Kurzbeschreibung
Harri lebt er mit seiner Mutter und Schwester im 9. Stock eines Londoner Sozialbaus. Er liebt Haribo, den Aufzug, obwohl er nach Pisse stinkt, die Tauben und seine Turnschuh, Unikate mit den selbstgemalten Adidas-Streifen. Doch hier in den grauen Schluchten eines abgehängten Stadtviertels stimmt nichts. Dann wird ein Nachbarsjunge auf offener Straße erstochen. Harri beginnt seine abstrusen Ermittlungen.
Autor:
Stephen Kelman wurde 1976 in Luton, GB, geboren. Nach seinem Studium arbeitete er in einer Reihe von Jobs vom Lagerarbeiter, Pfleger bis hin zu Regierungsverwaltung. 2005 begann er sich aufs Schreiben zu konzentrieren und schrieb zunaechst mehrere Drehbuecher. "Pigeon English" ist sein erster Roman; er arbeitet derzeit an einem zweiten Buch. Er lebt in Bedfordshire, England.
Meine Meinung:
“Pigeon English” wird aus der Sicht des 11-jaehrigen Harrison (“Harri”) Opoku geschrieben, der erst vor kurzem von Ghana nach London eingewandert ist und nun in einem der Londoner Vororte lebt, die man auch gerne "sozialer Brennpunkt" nennt. Es ist seine Stimme, die mich von der ersten Seite an gefesselt hat. Ein sehr erfrischender Schreibstil, der recht authentisch fuer einen Jungen klingt. Seine Hoffnungen und Aengste, seine Gefuehle und Gedanken kommen sehr gut rueber.
Das kann manchmal auch recht witzig werden wenn Harris auch selbst erfundene Woerter wie "hutious" (ich hab die englische Ausgabe gelesen) reinbringt. Oder auch wenn sein Verstaendnis der Welt doch noch leicht daneben liegt, wobei das fuer den Erwachsenen Leser wirklich mit einem Laecheln gesehen werden kann.
Ich mag wie die Geschichte sich im Alltag des jungen Harri entwickelt. Gelegentliche Rueckblicke geben dabei zusaetzlich noch etwas Einblick in sein frueheres Leben in Ghana. Harris Sehnsucht nach seinem Vater und seiner kleinen Schwester, die beide noch auf ein Flugticket warten, ist fuer mich wirklich ruehrend. Kitschig wird es dabei aber an keiner Stelle.
Fazit: Die Geschichte kommt ohne komplizierten Plot aus, sie ist einfach und gleichzeitig sehr bewegend. Erzaehlt durch die Augen des Kindes, kann ich mich Harris Charme unmoeglich entziehen. Seine Geschichte wirkt sehr ehrlich, mal witzig und mal sehr traurig.
Und den letzten Satz meiner ersten Rezension, die ich Anfang des Jahres auf englisch schrieb, moechte ich nun doch so stehen lassen, weil sie auch eine Hommage auf einen meiner Lieblingsmusiker ist. Auch ein Afrikaner
For Harri, this is a cruel, crazy and beautiful world.