Schmitz u. a.: Schneller lesen, besser verstehen für Jugendliche

  • Wolfgang Schmitz, Britta Sösemann, Friedrich Hasse:
    Schneller lesen - besser verstehen für Jugendliche
    Rowohlt 2011. 288 Seiten
    ISBN-13: 978-3499627408. 8,99€


    Über den Autor:
    Wolfgang Schmitz wurde 1948 geboren. Der Diplom-Kaufmann hat in leitender Funktion in der Industrie gearbeitet, bevor er 2001 Inhaber und Geschäftsführer von Improved Reading Germany wurde. Er entwickelte mit Partnern die deutschsprachige Version des international erfolgreichen Trainings und bildet sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene Trainer für Improved Reading aus. Weltweit wurde inzwischen mehr als drei Millionen Teilnehmern mindestens zu einer Verdoppelung ihrer Leseeffizienz verholfen. Die Kurse werden in fünf verschiedenen Sprachen in Firmen (u.a. Arcandor, E.ON), Behörden (u.a. Europäisches Patentamt, UNO, OSZE) Universitäten, Schulen sowie im Rahmen von offenen Seminaren durchgeführt.


    Verlagstext:
    Schneller zu lesen, die Gedanken nicht mehr abschweifen zu lassen, das Gelesene besser zu behalten – wer wünscht sich das nicht? Mit einem systematischen Training führen die Autoren Jugendliche zu einem besseren Lesen. Anschaulich und mit vielen Beispielen wird erklärt, was man dabei beachten muss. Gleichzeitig erläutern sie gut verständlich, wie Lesen funktioniert. Was genau geschieht eigentlich beim Lesen? Warum denken wir plötzlich an eine Farbe, wenn wir das Wort «TOR» rückwärtslesen? Machen unsere Augen alles «wie von selbst», oder können wir sie steuern? Wie gehen wir an Texte heran, von denen wir schon vorher wissen, dass sie uns langweilen? Seit vielen Jahren führen Wolfgang Schmitz und sein «Improved Reading»-Team mit großem Erfolg Lesetrainings für Erwachsene durch. Diese Erfahrungen wollen sie nun an Jugendliche weitergeben, damit Lesen und Lernen Spaß machen und Erfolge bringen.


    Zum Inhalt:
    Sie benötigen
    - einen Testpartner, weil die Übungen im Wettbewerb einfach mehr Spaß machen
    - Eine Kopie des Ergebnisbogens zur Selbstkontrolle oder den Download von der Webseite Improved-Reading/Buch
    - Eine Stoppuhr. Auch die Webseite stellt eine Stoppuhr und einen rückwärts laufenden Kurzzeitwecker zur Verfügung.
    - Die Webseite zum Buch bietet weitere Übungen an


    Ziel des Buches ist es, Jugendlichen effizientes Lesen beibzubringen. Sie sollen zügig lesen, den Text verstehen und sich den Inhalt besser merken können. Ein Lesetraining speziell für Jugendliche halten die Autoren von Schneller lesen - besser verstehen für sinnvoll, weil ihr Wortschatz und ihre Leseerfahrung noch im Aufbau sind. Der theoretische Ansatz ihrer Kurse sei seit 40 Jahren bekannt und wäre erst kürzlich durch aktuelle Erkenntnisse der Hirnforschung bestätigt worden, berichten Schmitz, Sösemann & Hasse.


    Zügig geht es der Leseunlust und dem Gefühl an den Kragen, keine Zeit zum Lesen zu haben. Die Qualen, sich durch einen Pflichttext ackern zu müssen, sollen verkürzt und die Lesegeschwindigkeit vom Erstklässlertempo (100 Wörter pro Minute) mindestens auf ein Erwachsenentempo (über 200 Wörter pro Minute) zu verbessern. Die Langeweile beim Lesen, über die ungeübte Leser so häufig klagen, entstehe aus dem zu langsamen Lesetempo. Die Gedanken schweifen ab, man geht im Text zurück, weil man etwas verpasst hat und verschlimmert so das Angeödetsein nur noch. Vom Einzelwortlesen zum Erfassen von Sinngruppen mehrerer Wörter werden die Blicksprünge von Übungsblock zu Übungsblock messbar länger. Der Erfolg wird in Wortanzahl pro Minute multipliziert mit dem Prozentsatz korrekt beantworteter Fragen zum Text gemessen. Wer durch den Text rast, kann sein Test-Ergebnis damit verschlechtern. Die modernen, humorvollen Übungstexte mit jugendlichen Hauptfiguren machen es verflixt schwer, sich nicht darin festzulesen und das Übungsziel im Auge zu behalten. Man erkennt, dass bei einem schnellen Lesetempo die Aufmerksamkeit zunimmt und man den Sinn besser erfasst.


    Im nächsten Schritt wird verdeutlicht, dass das Erfassen eines Texts je leichter ist, je größer der eigene Wortschatz und dass die Zahl der Wörter, die man intuitiv visuell erfasst, mit zunehmender Lese-Routine zu steigern ist. Wie kommt nun der Text in den Kopf? Speziell Schülern vermitteln die Autoren "Management-Strategien", wie nach Durcharbeiten dieses Programms die Bearbeitung von Texten für die Schule zügig und zuverlässig zu bewältigen ist und wie der Inhalt erfolgreich erarbeitet und eingeprägt werden kann. Jeder kann lernen, wie ein Detektiv einen Text auf Eignung für ein Referat zu prüfen, die eigene Aufnahmefähigkeit mit einem vorausblickenden Sprint durchs Buch zu wecken und anschließend den Text auf seine Kernaussagen zu scannen. Die zuvor gelernte Bündelung in Sinnabschnitte lastet das Kurzzeitgedächtnis optimal aus. Kurz werden noch als Unterstützer des Lernens genannt: Bewegung, Schlaf, Ernährung, Belohnung, Planung und Ordnung auf dem Schreibtisch.


    Fazit:
    Der Zusammenhang zwischen eigener Leseunlust und der Einzelworttechnik, die sinnerfassendes Lesen verhindert, wird in diesem Programm für Jugendliche deutlich. Der Wettbewerbscharakter der Übungen reizt dazu, sich mit anderen zu vergleichen und die eigene Leseeffektivität zu steigern. Allein auf die wiederholte Anrede der Leser mit "In deinem Alter" würde ich gern verzichten; denn das hören Jugendliche ohnehin schon zu oft.


    9 von 10 Punkten

  • Danke für die Rezi :wave!
    Das hatte ich gerade vor einigen Tagen in der Buchhandlung in der Hand, aber dann keine Zeit mehr gehabt reinzulesen :-( Jetzt wandert es aber gleich auf die Wunschliste :-)

    Liebe Grüße :wave


    Waldmeisterin


    Every day I give my family two choices for dinner: take it or leave it!


    Nulla unda tam profunda quam vis amoris furibunda

  • Eine fundierte Rezi zu einem interessanten Buch. Danke!


    Dass Langeweile beim Lesen auf zu langsamem Lesen gründen kann - das ist ein ganz neuer Gedanke für mich. Auf sowas muss man erst mal kommen! Ich dachte immer, es wäre ein Automatismus: Man lernt das Lesen Wort für Wort und mit der Zeit wird man von ganz alleine schneller.


    Ich habe die Lust am Lesen bisher als persönliche Neigung betrachtet und nicht etwas, das man durch Üben wecken kann.


    Und die Neugier hat mich jetzt auch gepackt. Ich werde in einem Selbstversuch testen, wieviel Wörter ich in einer Minute lese. :grin Wie sieht dein Schnitt aus, Buchdoktor?

  • Zitat

    Original von Rosha
    Und die Neugier hat mich jetzt auch gepackt. Ich werde in einem Selbstversuch testen, wieviel Wörter ich in einer Minute lese. :grin Wie sieht dein Schnitt aus, Buchdoktor?


    :wave Mir war der Gedanke auch fremd, weil ich dachte, jeder liest aus Neugier auf den Inhalt. Die Idee, das "Leiden" an Texten für die Schule zu erklären und zu behandeln, hat mich überzeugt. Wie man jemanden dazu motiviert, das Programm durchzuarbeiten, der Lesen sowieso schrecklich findet, ist mir noch unklar; denn vor dem Üben muss der Erklärungs-Text bewältigt werden.


    Meine Lesegeschwindigkeit ist unspektakulär. Schnell-Leser werden von den Autoren mit über 500Wörtern pro Minute definiert. Darauf werde ich sicher nicht trainieren, sondern meine Aufmerksamkeit verbessern. Die 10 Verständnisfragen zu den Übungstexten konnte ich nämlich nicht alle beantworten. (War der Mann Däne, war der Sohn Däne, kam das Boot aus Dänemark oder war es nur auf dem Weg von Dänemark nach Schweden?) :gruebel

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Wie man jemanden dazu motiviert, das Programm durchzuarbeiten, der Lesen sowieso schrecklich findet, ist mir noch unklar; denn vor dem Üben muss der Erklärungs-Text bewältigt werden.


    Das dürfte der Knackpunkt sein und vermutlich nur mit Zwang einhergehen. Kann aber eine Liebe (zum Lesen) auf Zwang gründen? Da wird es beinahe philosophisch! :grin


    Zitat

    Original von BuchdoktorMeine Lesegeschwindigkeit ist unspektakulär. Schnell-Leser werden von den Autoren mit über 500Wörtern pro Minute definiert. Darauf werde ich sicher nicht trainieren, sondern meine Aufmerksamkeit verbessern.


    Ein Schnell-Leser bin ich mit Sicherheit auch nicht, aber das ist kein Problem für mich. Mich würde es deutlich mehr interessieren, wie man der "literarischen Amnesie" entgeht, sprich sich auch nach etlichen Jahren noch an den Inhalt gelesener Bücher zu erinnern.


    Ich behelfe mir hier mit einer Hirnprothese, in dem ich schlicht Notizen zu den Büchern mache. :rolleyes

  • Zitat

    Original von Rosha
    Ein Schnell-Leser bin ich mit Sicherheit auch nicht, aber das ist kein Problem für mich. Mich würde es deutlich mehr interessieren, wie man der "literarischen Amnesie" entgeht, sprich sich auch nach etlichen Jahren noch an den Inhalt gelesener Bücher zu erinnern.


    Ich behelfe mir hier mit einer Hirnprothese, in dem ich schlicht Notizen zu den Büchern mache. :rolleyes


    :write Bookcook + Eulenrezensionen

  • Die Aufmerksamkeit zu verbessern ist vielleicht eine Methode, den Inhalt der Bücher nachhaltiger im Hirn zu verankern. Vielleicht sollte ich mir das mit Hilfe dieses Buches erklären lassen. Gibt der Autor brauchbare Tipps dazu in dem Buch?

  • Zitat

    Original von Rosha
    Die Aufmerksamkeit zu verbessern ist vielleicht eine Methode, den Inhalt der Bücher nachhaltiger im Hirn zu verankern. Vielleicht sollte ich mir das mit Hilfe dieses Buches erklären lassen. Gibt der Autor brauchbare Tipps dazu in dem Buch?


    Dafür lohnt sich die Anschaffung nicht. Vielleicht musst du im Selbstversuch herausfinden, ob Herumlaufen beim Lesen besser beim Aufnehmen des Texts hilft oder den Inhalt weiterzuerzählen, um einen weiteren Leser zu gewinnen ...