Dieses ist kein Porträt, dieses ist der Versuch, dieser Nische, diesem Phänomen der deutschen Literatur ein wenig näherzukommen, sich ihm anzunähern - ergründen oder ganz verstehen wird man wohl nicht.
Man schrieb das Jahr 1955, es war das Jahr nach dem sensationellen WM-Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft, es war aber auch das Jahr in welchem Thomas Mann starb; ein Jahr mit Höhen und Tiefen, ein Jahr mit persönlichen Triumphen und Niederlagen - ein Jahr in welchem geboren und gestorben wurde.
In diesem Jahr 1955 erblickte Dieter Ebels das Licht der Welt. Damals ahnte aber wohl niemand das dieses Jahr auch ein Schicksalsjahr für die deutsche Literatur werden sollte. Und auch die Stadt Duisburg sollte bis zum heutigen Tage die Auswirkungen des Jahres 1955 spüren. Denn nun, heute im Jahre 2011, wissen wir, dass Duisburg mehr ist als Schimanski, mehr ist als die deutsche Vizemeisterschaft 1964 in der ersten Saison der Fußballbundesliga (damals nannte sich der MSV Duisburg übrigens noch Meidericher SV), viel mehr ist als der OB Sauerland - denn Duisburg ist auch Dieter Ebels. Ein Sohn dieser Stadt.
Heute ist Dieter Ebels als Teil der deutschen Literatur nicht mehr wegzudenken - gäbe es ihn nicht, es würde ohne Frage etwas fehlen; was auch immer das sei. Gäbe es ihn nicht - man müsste ihn glatt erfinden.
Man bezeichnete ihn einmal als "literarischen Tausendsassa" - also als jemand der auf der gesamten literarischen Spielwiese zu Hause ist, oder meint dort zu Hause zu sein. Es sind wohl die Imponderabilien der Literatur gewesen, die Ebels gereizt haben zur Feder zu greifen. Schnell erkannte er, dass es nicht lohnen würde Diener der Sprache zu sein, nein, vielmehr musste man sich die Sprache Untertan machen, der Sprache keinen Raum lassen, die Sprache hatte in ihrer gesamten Vielfalt in seinen Büchern einfach nichts zu suchen.
Dieser Grundgedanke begleitete ihn durch sein gesamtes Schaffen. Da wurden Worte simplifiziert, Sprache neu gewandet, teilweise Bedeutungen durch sich selbst negiert - die Sprache als störendes Element des Schreibens entlarvt. Seine Geschichte spiegeln den Zeitgeist wider, einen promillisierenden Zeitgeist, einen Zeitgeist der den "Weingeist" der heutigen Zeit atmet. Sprache als Waffe gegen das Schreiben, Sprache als Waffe gegen das Erzählen. Sprache in ihrer Funktion als Nullum für das Ebelsche Werk.
Beeinduckend ist die Omnipräsenz des Autors, man könnte fast schon von einer Ubiquitarität sprechen. Es gibt wohl kein Gebiet auf dem sich Dieter Ebels schriftstellerisch nicht versucht hätte. Schriftstellerei als Fetisch, das Schreiben als Passion - selbst gegen alle Widerstände widerborstiger Worte und Sätze. Ausdruckshindernisse werden mit Verve beiseite geräumt. Ebels fühlt den Drang in sich, sich mitzuteilen, er will erzählen, er will uns teilhaben lassen an dem Leben wie er es sieht, einem Leben wie es wohl nirgendwo schon mal gelebt worden war. Ein Leben aus dem Fundus des Ebelschen Denkapparates. Ein Leben weitab jeglicher Realität - ein Leben, das den Begriff leben nicht verdient.
Werfen wir nun ein Blick auf das Werk, auf das Blendwerk, von Dieter Ebels. Da erleben wir die Kindheit von Helene während des Krieges, da entdecken wir das fürchterliche Geheimnis von NU-Gorra und dann jagen wir zusammen mit diesem "literarischen Tausendsassa" auch noch die Bestie von Juist; aber auch vor der Welt der Gedichte macht er nicht halt. Er agiert völlig schmerzfrei auf allen Feldern der Literatur - nichts kann ihn aufhalten, keine noch so harte Kritik wirft ihn um - weiß er sich doch auch gut aufgehoben im Kreise seiner kleinen aber feinen Anhängerschaft, seiner überwiegend weiblichen Bewunderer. Ist Ebels viellleicht ein Guru der sinnleeren Literatur? Eines ist er aber ganz gewiß: Ein literarischer Vielmalocher!
Wie bereits erwähnt: Schreiben als Fetisch. Dieter Ebels fetischierst sich ohne Hemmungen durch seine ganz spezielle Welt der Literatur. Eine Welt die so nicht existiert, die auch hoffentlich so nie exisistieren wird. Ebels ist kein Visionär, seine Fantasie hat etwas locker Debiles, sie simplifiziert selbst einfachste Dinge noch einmal, sie (seine Fantasie) atomisiert sich fast schon selbst, selbst die Naivität wäre indigniert, würde man sie zur Beschreibung der Ebelschen Werke heranziehen. Denn auch die Naivität hat ein ausgeprägtes Ich-Gefühl und ist nicht bereit sich so weiteres vereinnahmen zu lassen. Egal von wem - auch nicht von Dieter Ebels.
Wie kann man sich diesem Autor Dieter Ebels nun wirklich nähern? Wie kann man ihn beschreiben? Ist er nicht der Autor der es schafft, sich immer wieder neu selbst zu persiflizieren. Der das Schreiben als solches fast schon negiert. Der dem Schreiben irgendwie immer wie neu in den Hintern tritt.
Mit einem Wort: Dieter Ebels ist sicher sehr fleißig, das Schreiben wird unter Garantie seine ganz große Leidenschaft sein - nur ersetzt Leidenschaft leider nicht das Können. Schreiben ist mehr als das muntere Aneinanderreihen irgendwelcher Worte auch wenn Dieter Ebels das eventuell anders sieht. Schreiben scheint für ihn darin zu liegen, seine innere Absurdität sichtbar zu machen - auch wenn es vielleicht so richtig eigentlich niemand interessiert.
Wir können nur glücklich sein, dass der Dieter in den Freunden von BOD verständnisvolle Helfer gefunden hat, die ihn auch zu dem gemacht haben was er jetzt ist: Ein Autor einer ganz besonderen Gruppe....
Ohne diese Helfer von BOD hätten wir auf echte Sternstunden der deutschen zeitgenössischen "Ebels-Literatur" verzichten müssen - allein der Gedanke daran kann schon Panik auslösen....auch wenn das Schreiben und auch das weiß der Dieter, eigentlich so gar nicht sein Ding ist.
Aber nun genug - Lola, die Sexpuppe wartet - und es wäre wohl sehr unhöflich sie warten zu lassen, denn auch eine Gummipuppe ist halt eben nur ein Mensch.
Okay - es war ein Versuch, mehr nicht....