Helena oder das Meer des Sommers – Julian Ayesta

  • Erschienen bei Parlando, 2005
    Spieldauer: ca. 112 Minuten, 2 CDs, vollständige Lesung
    Gelesen von Christian Brückner


    Aus dem Spanischen von Dagmar Ploetz


    Kurzbeschreibung:
    Ein heiterer, unbeschwerter Sommer an der grünen Küste Nordspaniens. Wie jedes Jahr trifft sich der Familienclan zur Sommerfrische im Landhaus. Beim Mittagessen im Garten glänzt das Kirschdessert rot zwischen den schwarzgelben Wespen, und Sonnentupfen laufen über das Tischtuch voller violetter Weinflecken und Brotkrümel. Die Nachmittage verbringen die Kinder am Strand, mit Papa, Mama, Onkel und Tanten, oder sie jagen Schmetterlinge im Wald. Ewige Augenblicke eines Kinderglücks.


    Und wie alle Jahre inszenieren die Cousins irgendwann eine nächtliche Kissenschlacht gegen die Cousinen. Auch Helena ist von der Partie, die Cousine des Ich-Erzählers, aber noch will man voneinander wenig wissen. Doch schon einen Sommer später erscheint dem Jungen alles anders. Die Kissenschlacht macht keine Freude mehr. Für ihn gibt es jetzt nur noch Helena. Helena, die ihm von den sonnenwarmen Brombeeren die Hälfte abgibt. Helena, die sich mit ihm in die Wellen stürzt. Helena, die ihn ansieht, lange, sehr lange …


    Über den Autor:
    Julián Ayesta , geboren 1919 in Gijón, ging nach dem Studium der Rechte, der Philosophie und Literatur in den diplomatischen Dienst. Er schrieb Theaterstücke, Kritiken, Gedichte und Erzählungen. ›Helena oder das Meer des Sommers‹ ist sein einziges längeres Prosawerk und gehört laut ›El País‹ zu den »zehn wichtigsten Büchern spanischer Prosa im 20. Jahrhundert«. Julián Ayesta starb 1996.


    Über den Sprecher:
    Christian Brückner (geb. 1943) arbeitet als Schauspieler und Sprecher. Er hat viele herausragende Hörspiele und Lesungen produziert. Als Synchronsprecher leiht er seine Stimme u.a. Robert de Niro. Christian Brückner erhielt 1990 den Adolf-Grimme-Preis


    Mein Eindruck:
    Helena oder das Meer des Sommers ist ein Hörbuch, das ich nicht besonders empfehlen kann.
    Nur da ich es günstig in einem Antiquariat gefunden hatte und wegen der Kürze der Spieldauer habe ich mich überhaupt damit beschäftigt.
    Das Buch wurde schon in den vierziger Jahren in Spanien geschrieben.
    Da das Buch ursprünglich nicht als geschlossener Text geschrieben wurde, bleiben einige Passage fragmentarisch.


    Julian Ayesta hat in diese Text ohne Frage einen eigenständigen Stil mit einem eigenwilligen Ton, der Atmosphäre schafft. Doch viele Passagen kommen mir gestelzt und unnatürlich vor. Insbesondere ist die Kinderperspektive seltsam eingeschränkt. Viele Figuren werden vom Autor bewusst als Klischeegestalten betrachtet, zumindest werden Kinder wie Erwachsene immer wieder als Kollektiv gesehen. Die konsequente Kinder-Ich-Stimme beginnt aufgrund der Hypersensibilität teilweise zu nerven. Erst auf der zweiten CD mit den Beschreibungen einer Kinderliebe wird es etwas besser.
    Obwohl Christian Brückner wie immer gut spricht, leidet auch seine Sprechleistung an der schwachen Charakterentwicklung der Figuren von Julian Ayesta.


    Der Text ist sicherlich lyrisch, aber es kippt fast ins schwülstische. Manche Beschreibungen wirken dadurch kitschig.
    Obwohl es Geschmackssache ist, ob man dieses Buch genießen kann oder nicht, scheint es doch überschätzt zu werden.


    Abschließend muss aber noch die ausgezeichnete Hörbuchgestaltung des Paralndo-Verlages gelobt werden. Die 2 CDs befinden sich in einem Klappcover, das farblich ansprechend ist und ein informatives Booklet gibt es auch noch dazu.