Originaltitel: Moonlight Mile (2010)
Ullstein Verlag 2011, 379 S.
Der 6. Fall für die Privatdetektive Patrick Kenzie & Angela Gennaro
Über den Inhalt:
Privatdetektiv Patrick Kenzie wird brutal zusammengeschlagen. Er soll nicht im Fall der verschwundenen Amanda McCready ermitteln. Doch Patrick lässt sich nicht einschüchtern. Er hat Amanda als kleines Mädchen schon einmal gefunden und aus den Fängen von Entführern befreit. Aber er ist nicht der Einzige, der nach ihr sucht. Auch die russische Mafia und ein kleiner Drogendealer sind hinter ihr her. Ein irrwitziger Wettlauf mit der Zeit beginnt.
Über den Autor:
Dennis Lehane wurde 1966 in Dorchester, Massachusetts, geboren. Bekannt wurde er mit seiner Krimiserie um Patrick Kenzie und Angela Gennaro. Dreimal wurde er mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Clint Eastwoods Verfilmung seines Romans Mystic River erhielt mehrere Oscars, Martin Scorsese führte Regie bei Shutter Island. Dennis Lehane lebt in Boston.
Meine Meinung:
Nach elf Jahren Pause folgt endlich die Fortsetzung der Patrick Kenzie & Angie Gennaro-Reihe mit einer Geschichte, die ihren Anfang im zwölf Jahre zurückliegenden Entführungsfall aus „Kein Kinderspiel“ hat. Damals suchte Patrick nach der 4-jährigen Amanda und brachte sie schließlich zu ihrer alkoholkranken, leiblichen Mutter zurück. Jetzt ist Amanda erneut verschwunden und Patrick weigert sich zunächst, etwas zu unternehmen. Denn vor zwölf Jahren hatte der Entführungsfall zu einem Streit mit Angie geführt, der sie fast ein Jahr lang nicht miteinander sprechen ließ.
An das älter gewordene Team Patrick Kenzie und Angie Gennaro musste ich mich erst gewöhnen, habe mich aber sehr gefreut, wie Lehane ihre Lebensgeschichte weitergeschrieben hat. Die beiden sind längst nicht mehr so draufgängerisch wie in den vergangenen Bänden. Zusammen mit ihrer 4-jährigen Tochter führen sie ein ruhiges, wenn auch nicht sorgenfreies Leben, aus dem zwar die Leichtigkeit größtenteils verschwunden ist, an deren Stelle aber ein hohes Verantwortungsgefühl getreten ist. Hier nutzt Lehane, wie auch in seinen jüngeren Romanen zu erkennen, die Gelegenheit für jede Menge Gesellschaftskritik und Seitenhiebe auf die amerikanische Politik und Wirtschaft.
Der Plot ist nicht ganz so facettenreich wie gewohnt. Aber das Tempo ist hoch und die Dialoge haben nichts an Witz und Schlagfertigkeit eingebüßt. Die Charaktere sind wie immer ungewöhnlich, originell und nicht einfach nur in Gut oder Böse einzuteilen. Kenzie bekommt es diesmal u.a. mit der Russischen Mafia zu tun. Dies und einige überraschende Entwicklungen machen das Buch spannend und lesenswert. Actionszenen gibt es einige und das Ende ist der gelungene Abschluß einer großartigen und unorthodoxen Serie.
Ach ja: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine weitere Fortsetzung geben wird. Ich freue mich über den wirklich tollen, gelungenen Abschluss einer meiner Lieblingskrimireihen. Damit ist Dennis Lehane etwas gelungen, was viele seiner Kollegen leider nicht schaffen: eine Serie sauber und rund zum Abschluss zu bringen, ohne noch Band um Band nachzuschieben, was die einstigen Fans dann nur noch verärgert. Da hoffe ich jetzt lieber darauf, dass Lehane uns bald mit etwas Neuem überraschen wird.