Lehrerkind: Lebenslänglich Pausenhof
Bastian Bielendorfer
ISBN: 978-3492272964
Piper
304 Seiten, TB 9,99 Euro, Kindle Edition: 8,49
Über den Autor: Bastian Bielendorfer, 1984 in Gelsenkirchen geboren, ist Poetry-Slammer, Studienabbrecher, angehender Psychologe und Lehrerkind. Zusammen mit seiner Freundin versteckt er sich vor den guten Ratschlägen seiner Eltern in Köln.
Klappentext: Was wird aus einem Menschen, wenn Mama und Papa Lehrer an der eigenen Schule sind – und somit an jedem Tag im Jahr Elternsprechtag ist, die Mitschüler einen zum Daueropfer ernennen und es bei den Bundesjugendspielen nicht einmal für eine Teilnehmerurkunde reicht? Genau: Er wird selbst Lehrer! Mit gnadenloser Selbstironie schildert Bastian Bielendorfer, wie er der pädagogischen Sippenhaft zu entrinnen versucht, und verrät dabei, welch zarte Seele sich unter so manchem grob gehäkelten Mathelehrerpullunder verbirgt.
Meine Meinung: Er ist unsportlich, dicklich und findet sich eher langweilig – seine Mitschüler sehen ihn als willkommenes Opfer, der stellvertretend für seine Lehrereltern, den Frust über die Vergabe schlechter Noten abbekommen darf. Auch als Vodoopuppe darf er her halten, der Autor dieses Buches, mit dem man spätestens auf Seite 15 unendliches Mitleid hat – auf dieser Seite wird nämlich seine Geburt geschildert, bei der das werdende Elternpaar den behandelnden Arzt als ehemaligen Schüler wieder erkennt und der sich zu dessen „großer Freude“ während er des Geburtsvorganges sein Versagen bei der mündlichen Abiprüfung vorhalten lassen muss…
Der kleine Bastian wird seine Kindheit unter dem Rotstift seiner Eltern verbringen, darf jeden Montag mit ihnen Scrabbel spielen und muss sich als siebenjähriger von seinem Vater vorwerfen lassen, das Wort „Antagonist“ nicht gesehen zu haben.
Bastian Bielendorfer hat einen unglaublichen Blick für die komischen Situationen im Leben – und wenn sie nicht komisch sind, dann werden sie es durch seine Art sie zu erzählen. Oft war ich fast erschlagen von dem Feuerwerk an Sprüchen und urkomischen Vergleichen („Lieber hätte ich der Taliban die amerikanische Verfassung vorgelesen.“ „Es wirkte ein wenig, als wäre eine Katze auf ihrem Kopf verstorben und festgewachsen.“)
Immer wieder finden sich kurze Kapitel eingeschoben, in denen jeder Typus Lehrer genauer beschrieben wird. Ich muss noch einmal zitieren, damit man sich ein Bild des Schreibstils machen kann:“ Der Lateinlehrer lebt ständig in der Grauzone zwischen selbst empfundener Wichtigkeit der lateinischen Sprache „Allein schon für die humanistische Bildung, mein Kind“ und dem aufkeimenden Bewusstsein, dass man ebenso gut Hirschpaarung oder Klingonisch lehren könnte."
Oft ironisch und mit schwarzem Humor schildert der Autor besondere Erlebnisse, die seine Kindheit geprägt haben, so zum Beispiel wie er nur mit Pumuckl-Unterhose bekleidet am ersten April vor der Schule stand, weil er seinem Vater dessen Aprilscherz geglaubt hatte. Es macht riesigen Spaß seine Personenbeschreibungen zu lesen, nimmt er sich doch die Freiheit und überzeichnet manche Figuren gnadenlos.
Mein Fazit: Ein Feuerwerk an Sprüchen und urkomischen Erlebnissen, ironisch, witzig, empfehlenswert.