All the Cats of Cairo - Inda Schaenen (ab ca. 12 J.)

  • erstmals erschienen 2007



    Margaret Audrey Underwood, kurz: Maggie, ist gerade dabei, etwas ziemlich Aufregendes und Ungewöhnliches zu verdauen. Ihre Mutter ist im diplomatischen Dienst und ist nach Cairo versetzt worden. Maggie und ihr Vater schlossen sich an. Maggie, im besten Teenageralter, fühlt sich fremd, aber da sie ohnehin ein wenig gehemmt ist - sie stottert ein bißchen - , ist ihr dieses Gefühl so neu nicht. Die Schule vermißt sie nicht, enge Freunde hatte sie nicht. Was ihr zu schaffen macht, ist die 17-Millionen-Metropole Cairo, laut, schmutzig, unübersichtlich. Ein solches Chaos für alle Sinne hat sie zuhause in Washington nie erlebt.
    Maggie hat aber den Vorteil, daß sie überaus neugierig auf Unbekanntes ist. Während ihre Mutter in der Botschaft ist, begleitet Maggie ihren Vater, seines Zeichens Kunstlehrer, bei seinen Besichtigungstouren. In Heliopolis buchstabiert sie an Hieroglyphen auf einem Obelisken herum und entdeckt zu ihrem Vergnügen die Folge dreier Buchstaben, die ihr bekannt vorkommen, M - A - U. Als sich kurz darauf ein paar Katzen zeigen, freut sie sich umso mehr. Katzen hat sie schon immer geliebt.


    Innerhalb weniger Tage aber häufen sich seltsame Vorfälle um Maggie. Es dauert nicht lange, da beginnt sie zu verstehen, daß es Verbindungen geben muß zwischen dem geplanten Bau einer von einem US-Investor finanzierten Baumwollfabrik, den Lebensbedingungen armer Menschen und einem Mythos, der weiter zurückreicht, als die Geschichte des alten Ägyptens, bis zur Erschaffung de Welt nämlich. Vor Maggie stehen auf einmal ganz andere Probleme, als nur die, sich an das Leben in einer fremden Großstadt zu gewöhnen.


    Dieser Kinder-Fantasy-Roman lebt nicht nur von seiner phantastischen Handlung, sondern von der gelungenen Verbindung von Problemen moderner Entwicklungspolitik mit mythologischen Elementen aus dem alten Ägypten. Dazu kommt, daß Cairo und das heutige Ägypten nicht nur bunte Kulisse, sondern eine eigenständige Welt sind, für deren Eigenart Respekt gefordert wird. Die Zuneigung der Autorin zu Cairo und Ägypten ist unmittelbar spürbar, die fremde Welt, sei es die neue, sei es die längst vergangene wird lebendig und lebendig beschrieben. Ebenso lebendig und überzeugend sind die wirtschaftlichen Zusammenhänge erklärt, hier am Beispiel des Baumwollhandels und in Zusammenhang mit dem kruden Thema Kinderarbeit. Allein für den Mut, mittels einer Fantasy-Geschichte offen Kritik an aktuellen ökonomischen Entwicklungen zu üben, verdiente die Autorin Lob.


    Alle auftretenden Figuren sind greifbar, keine Pappmännchen, und in ihren Widersprüchen sehr lebensecht, gleich, ob es sich um Maggies neuen Freund Tareq handelt, um ihre Mutter, die im Dienst der USA gegen ihr Gewissen handeln soll oder die geldgierigen Investoren beider Seiten. Die Personen, die die Fantasy-Handlung vorantreiben, sind stets geheimnisvoll genug, um die Spannung auch von dieser Seite her aufrechtzuerhalten. Grenzen setzt hier allein der Umstand, daß es sich um ein Kinderbuch handelt.


    Schaenen erzählt weitgehend flüssig, wenn auch zuweilen umständlich. Der Zufall wird ein wenig oft zu Hilfe gerufen, allerdings ist das Buch ihr Erstling. Was immer gelingt, sind die Szenen mit Katzen, natürlich. Wo eine Katze ist, wird alles gut. Und am Ende sogar überwältigend.
    Leider wurde diese schöne und ausgefallene Geschichte nicht ins Deutsche übersetzt.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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