'Die Marionette' - Seiten 100 - 191

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Ich bin hin-und-hergerissen zwischen einer Haltung a la "Das hat sie doch wissen müssen, Soldatin wird man ja freiwillig" und der, dass die Auswirkungen eines realen Krieges niemand voraussehen kann, schon gar nicht die Folgen.


    Natürlich wurde niemand gezwungen Zeit- oder Berufssoldat zu werden. Insofern ist die Bemerkung "Soldat wird man freiwillig" ganz sicher auch nicht von der Hand zu weisen. Doch darf man nicht vergessen, dass die Bundeswehr notwendig und wichtig ist und das ihr Auftrag klar vom Grundgesetz und von den NATO-Bündnisverträgen sowie von der UNO-Charta festgelegt ist. Worüber man wirklich streiten kann ist die Frage, hat die Bundeswehr in Afghanistan überhaupt etwas verloren? Weder ist sie dort aufgrund eines UNO-Mandates im Einsatz und auch die Ausrufung des Bündnisfalles würde wohl kaum einer rechtlichen Prüfung standhalten. Nur hat das einen Soldaten - jetzt einmal sehr einfach ausgedrückt - nicht zu interessieren. Er darf zwar einen Befehl mit strafrechtlicher Relevanz nicht befolgen, von keinem Soldaten kann aber eine völkerrechtliche Prüfung in Bezug auf einen Befehl verlangt werden.


    Früher gab es eine klare Bedrohungslage durch die Streitkräfte des Warschauer Paktes; diese Bedrohungslage existiert mittlerweile nicht mehr. Der Auftrag für uns damalige Soldaten war klar und unmissverständlich. Zudem verbietet das Grundgesetz den Präventivschlag; das heisst die Bundeswehr darf nur im Verteidigungsfall militärisch aktiv werden - auch wenn viele den Präventivschlag als Teil der Verteidigung ansehen (Beispiel: Israel im Sinaikrieg 1967).


    Die heutigen Soldaten der Bundeswehr haben leider keine klar umrissene Aufgabe mehr auch wenn nach wie vor die Prämisse des Grundgesetzes gilt. Aber ansonsten müssen sich die Soldaten mit dem widerlichen Wischiwaschi der politischen Führung in puncto ihres Einsatzes auseinandersetzen. Grob fahrlässig schickt man die Soldaten, dazu noch schlecht ausgerüstet, in abenteuerliche Kampfeinsätze zur Sicherung irgendwelcher wirtschaftlicher Interessen. Es ist die Politik die tagtäglich unsere Soldaten - jetzt hart formuliert - politisch vergewaltigt.


    Dieses alles ist den Soldaten aber nicht unbedingt bei Dienstantritt bekannt. Niemand bereitet sie sorgfältig auf kommende Einsätze vor. Normalerweise wird man Soldat um das eigene Land zu verteidigen. Man wird aber wohl kaum Soldat um die "deutsche Freiheit am Hindukusch zu verteidigen" - für einen solchen Spruch müsste zudem der Urheber jeden Tag mehr als eine ordentliche Tracht Prügel beziehen.


    Niemand muss Soldat werden - aber die, die Soldat werden haben in meinen Augen jedes Recht zu erfahren, was sie letztendlich wirklich erwartet - die sinnleeren Worthülsen der Regierung, aber auch der Oppositionsparteien, gaukeln den Soldaten leider etwas vor, was so nicht existiert.


    Niemand muss Soldat werden - aber der Soldatenberuf, jetzt nur bezogen auf die Bundeswehr - ist wichtig und notwendig, stupider Pazifismus hat noch niemanden genutzt. Es sind nicht zuletzt die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr die tagtäglich dafür sorgen, dass wir in diesem Land eine funktionierende Demokratie haben, mit allen Schwächen die eine Demokratie leider eben auch hat. Dafür gebührt diesen Frauen und Männer in meinen Augen Dank und Anerkennung. Und ihr Dienstherr, die Bundesrepublik Deutschland, hat die verdammte Pflicht und Schuldigkeit für diese Soldatinnen und Soldaten da zu sein, wenn diese eben aufgrund ihres Dienstes psychische Probleme oder auch körperliche Leiden davontragen - nicht Merkel und Konsorten halten ihre Rübe hin - es sind nicht gerade üppig bezahlte Soldatinnen und Soldaten die tagtäglich ihr Leben riskieren.


    So, irgendwie mal wieder vom Thema abgekommen - aber das musste auch mal gesagt werden. :-)


    Wobei ich den Satz "Soldat wird man freiwillig" unterschreibe - aber eben diese Unterschrift auch mit vielen Anmerkungen versehe.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ein sehr interessanter Abschnitt in einem wirklich sehr guten Buch. Die nachdenklich machenden Themen sind für mein Empfinden gut aufgegriffen. Es werden die Probleme deutlich angesprochen und doch gelingt es den schmalen Grat auch zur Unterhaltung der Leser nicht zu verlieren.


    Als Katja zu Chris gefahren ist, hatte ich die Hoffnung, die Aufgabe ihm zur Seite zu stehen könnte ihr helfen, ihre Probleme zu verarbeiten. Aber durch den Abschied und seinen Tod, wird Katja sich wohl ganz verlieren. Ihre Mutter wird ihr bei der belasteten Beziehung sicher auch keine Hilfe sein können.


    Die Verwicklungen in den Waffengeschäften werden immer verstrickter und es zeigt sich, dass es wohl in allen Bereichen nur ums Geld und die Macht geht. Wahrheiten, die wohl nur in einem Roman so deutlich ausgesprochen werden können. Andere müssen ihren Hut dafür nehmen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    ...


    Niemand muss Soldat werden - aber die, die Soldat werden haben in meinen Augen jedes Recht zu erfahren, was sie letztendlich wirklich erwartet - die sinnleeren Worthülsen der Regierung, aber auch der Oppositionsparteien, gaukeln den Soldaten leider etwas vor, was so nicht existiert.
    ...
    So, irgendwie mal wieder vom Thema abgekommen - aber das musste auch mal gesagt werden. :-)


    Wobei ich den Satz "Soldat wird man freiwillig" unterschreibe - aber eben diese Unterschrift auch mit vielen Anmerkungen versehe.


    Du bist überhaupt nicht vom Thema abgekommen, denn genau das ist der Punkt, der mich in dem Buch am meisten bewegt: Das Einzelschicksal, der Mensch unter dem Helm und in der Uniform. Ich unterschreibe deine Ausführungen vollkommen, denn der Dienstherr hat eine Verantwortung seinen Mitarbeitern gegenüber, sprich die Kanzlerin den Saoldaten und Soldatinnen. Wie gesagt, ich finde es mutig und wichtig, dass die Autorin zu diesem Thema ein Buch schreibt und somit zum Nachdenken anregt.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin


  • Vielen Dank, Voltaire, für diese Ausführungen!


    Ich fand Krieg ja immer schon schrecklich (wer nicht?) und bei Diskussionen versuchte ich mit meinem fundierten Halbwissen auch meine Einstellung kund zu tun. Aber was tatsächlich alles dahinter steckt und vor allem was es für die Soldaten wirklich bedeutet, war mir nicht bewusst. :schaem Doch dieses Buch – und auch diese Leserunde – haben meine Sicht- und Denkweise merklich in Bewegung gebracht. Auch die Meldungen in den Medien betrachte ich in der Zwischenzeit mit ganz anderen Augen.


    Da sieht man mal wieder, wie das Lesen den Horizont erweitern kann! :fingerhoch

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Du bist überhaupt nicht vom Thema abgekommen, denn genau das ist der Punkt, der mich in dem Buch am meisten bewegt: Das Einzelschicksal, der Mensch unter dem Helm und in der Uniform. Ich unterschreibe deine Ausführungen vollkommen, denn der Dienstherr hat eine Verantwortung seinen Mitarbeitern gegenüber, sprich die Kanzlerin den Saoldaten und Soldatinnen. Wie gesagt, ich finde es mutig und wichtig, dass die Autorin zu diesem Thema ein Buch schreibt und somit zum Nachdenken anregt.


    Das kann ich nur :write

  • Zitat

    Original von Ayasha
    Vielen Dank, Voltaire, für diese Ausführungen!


    Dem kann ich nur heftig beipflichten!
    Außerdem möchte ich folgendes hinzufügen, was unsere "Freiwilligenarmee" betrifft: Ein Großteil der Männer und Frauen, die sich entschließen zur Bundeswehr zu gehen, kommen aus Ostdeutschland und sie machen das nicht aus Überzeugung sondern mangels Alternative - in Ostdeutschland haben wir nach wie vor eine sehr, sehr hohe Arbeitslosigkeit gerade auch bei jungen Arbeitnehmern.
    Zudem habe ich erfahren, dass die Bundeswehr auf eine Art und Weise für den Einsatz wirbt, der manchen jungen Menschen glauben lässt, er steigt in die Welt seiner Computergames ein. Vorbild USA ...


    Und eins muss ich noch loswerden: Ich bin wirklich sehr berührt, wie das Thema bei euch ankommt. Und wenn ich dann Sätze lese wie diesen von Ayasha lese: "Doch dieses Buch – und auch diese Leserunde – haben meine Sicht- und Denkweise merklich in Bewegung gebracht. Auch die Meldungen in den Medien betrachte ich in der Zwischenzeit mit ganz anderen Augen. ", dann macht mich das sehr glücklich! :-)

  • Ich bedanke mich auch für die letzten Postings,( die ich :write ) da ich mir auch schon viele Gedanken zu Katja und ihrer Situation gemacht habe.
    Katja und auch Chris mit seinem realtiv kurzen Auftritt berühren mich am meisten.


    Das Waffengeschäft mit den ganzen Verwicklungen drumherum ist eine traurige Angelegenheit, eigentlich macht es richtig wütend mal wieder zu erfahren, wie gelogen und betrogen wird ( und das ist ja ganz sicher nicht nur im Roman so ;-) ).

  • Zitat

    Original von Ayasha
    Ich fand Krieg ja immer schon schrecklich (wer nicht?) und bei Diskussionen versuchte ich mit meinem fundierten Halbwissen auch meine Einstellung kund zu tun. Aber was tatsächlich alles dahinter steckt und vor allem was es für die Soldaten wirklich bedeutet, war mir nicht bewusst. :schaem Doch dieses Buch – und auch diese Leserunde – haben meine Sicht- und Denkweise merklich in Bewegung gebracht. Auch die Meldungen in den Medien betrachte ich in der Zwischenzeit mit ganz anderen Augen.


    Da sieht man mal wieder, wie das Lesen den Horizont erweitern kann! :fingerhoch


    Liebe Ayasha,


    dann kann ich dir auch das andere Buch von Alex Berg "Machtlos" nur wärmstens empfehlen. Auch dieses Buch beschäftigt sich mit einem Thema, welches in unseren Medien nur sehr wenig Platz findet und sehr stiefmütterlich behandelt wird - wenn es denn überhaupt behandelt wird.


    Beide Bücher "Machtlos" und "Die Marionette" stellen für mich die unendlich wichtigen Fragen:


    Darf die Politik unseren Rechtsstaat einfach so verbiegen?
    Steht eine "nebulöse" Interessenlage des Staates außerhalb geltenden Rechts?


    Zitat

    Und eins muss ich noch loswerden: Ich bin wirklich sehr berührt, wie das Thema bei euch ankommt.


    Liebe Alex Berg,


    der Spagatt (hoffentlich habe ich das jetzt richtig geschrieben :gruebel) zwischen spannender Unterhaltung und einer klaren politischen Aussage, der Darstellung eines totgeschwiegenden Problems, ist dir wirklich bewundernswert gelungen. Zudem hast du deinen Leser wohl wirklich klarmachen können, dass nicht alles was in einem Roman erdacht wurde auch wirklich nur eine Fiktion ist - die Realität steht bei deinem Buch nämlich schon fies grinsend an der nächsten Ecke.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Nun bin ich mit den ersten zweihundert Seiten durch. Ein dubioser US-Senator wird ermordet. Eric Mayer scheint ins Lager der Bösen gewechselt zu sein. Katja verliert Chris an den Tod. Waffengeschäfte, bei denen über leichen gegangen wird. Das wirkt alle gut recherchiert, wobei Erics Täterschaft, für meinen Geschmack, von den Verantwortlichen etwas zu wenig hinterfragt wird.


    Nach dem Anschnitt stellt sich die Frage, ob ich jetzt schon alles weiss, einschliesslich des Haupttäters oder ob noch jemand im Hintergrund lauert. Die Entwicklung Katjas finde ich spannend. Dieses nicht mehr in der Welt der Normalbürger zurechtkommen können, die Zerrissenheit einer Person, die sich immer im Krieg befindet. Der Tod von Chris legt vielleicht endgültig einen Schalter um. Auch die Eric-Valerie Konstellation hat für mich seinen Reiz. :grin


    Ein besonderes Lob für das Herausgreifen des Themas. Der Bundeswehreinsatz in Afghanistan in all seinen Facetten. Deutsche Politiker schauen da gerne weg, wo sie gerade jemanden hingeschickt haben.

  • Zitat

    Original von Sabine_D
    Chris ist tot :cry
    Es tut mir sehr leid für ihn und Katja. Er hätte ihr in dieser Zeit eine große moralische Stütze sein können. Und sie natürlich auch für ihn.


    In diesem Abschnitt hatte ich etwas mehr Probleme der Handlung zu folgen. Das lang aber nicht am Buch sondern daran, dass ich nur so zeitversetzt lesen konnte und teilweise auch viel zu müde war, um der Handlung richtig folgen zu können. Das Buch steht auf jeden Fall jetzt schon auf der Liste der nochmals zu lesenden Bücher. Es ist es einfach wert, mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.


    So geht es mir auch gerade. Bin jetzt fertig und mir tut es leid, dass ich manchmal zu müde oder zu gestresst war, dem Buch richtig zu folgen. Aber ich werd es sicherlich noch einmal lesen. Und dann achte ich mehr auf Details.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Zitat

    Original von AlexBerg


    Weil die alle so wichtig sind und wichtige Menschen heutzutage haben Blackberrys und Smartphones und nicht einfach nur ein "Handy". Das ist mir auch schwergefallen, weil ich der totale Handyagnostiker bin und bei diesem ganzen Hype um all diesen Kram nur denke: :pille


    Um der Authentizität willen, war das Blackberry schon die richtige Wahl. Firmen insb. große Firmen und Behörden setzen aufgrund des Sicherheitskonzepts, das der Hersteller damit verbindet, als Smartphones gerne Blackberries ein. Mit dem Blackberry kann man zwar auch im Internet surfen, vor allem ist es aber ein feines Arbeitstier, mit dem man jederzeit erreichbar ist und seine emails beantworten kann (selbst bei hoppeligster Straße funktioniert das ganz prima).


    Bei schriftlichem Informationsaustausch wird im geschäftlichen Kontakt auch tatsächlich eher davon gesprochen, per Blackberry eine Nachricht zukommen zu lassen.


    Übrigens: Blackberries und Smartphones sind nur etwas für maximal mittelwichtige Menschen. Wirklich wichtige Menschen haben kein BB - die haben jemand, der eins hat... :grin


    P.S.: Pelican geht jetzt nicht 148 Mails checken oder wie der gute Tim das immer singt, sondern den Abschnitt fertig lesen...

  • Das unsere Bundeskanzlerin ständig SMS verschickt steht deiner These ja nicht entgegen, dass aber der gesamte Vorstand des VW Konzerns, inclusive Vorstandsvorsitzendem seine Smartphones vor Vorstandssitzungen vor dem Sitzungsraum abgeben muss spricht schon dafür, dass nicht nur die Indianerunterhäuptlinge heutzutage solche Nervtöter bei sich tragen.

  • Ich muss noch etwas ganz anderes loswerden, bevor ich mich auf die posts des nächsten Abschnittes stürze.
    Was mir augesprochen gut gefällt, sind die "Slow-motion"-Stellen im Buch, in denen es scheint als stehe die Zeit still und wie eine langsame Kamerafahrt wird ein Ort oder eine Situation betrachtet. Das sind Ruhpunkte inmitten der rasanten Handlung. Der Blick wird nach innen gerichtet. Ich meine z.B. so Szenen wie auf 192 als Katja das Kloster betrachtet, in dem die Trauerfeier stattfinden soll.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Ich muss noch etwas ganz anderes loswerden, bevor ich mich auf die posts des nächsten Abschnittes stürze.
    Was mir augesprochen gut gefällt, sind die "Slow-motion"-Stellen im Buch, in denen es scheint als stehe die Zeit still und wie eine langsame Kamerafahrt wird ein Ort oder eine Situation betrachtet. Das sind Ruhpunkte inmitten der rasanten Handlung. Der Blick wird nach innen gerichtet. Ich meine z.B. so Szenen wie auf 192 als Katja das Kloster betrachtet, in dem die Trauerfeier stattfinden soll.


    :-] :-] :-]

  • Zitat

    Original von Ayasha
    Ich fand Krieg ja immer schon schrecklich (wer nicht?) und bei Diskussionen versuchte ich mit meinem fundierten Halbwissen auch meine Einstellung kund zu tun. Aber was tatsächlich alles dahinter steckt und vor allem was es für die Soldaten wirklich bedeutet, war mir nicht bewusst. :schaem Doch dieses Buch – und auch diese Leserunde – haben meine Sicht- und Denkweise merklich in Bewegung gebracht. Auch die Meldungen in den Medien betrachte ich in der Zwischenzeit mit ganz anderen Augen.


    Da sieht man mal wieder, wie das Lesen den Horizont erweitern kann! :fingerhoch


    Hallo Ayasha,


    Du sprichst mir aus der Seele, da kann ich Dir nur zustimmen. Auch meine Sichtweise hat sich durch das bis jetzt gelesene geändert.


    Viele Grüße :wave

  • Zitat

    Original von AlexBerg


    Genau das - und bitte glaubt mir, diese Szene zu schreiben war bitter. Aber es gab keine andere Möglichkeit, nicht nur wegen Katja. Chris war nicht der Typ für Reha und Krücken.


    Genau den Eindruck hat er auch auf mich gemacht. Entweder ganz oder gar nicht. Aber keinesfalls wird er kämpfen für etwas was er nicht ist. Die Szene fand ich auch sehr ergreifend!

  • Ich habe nun interessiert eure Diskussion über die Soldaten verfolgt, und da es das zentrale Thema in diesem Buch ist, möchte ich meinen Senf auch noch dazugeben.


    Ich denke, wer sich heute dazu entscheidet, Soldat zu werden, sollte wissen, dass da harte Dinge auf ihn oder sie zukommt. Das mag in der Vergangenheit anders gewesen sein, aber wer regelmäßig Nachrichten schaut, kann zumindest einen kleinen Eindruck bekommen, dass es kein Zuckerschlecken ist, in Krisengebieten seinen Dienst zu tun. Und dennoch kann sich, denke ich keiner vorstellen, was da wirklich auf einen zukommt


    Darüber hinaus beginnt die Rekrutierung in der Regel sehr früh, das heißt, es handelt sich um junge Menschen, vielleicht auch um nicht immer so gut und umfassend informierte Menschen, die sich vorher keine Gedanken machen, was auf sie zukommt. Ich denke nicht, dass diese jungen Menschen auf das vorbereitet werden, was sie erwartet.


    Und daher sehe ich das nicht so, dass man sagen kann "Selbst Schuld, der ist ja freiwillig Soldat geworden." Und noch schlimmer finde ich, dass es nicht die psychologische Betreuung gibt, die es bräuchte, um diejenigen, die traumatisiert sind, zu unterstützen. Ich bin zu wenig im Thema drin, gibt es psychologische Test vor den Einsätzen bzw vor der Verpflichtung als Berufssoldat? So könnte man zumindest verhindern, dass Menschen, die besonders gefährdet sind, nicht mit der Situation umgehen zu können, schon im Vorfeld schützen.

  • Zitat

    Original von Bookworm
    Darüber hinaus beginnt die Rekrutierung in der Regel sehr früh, das heißt, es handelt sich um junge Menschen, vielleicht auch um nicht immer so gut und umfassend informierte Menschen, die sich vorher keine Gedanken machen, was auf sie zukommt. Ich denke nicht, dass diese jungen Menschen auf das vorbereitet werden, was sie erwartet.


    .


    Jeden Freitag, wenn ich Soldaten am Bahnhof sehe, denke ich mir wie jung sie sind. Sie wirken teilweise wie Kinder.
    Irgendwie wirkt das auf mich immer ziemlich erschreckend.

  • Durch den zweiten und folgenden Abschnitt bin ich schon lange durch, hatte nur noch keine Zeit zu posten.


    Das war ein rasanter Abschnitt. Anfangs hatte ich noch Probleme mit den vielen verschiedenen Charakteren, aber nachdem ich mir die Namen einmal alle aufgeschrieben hatte, ging's :-)


    Bender hat also illegale Geschäfte mit Reynolds gemacht und dieser war kurz darauf tot. Entweder wurde er von Bender oder seinen Leuten getötet.


    Meyer gerät daraufhin unter Verdacht und wird von Martinez nach Deutschland geschmuggelt. Toller Bursche, er hat richtig was auf dem Kasten.


    Besonders schlimm fand ich natürlich die Abschiedsszene von Katja und Chris. Es muss schlimm sein, wenn man jemanden gehen lassen muss, den man liebt. Danach ist Katja nicht mehr dieselbe...


    Ich danke übrigens Voltaire und Ayasha für die tollen Worte, die ich voll unterschreiben kann und ich danke Alex Berg für dieses tolle Buch.


  • :write


    Genau das ist der Punkt, der mir immer wieder Gänsehaut bescherte: Ja, es ist ein Roman - aber es ist nicht alles erfunden... :yikes


    Die Figuren gefallen mir immer mehr, auch die bereits aus "Machtlos" bekannten Gesichter gewinnen zusätzliche Konturen und bis auf Bender gibt es praktisch keine Schwarz-Weiß-Zeichnung.


    Die Schilderung des Abschieds von Chris und Katja ist sehr bewegend geschrieben, perfekt dosiert und fies-realistisch. Klar, dass Katja nach allem was sie ohnehin schon miterleben musste, so verändert ist und so allein wie sie ist, extrem reagiert.


    Martinez' Vorgehen ist beeindruckend und wird ihn hoffentlich nicht langfristig in Schwierigkeiten bringen, allerdings glaube ich nicht so recht daran, denn er ist natürlich sehr gewieft.


    Blackberrys als Markennamen zu erwähnen finde ich o.k., denn auch mir ist es so im Sprachgebrauch vertraut, ständige Erreichbarkeit mit eben so einem Gerät. (Wobei ich mich auch selbst dieser ständigen Erreichbarkeit nach wie vor hartnäckig verweigere...)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")