Wie werde ich gelesen? Guerilla Marketing-Tipps

  • Nun, im Gegensatz zu anderen ist Kai hier nicht mit Eigenwerbung oder getürkten Rezensionen zum eigenen Buch aufgeschlagen, sondern hat in der Autorenecke einige Tipps veröffentlicht, über die man zumindest nachdenken und diskutieren kann. Da ich nicht ganz unschuldig an seinem Hiersein bin, möchte ich ein wenig um Nachsicht ob der fehlenden Vorstellung usw. bitten. ;-)


    Zur Ausgangsfrage und insbesondere zu BJs Antwort: Es genügt oft eben nicht, "einfach ein gutes Buch zu schreiben". Der Buchmarkt stagniert, verblüffenderweise scheint es derzeit vor allem Taschenbücher zu erwischen, wie mein Agent gestern ausführte, wohingegen der herbeigeredete und energisch beschworene eBook-Boom vorläufig nahezu komplett ausbleibt. Wer als Autor nicht das Glück hat, im jeweiligen Programm (Frühjahr/Herbst) den Spitzentitel zu stellen, erlebt bei fast allen Verlagen - also nicht nur bei sehr kleinen - das fast völlige Ausbleiben von verlagsseitiger Werbung, abgesehen von der obligaten Pressestreuung. Wer sowieso bei einem kleineren Verlag ist, kann selbst als Spitzentitel/-autor (ein Begriff, der in diesem Bereich beinahe keine Bedeutung hat) kaum auf noch so marginales Marketing hoffen - kleine Verlage verfügen einfach nicht über entsprechende Möglichkeiten. Die Presse beschränkt sich in ihrer Wahrnehmung ohnehin fast ausschließlich auf den Hardcover-Bereich; mit Taschenbuch-Erstveröffentlichungen landet man mit etwas Glück oder wenn man schon etabliert ist kurze und inhaltsarme "Buchtipps" in Frauenmagazinen (immerhin sind Frauen die besseren Buchkäufer). Wer mit einer TB-Erstveröffentlichung gute Presse bekommt, sollte auch Lottoscheine ausfüllen. Aber selbst gute Presse, so sie nicht mit hohen Auflagenzahlen des jeweiligen Mediums verbunden ist, hat heutzutage kaum noch Wirkung. Immerhin macht sich das gut auf der Website, im Blog oder bei Facebook.


    Ähnliches gilt aber leider auch für die sonstigen aufgeführten Maßnahmen. Lesungen von unbekannten Autoren können für dieselben äußerst frustrierend sein, und meistens sind sie das auch. Erheblicher Organisationsaufwand generiert dann 10 Gäste, von denen man 8 persönlich kennt, und selbst wenn die Hälfte - aus Mitleid - Bücher kauft, hat man ganze fünfzig Euro Umsatz gemacht, bei tagelangem Aufwand - und man hat nicht einmal Spaß gehabt. Ähnliches gilt für das Klinkenputzen bei lokaler Presse und Buchhandlungen. Viel Aufwand mit äußerst geringer Streuungswirkung. Es kommt aber auch darauf an, welche Ziele man mit dem "Guerilla-Marketing" (der Begriff ist eigentlich falsch, weil es inzwischen alle versuchen) verfolgt. Bestsellerlistenplätze oder wenigstens nennenswerte Verkaufszahlen (also irgendwas Fünfstelliges) wird man so niemals erreichen. Die sehr wenigen Ausnahmen (Nele Neuhaus, Sebastian Fitzek, Kerstin Gier, seinerzeit Matthias Praxenthaler) bestätigen diese Regel nur. Es gibt einfach irre viele Bücher und immer noch mehr Autoren, und alle wollen verkaufen bzw. verkauft werden. Die ganzen Horden von BoD-, DKZ- und Selbstverlagsautoren, die ganzen eBooker, die bei Amazon die Server verstopfen, aber nicht gekauft werden. Die Autoren bei kleinen und kleinsten Verlagen, bei denen schon im Verlagsvertrag steht, dass im Bereich Marketing ihre "Initiative" gefragt ist, was schlicht bedeutet, dass der Verlag keine Werbung machen wird und kann.


    Wenn ein gutes Buch auch wahrgenommen wird bzw. wahrgenommen werden kann (i.d.R. durch flächendeckende (!) Präsenz im Buchhandel), wird es sehr wahrscheinlich seinen Weg machen. Buchhändler und Buchkäufer sind Multiplikatoren, aber auch Leute wie die Büchereulen, Literatur-Blogger usw. Auf einen Text in der lokalen Tageszeitung hin kaufen äußerst wenige Menschen Bücher. Selbst fette Presse ist nicht immer ein Verkaufszahlenvervielfacher. Bücher und Autoren müssen sich rumsprechen, wenn sie nicht auf multimediales Marketing zurückgreifen können, was für die meisten gilt. Der Weg ist mühselig und keiner, der in zwei, drei Monaten zu bewältigen ist. Die Querverweis- und Sammlungsfunktionen der Online-Buchhändler sind Aufmerksamkeitserreger. Ansonsten wissen selbst die Strategen in den großen Verlagen nicht, warum Autoren plötzlich erfolgreich sind und andere nicht. Nicht immer liegt es an den Büchern.


    Was ich sagen will. Man kann vieles tun und sich das dadurch schönreden, dass wenigstens irgendwas getan wurde, aber erfolgreiche Maßnahmen sind rar, oft schon vielfach besetzt und im echten Erfolgsfall eine Ausnahme. Autoren müssen beharrlich sein, was nicht selten bedeutet, dass man bis zum dritten, vierten, fünften Buch auf einen kleinen Erfolg warten muss. Kleckermarketing mag sich irgendwann zu einem Achtungserfolg summieren, kostet aber irre viel Zeit (viel mehr, als man für ein weiteres Buch bräuchte), außerdem Geld, ist meistens mit entwürdigenden Prozessen verbunden und unterm Strich nicht mehr als Gewissensberuhigung. Es ist die Aufgabe der Verlage, Bücher zu verkaufen - darum geht man zu einem Verlag. Wenn das nicht gelingt, mag es auch so sein, dass das Buch eben doch nicht so gut ist, wie man glaubt.

  • Ach so. Neben der dramaturgischen und sprachlichen Qualität des Buches spielen vor allem die Thematik und Genrezuordnung große Rollen. Originellere Bücher, die möglicherweise auch neue Nischen besetzen/eröffnen, haben deutlich bessere Wahrnehmungschancen als die ganzen Werke von Trittbrettfahrern oder 08/15-Autoren. Noch ein Epos im abgekupferten Fantasy-Universum, in dem irgendein unfreiwilliger Held auf der Suche nach dem rettenden Artefakt ist, wobei ihm Drachen, Elfen, Zauberer und sonstiges Gesindel helfen, wird kaum mehr als die wirklich hartgesottenen Fans erreichen, wie auch der gefühlt fünftausendste, regionale Spezialtäten fressende, fettleibige Kommissar, der durch seine Gegend stolpert, um mehr oder weniger zufällig Morde aufzuklären, seinen Platz weit hinten in der Holzklasse des Regionalkrimizugs behalten wird. Lustige Frauenbücher mit hemdsärmeligen Heldinnen, Serienmörder-Thriller, Jungsbücher mit Selbstfindungsthematik, sich wiedervereinende Rockbands, Cyberpunk-Epen, klerikales Verschwörungsgefasel, Gestaltwandler-Liebesgeschichten, Wirtschaftskrisen-Romane - all das und noch viel mehr ist ausreichend und mehr oder minder exzellent besetzt. Man kann in diesen Bereichen Achtungserfolge landen oder den Zeitpunkt abpassen, an dem der Trendzug noch nicht stoisch aufs Abstellgleis zuhält (historische Romane - ein so gut wie totes Genre), aber überdurchschnittliche Aufmerksamkeit ist hier nahezu ausgeschlossen. Was sowieso alle machen, schließt eine exponierte Position nahezu aus, was sich noch verschlimmert, wenn der Trend ohnehin längst abebbt. Es sei denn, man hat bereits eine Fanbasis.


    All das gilt natürlich nicht für die heimlichen Bestseller, die immer funktionieren. Solide erzählte Liebesgeschichten ohne existentielle Konflikte haben ein breites Publikum, Krimileser sind ebenfalls äußerst treu. Aber hier funktioniert nichts ohne einen guten Verlag, denn die Töpfe sind strikt verteilt.


    Was ich zu sagen versuche: Der Hinweis mit dem guten Buch ist letztlich so falsch nicht. Ein gut geschriebenes Buch ist aber dann kein gutes, wenn man beim Lesen das starke Gefühl hat, es bereits zu kennen.

  • Danke für deinen ausführlichen Beitrag, Tom.


    Gehen wir davon aus, dass Tom wohl Allgemeingültiges formuliert hat, dann ergeben sich folgende Konsequenzen.


    1. Guerilla-Marketing bringt nicht viel!


    Grundsätzlich wäre es besser zwischen Pre-Marketing und Post-Marketing zu unterscheiden. Das nicht sehr erfolgsversprechende "Guerilla-Marketing" fällt in die Schublade Post-Marketing.


    2. Im Fokus der Bemühungen sollte Pre-Marketing stehen!


    Dazu gehören u.a. ein guter (origineller) Stoff, der eine größere Zielgruppe adressiert (durchaus auch Nische/neues Genre) und der darüber hinaus auch gut geschrieben ist. Daran schließt sich die Zusammenarbeit mit einer guten Agentur/ einem guten Verlag an, um in einem stagnierenden Markt erfolgreich zu sein.

  • Also, wenn ich mir die momentane Spiegel-Bestseller-Liste so ansehe (Platz 1 der Sachbuchliste), dann fallen mir zwei wunderbare Möglichkeiten des Marketings ein:
    1. Haare blondieren
    2. Möpse aufpusten lassen


    Sorry, das musste ich einfach mal loswerden.
    Und weg :schnellweg

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • Zitat

    Original von beisswenger
    Dazu gehören u.a. ein guter (origineller) Stoff, der eine größere Zielgruppe adressiert (durchaus auch Nische/neues Genre) und der darüber hinaus auch gut geschrieben ist. Daran schließt sich die Zusammenarbeit mit einer guten Agentur/ einem guten Verlag an, um in einem stagnierenden Markt erfolgreich zu sein.


    Diesmal ernsthaft: Ja, was denn sonst???

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • Zitat

    Original von beisswenger
    2. Im Fokus der Bemühungen sollte Pre-Marketing stehen!


    Dazu gehören u.a. ein guter (origineller) Stoff, der eine größere Zielgruppe adressiert (durchaus auch Nische/neues Genre) und der darüber hinaus auch gut geschrieben ist. Daran schließt sich die Zusammenarbeit mit einer guten Agentur/ einem guten Verlag an, um in einem stagnierenden Markt erfolgreich zu sein.


    Das würde ich nicht unterschreiben. Es kommt vor, dass ein Nischenprodukt zum Trend wird. In dem Fall haben alle, die es gerade am Markt haben, den großen Joker gezogen. Den überwiegenden Teil ihrer Existenz verbringt ein Nischenprodukt aber eben in seiner Nische, nur die seltensten stechen mal durch Zufall hervor und verkaufen sich unerwartet gut.
    Ein Agent (aber nicht meiner) sagte mir mal, die meisten Newbies scheitern daran, dass sie unbedingt etwas Neues, Originelles, Niedagewesenes machen wollen.
    Tatsächlich denke ich, dass man es sich mit Evergreens, die immer wieder gelesen und gekauft werden, leichter macht.
    Was nun nicht heißen soll, 0815 zu schreiben. Aber wenn man sich die bestverkauften Titel mal ansieht, merkt man oft, dass es klassische Plots mit vollkommen neuen Figuren sind, oder klassischer Plot mit nie dagewesenem Schreibstil. Oder klassischer Schreibstil, Klischeefiguren, aber ungewöhnlicher Plot.
    Was ich sagen will: Vielleicht nicht immer gleich das Rad neu erfinden wollen.


    Aber darum geht es ja nur am Rande.
    Ich hatte bisher immer gedacht, nur im Kleinverlag wäre Autorenmarketing sinnvoll und nötig. Nun bin ich bei einem großen - und erstaunlicherweise haben die *höchstes* Interesse daran, dass ich Facebook pflege/ Leserunden begleite/ Leserpost beantworte/ Lesungen mache/ vielleicht mal ein Video drehe und über youtube reinstelle.
    Es scheint durchaus nicht soo unwichtig zu sein (wobei das ganz sicher auch vom Genre und Zielgruppe abhängt).


    Der Scherz ist ja: Im Großverlag finden dich plötzlich alle toll, wenn du werbetechnisch daherkommst und sagst: ich bin Mulle -> das ist mein Roman - das ist das Poster, das der Verlag druckt - das ist der Filmtrailer. Im Kleinverlag - wenn du das verdammt nötig hast, und deinen Namen selbst schreiben musst, um ihn in ein paar Leserforen zu finden - bist du mit deinen Werbeversuchen eher lästig.
    Daher ist Selbstmarketing - bis auf Steffis Tipps, die natürlich immer fruchten - eine recht schwierige Sache und ein Drahtseilakt. Zu wenig: Keine Sau erfährt je, dass es dich gibt. Zu viel: Jede Sau bedauert, dass es dich gibt.


    Aber wie gesagt: Haare blond und Brüste groß schadet bestimmt nie :-]

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Also, wenn ich mir die momentane Spiegel-Bestseller-Liste so ansehe (Platz 1 der Sachbuchliste), dann fallen mir zwei wunderbare Möglichkeiten des Marketings ein:
    1. Haare blondieren
    2. Möpse aufpusten lassen


    Sorry, das musste ich einfach mal loswerden.
    Und weg :schnellweg


    Ich verstehe schon was du meinst, Steffi. Allerdings ist es sehr viel leichter auf die Sachbuch-Bestsellerliste zu kommen, als auf die "Normale" Bestsellerliste. Wäre Daniela Katzenbergers Buch nicht als Sachbuch eingestuft, würden wir sie vielleicht überhaupt nicht auf der Liste auftauchen sehen. :wave

  • Ok, dann also ernsthaft ran an das Thema, als totaler Verlags und Autoren Neuling, der sich ja für nichts zu schade ist und selbst die blödeste Aktion noch irgendwie mitmacht, hab ich ja nun eine Autorenseite bei Facebook, ein mehr oder weniger gut gepflegtes Blog und prostituiere mich bei der Büchereule als Leserundenbegleitautorin... ( :lache )
    Was das bringen wird oder nicht, sehen wir dann nächste Woche, wenn das Ding im Laden liegt.
    Allerdings hatte ich auch erwartet, daß da ein wenig mehr vom Verlag kommt, Piper ist jetzt ja nicht so klein und ja doch man bemüht sich ja auch durchaus, mich medienwirksam bei der Presse unterzubringen, Express, WDR2, WDR5, Kölner Rundschau, aber dazu muß man erstmal ja auch Bock haben und dann muß man auch drei Sätze geradeaus sprechen können, wenn einem das Mikro unters Gesicht gehalten wird.
    Nicht jeder der wahnwitzig gute Geschichten schreibt, kommt in den Medien auch gut rüber, kann sich ordentlich vermarkten und das Leserinteresse wecken.
    Andere hingegen, können das unheimlich gut, schreiben aber eher beschissen, ich sag jetzt keine Bespiele zu den beiden Gruppen, obwohl mir mehrere einfallen (Ich schwöre es sind alles keine Eulen!!!), ich sitze auf meinen Händen, ich werde keine Namen nennen, oooooom! :chen
    Selim Özdogan gehört zur ersten Gruppe... Scheiße jetzt ist der Name doch rausgeflutscht... und Scheiße hab ich auch noch gesagt, das gibt wieder Forenschelte, keine Schimpfworte, keine Schimpfworte.... :bonk


    Ok, weiter im Text, ich war davon ausgegangen, als ich Anfang des Jahres mein Buch zusammenschusterte, daß es sich damit hat. Ich schreib ein Buch und dann krieg ich jedes Jahr einen schönen Scheck und kauf mir neue Schuhe! :-]
    Dann wollten die einen Fototermin, also ich brav zum Friseur, dann zum Fototermin, 8 Stunden Bildchen gemacht. Ach was tut man nicht alles, ist ja auch spannend...
    Dann kam die Anfrage für Interviews, klar Interviews geb ich auch, alle herkommen zu mir, zu erzählen hab ich viel, mein Mundwerk müsste man, wenn ich im Sarg liege mal extra erschlagen, hat mein Vater irgendwann mal zu mir gesagt...
    Also tingelte ich zum Interviewtermin, dann neue Fotos, wieder jemand der mich rumschubst, an meinem Lächeln herumnörgelt und mir sagt, ich solle mehr Licht in meine Augen zaubern...
    Mir macht das Spaß, ich finde es witzig, es ist ein Zeitvertreib und er läßt sich mit meinem echten Job noch gut vereinbaren, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, daß es eben Autoren gibt, die haben da keinen Bock drauf, die sind nicht der Mensch der nett in die Kamera lächelt, die wollen keine Fragen zu ihren Beweggründen beantworten, die wollen einfach nur schreiben und in Ruhe gelassen werden.
    Die richtig Guten, werden dennoch gelesen, die weniger Guten, müssen sich abstrampeln...


    Allerdings empfinde das nur ich so, oder wird man in den letzten paar Jahren auch von "Buchmarketing" erschlagen und es sind immer die gleichen Bücher, die dort auftauchen, ich würde mir ein breiteres Spektrum der Förderung wünschen und das sage ich jetzt als Leser...
    Was haben die Leser davon, wenn es bei der Büchereule eine Leserunde zum Buch XYZ gibt, dann gibt es noch eine Gewinnspielaktion bei Lovelybooks, das Buch kommt bei Vorablesen und außerdem taucht es bei Amazon im Vineprogramm auf, während andere wirklich geilere Bücher irgendwie gerade mal eine kleine Randnotiz auf der Verlagshomepage bekommen... woran liegts? Kann man das als Autor beeinflußen?
    Ich bezweifle es, sicher gibt es den ein oder anderen, der das Wort Selfmarketing total verinnerlicht hat und sich so gut verkauft, daß ihm die gesamte Marketingabteilung des Verlags zu Füßen liegt, aber es wird auch andere geben, die dennoch aus unbekannten Gründen gefördert werden oder auch nicht.


    Ich persönlich finde den Einblick in diesen ganzen Kram, der mir nun seit einigen wenigen Monaten gewährt wird, wirklich spannend. Frage mich aber wirklich, ob all dieses Marketing den Verkauf wirklich so ankurbelt.
    Mir fällt da wieder der "Nibelungenmord" ein. Er war im Vineprogramm, bei Vorablesen, bei der Büchereule gab es eine Leserunde, die Autorin war hier in den regionalen Zeitungen zu lesen, an keiner Buchhandlung kam man vorbei, ohne daß einen das Buch bereits über das ganze Schaufenster hinweg ansprang und trotzdem, zum wirklichen Beststeller hat es trotz all dieser Präsenz nicht so recht gereicht...


    Ich glaube daher, daß man die Verkaufszahlen zwar sicherlich durch eine gewisse Bereitschaft sich auf so etwas einzulassen ankurbeln kann, daß es aber so viele unbekannte Faktoren gibt, daß man einen geplanten Bestseller nur dann liefern kann, wenn man bereits einen Namen hat und eine Geschichte präsentieren kann, die einfach zieht. Ob das nun was ganz Neues, oder eine Art Evergreen ist, bleibt dabei dahingestellt, wichtig ist, daß das Buch sich auch durch Mund zu Mund Propaganda verbreitet, daß all die Leser, die es aufgrund des vielleicht ordentlichen Marketings kaufen, auch hingerissen sind, es super finden und das kundtun, darauf kommt es an...


    Meine 2 Cent.... :-]

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Also, wenn ich mir die momentane Spiegel-Bestseller-Liste so ansehe (Platz 1 der Sachbuchliste), dann fallen mir zwei wunderbare Möglichkeiten des Marketings ein:
    1. Haare blondieren
    2. Möpse aufpusten lassen


    Sorry, das musste ich einfach mal loswerden.
    Und weg :schnellweg


    Da gibt es aber Schlimmeres..... :-)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Sorry, bei mir fallen gleich zwei Faktoren zusammen, die mich eigentlich schon zum millionseller gemacht haben müssten....habe Marketing studiert und praktiziert und bin bei einem Großverlag.


    Ergebnis? Ne gute 5-stellige Verkaufszahl. Schon mal nicht schlecht. Bis der Verlag sagte: sorry hef, du weißt ja, wir finanzieren unseren Mittelstand von Autoren mit unseren Bestssellern D. Brown und Follett. Und die haben solche einen massiven Einbruch gehabt, dass wir uns keine Werbung und PR mehr für den Mittelstand leisten können. Ihr müsst jetzt selbst zusehen, wie ihr klar kommt.


    Am Kopf kratz....irgendwer hatte mir mal im Studium beigebracht, dass der sog. Mittelstand das sichere Standbein eines jeden Betriebes ist.
    Also, die Verlage, egal wie groß oder klein sie sind, wissen selbst nicht mehr, wohin der Markt laufen wird. Die Leser, die unbekannten Wesen.


    Es läuft alles darauf hinaus, dass es von allem zuviel gibt (mehr als 100tsd Neuerscheinungen in FRA??) und dass sich die Verlage lieber Lizenzen kaufen, die schon erfolgreich in ihrem Sprachfeld waren/sind. Da wurde das Pre-Marketing schon von anderen gemacht.


    Kurz und bündig: liebe Jungautoren, wenn ihr noch keinen Namen habt, es gibt kein Patentrezept. Ihr fangt ganz unten an und braucht dann ca. zehn Jahre, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Dazu muss aber Jahr für Jahr eine Veröffentlichung her. Und das macht es immer schwieriger. Leben werdet ihr davon nie können. Schminkt euch das ab


    euer hef

  • Ich weiß ja nicht, was manche (Neu-) Autoren so für Ansprüche haben. Muss es denn gleich Platz eins der Bestsellerliste sein? Ich glaube, wenn ich ein Buch schreiben würde - keine Sorge, ich hab nichts geplant :chen - dann würde ich das zunächst einmal aus Spaß daran machen. Und wenn dann ein paar Freunde das lesen würden und sagen: hat mir gut gefallen, dann würde ich mich schon halb kaputt freuen. Wenn ich dann noch einen namhaften Verlag finden würde, der das verlegt, wär ich stolz wie Oskar. Wenn sich dann noch viele Leser fänden und ich damit wirklich Geld verdienen könnte, wäre das natürlich schön, aber ich finde, das ist schon eine grandiose Leistung, auf die man stolz sein kann, wenn man als völlig unbekannter Mensch überhaupt einen Verlag findet, der das Buch rausbringt.
    Prominente können schreiben, was sie wollen, das wird schon irgendwie verkauft. Aber ich glaube, wenn von einem völlig unbekannten Durchschnittsmenschen ein Buch verlegt wird, dann hat das schon was zu bedeuten und da kann man stolz drauf sein.
    Viele Autoren, die ich sehr schätze, können oder konnten von ihren Romanen nicht leben. Und umgekehrt gibt es zig Autoren, mit denen ich rein gar nichts anfangen kann und die alle paar Monate einen neuen "Bestseller" auf den Markt schmeißen.
    Ich würd mich einfach darüber freuen, dass ich überhaupt gelesen werde, und mich aber damit abfinden/ darauf einstellen, dass ich trotzdem noch einen anderen Beruf ausüben muss, um über die Runden zu kommen.

  • Frettchen
    Die Frage ist, was man will. Einem Autor geht es ja nur zweitrangig um das Prestige, dass so ein Bestsellerlistenplatz mit sich bringt, sondern um Verkaufszahlen, denn dadurch berechnet sich das Geld, dass man verdient.
    Ich bin in der schönen Situation, dass ich auf das Geld vom Buchverkauf nicht angewiesen bin. Es ist ein schönes Plus, aber nicht mehr.
    Während andere von ihren Einnahmen aber nun leben müssen und ganz ehrlich, wenn ich mich da so umsehe, dann ist das bei den allerwenigsten ein Leben in Saus und Braus, sondern da wird es am Jahresende bei dem ein oder anderen ganz schön eng.


    Natürlich sollte man Freude an jedem verkauften Bich haben, aber auch die Schriftstellerei ist ein Job und von Freude wird man nicht satt!

  • :gruebel Das muss jeder selbst wissen, was sein Antrieb ist, zu schreiben.


    Ich schreibe storys aus meiner Weltbummelei, kurz ich erzähle einfach nur.
    Der andere hat einen anderen Antrieb.


    Aber hier ging es in der Ausgangsfrage, wie ich die Leser auf mich aufmerksam mache?


    Und da komme ich mir wie ein Schiffbrüchiger im Pazifik vor. Alles was ich habe, ist ein Brocken Papier, an dem ich mich festklammere um nicht sofort im Meer der Hoffnungslosigkeit zu ersaufen.


    Aber genau das ist das Problem. Es gibt von Allem zu viel. Zu viele ALDI/Saturn Sonderangebote an Billigcomputern, zuviel Rummel um Erfolgsautoren, zuviel Selbstüberschätzung in das eigene Können, das ohnehin nur einem längst ersoffenen Trend nachläuft...zuviel, zuviel.


    Und keinerlei Alleinstellungsmerkmal mehr von irgendwelchen Autoren. Da müssen Feuchtgebiete und Konsorten her. Effekthascherei für die Medien. Mehr nicht, aber erfolgreich für den Moment.


    Also, ich bleibe bei meinem Rat....Handwerk lernen. Schreiben lernt man nur durch schreiben und einen verdammt langen Atem haben. Nur Ausdauer zahlt sich aus


    euer hef

  • Moin Hef,


    einer deiner besten Beiträge hier im Forum. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Babyjane


    Während andere von ihren Einnahmen aber nun leben müssen und ganz ehrlich, wenn ich mich da so umsehe, dann ist das bei den allerwenigsten ein Leben in Saus und Braus, sondern da wird es am Jahresende bei dem ein oder anderen ganz schön eng.


    Natürlich sollte man Freude an jedem verkauften Bich haben, aber auch die Schriftstellerei ist ein Job und von Freude wird man nicht satt!


    Es ist ja nicht nur das.
    Die Verlage sind ja auch keine gemeinnützigen Vereine, die die Selbstverwirklichung der Autoren sicherstellen.
    Wer nicht gelesen wird, verdient kaum was, das ist u.U. sehr doof, wenn man davon ausgeht, etwas zu verdienen. Weit schlimmer ist aber: Wer nichts verdient, bekommt vielleicht noch eine Chance beim Verlag und mit Glück noch eine weitere bei einem anderen Verlag - aber irgendwann ist in dem Fall definitiv Ende mit Veröffentlichungen :grab


    Der Wunsch nach Erfogen bedeutet also mitnichten bloß Interesse am Mammon. Man will den blöden, ekligen, zauberschönen Job trotz allem ja auch weitermachen, nöch?

  • Zitat

    Original von Mulle


    Der Wunsch nach Erfogen bedeutet also mitnichten bloß Interesse am Mammon. Man will den blöden, ekligen, zauberschönen Job trotz allem ja auch weitermachen, nöch?


    Und das Schlimme an der Sache ist, dass Mist zu einem Verkaufserfolg werden kann und ein wunderbares Buch ggf. irgendwo in irgendeiner Schublade vergammelt.


    Aber das Schöne an der Sache ist doch, das viele der Eulenautoren diesen "blöden, ekligen, zauberschönen Job" in großartiger Art und Weise ausüben - u.a. auch Mulle...... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.


  • Freut mich..... :rofl :rofl

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Wenn es uns Schreib-Junkies, die sich ja immerhin schon am Markt bewiesen haben, nicht gäbe, würde es besser um die junge Generation bestellt sein.
    Dann müssten die längst pleitegegangenen Verlage neu gegründet werden.


    Mainstream, Profit, null Risiko. Wo soll denn da ein Anfänger noch ein Bein an die Erde kriegen?


    Mit dem nackten Hintern vor einem Verlag in Sitzstreik treten? Vergiss es. Gab es auch schon.
    Amazon hat diese Lücke erkannt und nutzt sie gnadenlos aus. Ergebnis, es verdient nur noch der Marktriese und bestimmt eines Tages auch, wie die ehemals übermächtigen Verlage.


    Gut, dass ich schon so alt bin. Mir kann das letztendlich schon egal sein, wohin was läuft. Ich helfe, wo ich kann und mache meinen Törn weiter wie gehabt.


    euer hef