Peter Schwindt - Lebenslang

  • Kurzbeschreibung :write
    Die Steilbergs planen eine Grillparty mit Freunden. Als Astrid Steilberg in letzter Minute merkt, dass ihr noch ein paar Kleinigkeiten fehlen, schickt sie ihre zehnjährige Tochter Julia noch rasch in den Supermarkt. Als das Mädchen nach fast zwei Stunden immer noch nicht wieder da ist, hält Astrid es nicht mehr aus und ruft die Polizei. Am nächsten Tag folgt die schreckliche Gewissheit: Julia ist vergewaltigt und ermordet worden. Die Steilbergs geraten in einen Teufelskreis aus Schuldzuweisungen und Verdächtigungen, ein Alptraum, aus dem es offenbar kein Entrinnen gibt …



    Meine Meinung :write
    Die Geschichte fängt mehr als beschaulich an: Bei Familie Steilberg ist für den Abend eine Grillparty geplant, während Astrid in der Küche die letzten Vorbereitungen trifft, schickt sie zuvor noch Tochter Julia in den Supermarkt. Eine Fahrt, von der sie nie mehr zurückkehren wird…


    Plötzlich geht alles ganz schnell, nachdem Julia nach über zwei Stunden vom Einkaufen immer noch nicht zurück ist, wird die Polizei alamiert, die Julia sofort zur Fahndung ausschreibt. Vor dem Ehepaar Steilberg liegen nun Stunden der Angst und der Vorwürfe. Schnell kristalisiert sich für den Leser die Kluft zwischen dem Paar heraus und man spürt mehr als deutlich, dass das Verschwinden von Julia das Tüpfelchen auf dem i vor dem Ende der Ehe ist.


    Während Fabian die Polizei versucht zu unterstützen, fällt Astrid in ein tiefes Loch und wirkt absolut lethargisch und der Einzige der noch einen Zugang zu ihr hat, ist ihr Bruder.


    Als wenige Tage später dann Julia´s Leiche gefunden wird, stirbt Fabian mit ihr. Den Anblick im Leichenschauhaus wird er wohl sein Lebtag nicht vergessen und ist mit der Verarbeitung dessen weiterhin auf sich allein gestellt.



    „Lebenslang“ nimmt langsam und schleichend an Tempo zu und lässt den Leser ungewohnt nah dabei sein. Außergewöhnlich gut fand ich es, dass die Geschiche aus der Sicht von Fabian erzählt wurde und nicht, wie es in solchen Fällen oft der Fall ist, aus der Sicht der Mutter. Auf jeder Seite fühlt man mit Fabian mit und merkt auf erschreckende Art und Weise, wie er innerlich immer mehr zerbricht. Zwischendurch hat sich sogar das Gefühl bei mir eingestellt, dass ich Astrid am liebsten geschüttelt hätte, dass sie aus ihrem Trance-Zustand erwacht und endlich die Hand nimmt, die Fabian ihr die ganze Zeit über reicht.


    Ob Peter Schwindt hier nun wirklich einen Thriller geschrieben hat, ist fraglich, denn dafür geht er für meinen Geschmack zu wenig ins Detail, legt stattdessen aber raffinierte Fährten, beispielsweise mit der Geschichte von Yvonne, die „nebenher“ läuft und man sich die ganze Zeit über fragt, was sie mit dem „Fall Julia“ zu tun hat. Aber die Aufklärung dessen ist einfach grandios und hätte ich in dieser Form auch nicht erwartet.


    Auch stopft der Autor all meine Wissenslücken genau zum richtigen Zeitpunkt und lässt keinerlei Fragen offen. Für mich ein ganz außergewöhnliches Buch, das mich nach den ersten Sätzen gefesselt und in seinen Bann gezogen hat. Es ist erstaunlich, wie gut es Peter Schwindt gelungen ist, den Leser so tief in das Buch und die Story zu ziehen.


    Von mir gibts 10 Punkte!!

  • Es ist der Albtraum aller Eltern: das eigene Kind verschwindet auf einem harmlosen Besorgungsgang zum Supermarkt spurlos. Tage später wird die Leiche gefunden. Was für die meisten Menschen lediglich eine Schauergeschichte bleibt, wird für Fabian und Astrid Steilberg bittere Realität. Ihre 10jährige Tochter wird brutal ermordet, und während die Eltern fassungslos mit ihrem Verlust ringen und sich dabei unerbittlich von einander fortbewegen, versucht die Polizei ebenso verzweifelt, den Mörder zu finden.


    Yvonne, eine ehemalige Polizistin, trägt seit einer Schießerei vor etlichen Jahren eine Kugel im Kopf, die sie langsam aber sicher umbringen wird. Verbittert zieht sie sich von Freunden und Familie zurück. Während ihrer Krampfanfälle plagen sie Visionen einer schrecklich zugerichteten Mädchenleiche. Welche Verbindung hat der unheimliche Mann, dem sie im Krankenhaus begegnet und dessen Blick ihr seitdem nicht mehr aus dem Kopf gehen will? Yvonne ist sich sicher: er ist der Mörder. Und sie wird ihn finden.


    Peter Schwindt erzählt schlicht und ohne Umwege, wie das Grauen über den Ich-Erzähler Fabian hereinbricht. Aus einem geselligen Grillabend wird schlagartig der Tag, an dem seine Tochter Julia verschwand und sein Leben aufhörte. Die Beziehung zu seiner Frau, schon vorher unterschwellig angespannt, zerbricht an diesem Verlust. Trotzdem ist mir der zweite Handlungsfaden um die Ex-Polizistin Yvonne näher. Ich fiebere mit Yvonne mit, die ihr eigenes Leben bereits aufgegeben hat, und dennoch wie besessen versucht, einen Fremden aufzuspüren, von dem sie sicher ist, dass er ein kleines Mädchen brutal ermordet hat.


    Fazit: Ein solider Thriller, der sich nicht in der Schilderung von Brutalitäten verliert, sondern stattdessen eine intelligent konstruierte Geschichte geradlinig zu ihrem Höhepunkt führt. Lesenswert!