'Der Schwur der Jungfrauen' - Teil 3

  • Seite 228/229: Kathrin (ehrlich, das „Kättel“ mag ich nicht sonderlich, drum verwende ich es nicht), vor ihr hab ich langsam aber sicher einen großen Respekt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie einen großen Hof sehr gut führen könnte. Aber was Lux ihr da sagt, das haut frau wahrlich um. Wie Hund und Katz, die beiden. Aber wenn die beiden erst einmal eine gemeinsame Sprache gefunden haben, kuscheln sie oft ganz allerliebst – Hund und Katz mein ich natürlich. :-]


    Der letzte Satz auf Seite 236, der seine Fortführung auf Seie 237 findet: Ich liebe solche Formulierungen! Ganz besonderen Dank dafür!


    Aber was für ein Spiel ersinnt sich denn die Jutta? Irgendetwas ist an ihr, was ich nicht ganz verstehe.


    Seite 278/279: Ich bin mir gerade gar nicht sicher, ob Lux mir leid tun soll. Was mag in ihm wohl vorgehen? Eigentlich müsste er etwas sagen, aber sagt er was, wie steht er dann selber nach seiner „Vorstellung“ in der Hochzeitsnacht dar? Würde er sich dann nicht zum Gespött der Leute machen? Würde es ihm etwas ausmachen?


    Kathrin, sie tut mir schon ein wenig leid. Sie macht auf einen – wie soll ich sagen? - „wurzellosen“ Eindruck. Wohin gehört sie jetzt: Eigentlich nicht mehr in ihr Elternhaus, in das Haus ihres Mann (noch?) nicht wirklich, auf die Burg, wenn sie ehrlich zu sich selber ist, eigentlich auch nicht.
    Sie tut mir leid und ich hab Respekt vor ihr. Seltsame Mischung, nicht wahr? Worüber ich mir immer noch nicht im Klaren bin: Mag ich sie eigentlich? (Das, was Jutta auf Seite 299 zu ihr sagt, hat sie sich zu recht anzuhören, find ich.)


    Seite 285: Das ist ja nett, so hab ich das ja noch nie gehört! Bei uns wurden alle Kinder vom Storch gebracht. Aber mal wieder typisch: Die Jungs bekommen einen Freiflug, die Mädels müssen sich mühsam ins Licht kämpfen. Apropos, wer holte sie eigentlich aus dem Brunnen?

  • Zitat

    Original von Lipperin
    Seite 285: Das ist ja nett, so hab ich das ja noch nie gehört! Bei uns wurden alle Kinder vom Storch gebracht. Aber mal wieder typisch: Die Jungs bekommen einen Freiflug, die Mädels müssen sich mühsam ins Licht kämpfen.


    :grin


    Zitat

    Apropos, wer holte sie eigentlich aus dem Brunnen?


    Inwieweit das im Volksglauben detailliert ausgearbeitet wurde, weiß ich nicht. :grin
    Dass Jungs und Mädels diesbezüglich unterschiedlich auf die Welt kommen, hatte ich so auch noch nie gehört.
    In Büdingen, dem Handlungsort der Hexenschwester, hat man das zumindest nicht differenziert. Ich zitier mich mal:
    "Doch für die Frauen hatte dieser Ort noch eine ganz andere Bedeutung. Nicht umsonst wurde er auch Holleborn genannt, und das nicht nur, weil unmittelbar neben dem Hügel ein riesiger Holunder stand. Im Teich schwammen die Seelen der Ungeborenen, so lange, bis es Frau Holle gefiel, sie in die Welt zu schicken. Wer hier nachts vorbeikam, konnte die Kinder mitunter schreien hören."

  • Hallo,


    ich habe in der U-Bahn gerade mit diesem Teil angefangen und fand Kathrins Streit mit Lux zum Brüllen. Da droht er, dass er seinen Ihrwisstschonwas lieber unter irgendeinen Hammer legen würde als mit ihr zu schlafen, und sie antwortet eiskalt: das wäre dann wohl der einzige Ort, an dem er noch nicht gewesen ist.
    Ich bin vor Lachen fast vom Sitz gefallen.
    So, jetzt bin ich mal gespannt, ob die beiden sich trotzdem noch kriegen.


    Tereza

  • Was soll man hier von halten, der LUx will von der Kathrin nichts (obwohl irgendwie scheint der mir seeeehr undurchsichtig zu sein) und dann einfach das Kind eines anderen akzeptieren :gruebel


    Aber das scheint ja wohl in der damaligen Zeit einfach so an der Tagesordnung zu sein, das jeder mal mit jedem rummachte ??


    Einerseits kann man ja verstehen, daß sich die Kathrin auf der Burg wohler gefühlt hat als daheim bei ihrem Ehemann, seit sie sich mit Jutta wieder versöhnt hat, aber das das auch von Lux so akzeptiert wird ist schon komisch finde ich, denn immerhin fehlt sie dann ja auch als Arbeitskraft....


    ... bin schon gespannt, wie´s weitergeht :grin

  • Zitat

    Original von Marita65
    Aber das scheint ja wohl in der damaligen Zeit einfach so an der Tagesordnung zu sein, das jeder mal mit jedem rummachte ??


    Hm, schwierige Frage.
    Einerseits: Natürlich nicht. Ehebruch war vor Gott und nach weltlichen Gesetzen Sünde und wurde schwer bestraft. Auch heute noch gibt es ja viele Kulturen, in denen der Verlust der Jungfräulichkeit (selbst durch eine Vergewaltigung und durch den gar nicht so unwahrscheinlichen Fall, dass man nie ein Jungfernhäutchen hatte) eine absolute Katastrophe ist. Aber auch in diesen Kulturen gibt es heimliche Liebschaften.


    Andererseits gilt das, was Kathrin irgendwo sinngemäß so ausdrückt: Gäb es nicht so viel Sünd in der Welt, müssten die Pfaffen nicht so viel dagegen wettern.
    Bei der Recherche für die Hexenschwester hab ich nur so gestaunt, was damals in dem kleinen Städtchen so abging, und welche Vergehen die Obrigkeit ahnden musste.
    Dazu kommt ja auch noch der tägliche, teilweise heftige Alkoholkonsum, der auch enthemmend wirkt. Und man geht davon aus, dass die Menschen (vielleicht auch aus diesem Grund) damals über erheblich weniger Impulskontrolle verfügten, das heißt, dass die Stimme der Vernunft, die uns doch mitunter davon abhalten kann, das, was uns in den Sinn kommt, auch in die Tat umzusetzen, erheblich weniger ausgebildet war.
    Nein, trotzdem, üblich war die Rummacherei ganz bestimmt nicht, sonst hätte der Pfarrer den Lux - obwohl er der Junior des reichsten Bauern ist - nicht zur Ehe gezwungen und die Kathrin hätte nicht so ein schlechtes Gewissen gehabt.

  • Zitat

    Original von Katerina
    Und man geht davon aus, dass die Menschen (vielleicht auch aus diesem Grund) damals über erheblich weniger Impulskontrolle verfügten, das heißt, dass die Stimme der Vernunft, die uns doch mitunter davon abhalten kann, das, was uns in den Sinn kommt, auch in die Tat umzusetzen, erheblich weniger ausgebildet war.


    Das klingt irre spannend, kannst du mehr darüber erzählen?

  • Zitat

    Original von SabineW


    Das klingt irre spannend, kannst du mehr darüber erzählen?


    Ich habe diese Bemerkung damals gelesen, als ich für die Kosakenbraut recherchiert habe, zumindest haben mitteleuropäische Reisende immer wieder schockiert berichtet, wie viele Schlägereien es unter Alkohol damals in Russland gab, aber auch obszönes Verhalten in aller Öffentlichkeit.
    Und bei der Recherche für die Hexenschwster bin ich daran erinnert worden, als ich Berichte darüber gelesen habe, wer da alles regelmäßig die Frau des Nachbarn besucht hat, sich wieder geprügelt hat, oder eine Strafe zahlen musste, weil er sich von seiner Frau hat verprügeln lassen. :lache Gut, ob das nun mengenmäßig so viel anders war als heute, kann ich nicht sagen, aber es scheint schon so zu sein.
    Manchmal hat man schon so ein bisschen das Gefühl, als habe erst Immanuel Kant das "Was du nicht willst, das man dir tu ..." in die Welt gebracht. :grin

  • Abschnitt drei habe ich gelesen und ich bleibe nach wie vor bei meiner Meinung, dass ich den Roman als Ganzes mag und finde das die Geschichte sehr gut erzählt ist.


    Wer jetzt mit wem ein Kind gezeugt hat oder ein Kuckuckskind untergeschoben hat, wissentlich oder unwissentlich lässt mich dagegen gefühlsmässig eher kalt. Vielleicht kommt bei diesem Roman nun zum ersten Mal zum Vorschein, dass ich ein Mann bin und sich halt doch eher das weibliche Geschlecht brennend für solche Geschichten interessiert.

  • Zitat

    Original von sapperlot
    Wer jetzt mit wem ein Kind gezeugt hat oder ein Kuckuckskind untergeschoben hat, wissentlich oder unwissentlich lässt mich dagegen gefühlsmässig eher kalt. Vielleicht kommt bei diesem Roman nun zum ersten Mal zum Vorschein, dass ich ein Mann bin und sich halt doch eher das weibliche Geschlecht brennend für solche Geschichten interessiert.


    Wie sagte Eckart von Hirschhausen neulich in einer Sendung?
    "Stellen Sie sich vor, Sie hätten jeden Monat ein paar Millionen Spermien zur Verfügung. Oder eine einzige Eizelle. - Womit wären Sie verschwenderischer?" :lache

  • So, jetzt bin ich auch durch den dritten Teil gekommen.


    Da ergeben sich ja einige Verwicklungen. Ich glaube, Jutta verheimlicht etwas vor Kathrin und hat sie entweder benutzt oder an der Nase herum geführt. Da wird sich in dem Buch noch einiges aufklären müssen, was die Geschichte aber auch spannend macht.


    Jeder mit jedem rumgemacht? Also ich habe ja auch schon einiges zum Mittelalter recherchiert und habe auch den Eindruck gewonnen, dass es da durchaus hoch hergehen konnte. Es gibt zum Beispiel die Bücher des bekannten französischen Historikers Le Roy Ladurie zu einem Dorf im Languedoc. Da trieben es die Leute im 13. Jahrhundert wohl deutlich wilder als im 18. Selbst der Pfarrer stieg durch einige Betten, was durchaus bekannt war.
    Völlig ohne Gewissen waren sie trotzdem nicht, aber sie gingen etwas lockerer mit ihrem Gewissen um bzw. konnten sich vielleicht wirklich nicht so gut beherrschen.
    Mir fällt da der Philosoph Foucault ein, der - soweit ich mich erinnern kann - von einer Art zunehmenden Verinnerlichung von Vorschriften sprach. Früher hatten Menschen weniger Triebkontrolle und es gab sehr brutale, öffentliche Strafen zur Abschreckung. Später wurde die Menschheit beherrschter, die Strafen verschwanden allmählich, da man sie als barbarisch zu empfinden begann - und sie auch weniger nötig waren.
    Fall jemand jetzt Foucault lesen will, muss ich warnen: der ist verdammt schwer zu verstehen. Ladurie hingegen liest sich ganz flüssig und ist auch witzig.


    LG


    Tereza

  • Jutta führt irgendwas im Schilde. Sie gibt sich geheimnisvoll und verschweigt doch etwas vor Kathrin :gruebel.


    Kathrins Vater hat zwar überlebt, ist jedoch nur noch ein Schatten seinerselbst :-(.


    Parallel wird immer wieder die Geschichte von Anna erzählt. Aber was diese für eine Bedeutung hat, ergibt sich erst nach und nach ...

  • Na da sind ja wilde Spekulationen im Gange, wer denn nun mit wem die Nacht verbracht hat! Schön wäre es schon, wenn der Lux in der Nacht bei der Kathrin gewesen wäre, aber ich vermute mal, das ist Wunschdenken. :gruebel Der Hans wird ja wohl wissen, in welchem Raum er nachts war, also kann es eigentlich nur er gewesen sein.


    Zitat

    Original von Katerina


    Und die beiden leben überwiegend zusammen, was auch noch einmal eine Synchronisierung der Zyklen wahrscheinlicher macht.


    Das ist ein Punkt, den ich wirklich gar nicht für abwegig halte. Mondphasen und ähnlich verlaufende Zyklen bei Frauen, die sich nahe stehen bzw. zusammen leben, da finde ich es nicht unwahrscheinlich, dass dies gleich doppelte Folgen hatte. Auch dass Kathrin beim ersten Mal schwanger wird, ist gar nicht so verwunderlich. Das ist sogar in unserer fortschrittlichen Gesellschaft nicht selten, obwohl heutzutage viele Mittel zur Verfügung stehen, das zu verhindern. Damals gab es ja eigentlich keine Verhütung, vielleicht von nicht immer unbedenklichen Kräutermittelchen abgesehen.


    Der Lux ist mir auch nicht unsympathisch, obwohl ich immer noch nicht schlau aus ihm werde. Er ist auf jeden Fall nicht der Fiesling, für den ihn Kathrin am Anfang gehalten hat.


    Zu denken geben mir auch die Rückblenden, denn auch da kann ich mir noch nicht vorstellen, worauf das hinausläuft. Es bleibt auf jeden Fall spannend. Noch ein Abschnitt, dann wissen wir mehr. :-)

  • Ich bin Beowulf schon mal in diesen Teil vorausgeeilt, um spoilerfrei auf folgenden Einwand eingehen zu können:


    Zitat

    Original von beowulf
    Kathrin ist und bleibt eine interessante Hauptfigur, die die Lebensumstände ihrer Zeit gut aufzeigt. Der Selbstmord ihres Vaters ist allerdings nicht nachvollziehbar, Selbstmord ist das unvollstelbar schlimmste was es gibt zu dieser Zeit.


    Einspruch, Euer Ehren, was die Nachvollziehbarkeit betrifft.
    Zum einen steht der Vater unter Schock, da er von seiner Exkommunikation erfahren hat. Für ihn ist das gleichbedeutend mit: "Ich komme eh in die Hölle, da kommt es darauf jetzt auch nicht mehr an."
    Zum anderen, und das ist mir fast noch wichtiger: Depressive haben einen Tunnelblick. Wenn ein Depressiver Suizid (oder einen Suizidversuch) begeht, fragen sich die Menschen oft, ob er denn gar nicht an seine Frau und seine Kinder gedacht hat. Diese Frage lässt eben diesen Tunnelblick außer acht. Suizide sind in der Regel nicht das Ergebnis von Abwägungen. Und so, wie sich heute jemand umbringt, weil er nicht mehr spüren kann, was er seinen Angehörigen damit antut, oder sogar krankheitsbedingt glaubt, sie seien ohne ihn besser dran, wird es auch damals Menschen gegeben haben, für die es in ihrer Verzweiflung keine Rolle mehr spielte, ob sie eine Todsünde begingen.

  • Das mit der Exkommunikation kommt aber fieser Weise erst im dritten Teil und verändert logischerweise die Sicht auf die Dinge, wenn die Hölle die einzige Alternative bleibt ist eigentlich egal wann die ewige Verdammnis beginnt.


    Was mich irritiert ist, dass der Lux sein Kind so annimmt. Ich bin mir sicher, dass es sein Kind ist, die schlaue Jutta hat alle genarrt, aber hat sie Lux eingeweiht? Hans bildet sich ein Wendel ist sein Sohn, gerade weil Jutta meint bei einer Wiederholungsnummer könnten die beiden merken, dass da manches nicht so passt wie beim ersten Mal ist sie so scharf dahinterher dass die beiden nicht nochmal zum schnackseln kommen. Aber wenn der Lux eingeweiht ist, warum verhält er sich weiter so abweisend? Eigentlich sind die beiden Wild ineinander verliebt, aber spielen hier die Königskinder, denen die Kommunikationsbrücke fehlt.


    Ist es Zufall, dass so gar nichts mehr über Lux und andere Weiber erzählt wird oder ist sein Verhalten so verstetigt, dass es nicht berichtenswert ist?


    Depressiv erscheint mir der Vater übrigens auch erst in diesem Teil, das hätte ich zuvor so noch nicht gesehen.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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