Alex Berg - Die Marionette

  • Meine Meinung: Erneut hat sich Alex Berg ein brisantes Thema vorgenommen, das sich kaum im Blick der Öffentlichkeit befindet: Katja Rittmer ist Soldatin einer Eliteeinheit in Afghanistan. Als ihr Konvoi in einen Hinterhalt gerät, muss sie mitansehen, wie die meisten ihrer Kameraden getötet werden. Katja überlebt den Angriff, doch als sie herausfindet, dass sie mit einer deutschen Waffe beschossen wurde, beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln. Immer tiefer blickt sie in einen Sumpf aus Korruption und Intrigen und sie beschließt, die Schuldigen auf ihre Art und Weise zur Rechenschaft zu ziehen...Sie führt einen bewaffneten Krieg und das mitten in Deutschland. Die Anwältin Valerie Weymann und der BND-Agent Eric Mayer versuchen das Schlimmste zu verhindern. Beide mit unterschiedlichen Auftraggebern und aus unterschiedlichen Gründen...


    Wer „Machtlos“ gelesen hat, der wird sich freuen, mit Valerie und Eric zwei alte und vertraut gewordene Bekannte wieder zu treffen, die auch diesen Thriller mit ihren interessanten Persönlichkeiten bereichern.


    So spannend wie die ersten Kapitel beginnen, mag man das Buch nicht aus der Hand legen. Die Spannung steigert sich immer weiter und die Handlung nimmt ständig an Rasanz zu. Man muss allerdings schon bei der Sache bleiben, um gerade zu Beginn die vielen Personen und ihre Beziehungen und Verstrickungen untereinander zu begreifen, doch das fällt angesichts des Themas nicht schwer.


    Es geht nicht nur um politische Intrigen, sondern Alex Berg macht auf die Situation der deutschen Soldaten in Afghanistan aufmerksam, von denen einige schwer traumatisiert wieder nach Hause zurück kehren. Es ist die körperliche Versehrtheit, die in der Gesellschaft allgemein anerkannt wird – doch wer kümmert sich um die psychischen Verletzungen, die die Betroffenen noch Jahre nach ihrem Einsatz leiden lassen? Erschreckend zeigt die Autorin auf, was passieren kann, wenn Krieg und Angst so zum Alltag geworden sind, dass ein normales Leben kaum mehr möglich ist. Man erkennt beim Lesen, welche Gefahr von solch schwer traumatisierten Soldaten ausgehen kann, in deren Köpfen der Krieg noch nicht beendet ist.


    Ohne das ernste Thema aus den Augen zu verlieren, hat die Autorin aber auch noch ein gewisses Knistern zwischen zwei Hauptpersonen eingebaut, das trotzdem gut ins Bild passt und so hat dieser Thriller alles, was es braucht, um den Leser gefangen zu nehmen und erst mit der letzten Seite wieder loszulassen: Intrigen, Abenteuer, eine ernst gemeinte Botschaft und ein wenig Liebe...Alle Eulenpünktchen dafür. :wave

  • Ich hab "Machtlos" nicht gelesen und kannte somit auch die Personen nicht. Mir hat aber nicht wirklich etwas zum Verständnis gefehlt. Man kann die Bücher also auch getrennt lesen.


    Mir hat sehr gut gefallen, wie die Autorin die Gefühle von Katja Rittmer darstellt. Sehr feinfühlig und mitleiderregend spricht sie über das Erlebte. Das hat mir sehr imponiert. Auch regt sie mit ihrem Plot über den Krieg und den illegalen Waffenhandel zum Nachdenken an. Wieviel erfahren die normalen Bürger über die krummen Geschäfte, selbst wenn sie rauskommen? Was können wir dagegen tun? Solche Fragen wirft das Buch bei mir auf.


    Der Thriller war sehr spannend und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Da ich zurzeit viel um die Ohren habe und nicht viel zum Lesen gekommen bin, hab ich dem Buch vielleicht nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt. Dies werd ich aber nachholen und bei Gelegenheit les ich es noch einmal.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Mir hat das Buch sehr gut gefallen und mich doch sehr zum Nachdenken angeregt.
    Was macht der Krieg aus einem Menschen, der direkt am Schauplatz der Kämpfe ist? Ich finde, das hat die Autorin hier eindrücklich geschildert. MIr erschienen Handlungen und Reaktionen der Protas sehr nachvollziehbar.


    Langweilig war das Buch an keiner Stelle, ganz im Gegenteil.
    Und mehr als einmal musste ich die Luft anhalten oder mit den Tränen kämpfen. Auch wenn manches notwendig erschien, machte es betroffen.


    Sollte es weitere Bücher von Alex Berg geben, würde ich sie gerne lesen.

  • Auch ich habe letztes Jahr mit Begeisterung "Machtlos" gelesen und war demenstprechend gespannt auf die "Fortsetzung.
    Und - ich wurde nicht entäuscht.


    Wenn auch mit anderm Thema - so doch hochpolitisch und aktuell.


    Gerade das Thema der Traumatisierung empfand ich persönlich als sehr interessant und sehr wichtig, da es leider in der Bevölkerung noch viel zu wenig Annerkennung und auch Interesse findet.



    Auch gelingt es Alex wieder hervorragend, die Figuren zu zeichnen. Ihnen Leben einzuhauchen, sie als vielschichtig und sehr menschlich und real wirkend darzustellen.
    Nicht nur die bekannten Figuren - die ein Weiterentwicklung erfahren, wir mehr von ihnen kennenlernen dürfen. Sowohl neues, als auch einen Blick in ihre Vergangeheit werfen können.
    Auch die "neuen" Protagonisten sind durchweg gut dargestellt. Von Gut bis Böse, dabei nie eindimsional, sondern eben insofern menschlicher, als daß es das rein Gute oder Böse eben nicht gibt. UNd jeder doch auf seine Weise von jedem seinen Teil hat.


    Die Spannung kommt auch hier nicht zu kurz, zum Ende hin wird es richtiggehend rasant bis hin zum sogenannten Show Down, so daß man das Buch einfach gar nicht mehr mal eben zu Seite legen kann.



    Nun bin ich doch sehr ungeduldig und warte auf den nächsten Teil, da ich doch auch so unbedingt wissen möchte, was die Hauptprotagonisten dort zusammenführen wird und was sie erleben werden.

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  • Meine Meinung:


    Ich habe „Die Marionette“ im Rahmen der Testleserunde lesen dürfen und kann mich dafür wirklich nur bedanken. Bevor ich mit diesem Buch angefangen habe, hatte ich noch schnell den Vorgänger „Machtlos“ eingeschoben. Im Nachhinein kann ich sagen, dass das mit Sicherheit die richtige Entscheidung war. Zwar ist es durchaus möglich die beiden Bücher auch unabhängig voneinander zu verstehen, aber allein um die Beziehung der Personen zueinander richtig einschätzen zu können, fand ich es sehr wichtig, „Machtlos“ zu kennen.


    Alex Berg hat nicht lange gefackelt, sondern den Leser mitten in einem Angriff auf deutsche Soldaten in Afghanistan ausgesetzt. Man wird auf der ersten Seite gleich gepackt und auch bis zum Schluss nicht losgelassen. Allgemein hat mir der Schreibstil ebenfalls sehr gut gefallen. Nach überflüssigen Ausschmückungen kann man lange suchen, denn man wird sie nicht finden. Die Sätze sind völlig ohne Schnörkel und man wird mit den knallharten Fakten konfrontiert. Ich hatte nie das Gefühl, mit unnützen Details berieselt zu werden. Doch obwohl wirklich auf jeder Seite viel passiert ist, hatte ich trotzdem nie den Eindruck, dass ich dem Geschehen nicht mehr folgen könnte. Für mich ist die Mischung also absolut ideal gewesen.


    Die beiden Hauptpersonen hatte ich schon im ersten Buch in mein Herz geschlossen. Das Verhältnis der beiden zueinander ist durchweg gespannt. Man hat in jeder Situation, in der sich beide in einem Raum befinden, das Gefühl, dass man das Knistern praktisch hören könnte. Diese Geschichte ist es auch, die diesem Politthriller zu jeder Zeit und auch in schwierigen Situationen so etwas wie Wärme verleiht. Gerade über die Beziehungen der handelnden Personen findet man schnell einen Zugang zu einem für mich teilweise schwierigen Genre.


    Mir hat das Buch also wirklich sehr gut gefallen, daher gibt es von mir auch 10 Punkte.

  • Endlich bin ich wieder zuhause und kann meine Meinung zu Die Marionette abgeben.


    Sehr gut!! Ich hatte im Krankenhaus viel Zeit und dennoch stand mir anfangs nicht der Sinn danach zu lesen. 2 Seiten und ich habe die Bücher wieder zur Seite gelegt. Aber als ich Alex Berg's Buch in die Hand nahm, war ich gefesselt.


    Auch ohne den Vorgänger Machtlos habe ich mich gut zurecht gefunden - wenn ich auch gerne den Vorgänger gekannt hätte um einfach die Vorgeschichte von Valerie, Eric usw. zu kennen. Schließlich war ganz klar zu erkennen, dass in der Vergangenheit Großes geschehen sein muss.
    Aber dem Lesespaß und der Spannung hat dies keinerlei Abbruch getan.


    Das Thema Kriegseinsatz in Afganistan; zurückkehrende Soldaten, welche psychologischen Beistand benötigen ... nichts unbekanntes in der heutigen Zeit und dennoch weiß man genau, wie wenig Aufmerksamkeit dieses heikle Thema in der Politik und Gesellschaft "genießt".


    Alex Berg hat sehr eindrucksvoll beschrieben wie sehr Politik und Wirtschaft miteinander verbandelt sind und lange nicht alles den Schein hat, den es nach außen hin zeigt.


    Das Buch hat mich beschäftigt und wird mir in empfehlenswerter Weise in Erinnerung bleiben!

  • Inhalt:


    Katja Rittmer, deutsche Elitesoldatin, gerät mit ihrer Einheit in einen Hinterhalt und überlebt verletzt. Ihren Kamerden ergeht es schlechter. Nichts Ungewöhnliches im staubigen Afghanistan der fundamentalistischen Selbstmordattentäter, der allzeit präsenten Taliban Krieger und marodierenden Stammesfürsten, die gegen Bargeld jeden Fremden, jeden Menschen außerhalb ihrer Familie verkaufen würden, wie ein Stück Vieh.


    Als wären diese fremdländischen Sitten nicht schon schlimm genug, findet Katja Rittmer den Feind im eigenen Land. Die deutsche Rüstungsindustrie und ihr herausragendster Protagonist. Wer sonst sollte den Feind mit derart überlegenen Waffentechnik ausgestattet haben? Eric Mayer, ein inzwischen für den BND arbeitender ehemaliger Mitstreiter der Rittmer, versucht Licht ins Dunkel zu bringen und stößt dabei auf Valerie Weymann. Die Anwältin, bekannt für ihren Gerechtigkeitssinn, beginnt misstrauisch geworden Nachforschungen bei ihrem neuen Auftraggeber anzustellen. Morde geschehen. Schon bald befinden sich Eric und Valerie im Fadenkreuz von Politik und Wirtschaft. Während Katja, von vielen grässlichen Kriegserlebnissen traumatisiert, nur noch eines will: Rache, indem sie den Krieg, der jeden Tag in ihr tobt, in die Heimat trägt.


    Meinung:


    Der Roman „Die Marionette“ hat die Durchschlagskraft eines Stahlmantelgeschosses. Ein sehr handlungsorientiertes Lesevergnügen mit einem erstaunlichem Informationsgehalt, der nachwirkt. Traumatisierte Soldaten, einst von staatlicher Seite losgeschickt, um die Freiheit Deutschlands am Hindukusch zu verteidigen, werden die jungen Männer und Frauen von den verantwortlichen Politikern allein mit Leid und Risiken gelassen. Der Krieg in Afghanistan, inzwischen längst zu einem Treppenwitz in der Geschichte verkommen, weil ungewinnbar und trotz aller Beteuerungen sinnlos, wird bestenfalls in geschäftlicher Hinsicht zu einem Erfolg, dessen Währungen Blut und Gewalt sind. Welche von Marionetten zu erbringen sind, die von Wirtschaftsführern und politisch Verantwortlichen ins Nirwana kaputter Seelen geführt und verbrannt werden.


    Der Roman ist ein blendend herausgearbeiteter Polit-Thriller, sprachlich prägnant, rasant und spannend erzählt, mit fein ausgearbeiteten Figuren, die niemals in ein Gut-Böse Schema gepresst werden, ein wahres Lesevergnügen für Genre Junkies, wobei auch die Liebe nicht zu kurz kommt.


    Hervorzuheben ist die Fähigkeit von Alex Berg gesellschaftliche Probleme im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft in ein Unterhaltungsbuch zu gießen und einen überdurchschnittlichen Pageturner zu kreieren, der Menschen bewegt und zum Nachdenken anregt.


    9 von 10 Punkten

  • Ein ganz wunderbares Buch, das mich aufgerüttelt und bewegt hat.
    Es ust schon ganz viel Richtiges in den Vorgänger-Rezis geschrieben worden, ich möchte noch einmal herausheben, dass mir auch die Sprache sehr gefallen hat. Ein gekonnter Wechsel aus temporeichen Passagen und solchen, in denen denen die Zeit stillzustehen scheint, um einen Gemütszustand, einen Ort oder eine Stimmung einzufangen.
    Ein großes Kompliment an die Autorin dafür, dass sie sich eines Stoffes angenommen hat, der nur allzugern übersehen wird, der unbequem ist, an dem man sich reibt und der auch durchaus kompliziert ist und zu dem man auch kontrovers diskutieren kann. Sie lichtet den Nebel des Vergessens und Verdrängens und hält den Spot auf das Schicksal einer Soldatin und zwingt den Leser zu einer Auseinandersetzung mit einem "nicht vorhandenen" Krieg und dessen Opfern und den Tätern.
    :anbet Einen politischen Stoff in einen Unterhaltungsroman so zu verpacken, dass der Leser mit stockendem Atem weiterliest, dazu gehört einiges und das ist hervorragend gelungen. Gratulation!

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Nach „Machtlos“ schließt Alex Berg nahtlos mit einem weiteren brisanten und spannenden Thema in ihrem neuen Buch „Die Marionette“ an.


    In Afghanistan überlebt die deutsche Elitesoldatin Katja Rittmer einen Anschlag nur schwer, viele Kollegen sterben und so kehrt sie traumatisiert nach Deutschland zurück. Doch etwas stimmte nicht bei diesem Anschlag, denn dabei wurde deutsche Munition verwendet. So begibt sie sich auf eine gefährliche Spurensuche und ein Rüstungskonzern gerät dabei ins Kreuzfeuer.
    Valerie Weymann, Anwältin, soll dem Larenz Konzern helfen, weil er durch diesen Vorfall in die negativen Schlagzeilen rutscht. Dabei lernt sie Katja und ihre Geschichte kennen, will ihr helfen, was sich alles andere als einfach erweist. Verbindungen zum BND hat sie durch ihren alten Bekannten Eric Mayer, mit dem sie mehr als nur berufliches Interesse verbindet. Der Fall zieht weite Kreise, in der internen Politik, sowie weit über die Landesgrenze hinaus und ein Machtspiel mit Intrigen und Korruption nimmt seinen Lauf.


    Alex Berg fasst ein heißes Eisen an, welches aktueller nicht sein könnte. Dabei scheut Sie sich nicht die Spielregeln der Politik und deren Auswirkungen, die Opfer gekonnt aufzuzeigen und darzustellen. Dieses Buch überzeugt durch eine hervorragende Schreibweise, die ganz unverschnörkelt und überzeugend ein fiktives Szenario mit einem rasanten Tempo darstellt, was realistischer nicht sein könnte.
    Geschickt führt sie durch kurze Kapitel mit wechselnden Schauplätzen wie durch ein Puzzle, spielt mit den Wendungen, Enthüllungen und der Gefühlswelt der einzelnen Protagonisten, gibt Einblicke in die privaten Hintergründe ohne jedoch dabei die Handlung und Dramatik aus den Augen zu verlieren. Themen wie Krieg, traumatisierte Soldaten, Verwicklungen und Machenschaften auf politischer Bühne zeigt sie dabei mit dem richtigen Maß an Wichtigkeit und sachlicher Darstellung auf, überlässt es dem Leser hier ein eigenes Urteil zu fällen und Emotionen aufkommen zu lassen.
    Die Fülle an Informationen und Personen, erfordert die ganze Aufmerksamkeit des Lesers, der nach ein paar Seiten einmal eingetaucht, dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.


    Die Autorin braucht den internationalen Vergleich mit Schriftstellern aus der Thriller Szene in keinem Fall scheuen. Ich habe selten ein Buch mit so einer Wucht und Spannung im Bereich Wirtschaft und Politik Thematik, verbunden mit überzeugenden Charakteren in der Hand gehabt. Ein großes Kompliment an Alex Berg der es wieder einmal gelungen ist, ein so komplex durchdachtes und spannendes Werk abzuliefern, ich freue mich auf Nachfolger aus ihrer Feder.

  • Katja ist Bundeswehrsoldatin und in Afghanistan stationiert. Bei einem Routineeinsatz wird ihr Konvoi beschossen - mit deutscher Munition! Katja nimmt, noch bevor sie nach Deutschland ausgeflogen wird, Kontakt zu den amerikanischen Truppen auf und verfolgt die Spur der Munition zu einer Hamburger Firma... Valerie Weymann, die kompetente Anwältin aus "Machtlos", vertritt eben diesen Konzern seit kurzem. Die beiden Frauen geraten in einen Strudel aus Gewalt, Korruption und Erpressung, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint. Und mehr möchte ich auch gar nicht verraten, damit die Spannung erhalten bleibt.


    Alex Berg greift mal wieder ein brisantes und brandaktuelles Thema in ihrem neuesten Roman auf, über das sich wahrscheinlich die wenigsten Mitbürger bis dato überhaupt Gedanken gemacht haben. Sie zeigt erschreckende Zusammenhänge und ungeheuerliche Auswirkungen auf, die den Leser bibbern lassen. Verständlich wird gezeigt, was der Nicht-Krieg in diesem, von uns doch ach so weit entfernten Land letztlich auch entfesseln könnte - allerdings kann es durchaus passieren, dass man vor lauter Spannung das ein oder andere Detail überliest: da hilft dann nur, das Buch noch einmal in Ruhe zu lesen. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Visionen von Alex Berg nicht bewahrheiten - und dass es bald einen dritten Band dieser Reihe geben wird!

    Liebe Grüße :wave


    Waldmeisterin


    Every day I give my family two choices for dinner: take it or leave it!


    Nulla unda tam profunda quam vis amoris furibunda

  • Auch ich durfte "Die Marionette" in der Leserunde mit Autorin hier im Forum lesen.
    Nachdem ich "Wehrlos" "Machtlos" bereits gelesen habe, war ich sehr gespannt auf das zweite Buch von Alex Berg.
    Und wieder geht es um ein hochbrisantes Thema. Ein Thema, welches nachdenklich und auch irgendwie ärgerlich macht.
    Traumatisierte Soldaten und ihr Einsatz in Afghanistan.
    Also eigentlich ein zeitloses Thema, denn dies alles ist heute nicht anders als bei jedem anderen Krieg zuvor.
    Und scheinbar ändert sich nichts an dem alten Thema, dass Krieg und Waffen ein Geschäft sind, welches auf dem Rücken der Menschen ausgetragen wird.


    So auch hier.
    Katja, eine Elitekämpferin, die nach einem missglückten Einsatz in Afghanistan zutiefst traumtisiert nach Deutschland zurück kommt, startet einen Rachefeldzug, eine "One-Woman-Show".
    Dass dies nicht gut gehen kann ist ( leider ) vorprogrammiert. Denn auch hier spielen die Mächtigen aus Politik und Wirtschaft die ausschlaggebende Rolle.
    Dieser realistische Polit-Thriller ist überraschend ehrlich und von daher auch völlig überzeugend.
    Mir hätten einige Seiten mehr, einige ausführlichere Beschreibungen sehr gut gefallen und ich würde mir wünschen, dass Alex Berg ihr nächstes Buch etwas umfangreicher gestaltet.
    Denn der Schreibstil ist so fesselnd, dass die Seiten nur so vorbeifliegen.
    Ein paar kleine Probleme hatte ich mit manchen zwischenmenschlichen Szenen und Handlungen, aber das ist reine Geschmackssache und hat mit der Qualität des Buches nichts zu tun.


    Ich freue mich auf den 3. Band mit Valerie, Eric und Martinez und geben diesem 9 von 10 Punkten.

  • Aufgrund des androgyn und international gewählten Namens ist nicht sofort ersichtlich, dass es sich bei Alex Berg um eine deutsche Autorin handelt. Dies ist wohl kein Zufall, wird das Genre des Politthrillers doch immer noch von männlichen Autoren gewählt.


    Dass Alex Berg den Vergleich mit ihren männlichen internationalen Autoren nicht scheuen muss, hat sie bereits im Vorgängerroman „Machtlos“ bewiesen, und so war ich mehr als begeistert, das Buch im Rahmen der Testleserunde lesen zu dürfen, dessen Lektüre ich jedem ans Herz legen würde, bevor er/sie zur „Marionette“ greift. Zwar handelt es sich jeweils um abgeschlossene Thrillerhandlungen, allerdings spielt auch die Entwicklung der Hauptfiguren eine große Rolle. Wer „Machtlos“ nicht kennt, dem werden die kleinen Anspielungen auf den Vorgänger verborgen bleiben, ebenso wie die Verstrickungen zwischen den Hauptprotagonisten.


    Es gibt ein Wiedersehen mit Valerie Weymann, einer erfolgreichen Anwältin, dem BND-Agenten Eric Mayer sowie dem düsteren CIA-Agenten Don Martinez. Und wir lernen die Soldatin Katja Rittmer kennen, deren Schicksal die drei erst zusammenbringt:
    Als in Afghanistan ein Anschlag auf den Militärkonvoi, den Katja leitet, verübt wird, stellt sich schnell heraus, dass es sich um deutsche Waffen gehandelt haben muss. Doch wie gelangten diese in die Hände der Gegner?


    Alex Berg beschäftigt sich in diesem Buch mit großen, mit wichtigen Themen. Da geht es um illegale Waffenlieferungen und die dahinterstehenden politischen Entwicklungen, aber auch und vor allem geht es um Krieg: einen Krieg, der nicht Krieg genannt werden darf; Soldaten, die in Krisengebieten eingesetzt werden; die daraus resultierenden Traumata, körperliche aber insbesondere auch geistige. Was passiert mit Menschen, die derart traumatisiert allein gelassen werden?


    Aus dieser Frage entwickelt Alex Berg einen unheimlich spannenden Thriller, der so viel mehr ist als das: Alex Berg setzt sich mit Themen auseinander, die gerne unter den Tisch gekehrt werden, deckt Missstände auf, die den Leser nachdenklich zurücklassen, und versteht es dabei, dennoch wunderbar zu unterhalten.


    Ein Buch, das mich noch länger beschäftigen wird, und das meinen Respekt für die Soldaten, die für unser Land in Krisengebiete geschickt werden, noch vergrößert hat.


    Eine unbedingte Leseempfehlung. Ich vergebe 9 Punkte und freue mich schon auf die Fortsetzung.


    [SIZE=7]edit hat ein paar Absätze gestiftet, die beim Kopieren aus Word verloren gingen...[/SIZE]

  • Meine Meinung:
    Zum ersten Mal eindrucksvoll vor Augen geführt wurde mir das Thema des kriegstraumatisierten Soldaten im amerikanischen Film „Rambo“ aus dem Jahr 1982. 30 Jahre später befindet sich Deutschland in einem Krieg, im Krieg mit Afghanistan, und diesmal sind es auch deutsche Soldaten, die traumatisiert heimkehren.


    Hier ist es Elite-Soldatin Katja Rittmer, die von ihrem Afghanistan-Einsatz zurückkehrt, getrieben von Rachegedanken und der Suche nach Antworten auf die Fragen: Woher kam die deutsche Munition, mit der die Taliban ihren Konvoi beschoss? Wer ist verantwortlich für den illegalen Waffenhandel?


    Zur gleichen Zeit erklärt sich Rechtsanwältin Valerie Weymann bereit, eine Rüstungsfirma, die mit illegalen Waffengeschäften in Zusammenhang gebracht wird, juristisch zu beraten. Das führt zu einem erneuten Zusammentreffen mit BND-Agent Eric Mayer, mit dem sie bereits anderthalb Jahre zuvor in „Machtlos“ eine folgenschwere Begegnung hatte. Auch ein weiterer eindrucksvoller Charakter ist wieder mit von der Partie, CIA-Agent Don Martinez.


    Mir hat schon der Vorgänger „Machtlos“ sehr gut gefallen und ich bin froh, ihn vorab gelesen zu haben. So ließen sich von Anfang an die Verbindungen und Beziehungen zwischen den Personen problemlos nachvollziehen und richtig einordnen.


    Alex Berg schafft es, das brisante und unbequeme Thema Kriegstrauma zurückkehrender Soldaten ins Bewusstsein zu rücken und die Augen zu öffnen für die Schwierigkeiten, mit denen die Heinkehrer zu kämpfen haben. Nicht minder schwer wiegt das Thema des anderen Handlungsstrangs. Illegaler Waffenhandel, Korruption und Vertuschungspolitik – kann man solche Themen in einem deutschen Thriller ansprechen? Man kann. Vor allem, wenn man es so spannend und gekonnt verpackt wie Alex Berg in ihrem zweiten Politthriller. Die Autorin führt eindrucksvoll vor Augen, was wir doch alle so genau gar nicht wissen wollen: die Verstrickung von Politik und Wirtschaft, die illegale Geschäfte scheinbar so einfach macht.


    Dies ist ein harter, rasanter Thriller und dazu passt der klare, präzise Schreibstil. Alex Berg verzichtet auf nähere Beschreibungen oder weitschweifige Erklärungen. In kurzen prägnanten Sätzen schafft sie Tatsachen, die die Handlung voranbringen und eine dichte, spannungsgeladene Atmosphäre erzeugen. Ich habe die rasch aufeinanderfolgenden Szenen atemlos verfolgt, hätte das Buch am liebsten in einem Rutsch durchgelesen. Ein bisschen resigniert blickte ich auf den Ausgang der Geschichte, bin mir aber durchaus bewusst, dass gerade das Ende durchaus realitätsnah ist.


    Die Charaktere wirken bis in die Nebenfiguren hinein glaubwürdig und realistisch, die Palette reicht von sehr sympathisch bis korrupt und niederträchtig. Die Beziehung zwischen Valerie und Eric hat in diesem Roman neue Facetten bekommen und macht neugierig, wie es mit ihnen in der Fortsetzung weitergehen wird.


    So muss ein wirklich guter Polit-Thriller sein: spannend, gut recherchiert, mit einem brisanten Thema und einer anspruchsvollen, logisch aufgebauten Handlung, interessanten Charakteren und einem nachvollziehbaren Ende.

  • Auch ich habe dieses Buch im Rahmen der Leserunde gelesen und möchte mich dafür nochmals bei Wolke, dem Verlag und natürlich bei Alex Berg, für die tolle Begleitung durch die Leserunde, bedanken.


    Eigentlich kann ich den vielen Rezis die hier schon geschrieben wurden nichts mehr hinzufügen, trotzdem hier noch mein kurzer Leseeindruck.


    Meine Begeisterung für "Machtlos" geht hier nahtlos über auf "Die Marionette". Das Wiedersehen mit Valerie, Eric und sogar Don war sehr spannend und hat mich nachdenklich gestimmt. Mein Wissen und mein Interesse über den Einsatz unserer Soldaten in Afghanistan hielt sich bis zum Start der Leserunde in Grenzen, dies hat sich mit diesem Buch geändert.


    Katja ist eine Soldatin die in Afghanistan mit ihren Kameraden den Frieden und Wiederaufbau überwachen und schützen soll. Sie wird Opfer eines Anschlages in Afghanistan und sinnt anschließend auf Rache. Ihr Rachefeldzug verläuft nicht unbedingt so, wie sie es sich vorstellt.


    Valerie gerät schon wieder zwischen die Fronten und muss auch einige Tiefschläge verkraften genauso wie Eric.


    Da ich persönlich mit dem Schluss des Buches nicht so zufrieden bin, hoffe ich auf eine Fortsetzung in einem dritten Band.


    Von mir bekommt "Die Marionette" 10 von 10 Punkte.


    Viele Grüße :wave

  • Zitat

    Original von Sabine Sorg


    Katja ist eine Soldatin die in Afghanistan mit ihren Kameraden den Frieden und Wiederaufbau überwachen und schützen soll.


    Das ist das was man seitens der Bundesregierung den Menschen im Lande erzählt. Dabei hat die Bundeswehr in Afghanistan im Rahmen ihrer Bündnisverträge einen klaren Kampfauftrag. Eine Armee ist nun einmal keine soziale Hilfsorganisation, unabhängig auch davon, dass sie teilweise bei Naturkatastrophen im Inland eingesetzt wird.


    Die Bundeswehr ist ein Teil der NATO-Streitkräfte - und wie das Wort "Streitkräfte" schon sagt, ist da für humanitäre Aufgaben eigentlich kein Platz.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Katja Rittmer, als Soldatin in Afghanistan, gerät in einen Hinterhalt und wird beschossen. Viele Ihrer Kollegen aus dem gesamten Konvoi lassen ihr Leben. An sich nichts Besonderes, denkt man. Doch als der Arzt, der Katja operiert, ihr zwei Patronenhülsen gibt, die aus deutscher Produktion stammen, macht sich Katja traumatisiert auf den Weg nach Deutschland, um dort der Lösung auf die Spur zu kommen.


    Währenddessen wird Valerie Weymann damit beauftragt einen Rüstungskonzern, der in negative Schlagzeilen geraten ist, anwaltlich zu beraten. Bei einem ersten Meeting, trifft sie auf Eric Mayer, dem sie bereits in dem ersten Thriller “Machtlos” begegnet ist und mit dem sie eine gemeinsame Vergangenheit hat.


    Als dann kurz darauf eines der Vorstandsmitglieder des Rüstungskonzerns bei einem Autounfall stirbt und niemand anderes als Katja Rittmer bei ihm war, kommt die Sache ins Rollen. Die Ereignisse überschlagen sich, als Katja Rittmer einen einsamen Rachefeldzug beginnt…


    Das Buch fesselte mich vom ersten Augenblick. Es beginnt im wahrsten Sinne des Wortes bombastisch und die Geschichte nimmt im Verlaufe der Handlung immer mehr an Geschwindigkeit auf.


    Die Figuren sind glaubwürdig und haben doch ihre ganz eigenen Päckchen zu tragen, von denen so manches im Laufe der Handlung ans Licht kommt. Aus dem ersten Teil tauchen ebenfalls einige weitere bekannte Personen auf, so z.B. Don Martinez, Agent der CIA.


    Obwohl oder gerade weil jeden Tag neue Nachrichten aus Afghanistan eintreffen, hat mich dieses Thema bisher unberührt gelassen. Alles war so weit weg. Nicht hier. Ich kenne niemanden, der Berufsoldat ist oder anderweitig in diesem Umfeld tätig ist. Doch durch Alex Berg’s Thriller ist das Thema ein bißchen näher gerrückt. Hierhin in meine Mitte. Seitdem gehe ich mit offeneren Augen durch die Welt. Und ja, vielleicht ist gerade so ein Buch, dass zum Nachdenken anregt und einen das Thema Afghanistan-Politik hinterfragen läßt, genau der richtige Weg, um die Menschen zu erreichen. Tief drin, in ihrem Herzen. Vielleicht ist das der Anfang, den es braucht, um den nötigen Wind in eine Richtung zu wehen, damit der Kurs sich ändern kann.


    Von mir gibt es die volle Punktzahl!

  • Zitat

    Original von Lumos


    Ich kann mich auch nicht erinnern, dass der Afghanistaneinsatz an irgendeiner Stelle im Buch in dieser Form definiert oder erläutert wird :gruebel. Oder hab ich etwas überlesen bzw. vergessen?


    Stimmt, das kam im Buch so nicht vor.
    Aber ich habe das so interpretiert, weil ich bis vor kurzem über den Afghanistaneinsatz unserer Soldaten so informiert war. Erst zu Guttenberg hat in Verbindung mit Afghanistan das erste Mal das Wort Krieg in der Öffentlichkeit verlauten lassen.


    Viele Grüße :wave