Der Autor: Der Literaturagent Allan Guthrie schrieb sich mit seinen knallharten und blutigen Thrillern aus der gesellschaftlichen Unterschicht schnell in die erste Reihe der modernen Hardboiled- und Niorliteratur. Tief verwurzelt in der Tradition ist er einer der wenigen Autoren die eine eigenen und originelle Stimme bewahrt haben. Und er ist einer derjenigen die die Charakteristiken der alten Werke kunstvoll in eine neue und originelle Welt einzufügen vermochte ( Ihr merkt schon, ich mag den Typ).
Das Buch: .. "Ein dunkler Psychotrip - Allan Guthrie in Höchstform!" (Klappentext der Rotbuch-Ausgabe)
Jeah, Leute - dieser Kerl wird von mal zu mal besser, ohne das dadurch seine anderen Werke auf einen der hinteren Plätze verbannt werden - trotz der Tatsache das er sich konsequent steigert behalten die älteren Bücher ihre Gültigkeit, weil jedes auf seine Art einzigartig ist!
Nick Glass ist nicht gerade glücklich in seinem neuen Job als Gefängnisaufseher, aber irgendwie muss er Frau und Kind ernähren, und was Besseres war nicht in Sicht. Also erträgt er die derben Scherze seine Kollegen, die von mal zu mal böser ausfallen und das respektlose und verachtende Verhalten der Insassen.
Dann soll er für einen der Gefangenen Drogen ins Gefängnis schmuggeln - und natürlich sagt Glass entschieden "Nein!" Als dann jedoch nicht nur er sondern auch seine Familie massiv bedroht werden lässt er sich auf diesen einen "Gefallen" ein. Natürlich bleibt es nicht bei einem, weitere Forderungen folgen, und unversehens findet sich Glass auch noch mitten in einer gefängnisinternen Familienzwistigkeit wieder.
Es wird Zeit die Dinge zu ordnen und alles wieder ins rechte Lot zu rücken - mit einer handvoll Pillen im Blutkreislauf kein Problem. Glass hat ihre Sprache gelernt, und diese Sprache heißt Rücksichtslosigkeit und Gewalt.
Meine Rezension: "Seine Prosa knurrt, faucht und kreischt!" (The Independent) ... und sie rülpst und furzt hier ungeniert mit einem tiefen Gefühl für einen düster- literarischen gutturalen funkigen Blues! Dieses neue Meisterwerk ist definitiv Hardboiled-Noir für Fortgeschrittene! Guthries Prosa entwickelt hier eine Kraft und Rasanz wie sie ihresgleichen sucht - und in der zeitgenössischen Literatur wohl kaum zu finden vermag!
Der Autor erschafft hier einen scheinbar unüberwindbaren Alptraum, nur um am Ende alles - wirklich alles - in Frage zu stellen und über den Haufen zu werfen. Er hinterfragt die sich nach außen bahnbrechende Gewalt und stopft sie mit brutaler Bosheit zurück dahin, woher sie gekommen ist und ihren Ursprung hat - in den Kopf! Doch hat sie diesen, hat sie ihr Nest jemals verlassen?
Guthrie lässt die Grenze zwischen Wahrheit und Einbildung (literarischer Fiktion?) verschwimmen und löst sie teilweise ganz auf und spricht damit auch direkt zum Leser: Sieh hier, Du ergötzt dich an dieser Gewalt (nicht nur bezogen auf Guthries Werk, sondern vor allem bezogen auf die Romane, die außer Gewalt und Blutvergießen mit nichts besonderem aufwarten können) aber sie darf das Reich der Fiktion nicht verlassen. Natürlich tut sie es, das ist klar, doch zuweilen. Viele Tragödien, welche die Zeitungen tagtäglich füllen, lassen die Fiktion weit hinter sich, eben weil sie real sind. Echte Menschen tun grausame Dinge, was Guthrie hier tut ist nicht das Verleugnen dieser Tatsache, er äußert – zumindest erkenn ich das in diesem Werk – den Wunsch, diese Brutalität, die in der menschlichen Natur schlummert, möge auf die Fiktion beschränkt sein. Fiktive Gewalt in Buch und Film sind ok, solange sie fiktiv bleibt, sie sollte sich jedoch auf die Medien beschränken.