Titel: Die Marionette
Autorin: Alex Berg
Verlag: Knaur
Erschienen: November 2011
Seitenzahl: 379
ISBN-10: 3426508990
ISBN-13: 978-3426508992
Preis: 9.99 EUR
Dieses Buch ist kompromisslos, dieses Buch drückt sich nicht um klare Aussagen, diese Buch spricht Dinge aus, die wir am liebsten ignorieren würden - wohlwissend, dass Ignoranz keine Probleme löst, sondern sie vielmehr nur verschlimmert und größer werden lässt.
Mit ihrem Buch "Die Marionette" sagt Alex Berg mehr als deutlich - und hoffentlich auch für alle hörbar: Deutschland befindet sich im Krieg und es bringt absolut nichts diese Tatsache beiseitezuschieben und immer wieder nur von einem "humanitären" Einsatz zu sprechen, die Menschen in Deutschland nicht umfassend zu informieren. Die deutschen Soldaten in Afghanistan sind dort um Krieg zu führen - sie sind nicht da um irgendwelche Brunnen zu graben oder Mädchenschulen zu bauen
- auch wenn die Politik dies uns immer wieder glauben machen will.
Worum geht es in diesem Politthriller aber nun genau?
Es geht um eine deutsche Elitesoldatin die traumatisiert aus Afghanistan zurückkehrt, es geht um einen Rüstungskonzern dem es nur um seine wirtschaftlichen Interessen geht - es geht um Interessen, die allesamt mit humanitäten Überlegungen und praktizierte Menschlichkeit nichts zu tun haben. Es geht auch um ein sehr brisantes Thema, dass von unseren Medien zumeist mit permanenter Boshaftigkeit verschwiegen oder nur unter "ferner liefen" rangiert. Es geht um die Traumatisierung deutscher Soldaten, die aus ihren Kriegseinsätzen in die Heimat zurückkehren. Ein Thema, dass die USA schon seit dem Koreakrieg kennen und das nie seine Aktualität verloren hat. Und nun hat diese Problematik auch bei uns Einzug gehalten - der Krieg findet zwar nicht auf deutschem Boden statt, in unserem Alltag hat er aber bereits einen fest Platz eingenommen und ist eben auch zum ständigen Begleiter dieses Landes geworden - auch dann, wenn wir immer wieder versuchen die Augen davor zu verschliessen. Es gilt eben nicht die alte "Kinderweisheit": Wenn wir etwas nicht sehen, dann ist es auch nicht da.
In diesem Buch treffen wir auf "alte Bekannte" die uns schon durch Alex Berg erstem Thriller "Machtlos" begleitet hatten. Da ist in erster Linie die Anwältin Valerie Weymann und der Mitarbeiter des BND Eric Mayer. Valerie soll dafür sorgen, den Larenz-Konzern aus negativen Schlagzeilen herauszuhalten. Doch wiedereinmal entwickeln sich die Dinge ganz anders als geplant und ganz schnell sind die Protogonisten mittendrin im Schlamassel.
Und dann begegnen wir Katja Rittmer, Soldatin einer Eliteeinheit, die auf sehr schmerzhafte Weise erfahren muss, dass anders geredet als gehandelt wird und das sie als Mensch nicht viel zählt und das sie auch nur eine "Marionette" im Ränkespiel anderer Mächte und anderer Interessenslagen ist, allein gelassen mit ihrem ganz persönlichen Trauma - eine Soldatin, die quasi nach "Gebrauch entsorgt wird da nicht mehr von Nutzen".
Diese ganze Problematik wird eine spannende Handlung gepackt und den Leser erwartet ein wirklich sehr lesenswerter Politthriller. Ein Thriller um ein Thema das viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
Hervorzuheben ist die Eindringlichkeit, mit der Alex Berg diese eben nicht nur spannende Geschichte erzählt. Und wer sie schon auf einer Lesung erlebt hat, der wird ganz schnell merken, dass die Themen über die sie schreibt ihr wirklich eine Herzensangelegenheit sind. Und wer sich aber nur einfach gut unterhalten lassen will, wer eben nur Lust auf eine spannende Geschichte hat, der ist auch nicht schlecht beraten, wenn seine Wahl auf dieses Buch fällt.
Ein überzeugendes Buch mit einer klaren Aussage, ein Buch und eine Autorin die klar Stellung beziehen. Ein Buch das ganz sicher aber auch die eine oder andere Leserin, den einen oder anderen Leser nachdenklich werden lässt. Geht wirklich alle Staatsgewalt vom Volke aus? Und so ganz nebenbei bemerkt: Alex Berg kann auch schreiben. Da wird man als Leserin oder Leser nicht von Anschlägen auf die deutsche Sprache abgelenkt, da muss man sich nicht über einen schlechten Schreibstil ärgern. Der Spannungsbogen wird geschickt aufgebaut und auch aufrechterhalten - man muss nicht befürchten, dass er irgendwo im Laufe der Geschichte in sich zusammensackt.
Ich kann dieses Buch ohne Wenn und Aber einfach nur empfehlen und freue mich auf den nächsten Alex-Berg-Thriller. Also Alex - auf geht's......ran ans Schreibgerät.
Falls es jemand interessiert:
Alex Berg und "Die Marionette" am 27. Oktober 2011 in Hohenlockstedt
Edit: Rechtschreibfehler