Das Buch (amazon.de)
Während ihrer Urlaubsreise mit der Transsibirischen Eisenbahn kommt einer Regierungschefin das Gedächtnis abhanden. In Omsk fällt ihr ein Bahnhofsschild aufs Haupt und stiehlt ihr fortan zwanzig Jahre ihres Lebens und jeden Tag aufs Neue ihre Erinnerungen. Ihr engster Beraterkreis und ihr Mann sind sich einig, diese Unpässlichkeit vorerst geheimzuhalten und die Chefin Tag für Tag neu »auf Schiene« zu setzen. Der Plan funktioniert - allerdings mit einigen Nebenwirkungen: Sie regiert plötzlich, als gäbe es kein Morgen, spontan, unvoreingenommen, ja geradezu leidenschaftlich. Und auf der Suche nach ihrem Gedächtnis kennt sie kein Pardon …
Die Autorin (amazon.de)
Katharina Münk, 1963 geboren, hat ihren Chefsekretärinnenberuf an den Nagel gehängt und ist heute neben ihrer Autorentätigkeit Personal Coach für Fach- und Führungskräfte. Ihr Sachbuch "Und morgen bringe ich ihn um. Als Chefsekretärin im Top-Management" (2006) und ihr erster Roman "Die Insassen" (2009) wurden Bestseller. Katharina Münk lebt mit ihrem Mann in Hamburg. Ihr Name ist ein Pseudonym.
Meine Meinung
"Die Eisläuferin" ist eine gut gemachte und solide Unterhaltung - die Regierungschefin (deren Name nie genannt wird, die aber eine Vorliebe für Blazer hat, früher keine Frisur hatte, deren Mann in einem Institut arbeiten und deren familiärer Hintergrund bürgerlich-kirchlich ist... wer mag hier wohl gemeint sein???) bekommt ein Schild auf den Kopf, und ist ersteinmal weg.
Sie erinnert sich an nichts, was in den letzten 20 Jahren passiert ist, und ihr Mann bringt ihr, mit Hilfe von Dimitri, dem russischen Therapeuten, und ihrem engsten Stab rund um den MAV, den Minister für außergewöhnliche Vorkommnisse, jeden Tag aufs Neue bei, wer sie ist und was sie die letzten Jahre und vor allem Tage gemacht hat, denn jeden neuen Morgen ist ihre Erinnerung gänzlich verschwunden.
Die Therapie ist nicht immer ganz orthodox und als sie merkt, dass Erlebnisse, bei denen sie wirklich von Herzen Gefühle entwickelt hat, ihren Hippocampus überlisten und sich für länger in ihr Unterbewusstsein einbrennen, unternimmt sie den ein oder anderen Ausflug und führt das ein oder andere Ereignis absichtlich herbei, um sich eben zu erinnern.
Die Sprache ist locker, leicht, das ganze Buch in gut lesbare Kapitel mit Unterabschnitten gegliedert. Ich habe nur einmal zwischendurch etwas Probleme gehabt, wer denn nun "er" ist (denn eigentlich wird neben dem "Hauptsicherheitsbeamten" Herrn Bodega nur der Therapeut mit einem Namen versehen). Manche Sprünge zwischen dem Ende einer Seite und dem Beginn auf einer neuen Seite waren dann doch - weil der dazwischenliegende Absatz nicht so deutlich sofort erkennbar war wie wenn die beiden Abschnitte auf einer Seite gelegen hätten - etwas gewöhnungsbedürftig.
Schon relativ bald habe ich während des Lesens nachgedacht, wie es denn wohl ausgehen mag, dieses Buch, das durchaus den ein oder anderen Lacher enthält, auch wenn ich es nicht als Humorliteratur bezeichnen würde. Aber mit dem Ende, wie es dann dargestellt wird, hatte ich definitiv nicht gerechnet... Und ich war darüber sehr begeistert!
Zwischen den Zeilen kann man diesem Buch viel "andichten", ob dies nun gewollt ist, oder nicht. Die Wichtigkeit von Gefühlen, von Ehrlichkeit und dem Grundvertrauen auf einem nahestehende Menschen. Die Tatsache, dass vieles nicht nur in unserer Erinnerung, sondern tiefer in uns gespeichert ist. Und die Feststellung, dass man eben manchmal einfach auf sich selbst hören sollte, den Tag für den Moment leben sollte und sich nicht fragen sollte, warum und wieso, denn zu schnell kann es dann doch wieder vorbei sein. Oder eben neu starten...