Kurzbeschreibung:
Neunzehn neue Geschichten Doris Lessings. Sie spielen in und um London und erzählen sowohl von der Stadt wie auch von den Menschen, die dort leben. In jeder Geschichte werden die zwischenmenschlichen Beziehungen in den Mittelpunkt des Geschehens gestellt.
Über die Autorin:
Doris Lessing wurde 1919 in Persien geboren und wuchs auf einer Farm im damaligen Rhodesien auf. Mit dreißig Jahren kam sie nach London und veröffentlichte dort 1950 ihren ersten Roman. Ihr umfangreiches literarisches Werk macht sie zu einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autorinnen. Im Hoffmann und Campe Verlag erschienen seit 1988 zahlreiche Werke, zuletzt der hochgelobte Roman "Ein süßer Traum" (2003), die Erzählungen "Ein Kind der Liebe" (2004) und zuletzt ihr Roman "Die Kluft" (2007). Sie erhielt 2007 den Nobelpreis für Literatur.
Meine Rezension:
Gute Kurzgeschichten zu schreiben ist eine Kunst. Dass Doris Lessing, Nobelpreisträgerin von 2007, diese meisterhaft beherrscht, beweist sie auch in dieser Sammlung, in der sich alles um London und die Menschen, die hier wohnen, dreht. In jede der 19 Geschichten fängt die Autorin einen Augenblick im Leben eines Menschen oder eines Ortes ein und beschreibt diesen mit einer derart einfühlsamen und so präzisen Beobachtungsgabe, dass das Erzählte sofort vor dem inneren Auge zum Leben erwacht und man sich nicht nur mitten im Geschehen wähnt, sondern zugleich auch mit den Figuren fühlt. Auch wenn die Situation noch so weit weg von dem eigenen Leben, auch wenn man sich nie in einer nur entfernt ähnlichen Lage befand - Doris Lessing schafft es, dass man ihre Figuren wiedererkennt wie alte Freunde, entfernte Bekannte, unliebsame Verwandte, Schicksale, von denen man irgendwo hörte oder sich manchmal auch ein bisschen selbst wiederfindet. Doris Lessing hat ein Auge für das Alltägliche, das Menschliche, das so unscheinbar daherkommt und doch für irgendjemanden eine unglaublich große Bedeutung hat, die sie in ihren Geschichten mit dem Leser teilt.
Sicher sind in jeder Sammlung von Kurzgeschichten immer einige darunter, die faszinieren und berühren und andere, die weniger beeindruckend sind. In den London Stories gibt es vor allem solche, die trotz (oder wegen?) ihrer Alltäglichkeit unter die Haut gehen. Auch wenn man sie gut hintereinander weg lesen kann, ohne, dass man dem Erzählstil überdrüssig wird, empfehle ich die häppchenweise Kost, um jeder Geschichte Raum zur Entfaltung zu geben.
Von mir beeindruckte 8 Punkte.