„Lieber Freund, das also ist mein Leben. Und ich will, dass du weißt, ich bin glücklich und traurig zugleich und versuche noch immer herauszufinden, wie das eigentlich sein kann.“
Für den fünfzehnjährigen Charlie steht das erste Jahr an der Highschool an. Da er kaum Leute kennt, erschafft er sich einen Freund, dem er regelmäßig aus seinem Leben erzählt. Auf manchmal lustige, manchmal traurige Art versucht Charlie sein Leben zu ordnen und zu verstehen.
Stephen Chbosky hat mit „Das also ist mein Leben“ ein Jugendbuch geschaffen, dass persönlicher und passender nicht sein kann.
Der Schreibstil ist sehr einfach und leicht gehalten. Die Sätze sind relativ kurz und lassen sich flüssig lesen. Die Briefe sind mit einer Länge von meistens zwei bis drei Seiten in der perfekten Länge und wirken nicht zu vollgepackt. Die Gedanken des 15-jährigen Teenagers werden authentisch aufgezeichnet, die zum Kopfschütteln und Nachdenken anregen. Etwas störend sind jedoch die vielen Wiederholungen, die nach einer gewissen Zeit nerven können. So wird u.a. in mehreren Briefen das Aussehen von Sam und Mary Elizabeth beschrieben, einmal hätte da auch gereicht.
Charlie ist nicht wie andere Teenager. Während andere aus seiner Klasse auf einen Ball gehen, um dort mit dem Partner zu tanzen oder mit Freunden Spaß zu haben, reicht es ihm, in einer Ecke zu stehen und die Menschen zu beobachten. Dadurch bekommt er eine gute Auffassungsgabe und versteht sich und das Leben immer mehr. Charlie ist intelligent, von Grund auf ehrlich und sehr emotional. Oftmals weint er in Situationen, die ich selbst nicht nachvollziehen konnte (z.B. als er einer Sam gebeichtet hat, dass er von ihr geträumt hat), aber auch oft in Situationen, bei denen ich selbst einen dicken Kloß runterschlucken musste.
Obwohl Charlie ungewöhnlich viel weint, so ist er oftmals auch sehr glücklich. Vor allem die Freundschaft zu Sam und Patrick tut ihm gut und er kann sich immer mehr auf ein Teenagerleben einlassen. Mit der zwei Jahre älteren Sam macht er seine ersten Erfahrungen und kommt mit Drogen und Alkohol in Berührung. Gleichzeitig schenken seine Freunde ihm Selbstvertrauen, was ihm eindeutig fehlt. So unterstützen sie sein Talent und schenken ihm eine Schreibmaschine, auch sein Englischlehrer versucht ihn zu fördern, indem er ihm immer wieder Bücher mit nach Hause gibt, die er lesen und einen Aufsatz darüber schreiben soll.
„Das also ist mein leben“ beschreibt aber nicht nur die Freundschaft zwischen Charlie, Sam und Patrick, sondern ist viel tiefgehender, als ich zunächst erwartet habe. Themen wie Suizid, Missbrauch, Verluste und Trauer werden hier einfühlsam beschrieben, die mich zum Nachdenken gebracht haben. In dem Buch steckt auch eine große Familientragödie, die man auf dem ersten Blick nicht zu ahnen glaubt. Charlies Familie besteht nahezu aus Einzelgängern, viel gesprochen wird nicht. Seine Eltern haben aus der Vergangenheit ihr eigenes Päckchen zu tragen und Charlie fragt sich oftmals, wieso seine Eltern so geworden sind.
Die Geschichte spielt im Jahre 1991, was man oftmals anmerkt, denn von Handys, Computern oder Internet ist hier keine Rede. Dennoch wirkt die Geschichte nicht altmodisch, sondern aktueller denn je. „Das also ist mein Leben“ umfasst insgesamt ein Jahr, genauer gesagt, das erste Jahr an der High School. Dazu gibt es jede Menge Rückblicke auf Charlies Kindheit und die seiner Eltern und Geschwister.
Die Covergestaltung ist sehr schlicht. Auf zerknittertem Papier kann man die ersten Zeilen von Charlies ersten Brief lesen. Die Zeilen können passender nicht sein, weil sie sogleich auch die komplette Geschichte widerspiegelt.
Insgesamt konnte mich Stephen Chbosky mit „Das also ist mein Leben“ überzeugen. Ein wunderbarer Protagonist führt den Leser so intensiv in die Gefühlswelt eines Teenagers ein, dass es schwer fällt, ihn nicht zu mögen. Fans von Literaturverfilmungen können sich freuen: Das Buch wird 2012 verfilmt!