Wie wichtig ist Euch bei Büchern, wer das Buch übersetzt hat?

  • Ich bin wegen der Leserunde zu "Anna Karenina" darauf gekommen. Mich würde mal interessieren, ob Ihr bei Büchern überhaupt auf den/die Übersetzer/in achtet? Ob ihr bei Sprachen, die ihr selber beherrscht, auch mal vergleicht mit dem Original? Oder ist Euch das völlig schnuppe und ihr lest einfach und das Buch gefällt Euch oder nicht?


    Bei mir nimmt das immer mehr zu, dass ich auf den Übersetzer achte. Denn ich habe schon Bücher gelesen, die mir auf Deutsch gar nicht gefielen, im englischen Original dann aber doch. Und es lag tatsächlich daran, dass der Übersetzer z.B. einfach Sachen hinzu phantasiert hat. Im Original stand z.B. einfach nur: "Der Mann"....so als ganz blödes Beispiel. In der Übersetzung wurde daraus aus mir nicht verständlichen Gründen "der dicke Mann".
    Es gibt auch Autoren, die ich früher echt gerne las. Z.B. Philippe Djian. Weil mir das einfach sprachlich sehr gut gefiel. Und die späteren Werke von ihm fand ich nicht mehr so klasse. Und ich bin nicht sicher, ob es daran liegt, dass er als Autor einfach nachgelassen hat, oder ob es am Übersetzer liegt? Denn die Bücher, die ich wirklich toll finde, sind von jemand anderem übersetzt als die, die ich zwar mag, aber doch schwächer finde.
    Ich lese häufig Bücher doppelt, wenn sie mir gut gefallen haben. Also deutsch und englisch. Und da fällt mir immer wieder auf, dass Vieles bei der Übersetzung sehr verändert wird.
    Macht Ihr Euch darüber auch Gedanken und schaut darauf, wer der Übersetzer ist? Oder eher nicht?
    Und ich frage mich auch, wie weit ich überhaupt in der Lage bin, ein Buch zu beurteilen, bei dem ich nur die Übersetzung kenne und nicht das Original. Denn es kann ja durchaus sein, dass das Buch an sich echt klasse ist und nur die Übersetzung mies.
    Denkt Ihr auch über sowas nach?

  • Für mich spielt es eine Rolle, obwohl es schwierig ist, die Qualität der Übersetzung zu beurteilen, wenn man den Originaltext nicht kennt.
    Ich richte mich da manchmal nach der Beurteilung von Experten in der Literaturkritik, die das besser beurteilen können.

  • Ich achte nicht besonders auf den Übersetzer, habe aber den netten Zufall erlebt, dass ich einen Übersetzer mal vor Jahren ein bisschen kennengelernt hatte wegen einer ganz anderen Sache und dieser nun einen Bestseller übersetzt hat. :lache


    Aufgefallen sind mir mal bei Bridget Jones die Dinge am Anfang des Tagesbuchs mit Gewicht und "Konsum", weil das allein schon sehr vom Film abwich. Wie sehr das dann auch vom Original abwich, kann ich nicht sagen.


    Ich kenne meist ja nur die deutsche Version oder ggf. die Fremdsprachenversion, beides lese ich bei ein und demselben Buch nicht, daher kann ich da nicht richtig vergleichen.

  • Bei übersetzten Büchern bin ich schon recht kritisch (von Berufs wegen :grin), lese aber ohnehin meist vor dem Kauf rein. Insbesondere bei Übersetzungen aus dem Englischen/Amerikanischen habe ich immer mehr den Eindruck, dass schnell und *hüstel* schlampig übersetzt wird. Und ja, da frage ich mich dann schon, wie ich das Buch beurteilen soll, erwähne aber in der Rezi dann entsprechend die meiner Meinung nach nicht besonders gelungene Übersetzung. Aus diesem Grund versuche ich auch so oft wie möglich in der Orginalsprache zu lesen.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Bei der Menge von Übersetzungen und verschiedenen Übersetzern schaffe ich es nicht wirklich, einen Überblick zu behalten, aber wenn man eine Übersetzung liest merkt man dann schon ob es sprachlich und inhaltlich stimmig ist, und das ist wirklich nicht immer so. Vielleicht sollte ich doch anfangen, eine schwarze Liste zu führen ;)

  • Eigentlich überlese ich die Übersetznamen immer, will sagen: Spielt für mich keine große Rolle, mir ist zwar durchaus bewusst, das jemand dahinter steckt und dass er alles übersetzt hat, aber ich gebe da nicht so viel drauf, weil ich ohnehin nicht beurteilen könnte, ob die Übersetzung nun gut oder schlecht ist.

    HOPE AND PRAY THAT YOU'LL NEVER NEED BE BUT REST ASSURED
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    NOT SEE ME; THE STRONGEST AMONG US MAY NOT WEAR A CROWN.


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  • Zu den Übersetzern habe ich mir bisher nicht wirklich Gedanken gemacht. Ich lese allerdings auch so gut wie keine Bücher in Originalsprache, von daher fällt mir eine misslungene Übersetzung sowieso nicht auf. Und bei z.B. schwedischen Autoren würde es mir eh nicht auffallen, da ich die Sprache nicht beherrsche. ;-)
    Der sprachliche Ausdruck insgesamt ist wichtig.

  • Bisher hab ich noch nie auf den Übersetzer geachtet. Die Gedanken schweiften zwar schon manchmal bei einigen Textpassagen dahin ab, das ich mich fragte" wie dieser Absatz wohl im Original aussah?" - aber alles in allem verschwende ich keine Energie darauf die Übersetzer zu vergleichen.


    Dennoch....durch den Thread komme ich auf entspechende Gedanken.

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Mich würde mal interessieren, ob Ihr bei Büchern überhaupt auf den/die Übersetzer/in achtet?


    Ja, tue ich inzwischen, seit mir die Qualitätsunterschiede von Übersetzungen bewußt wurden. Drauf gestoßen wurde ich durch die Avalon-Bücher von Marion Zimmer Bradley, die in den deutschen Ausgaben teilweise sinnentstellend falsch übersetzt sind. Seit her bin ich bei Übersetzungen der Herren Manfred Ohl und Hans Sartorius extrem vorsichtig bzw. mir bewußt, daß diese vermutlich falsch sind.


    (Anm: In diesem Thread: Übersetzung oder veränderte Nachdichtung? finden sich Beispiele und mein "Wutausbruch" dazu.)



    Zitat

    Original von Frettchen
    Ob ihr bei Sprachen, die ihr selber beherrscht, auch mal vergleicht mit dem Original?


    Ja, tue ich bisweilen. "Lustig" wurde das bei Richard Mathesons "Das Ende ist nur ein neuer Anfang. Hinter dem Horizont", im Original "What Dreams May Come". Da habe ich im englischen einen Absatz nicht richtig verstanden und wollte ihn in der deutschen Ausgabe nachschlagen. Da fehlte er völlig. Anscheinend hatten die Übersetzerinnen den auch nicht verstanden und einfach weg gelassen.



    Ich lese immer öfters auch aus Preisgründen im Original. Allerdings, wenn ich beispielsweise weiß, daß Dorothee Dziewas übersetzt, erspare ich mir die Mühe und warte auf die deutsche Ausgabe. Wenn diese Frau übersetzt, ist es, als ob man in der Originalsprache liest. :anbet (Anm.: sie übersetzt christlich orientierte Romane, z. B. Lynn Austin.)


    Manchmal stolpere ich inzwischen in deutschen Ausgaben, wenn sich die Übersetzung zu sehr am amerikanischen Original orientiert und das "durchzuhören" ist.


    Oder wenn Klassiker (bzw. ältere Bücher) neu übersetzt werden, da bin ich inzwischen ziemlich vorsichtig. Ich habe drei Versuche mit den neuen Übersetzungen gemacht, alle drei gingen zugunsten der alten aus:
    - Tolkien "Der Herr der Ringe"
    - Dostojewskij, diverse Romane
    - Lagerlöf "Gösta Berling"


    Zu "Gösta Berling" habe ich hier im Rezi-Thread direkt über den Übersetzungsvergleich geschrieben.


    Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß ich schon darauf achte, wer übersetzt. In manchen (bisher wenigen) Fällen beeinflußt das auch mein Kaufverhalten.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich achte nicht wirklich auf den Übersetzer. Entweder gefällt mir ein Buch oder es gefällt mir nicht. Die Zeit beide Bücher zu lesen, habe ich auch nicht, da es noch so viele Bücher gibt, die ich lesen will. Da "verschwende" ich meine Zeit nicht damit, beide Sprachen zu lesen, damit ich vergleichen kann. Desweiteren bezweifel ich auch, dass ich dazu großartig Lust hätte, die englische Ausgabe nochmal zu lesen, wenn mir die deutsche nicht gefallen hat.

  • Für mich spielt das überhaupt keine Rolle. Für mich geht es um die Geschichte und da ich die englischen Versionen eh nicht kenne kommt es bei mir nur darauf an ob ich die Geschichte mag und den Schreibstil oder nicht. Der Übersetzer ist mir eigentlich egal. Da hab ich noch nie drauf geachtet.

  • Ich achte eigentlich nicht wirklich darauf. Wenn es um einen Klassiker geht, dann erkundige ich mich schon vielleicht vorher, welche Übersetzungen empfehlenswerter wären, aber bei aktuellen Büchern hat man ja nicht wirklich die Wahl und da überlese ich die Namen der Übersetzer in der Regel.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Ist mir nur bei Klassikern wichtig, dass die Sprache einigermaßen modern und verständlich ist, ohne sich zu weit vom Originaltext zu entfernen.


    Bei modernen Romanen bin ich nicht so heikel, auch wenn man in letzter Zeit immer öfter liest, dass "das keinen Sinn macht". Aber da denke ich mir dann die richtige deutsche Übersetzung dazu und gut is.

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Oder wenn Klassiker (bzw. ältere Bücher) neu übersetzt werden, da bin ich inzwischen ziemlich vorsichtig. Ich habe drei Versuche mit den neuen Übersetzungen gemacht, alle drei gingen zugunsten der alten aus:
    - Tolkien "Der Herr der Ringe"


    Das ist nicht ganz korrekt, die neuere Herr der Ringe Übersetzung ging nicht zu Gunsten der alten Übersetzung aus, sondern nur zu Ungunsten der Neuen. Die alte Übersetzung ist letztlich ziemlich furchtbar, weswegen auch nicht wenige die neue Übersetzung zwar besser als die alte finden, aber mit der neuen auch nicht ganz zufrieden sind. Dass der Übersetzer auch gute Arbeit leisten konnte, hat er ja bei anderen Werken von Tolkien bewiesen, bei denen er eine nahezu perfekte Übersetzung abgeliefert hatte.
    Also letztlich ist mir der Übersetzer schon wichtig. Die Unterschiede sind manchmal sehr extrem, wie bei der alten Herr der Ringe Übersetzung, bei der ich wirklich niemanden kenne, der mit der wirklich glücklich ist. Dass da so ein Anti-Hype um die neue gemacht wurde, ist ja eher das Ergebnis, dass der Übersetzer die Erwartungen seiner vorherigen guten Arbeit nicht erfüllte.

  • Ich sag nur Fledermaustelefon :lache


    Doch, ich achte immer häufiger darauf. Susanne Goga z. B. übersetzt ganz wunderbar und rund. Sie ein gutes Gefühl für Sprache und Stil und es macht wirklich Freude, die von ihr übersetzen Bücher zu lesen.


    Beim Buch "das Orchideenhaus" hingegen hat mir die Übersetzerin teilweise das Lesevergnügen verhagelt, weil die Übersetzung völlig holprig und 1:1 klang, ohne jegliches Gefühl für den Text, was mich an manchen Stellen auch hinsichtlich des Sinnes der eigentlichen Aussage hat zweifeln lassen.

  • Wenn man merkt, dass ein Buch schlecht übersetzt ist, ist es ja meistens zu spät. Mir ist wichtig, dass in einem Text nicht nur die Dialoge authentisch übersetzt werden, sondern dass auch der Handlungsort und die Abläufe stimmen. Wenn z. B. ein "Braunsteinhaus" in New York auftaucht oder ein "zelluläres Telefon", haben Übersetzer oder Übersetzerin wohl keine Vorstellung von dem, was sie notieren.


    Bücher, in denen ein Fachwortschatz des Übersetzers vorausgesetzt wird, wie z. B.
    Wir Ertrunkenen sind mir als Übersetzung schon positiv aufgefallen. Hier muss der Verlag den Übersetzer wohl sorgfältiger auswählen als bei einer Krimiserie.

  • Ich finde die Qualität der Übersetzung ganz entscheidend. Wichtig ist mir dabei, dass das Sprachgefühl, der Erzählton erhalten bleibt.
    Klar, sprachliche Wendungen und Sprichwörter etc. kann man meistens gar nicht in eine andere Sprache übersetzen.
    Leider kann ich meinen eigenen inneren Lesehund nicht überwinden, um Bücher auf Englisch zu lesen. Dieser Fred ist ein Anstoss, darüber nachzudenken. Danke! :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Eigentlich achte ich auf den Übersetzer nur bei klassischen Büchern.


    Und seid der Biografie von Hillary Clinton, wo bereits der Titel grammatikalisch die falsche Zeit gefunden (past tense statt present) greife ich immer öfters zum Original.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Nö, auf den Übersetzter achte ich nicht.
    Wenn ein Buch schlecht ist, frage ich mich manchmal schon, ob es nicht vielleicht am Übersetzter gelegen haben könnte, aber das herauszufinden, indem ich das selbe ("schlechte") Buch noch einmal lese? Nein...


    Hin und wieder, selbst bei guten Büchern, fällt mir aber manchmal ein recht holpriger Schreibstil auf, der mich eine etwas unvorteilhafte Übersetzung vermuten ließ (zuletzt bei "Die Hand des Bösen" von Robin Cook).

  • Ich achte eigentlich nicht auf den Übersetzer.


    Wie Prombär bereits geschrieben hat, denke ich mir das bei schlechten Büchern manchmal auch, aber dass ich zum Vergleich das Original lese, dass mache ich nicht.


    Das einzige Buch war „Der Herr der Ringe“, da hatte ich drauf geachtet, dass die Übersetzung nicht vom Krege ist.


    Schlimm finde ich immer nur, wenn dass Buch vor Rechtschreibfehler wimmelt, plötzlich die Namen vertauscht werden oder Sätze jeglichen Sinn verlieren. Aber auch da schau ich gar nicht, wer das übersetzt hat um dann zukünftig diesen Übersetzer zu meiden. Gott sei Dank kommt sowas nicht allzu oft vor.