Was? schon wieder ich, oder bin ich nur zu blöd den Thread zu finden? Ich wollt eigentlich gar keine Rezi schreiben, sondern nur meinen Senf zu fremder Rezi dazu geben, aber so sei es, schreib sie halt ich:
DAS BUCH:
Äääh... ich hab zu schnell gelesen; worum ging's nochmal Ach ja:
In Venedig ist's diesen Sommer verdammt heiss, umwerfende 30 Grad Celsius, und das, wie es sich für stilsichere Venezianer gehört: in Hemd, Anzug und Krawatte, und Brunetti träumt nur noch von einem Ferragosto im kühlen Glurns auf einer noch kühleren Alpenhütte, glücklicherweise scheint es auch den Verbrechern zum Verbrechen zu heiss zu sein.
Einzig Vianello hat ein Problem mit seiner Tante, die ihr Geld in einen suspekten esoterischen Heiler steckt, aber da bislang keiner zu Schaden kam, und ihn keiner anzeigte, ist Vianello's Tante eher nicht zu helfen. Brunetti träumt weiter von Urlaub.
Im Gericht scheint es Unregelmässigkeiten, beziehungsweise auffällige Regelmässigkeiten bei der Vertagung - Verschleppung von Prozessen zu geben, die sich immer um die Gestalten einer Richterin und dem ihr offenbar hörigen Gerichtsdiener akkumulieren.
Natürlich ist an den Aktenbestandteilsverschlampungen bei lukrativ erscheinenden Streitparteien nicht die als gierig verrufene Richterin schuld, sondern der Gerichtsdiener.
Da der Gerichtsdiener, der im Haus einer begünstigten Streitpartei an nobler Adresse lebt, jedoch einhellig als korrekt und verlässlich gilt, und das ganze keine Anzeige, sondern nur ein Hinweis unter Freunden ist, kann man keine Ermittlungen beginnen, Brunetti fährt erleichtert mitsamt der Familie nach Südtirol ab...
Bedauerlicherweise kommt er nur bis Bozen, denn in Venedig geschah ein Mord. Der schlechten Telefonverbindung fiel der Name des Toten zum Opfer, der Brunetti sehr verblüfft, und die Gedanken wild kreisen lässt:
Araldo Fontana, der gute und korrekte - und todlangweilige - Gerichtsdiener lag erschlagen im Innenhof seines Wohn-Palazzo.
Aber es ist alles nicht so, wie es scheint, und wie man es sich denkt.
DIE AUTORIN:
Kennt nach 20 Bänden eh fast jeder, wenn man nix weiss: Wiki weiss das meisste
EIGENE MEINUNG:
Herbst, und weil der rituelle Altweibersommer-Hobbit reisetechnisch zu groß und sperrig war, der notorische Herbst-Brunetti von Arrow - im Original - A Question of Belief.
Wieder einmal wartet man hier 119 Seiten, bis der Mord und die Ermittlung beginnt. Aber Lokalcolorit und Betrachtung der Personen und Gegebenheiten ist wie normal äusserst liebevoll ausgeführt. Auch laufen zwei Verbrechen paralell, weil eines nicht Stoff genug gibt, ein Buch zu füllen, und das Drama Nummer 2 sich erst spät entfaltet, als man es schon gar nicht mehr erwartet.
Solides Geschichtenweben und Regelmässigkeit im Erscheinen machen die Autorin laut der Times-literaturbeilage aus, und das stimmt. Brunetti-lesen ist für mich ein Herbst-Ritual; einmal im Jahr braucht's Commissario Brunetti einfach. Etwaige Längen und verschnörkselte Fallkonstruktionen verzeiht man der Autorin allemal.
Edit sieht grad: kauf dir ein n