autorin (Quelle: Verlagsangabe im Buch)
Amy Silver ist Autorin und Journalistin. Ihr vielfältiges Themenspektrum reicht von häuslicher Hundepflege bis zum internationalen Diamantenhandel. Sie lebt in London und hat eine Schwäche für Vintage-Mode und Champagnercocktails.
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Meine Meinung
Es gibt Verlage, von denen ich relativ wenige Bücher besitze und lese. Rowohlt gehört dazu, und nach diesem Buch ist mir wieder einmal klar geworden warum. Doch langsam.
„All I want for Christmas“ ist zwar der englische Originaltitel, aber beim deutschen Verlag sah man sich, aus welchen Gründen auch immer, nicht in der Lage, den ins Deutsche zu übersetzen, oder sich einen passenden deutschen auszudenken. Also hat die deutsche Ausgabe einen englischen Titel, man möge sich nicht daran stören: der Inhalt ist in deutscher Sprache.
Diese, um dabei zu bleiben, zu beschreiben, fällt mir etwas schwer. Es sind eher kürzere Sätze, was nicht so mein Fall ist; dennoch gelingt es der Autorin, die Stimmung eines vorweihnachtlichen verregneten London aufzubauen und Sympathie für die Protagonistinnen zu erwecken, wenngleich das bei Chloe etwas länger dauert als etwa bei Bea oder Olivia. Ob dieses verregnete London allerdings etwas mit Weihnachten, also dem richtigen Weihnachten zu tun hat, ist eine andere Frage, die vermutlich jeder für sich selbst beantworten muß.
Im Vorfeld der Feiertage, um diesen neutralen Begriff zu verwenden, ergibt es sich, daß sich für alle drei (Bea, Chloe und Olivia) die Weichen für ihr zukünftiges Leben (neu) stellen bzw. sie Entscheidungen treffen müssen, die in die Zukunft wirken. Die jeweiligen Lebenssituationen fand ich gut und vor allem nachvollziehbar beschrieben; daß das vor diesen Feiertagen kulminiert - wer kennt das nicht. Insofern ist von der Mischung her eigentlich genau das vorhanden, was ich mir von einem Weihnachtsbuch erwarte. Einschließlich von wesentlichen Grundfragen wie Verlust, Trauer, Vergebung, Loslassen und, damit spoilere ich nichts Wesentliches, denn das gehört einfach zu einem Buch dieses Genres, dem Happy End.
Was mir dann nicht so gefiel war, daß mehrfach im Buch Wert darauf gelegt wird, man sei Atheist (bzw. -in). Weihnachten wurde reduziert auf Feiertage, Geschenke auspacken, viel Essen und vor allem Alkohol trinken. Über den eigentlichen Hintergrund des Festes wurde nicht ein Wort verloren. Das Buch ist, wenn ich das so ausdrücken darf, das säkularste Buch, das ich jemals zu einem christlichen Fest gelesen habe. Und insofern hat es meine Erwartungen nicht erfüllt, kann ich die begeisterten Rezis auf Amazon.de und Amazon.co.uk nicht ganz nachvollziehen; denn, wie es auf Amazon.co.uk heißt, christmas spirit konnte es in mir keinen erwecken.
Als "Winterbuch", als Buch, das ich mit einem guten und zufriedenen Gefühl zugeklappt habe, könnte ich es auch bezeichnen.
Letztlich bin ich zwiegespalten. Stilistisch und von der eigentlichen Geschichte, der Problembewältigung, die die drei leisten müssen, hat mir das Buch gefallen. Aber trotz des Happy Ends, der Wärme, die zwischen den Zeilen bisweilen durchschimmert, wird die Gottesferne, die Kälte, die sich über „unsere“ Gesellschaft gelegt hat und diese zunehmend mehr durchdringt und beherrscht, mehr als spürbar.
Ein Weihnachtsbuch? Ich weiß nicht so recht. Eher eines, das ein deutliches, oder vielleicht ein überdeutliches Zeichen für den Abschied, den Verlust von etwas darstellt, das heute notwendiger wäre denn je: dem Geist der Weihnacht.
Kurzfassung:
Meinen Zwiespalt kann ich nicht in einem Satz zusammenfassen. Drum dieses Mal nur die „Langform“.
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