Welchen Stil bevorzugt ihr?

  • Ich habe eben einen Beitrag bei "Was lesen die Eulen gerade zur Zeit?" gemacht und geschrieben, wie ich das Buch finde, das ich im Moment lese. Ich habe überlegt was ich daran mag/nicht mag und über meinen Geschmack nachgedacht:
    Ich persönlich mag Ich-Erzählung nicht. Ich fühle mich der Geschichte dadurch nicht näher. Auch bevorzuge ich lange Sätze und kann mich dem bei Lektoren sehr beliebten "Kurze Sätze erzeugen Spannung" ganz und gar nicht anschließen. Wenn es zu phantasitisch wird steige ich auch aus, vorallem bei Namen werd ich von zuviel Phantasie schnell genervt. Ich liebe Natur-Beschreibungen. Das hat mir beim "Herrn der Ringe" so gut gefallen, dass man alles detailliert bekam, ich kenne aber genügend Leute, die sowas gar nicht mögen.
    Damit genug von mir. Wie siehts bei euch aus?

  • Hi ,
    mir gehts da genau wie Dir. Scriptor und ich lesen ebenfalls keine Ich-Romane.


    Detaillierte Beschreibungen der Ortschaft etc lieben wir. Allerdings nicht zu übertrieben. Also keine halbe Stunde Beschreibung :grin


    Wenn ich ehrlich bin , habe ich aber noch nie so richtig darauf geachtet , was genau ich mag , außer natürlich die Sache mit den Genres.


    Ach ja , ich mag es auch Geheimnisvoll , das man ein bißchen mitdenken muß. :grin
    Hin und wieder lese ich aber auch andere Romane.
    Speziell bei Krimis ist das Geheimnisvolle aber sehr wichtig , sonst lohnt sich das ganze gar nicht , wenn ich nach zehn Seiten schon alles verraten bekomme.



    LG

  • Da kann ich nur zustimmen. Am schlimmsten fand ich Max Frischs - "Homo Faber": "hätte ich damals gewusst, dass sie meine Tochter ist, wäre alles anders gekommen. Hätte ich nur mal nach dem Namen ihrer Mutter gefragt."
    Vorgwegnahmen sind das schlimmste.

  • Stil?
    Ich habe festgestellt, daß sich meine Vorlieben im Lauf meines Leselebens geändert haben.
    Bis ca. 25 mochte ich Ich-Erzähler nicht besonders. Ich liebte den allwissenden Erzähler, der mich am Händchen nahm und mich überall hinführte.
    Inzwischen ist die Erzählperspektive für mich nicht mehr ausschlaggebend.
    Jetzt zählen Sprache, Aufbau, Personenführung.
    ich laß mich gern unterhalten, aber ich mag vor allem Bücher, die mir etwas abverlangen, durch verschiedene Perspektiven etwa, dadurch, daß sie mir unbekannte Charaktere vorstellen.
    Ich mag keine schlampige Sprache, kein Neudeutsch, nichts Flottes, bloß auf die Wirkung berechnet, keine Anglizismen, keinen Slapstick. Ich kann es nicht austehen, wenn Worte, die eigentlich außer Gebrauch sind, wieder hochkommen. So Sachen wie 'obzwar', 'hinwiederum', 'wohlfeil', oft verwechselt mit wohlgefällig oder gar 'hartleibig', das heute so oft für hartnäckig gebraucht wird. (Hartleibig heißt, daß einer Verstopfung hat!)
    Ich dulde es nur, wenn es dazu dient, eine Person zu charakterisieren.
    Ich habe Probleme mit Romanen, in denen sehr viele Personen vorkommen. Noch schlimmer, wenn sie alle verwandt sind. Ich kann es nicht leiden, wenn ich ständig nachschlagen muß, wer wer ist.
    Ich mag eine klare Sprache. Ich habe nichts gegen lange Sätze, wenn sie nicht allzu barock ausufern.
    Ich mag nichts Belehrendes. Ich mag es nicht, wenn alles voller gelehrter Anspielungen ist oder eine Aufzählung ewiger Zitate aus der Weltliteratur. Dann kann ich genausogut ein Zitatelexikon lesen.
    Ich mag Witz (im alten Sinn von 'geistreich') und eine ironische Erzählhaltung.
    Und ich mag es, wenn die Geschichten ein Ende finden. Und zwar nicht erst in der siebten lahmen Fortsetzung.
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Ich mag Ich-Erzählungen und Romane im Präsens absolut nicht!
    Außerdem hasse ich offene Enden oder ein Ende, das auf 2-3 Seiten mal eben schnell gebastelt werden musste.


    Längere Sätze vermitteln mir meistens mehr Nähe zum Buch als kurze, abgehackte Sätze.


    Ich mag es, wenn Landschaften oder Personen einführend beschrieben werden. Allerdings schalte ich ab, wenn sich die Landschaftsbeschreibung über mehrere Seiten zieht! ;-)


    Am liebsten sind mir Bücher, die den Leser auf eine falsche Fährte locken und in denen dann alles anders kommt als man denkt, das ist am spannendsten!

    Neue Bücher riechen so gut - man kann am Geruch förmlich merken, wie schön es sein wird, sie zu lesen.
    [Astrid Lindgren: "Die Kinder aus Bullerbü"]

  • Ich hab eigentlich nichts gegen Ich-Erzähler, allerdings sind mir allwissende Autorenstandpunkte lieber :grin.
    Nein, also ich mag es, wenn in der dritten Person erzählt wird, aber immer nur so viel gesagt wird, wie der Protagonist weiß. Also ich will schon irgendwie auf gleichem Wissensstand mit der Hauptperson sein.


    Neil Gaiman mag ich aber zB auch und der schreibt ja immer parallele Handlungsstränge, in denen man die "Guten" und die "Bösen" sieht, das heißt, man weiß für gewöhnlich immer genau, wann die Hauptperson in eine Falle tappt oder wer eigentlich böse ist und nur so tut, als würde er dem Helden helfen wollen. :-] Kann natürlich auch wieder spannend sein.


    Wenn ich es mir so überlege, gibt's eigentlich nix, was ich nicht mag. Man muss sich halt durch alles durchprobieren. Ich hätte viel zu viel Angst, dass ich ein gutes Buch verpasse, bloß weil ich Ich-Erzählern ausweiche. :wow

  • Als Mann finde ich die Sophie Anderland Bücher von Barbara Büchner recht interessant. Die sind in der, mir nicht besonders gelegenen, Ich-Form geschrieben und dann auch noch aus Sicht einer Frau. Und den Gedankengängen einer Frau zu folgen kann recht schwierig sein.


    Zu ausschweifende Beschreibungen mag ich auch nicht besonders. Wenn jemand vier Haupt- und 11 Nebensätze braucht um einen Baum zu beschreiben ist er bei mir unten durch.


    Ferner finde ich's gut, wenn man als Leser lange Zeit im Unklaren bleibt. Ist man allerdings auch nach Beendigung des Buches noch im Unklaren und es hat sich NICHT um Fortsetzungsroman gehandelt, ist das meistens das erste und letzte Buch des Autors für mich gewesen.

  • Ich finde Ich-Erzählungen ebenfalls langweilig, man sagt zwar, dass man sich dadurch besser in die Hauptpersonen hineinversetzen kann, aber für mich ist es viel spannender, die Handlung abwechselnd aus verschiedenen Sichten zu lesen:-)wenn die Sätze im Roman nur so kurz sind, ist mir das zu abgehackt, dann hab ich das Gefühl, ein Kinderbuch zu lesen. Zu lang wie z. B. bei Elizabeth George dürfen die Sätze allerdings auch nicht sein, so weiß ich am Ende des Satzes nicht mehr was am Anfang stand, furchtbar und total verwirrend :fetch

    Du kannst dem Leben nicht mehr Tage geben - aber dem Tag mehr Leben


    Ich lese gerade: "Das Erbe von Ragusa" von Corinna Kastner

  • Hi,


    ich kann euch in vielem zustimmen.
    Was bisher aber noch nicht erwähnt wurde: ich mag Bücher nicht, die im Präsens geschrieben sind. Und wenn dann die Zeiten noch gewechselt werden, wird es ganz schlimm.
    Außerdem mag ich Wortspiele, ausgefeilte Dialoge. Beschreigungen von Landschaften, Häusern, Wohnungen etc. ertrage ich nur bis zu einem gewissen Grad, wenn ich es für die Handlung brauche. Zuwenig ist aber auch nicht gut. Ich habe mal ein Buch gelesen, in dem der Autor kaum etwas beschreibt - außer Wolken, und die ausführlich. Grausam.


    bis dann :wave
    Jules


    P.S.: die Frage ist übrigens gut :-)

  • was micht total nervt, wenn der erzähler den leser vor etwas warnt, aber gleichzeitig darauf hinweist, dass er ja nichts dafür kann, weil er ja nur widergibt, was sich damals zugetragen hat. haha!


    außerdem mag ich es nicht, wenn ich-erzähler mir alles erklären wollen. ist ja auch einfacher, als seine protagonisten so zu beschreiben, dass man von alleine drauf kommt...


    bo

  • Oh ich sehe schon, mein Experiment (ICH-ErzählerIN im PRÄSENS) wird es schwer haben ...
    Aber ich garantiere, ich werde nicht alles vorkauen und sicherlich nicht mit Vorwegnahmen arbeiten (u.a. deshalb Präsens!). (Edit:) Und beschreiben tu ich auch -- jedenfalls soviel wie die Erzählerin braucht, um sich ihre Gedanken zu machen und ihre Schlüsse zu ziehen -- die nicht richtig sein müssen. Aber ob sie richtig sind oder nicht, das zu entscheiden überlasse ich den Lesern. :wave

  • Das liegt doch nicht an der Perspektive allein, ob ein Buch gut ist oder nicht. Ich hab in der letzten Zeit einige gute Bücher in der Ich-Perspektive gelesen.


    Du machst das schon Iris :grin
    Auch wieder historisch?

  • Zitat

    Original von Jules
    Hi,


    ich kann euch in vielem zustimmen.
    Was bisher aber noch nicht erwähnt wurde: ich mag Bücher nicht, die im Präsens geschrieben sind. Und wenn dann die Zeiten noch gewechselt werden, wird es ganz schlimm.


    ja, du hast recht, Präsens/Vergangenheit ist ein wichtige Frage. Ich bevorzuge auch Vergangenheits-form. Irgendwie verwirrt mich Präsens immer.

    Zitat

    P.S.: die Frage ist übrigens gut :-)


    Danke :knuddel1

  • ich würde ein buch nicht deshalb NICHT lesen, weil es in der ich-form geschrieben ist, aber mE ist durch diese form ein wenig die spannung weg, denn ich weiss ja, der erzähler schreibt/redet/lebt noch .. ist also den in seiner erzählung ggfs geschilderten gefahren entgangen (was nicht heissen soll, ich bevorzuge mord-und-totschlag*g*).
    auch mir liegt die vergangenheitsform eher, wobei ich nicht sagen könnte, warum das so ist. ob es daran liegt, dass ich eher geschichtliche romane lese oder vielleicht doch eher daran, dass man sich durch die distanz ezwas *sicherer* fühlt? keine ahnung.
    wichtig ist mir ein gutes verhältnis zwischen wörtlicher rede und beschreibungen. ich erinnere, dass ich "vom winde verweht" beinahe weggelegt hätte, weil mir die laaange einführung über scarletts eltern sowie die ausführlichen beschreibungen der verhältnisse auf sämtlichen nachbarplantagen "auf den keks" ging. durchgehalten habend merkte ich dann, dass diese einführung gut war, um sich in die südstaatengegebenheiten einfühlen zu können, aber wie gesagt, es war auf der kippe zum aufgeben.
    schwierigkeiten habe ich mit fast allen russischen schriftstellern. schon allein die namen und ihre varianten sind mir sehr "augendornig".
    und ich mag den eher nicht so offensichtlichen humor:-)

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Zitat

    Original von Orlando
    Auch wieder historisch?


    Dieses ist zeitgenössisch, ein anderes zeitgeschichtlich (Nachkriegszeit). Die beiden historischen Wälzer, die ich plane, werden allein schon wegen der Recherche noch eine ganze Weile brauchen, bis ich ans Schreiben gehen kann.


    Außerdem sitze ich ja auch an Teil3. :wave@Wolke

  • Zitat

    Original von Orlando
    Na dann hör mal auf zu eulen, wir wollen doch alle wissen, wie es weitergeht *drängel* :-)


    Ich bin beim Überarbeiten und muß mal Pause machen, weil mir der Kopf schwirrt ... Es wird nicht besser, wenn ich vor lauter Betriebsblindheit den Bockmist nicht mehr finden kann ...

  • Zitat

    Original von Iris
    Ich bin beim Überarbeiten und muß mal Pause machen...


    wie meinen? eben haste doch erst gemtülich mit mir Mittag gegessen. Überarbeitet, du musst acht geben was du hier schreibst "little daughter is watching you!" :lache


    ich ähhh.....

  • Zitat

    Original von Jules
    Ich habe mal ein Buch gelesen, in dem der Autor kaum etwas beschreibt - außer Wolken, und die ausführlich. Grausam.


    Das klingt natürlich dermaßen schräg, daß ich gleich nachfrage, was für ein Buch das war. Da muß ich reingucken. Erinnerst du dich zufällig noch?
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus