ZitatOriginal von Regenfisch
Ich bin hin-und-hergerissen zwischen einer Haltung a la "Das hat sie doch wissen müssen, Soldatin wird man ja freiwillig" und der, dass die Auswirkungen eines realen Krieges niemand voraussehen kann, schon gar nicht die Folgen.
Natürlich wurde niemand gezwungen Zeit- oder Berufssoldat zu werden. Insofern ist die Bemerkung "Soldat wird man freiwillig" ganz sicher auch nicht von der Hand zu weisen. Doch darf man nicht vergessen, dass die Bundeswehr notwendig und wichtig ist und das ihr Auftrag klar vom Grundgesetz und von den NATO-Bündnisverträgen sowie von der UNO-Charta festgelegt ist. Worüber man wirklich streiten kann ist die Frage, hat die Bundeswehr in Afghanistan überhaupt etwas verloren? Weder ist sie dort aufgrund eines UNO-Mandates im Einsatz und auch die Ausrufung des Bündnisfalles würde wohl kaum einer rechtlichen Prüfung standhalten. Nur hat das einen Soldaten - jetzt einmal sehr einfach ausgedrückt - nicht zu interessieren. Er darf zwar einen Befehl mit strafrechtlicher Relevanz nicht befolgen, von keinem Soldaten kann aber eine völkerrechtliche Prüfung in Bezug auf einen Befehl verlangt werden.
Früher gab es eine klare Bedrohungslage durch die Streitkräfte des Warschauer Paktes; diese Bedrohungslage existiert mittlerweile nicht mehr. Der Auftrag für uns damalige Soldaten war klar und unmissverständlich. Zudem verbietet das Grundgesetz den Präventivschlag; das heisst die Bundeswehr darf nur im Verteidigungsfall militärisch aktiv werden - auch wenn viele den Präventivschlag als Teil der Verteidigung ansehen (Beispiel: Israel im Sinaikrieg 1967).
Die heutigen Soldaten der Bundeswehr haben leider keine klar umrissene Aufgabe mehr auch wenn nach wie vor die Prämisse des Grundgesetzes gilt. Aber ansonsten müssen sich die Soldaten mit dem widerlichen Wischiwaschi der politischen Führung in puncto ihres Einsatzes auseinandersetzen. Grob fahrlässig schickt man die Soldaten, dazu noch schlecht ausgerüstet, in abenteuerliche Kampfeinsätze zur Sicherung irgendwelcher wirtschaftlicher Interessen. Es ist die Politik die tagtäglich unsere Soldaten - jetzt hart formuliert - politisch vergewaltigt.
Dieses alles ist den Soldaten aber nicht unbedingt bei Dienstantritt bekannt. Niemand bereitet sie sorgfältig auf kommende Einsätze vor. Normalerweise wird man Soldat um das eigene Land zu verteidigen. Man wird aber wohl kaum Soldat um die "deutsche Freiheit am Hindukusch zu verteidigen" - für einen solchen Spruch müsste zudem der Urheber jeden Tag mehr als eine ordentliche Tracht Prügel beziehen.
Niemand muss Soldat werden - aber die, die Soldat werden haben in meinen Augen jedes Recht zu erfahren, was sie letztendlich wirklich erwartet - die sinnleeren Worthülsen der Regierung, aber auch der Oppositionsparteien, gaukeln den Soldaten leider etwas vor, was so nicht existiert.
Niemand muss Soldat werden - aber der Soldatenberuf, jetzt nur bezogen auf die Bundeswehr - ist wichtig und notwendig, stupider Pazifismus hat noch niemanden genutzt. Es sind nicht zuletzt die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr die tagtäglich dafür sorgen, dass wir in diesem Land eine funktionierende Demokratie haben, mit allen Schwächen die eine Demokratie leider eben auch hat. Dafür gebührt diesen Frauen und Männer in meinen Augen Dank und Anerkennung. Und ihr Dienstherr, die Bundesrepublik Deutschland, hat die verdammte Pflicht und Schuldigkeit für diese Soldatinnen und Soldaten da zu sein, wenn diese eben aufgrund ihres Dienstes psychische Probleme oder auch körperliche Leiden davontragen - nicht Merkel und Konsorten halten ihre Rübe hin - es sind nicht gerade üppig bezahlte Soldatinnen und Soldaten die tagtäglich ihr Leben riskieren.
So, irgendwie mal wieder vom Thema abgekommen - aber das musste auch mal gesagt werden.
Wobei ich den Satz "Soldat wird man freiwillig" unterschreibe - aber eben diese Unterschrift auch mit vielen Anmerkungen versehe.