Was haltet Ihr von Haruki Murakami?

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Ich selber kann das nur nicht verstehen und würde das aber gerne, warum der so beliebt ist. Bei allen. Bei jemandem, der Vampire Academy oder wie das heißt liest, da findet sich selten ein Roth mit auf der auf Liste, aber ein Murakami. Und bei jemanden, der hauptsächlich Roth liest, findet sich selten Vampire Academy. Aber auch der Murakami. Und dieses Phänomen würde ich gerne ergründen.


    Das mag so sein (bis auf das "bei allen", du bist ein Beispiel, viele andere mögen Murakami auch nicht), aber ich glaube, du nimmst diese Beobachtung viel zu ernst.


    Haruki Murakami mischt Genres, insofern ist vielleicht die Schnittmenge größer? Es gibt viele andere Autoren wie T.C. Boyle, John Irving, Douglas Coupland, Kurt Vonnegut etc. die mit ähnlichen Prinzipien seit Jahren ganz gut fahren (wenn sie nicht schon tot sind), wobei ich Murakami als vergleichsweise noch surrealer und noch weniger greifbar empfinde, was - und davon bin ich überzeugt - sehr viele Leser auch nicht gut finden.


    Was Genre-Mixes angeht, so ist das vor allem in der zeitgenössischen amerikanischen Literatur durchaus verbreitet. Michael Chabon oder Jonathan Lethem werden vom literarischen Establishment geschätzt, schreiben aber sogar Comic-Bücher.


    Auch auf meinen Amazon-Listen, hätte ich denn welche, würdest du Philip Roth-Romane neben SF-Romanen finden, oder Herta Müller neben Thrillern. Die Tatsache, dass Geschmäcker weniger gleichförmig und berechenbar sind als Amazon-Algorithmen einen suggerieren wollen, halte ich für etwas Wunderbares. Und nicht für etwas, das man gegen irgendeinen Autoren, die zufälligerweise auf solchen Listen erscheint, verwenden sollte.


    Du magst Murakami nicht. Das ist okay so. Fertig.

  • Ich habe kurz nach Erscheinen -also vor mehr als 10 Jahren- "Gefährliche Geliebte" gelesen.


    Der Schreibstil hat mich recht zwiespältig hinterlassen. Dennoch hat mich das Buch sehr berührt, allerdings auch nicht dazu animiert, weitere Bücher von Murakami zu lesen.


    So kann es doch jedem Leser mit jedem Autoren gehen und ist mMn kein spezifisches Murakami-Phänomen.


    Also: so what. :wave

    lg butterfly49

    "Sapere aude" "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."
    (Quintus Horatio Flaccus)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von butterfly49 ()

  • Hallo Frettchen,


    Zitat

    Original von Frettchen: Also, ich kenne Hard-boiled Wonderland und Wilde Schafsjagd. Die fand ich noch ganz ok. Zwar nichts Besonderes, aber lesbar und für zwischendrin im Bus ganz gut. Also habe ich sogar auch noch Tanz mit dem Schafsmann begonnen.


    die vorgenannten Bücher Murakamis habe ich nicht gelesen. Insofern kann ich mich nicht dazu äußern.


    Meine Lektüre beschränkt sich auf:
    1. "Wie ich eines schönen Morgens im April das 100 %ige Mädchen sah"
    Meines Erachtens nicht der beste Einstieg für Murakami.


    2. "Gefährliche Geliebte"
    Bisher mein liebster Roman.


    3. "Naokos Lächeln"
    Der Roman wies einige Längen auf, dennoch empfand ich die Liebesgeschichte einschließlich der überzeugenden Nebenfiguren berührend,
    auch wenn die ein oder andere Stelle arg am Kitsch vorbeischrammt.


    4. "Kafka am Strand"
    Begonnen und nie beendet.


    Zitat

    Original von Frettchen: Und ich finde ihn schon sehr Mainstream. Im Sinn von, er bedient den Geschmack, der derzeit bei den meisten Leuten vorherrscht.


    Murakami schreibt bereits seit über dreißig Jahren und wird seit Anfang der 1990-er Jahre ins Deutsche übersetzt und glücklicherweise sogar von sehr fähigen Übersetzern aus der japanischen Sprache direkt ins Deutsche übertragen.


    Wenn Du von "derzeit" schreibst, gehe ich davon aus, dass Du Dich auf Deine momentanen Beobachtungen, insbesondere die Amazon-Listen, beziehst.
    Wenn man jedoch genau hinsieht, dann muss der/die aufmerksame Leser(-in) feststellen, dass Murakami nicht erst in letzter Zeit an Popularität gewonnen hat, sondern schon deutlich länger beliebt ist und sich die Frage nach dem "Warum" stellt.


    Für die Zeitlosigkeit und den Anklang der Romane und Kurzgeschichten beim Publikum sprechen eindeutig Murakamis zentrale Themen wie Liebe, Tod, Lebenskrisen der Protagonisten usw., die ein genreübergreifendes Publikum betreffen und ansprechen. Hinzukommt meiner Meinung nach, dass Murakami seinen Geschichten eine Mystik verleiht und seine Figuren in einen Schwebezustand versetzt, die seinen Romanen eine Leichtigkeit verleihen, die oftmals mit Oberflächlichkeit verwechselt wird.
    Vom Schauplatz Japan geht zudem eine gewisse Exotik aus, die reizt, von einer Liebesgeschichte am anderen Ende der Welt erfahren zu wollen und für ein paar Stunden in eine andere Welt abzutauchen. Wer sich während der Lektüre allerdings permanent vergegenwärtigt, dass alles erdacht ist und nicht wahr sein kann und das Leben in Fernost auch nicht anders als in Europa funktioniert, der wird den Zauber in Murakamis Büchern nicht entdecken.
    Muss er auch nicht, denn jeder empfindet Literatur höchst unterschiedlich.

  • Was für ein interessanter Thread!
    Eigentlich kann ich gar nicht richtig mitreden, denn ich habe nur ein einziges Buch von Murakami gelesen: "Gefährliche Geliebte" und das hat mir eigentlich sehr gut gefallen. Als sprachlich plump ist es mir jedenfalls nicht aufgefallen.


    Zuvor hatte ich "Hardboiled Wonderland" probiert und fand es öde und eigenartig, weshalb ich es nur angelesen habe und seither nie der Wunsch verspürte, es nochmal zur Hand zu nehmen.


    Aber ich habe natürlich die Klappentexte zu vielen anderen seiner Bücher gelesen und frage mich deshalb, welche Art "Mainstream" du darin erkennst, Frettchen?


    Mainstream wäre für mich derzeit Romantische Vampire, düstere Skandinavienkrimis, Regionalkrimis, Verschwörungstheorie-Thriller usw. Murakami würde ich nun in keine einzige mir bekannte Mainstreamschublade stecken.


    Der Autor hat mich zwar nicht so gewaltig angesprochen, dass es mich danach giert, sein Gesamtwerk zu lesen, aber prinzipiell würde ich irgendwann wieder mal einen Roman von ihm probieren.

  • Interessante Diskussion und die Frage nach seiner Beliebtheit beschäftigt mich momentan auch ein bisschen...


    Ich habe neulich "Naokos Lächeln" beendet und war sehr enttäuscht nach der Lektüre, weil man mir oft gesagt hat, Murakami schreibe tolle Geschichten. Leider fand ich das Buch aber irgendwie schlimm, vor allem weil sich da so heftig viel um Sex gedreht hat, es war mir viel zu detailliert beschrieben (auch wenn es irgendwie sehr nüchtern war) und außerdem fehlte mir da vor allem die Moral (der Protagonist ging seiner angeblichen Freundin ständig fremd...) und das Frauenbild (als "Sexspielzeug" abgestempelt sozusagen) ging mir gewaltig gegen den Strich.


    Könnt ihr mir sagen, ob das in anderen Büchern von Murakami ähnlich ist, also dass seine Themen vielleicht extrem und merkwürdig erscheinen? Teilweise hatte ich tatsächlich das Gefühl, er hätte ein gestörtes Verhältnis zur Sexualität oder sowas. ?(
    Ich bin mir sehr unschlüssig, ob ich weitere Bücher von ihm lesen sollte...

  • Ich finde Haruki toll, ich werde eines meiner Kinder nach ihm benennen. :rofl


    ('Tschuldigung....ich konnte nicht an mich halten....)

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


    *Bestellungen bei Amazon bitte über Forumlinks (s. Eulen-Startseite) tätigen, um so das Forum zu unterstützen.*