Hallgrímur Helgason las am 17.Oktober 2011 um 20 Uhr
im Literaturhaus zu Kiel
Der Termin stand bereits länger fest und wer sich regelmäßig über Lesungen informiert, wusste sich eine Karte für die Veranstaltung dieses spätestens seit "101 Reykjavik" bekannten isländischen Schriftstellers im Vorhinein zu sichern.
Dementsprechend groß war die Enttäuschung einiger Besucher,
die bereits um halb acht Uhr darauf verwiesen wurden, auf nicht abgeholte Karten zu warten.
Pünktlich um 20 Uhr begann im ausverkauften Literaturhaus dieser Abend mit einer kurzen Vorstellung des sichtlich gut gelaunten Gastes,
der zuvor einer der gefragtesten Schriftsteller der diesjährigen Frankfurter Buchmesse mit Schwerpunkt Island war.
Nach ein paar einführenden Worten in deutscher Sprache begann Hallgrímur Helgason in isländischer Sprache einen ersten Abschnitt aus seinem jüngsten Roman "Eine Frau um 1000°- Aus den Memoiren der Herbjörg Maria Björnsson" zu lesen und dem Publikum ein Gefühl für die rauhe Sprache seines Heimatlandes zu vermitteln.
Nils Aulike übernahm das Lesen weiterer Abschnitte in deutscher Sprache und trug mit ruhiger und tiefer Stimme einige überaus humorvolle Stellen vor,
unter anderem wie die Protagonistin des Romans ihren eigenen Einäscherungstermin mit einem Bestattungsunternehmen vereinbaren wollte.
Das offensichtlich bestens unterhaltene Publikum lag vor Lachen fast unter den Stühlen und Hallgrímur Helgason dankte ihm mit einer weiteren Passage
in deutscher Sprache.
Im Anschluss gab es Gelegenheit, Fragen an den isländischen Gast zu stellen und ihn berichten zu lassen, wer hinter der Hauptfigur seines Romans steht.
Hallgrímur Helgason berichtete davon, dass er für seinen Roman die Enkelin eines isländischen Präsidenten vor Augen hatte und wie seine Recherchearbeit für diesen Roman aussah, für den er bei seiner letzten Deutschlandreise u.a. auch den Handlungsort Amrum besucht habe,
um zu überprüfen, ob seine Inselbeschreibung auch zutreffend sei.
Allein aus Kostengründen hätte er auf eine Besichtigung einzelner Orte in Argentinien verzichtet.
Interessant in diesem Zusammenhang war auch die Erwähnung der Tatsache, dass der aktuelle Roman in Deutschland früher als in Island und pünktlich zur Frankfurter Buchmesse erschienen ist, allerdings um einige Abschnitte, die im Zusammenhang mit der NS-Zeit stehen, gekürzt wurden,
was den Leiter des Literaturhauses zur Frage nach eienr "Zensur" veranlasste. In seiner Antwort deutete Hallgrímur Helgason an,
dass es den Verantwortlichen weniger um Zensur denn darum gegangen sei, was der Leserschaft zumutbar gewesen wäre, was bei so manchem Lesungsbesucher mit Sicherheit ein Bedauern ausgelöst haben dürfte.
Da Nils Aulike aus Termingründen den Abend schon verlassen hatte, ließ es sich Hallgrimur Helgason nicht nehmen, zum Abschluss eine nichtvorbereitete Passage über den Vergleich von Sprachen in Deutsch vorzutragen und das Publikum nicht ohne ein signiertes Buch unter dem Arm glücklich nach Hause zu entlassen.