Inhalt: (Copyright: Aus Das Buch der 1000 Bücher, Harenberg Verlag)
Der Roman spielt zwischen 1969 und 1973 in einem kleinen Ort an der chilenischen Küste. Der junge Mario Jiménez beschließt, den Fischerberuf aufzugeben, als er hört, dass ein Briefträger gesucht wird, der die Post zum berühmten Dichter Pablo Neruda auf die Isla Negra bringen soll. Mario bemüht sich, dessen Freundschaft zu gewinnen; er lernt Gedichte von ihm auswendig und antwortet ihm schlagfertig mit Neruda-Zitaten. Als er Neruda bittet, ihm bei der Werbung um die Gastwirtstochter Beatriz behilflich zu sein, weiht der ihn in die Geheimnisse der Poesie ein. Mit der Hilfe eines Gedichts erringt er ihre Zuneigung. Ihre Mutter erkennt die Gefahr und bewacht das Mädchen, aber als das Volk am 4. September 1970 den Wahlsieg von Salvador Allende feiert, treffen sich die beiden Verliebten. Die Mutter muss nachgeben, Neruda wird Trauzeuge und später Taufpate des Sohns.
1971 erhält Neruda den Nobelpreis für Literatur und sagt in seiner Dankesrede den hoffnungsvollen Satz von Arthur R Rimbaud, der dem Roman den Titel gab: »Im Morgengrauen werden wir, bewaffnet mit brennender Geduld, die strahlenden Städte betreten.« Die politische Lage in Chile verschärft sich; konservative Kräfte organisieren Streiks und es kommt schließlich zum blutigen Putsch durch die Armee unter General Pinochet. Einmal kann Mario den todkranken Dichter noch heimlich besuchen und ihm von den Angeboten aus dem Ausland berichten, ihm Exil zu gewähren, bevor Neruda stirbt.
Meine Meinung:
Leider hat das Buch nicht gehalten, was ich mir davon versprochen habe. Die Rezensionen bei amazon sind geradezu hymnisch, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie die zustande kamen.
War ich am Anfang noch geneigt, die Wortwahl Skármetas als blumig durchgehen zu lassen, rutschte sie sehr schnell in die Kategorie schwülstig ab.
Hier eine beispielhafte Textstelle, von der Sorte es leider mehrere gibt:
(Zur Erklärung: Der erste und lang herbeigesehnte Beischlaf von Mario und Beatriz steht kurz bevor.)
In diesem Augenblick wurde Mario bewußt, daß seine ihm monatelang treu gebliebene Erektion nur ein kleiner Hügel gewesen war verglichen mit dem Gebirgsmassiv, das sich jetzt zwischen seinen Schenkeln auftat: ein Vulkan, dessen gar nicht metaphorische Lava sein Blut entfesselte seinen Blick trübte und seinen Speichel in eine Art dickflüssigen Samen verwandelte.
Das ganze Liebesspiel begleitet übrigens ein Hühnerei, dessen Sinn und Zweck sich mir nicht erschließt. Erotisch fand ich es nämlich nicht.
Dann nahm sie es [das Ei] an ihre Brüste, folgte mit tanzenden Fingern der pochenden Wölbung, ließ es danach über ihren harten Bauch gleiten, führte es an ihr Geschlecht, verbarg es im Dreieck zwischen ihren Schenkeln, wo es sich sogleich erwärmte, und sah Mario mit erhitztem Blick in die Augen.
Der Autor war auch sehr bemüht, Metaphern zu kreieren. Ich bin ein großer Fan von guten Sprachbildern, die von Skármeta gehören leider nicht dazu. Beispiel:
Sein Antlitz glänzte in kindlicher Freude, und sein scheues Lächeln erstrahlte mit der schlichten Bescheidenheit eines Brotes auf dem einfach gedeckten Tisch.
Die politischen Zustände im Land werden nur wie nebenbei gestreift. Informationen, die über das hinaus gehen, das man ohnehin über diese Ereignisse schon weiß, werden nicht geboten.
Fazit:
Für mich war das Lesen dieses Buches vergeudete Zeit. Zwei Punkte von 10.
Edit fand, einem Mann steht ein o im Namen besser an, als ein a. Ein Antonio soll auch ein solcher sein.