Die Knie meiner Mutter und mein Vater im Krieg - Martin Kubaczek

  • Folio Verlag 2011
    Gebunden, 160 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Aus drei Zeiträumen nähert sich Martin Kubaczek dem Leben seines Vaters. Der Text kreist um die Vergänglichkeit alles Wirklichen und Sichtbaren, um das Erlöschen von Leben.


    Über den Autor:
    Martin Kubaczek, geboren 1954 in Wien, studierte Violine an der Musikakademie Wien sowie Germanistik und Philosophie. Von 1990 bis 2000 war er Lektor und Dozent in Tokyo, 2001/02 Gastprofessor an der Universität Nagoya, Japan, zur Zeit lebt er wieder als Schriftsteller und Literaturvermittler in Wien.


    Mein Eindruck:
    Dieses neue Buch von 2011 des Wiener Autors fällt sofort durch sein gut gestaltetes Äußeres und dem ungewöhnlichen Titel auf.
    Durch seine Struktur entsteht ein außergewöhnliches und geschickt aufgebautes Buch.
    Der erste Abschnitt besteht aus den Erzählungen des Vaters des Autors, über die Erlebnisse im zweiten Weltkrieg, seiner Kriegsgefangenschaft und schließlich Heimkehr. Dieser Abschnitt ist sehr realistisch und nachvollziehbar gehalten. Es wirkt tatsächlich so als würde man einer Rede eines Zeitzeugen lauschen. Martin Kubaczek verzichtet dabei weitgehend auf eine literarische Verfremdung, wie man es sonst von ihm gewohnt ist. Dennoch hat der Text eine große Lebendigkeit.


    Im zweiten Abschnitt ist der Vater inzwischen stark gealtert und die Mutter des Autors kommt zwischenzeitlich mal mit ihren Erinnerungen zu Wort. Wieder dominiert ein Realismus.
    Die unangenehmen Begleiterscheinungen des Alters werden in fast schockierender Ausführlichkeit betrachtet.
    Die Krankheitsbeschreibungen des alten Mannes, reflektiert durch den Sohn, erinnern en wenig an Arno Geigers hervorragendem Buch „Der alte König in seinem Exil“.


    Die Poetisierung des Textes nimmt zu, im dritten Abschnitt ist auch thematischer Zusammenhang zur Kunst geschaffen. Der Vater hat, beeinflusst von den Gemälden William Turners auch gemalt.
    Es sind jetzt die Reflexionen des Sohnes über seinen Vater, die neben durch den Begegnungen auch durch die Analysen der Gemälde entsteht.
    Insgesamt in sehr lesenswertes (auto)biographisches Buch.