'Macbeth' - 1. Aufzug

  • Meine Ausgabe zerfleddert mittlerweile - aber ich habe sie ja auch schon seit dem Abitur- und man sieht es ihr an! :lache Da ist es wirklich sehr gut, daß ich parallel die Kindle-Version hier habe...


    Im 1.Akt ist meine Lieblingsszene des ganzen Stückes - die mit den 3 Hexen und Banquo...


    Macbeth läßt sich von der Prophezeihung der Hexen leiten - und dem Ehrgeiz seiner Frau! Banquo - dem die Hexen versprechen, er würde der Vater von Königen - sieht die Geschichte gelassener. Aber die Hexen versprechen ihm ja auch, daß er glücklicher als Macbeth sei. Da Duncan, der gütige König, bei Macbeth übernachten möchte, liefert er Macbeth und seiner Frau die Möglichkeit, ihn zu töten. Wobei sich Macbeth dort zweimal schuldig macht: er ermordet seinen König und verstößt gegen das Gesetz der Gastfreundschaft... :gruebel

  • Zitat

    Original von Macska
    Es wird besser :-]


    Ich schaffe das schon, Buch abbrechen gibt es bei mir ganz selten.


    Auch wenn sie am Anfang schwer zu lesen sind, finde ich persönlich, wird es deutlich besser sobald man sich an die Aussprache gewöhnt hat.
    Freut mich, dass Du weitermachst.

  • Den Bericht von Lenox über den Krieg fand ich sehr gut! Aber das Macbeth wirklich dachte, er könnte nur durch Tod des alten Cawdors seinen vorherbestimmten Platz einnehmen! Aber schließlich war es doch "nur" Verrat.
    Naja, für den Herrschertitel plant ja Lady Macbeth letztendlich doch noch einen Mord, wie es scheint. Irgendwie finde ich Macbeth ein wenig naiv. Seine Lady scheint in dieser Beziehung die Hosen anzuhaben, auch wenn es nach außen eigentlich anders aussieht, finde ich.

  • So, ich habe nun auch den ersten Abschnitt beendet und mal wieder festgestellt, dass Shakespeare und ich eine Hassliebe führen… Zwar liebe ich diese Sprache, gerade im Original, aber andererseits hasse ich es, dass mir der Sinn und die Bedeutung von manchen Sachen auch nach mehrmaligem Lesen verborgen bleiben.


    Nun ja, sei’s drum. Ich hab die anderen Kommentare noch nicht gelesen und möchte erst meine Eindrücke beschreiben, bevor ich das nachhole…


    Dieser erste Akt, unterteilt in sieben Szenen ist wirklich wie eine klassische Exposition: Einführung der Personen und Beschreibung des Problems.


    Die erste Szene bietet für mich einen grandiosen Einstieg in das Drama, die Atmosphäre, die das Szenario einer einsamen Heide mit Donner und Blitz und drei sich treffender Hexen bietet, ist gewissermaßen unheimlich und stimmt gut ein. Auch der Auftritt der Hexen und das, was sie in der kurzen Szene sagen, ist ein toller Auftakt und lässt einen gespannt was passieren wird, weiterlesen.


    In der zweiten Szene wird Macbeth durch die anderen Charaktere, vor allem durch die Erzählung des Kriegers indirekt charakterisiert: Er scheint ein guter und harter Kämpfer zu sein, der auch mit dem Mut der Verzweiflung einen aussichtslosen Kampf erfolgreich angeht. Darum wird er zum Held erklärt und soll reich entlohnt werden – unter anderem mit dem Titel ‚thane of Cawdor‘.


    In Szene drei treten zunächst wieder die Hexen auf, wieder begleitet von Gewitter, was ein Motiv für sie zu seinen scheint. Ein gelungenes, finde ich. Ich mag auch ihre böse Natur und finde ihre Aussagen herrlich: “Where hast thou been, sister?“ – „Killing swine“ […] (Act I. Szene III) Sie prophezeien Macbeths Zukunft, dass er König werden soll, verschwinden aber im entscheidenden Moment und lassen Macbeth mit einer Menge unbeantworteter Fragen zurück. Es scheint, als seien Macbeth und Banquo mehr von der Prophezeiung als vom Auftauchen der Hexen irritiert und das wird auch deutlich, als Macbeth angibt, dass er wollte, sie wären noch länger geblieben und deutlich wird, dass die Prophezeiung ganz schön Eindruck auf ihn gemacht hat („I burnt in desire to question them further…“ (I.V)


    Weiter in Szene fünf wird Macbeth von Lady Macbeth als zu weich und „too full o’th‘ milk of human kindness“ (I.V.) beschrieben – ein erstes Zeichen, dass sie Angst vor Macbeths Zweifeln und Natur hat, und dass sie die Fäden spinnen wird, um Macbeth zum König zu machen, weil es Macbeth selbst zwar nicht an Ehrgeiz, aber der dazugehörigen Boshaftigkeit mangelt. Ich mag auch, wie bedeutungsvolle Sätze (oder Teilsätze) eingestreut werden, die auf den Fortgang der Geschichte hindeuten, z.B. „… the fatal entrance of Duncan…“ (I.V.).


    In Szene sechs mag ich den trügerischen ersten Eindruck, den König Duncan vom Schloss hat, es wird ja von ihm und Banquo recht harmonisch und idyllisch beschrieben, und wie Lady Macbeth sich wundervoll heuchlerisch bei Duncan anbiedert, eben weil er ja noch König ist – ob ihr das nun passt oder nicht.


    In der letzten Szene des ersten Akts wirkt es auf mich, dass Macbeth Zweifel und Angst vor dem Mord am König hat und dass er genau weiß, dass er danach keine ruhige Sekunde mehr haben wird, weil es genauso auf ihn zurückfallen kann: „… commend th’ingredients of our poison’d chalice / to our own lips.“ (I.VII.). Lady Macbeth packt ihn daraufhin dort, wo er scheinbar am empfindlichsten ist: Seinem Stolz und seiner Ehre und dem Wunsch, es ihr recht zu machen und auch wenn sich hier Zweifel und Skrupellosigkeit gegenüberstehen ist der Königsmord beschlossene Sache.

  • Zitat

    Original von Clare
    [...]


    Macbeth ist zwar ein Heerführer, aber er ist ein schwacher Mensch. Begierig saugt er die Vorhersagen der Hexen auf. Vielleicht waren es ja auch wirklich seine geheimen Wünsche, aber er ist beeinflussbar, besonders von seiner Frau. Frei nach dem Motto: Oh, das wird also mir geschehen, na das wollte ich schon immer, aber vielleicht geht es ja auch von allein.
    [...]


    Ich finde, hier liegt der springende Punkt, was Macbeth angeht: Er ist Heerführer, er versteht sich darauf, im Kampf die Zügel in die Hand zu nehmen und Entscheidungen zu treffen, die ihn Kopf und Kragen kosten können, aber er trifft sie, weil er nicht großartig die Möglichkeit hat, darüber nachzudenken, was es für Konsequenzen haben könnte. Deswegen ist er sicher ein guter Kämpfer. Aber was Intrigen und gezielte Mordkomplotte angeht, hat er vermutlich weder Ahnung noch in der Vergangenheit Bedarf daran gehabt.


    Überhaupt finde ich ja, dass Intrigen und Mordkomplotte Damensache sind und Lady Macbeth unterstreicht meine Meinung hier recht deutlich :lache
    Sicher, Macbeth mag sich wünschen, mehr Macht zu haben, König zu werden, doch aktiv was dafür tun kann und will er nicht und braucht deswegen seine Frau, die die Fäden für ihn spinnt. Die Vorhersage benutzt er demnach vielleicht nur, um seine Zweifel zu besänftigen, nach dem Motto 'Wenn es mir vorhergesagt wurde, wird es schon seine Richtigkeit haben, was sie macht und wenn wir dafür über Leichen gehen müssen'. Er ist halt schwach und beeinflussbar :rolleyes

  • Zitat

    Original von Macska
    Es wird besser :-]


    Ich schaffe das schon, Buch abbrechen gibt es bei mir ganz selten.


    Nur Mut! Gerade bei Shakespeare braucht man eine ordentliche Eingewoehnungsphase. Und ich finde Macbeth auch nicht ganz einfach, obwohl ich die Sprache eigentlich ausreichend gewoehnt sein muesste. Trotzdem habe ich heute Morgen lieber der ersten Akt nochmal gelesen, als gleich mit dem 2. weiterzumachen. :-)



    Mir sind heute morgen auch noch ein paar Sachen aufgefallen, vielleicht schreibe da spaeter noch was zu, wenn ich den Text parat habe. Meine Ausgabe ist leider etwas unhandlich :grin

  • Zitat

    Original von Macska
    Ich habe mich dran gewöhnt, fange gleich den 5. Akt an. :-]


    Dann bist du ja wesentlich schneller als ich. :wow Konnte heute leider noch gar nichts lesen und muss mich jetzt auch erst noch durch ein Kapitel Fachbuch quaelen, dann werd ich mich dem 2. Akt widmen. :-]

  • Ach, pfeiff auf das oede Textbuch, das ich noch lesen muss.... :grin



    Zitat

    das Szenario einer einsamen Heide mit Donner und Blitz


    Was hast du denn fuer ne Ausgabe? Du liest ja auch auf Englisch, ne? Bei mir steht nur Donner und Blitz, aber nichts von dem Ort. Ist ja meistens bei Shakespeare so. Ich meine es gibt aber Texte, in die Buehnenanweisungen eingefuegt wurden, die sich in Auffuehrungen etabliert haben.



    Zitat

    Was ich jetzt aber wirklich nicht verstehe. Duncan hat doch seinen Sohn schon als Nachfolger bestimmt. Warum wollen sie denn jetzt Duncan umbringen und nicht den Sohn?


    Ich denke mal, das erklaert sich spaeter noch. Obwohl du das jetzt vermutlich im Gegensatz zu mir auch schon weisst :grin




    So, ich hab jetzt aber mal mein Buch dazugepackt, bzw. mir eine online Version gesucht, bin jetzt auch nicht sooo fleissig, als dass ich das hier jetzt alles abtippen mag.
    Es sind hier ja alle so begeistert von den Hexen (ok ich geb's ja zu die sind auch irgendwie cool, alleine wegen der Reime :-]), aber der beste Teil im ganxen Aufzug ist ja wohl immer noch das Selbstgespraech der Dame des Hauses:



    (Fuer alle die nochmal auf Deutsch gucken wollen: Szene 5, Z. 39ff)


    Das ist mal eine echte Iron Lady :grin Bisher habe ich von Shakespeare nur Frauencharaktere wie u.a. Desdemona und Juliet kennen lernen duerfen, die doch eher passiv dasitzen und ihr Schicksal abwarten. Endlich mal eine Frau, die sich ihren Mann steht (auch im woertlichen Sinne - "unsex me here"). Ich mag Lady Macbeth auf ihre eigene Art und Weise, auch wenn sie sicher nicht als Sympathietraeger gedacht ist :-]


    In dem 2. Selbstgespraech in diesem Aufzug lernt man Macbeth und sein Innenleben besser kennen, so wie das nun mal ist - die Leute zeigen ihr wahres Gesicht erst, wenn sie denken keine sieht es ;-) Ist auch eine wichtige Szene denke ich, weil man hier doch deutlich sieht, das Macbeth jetzt zwar kein Moralapostel ist aber auch (noch?) nicht unbedingt ein schlechter Mensch....enter the manipulative wife.... :-] Sie laesst ihm keine Wahl setzt ihn ziemlich unter Druck und stellt seinen Mut/seine Maennlichkeit in Frage und er zeigt sich auch maechtig beeindruckt. Aber gerade hier im Dialog wirkt die Lady wie die maennlichere von beiden ;-)


    Eine Frage haette ich noch, vielleicht hat da ja einer eine Idee.


    Zitat

    Macbeth: So foul and fair a day I have not seen.

    (I3, V. 36). Die Anspielung ist ja klar, aber - wenn ihr das jetzt interpretieren muesstet - was soll damit bezweckt werden? :gruebel




    So und jetzt hab ich mir nen Tee verdient, lese fix meinen einen Unitext und dann gehts aber endgueltig weiter mit dem 2. Teil :-]

  • Zitat

    Original von Macska
    Ich habe mich dran gewöhnt, fange gleich den 5. Akt an. :-]


    das ist schön :-)


    Zitat

    Original von ScoobyDoo


    Nur Mut! Gerade bei Shakespeare braucht man eine ordentliche Eingewoehnungsphase. Und ich finde Macbeth auch nicht ganz einfach, obwohl ich die Sprache eigentlich ausreichend gewoehnt sein muesste. Trotzdem habe ich heute Morgen lieber der ersten Akt nochmal gelesen, als gleich mit dem 2. weiterzumachen. :-)


    ich las heute zwischendurch auch noch einmal ein paar Szenen im Internet auf Englisch :-) es fällt einfach immer wieder was neues auf und der Stil ist auch einfach interessant.


    Zitat

    Original von ScoobyDoo
    Ach, pfeiff auf das oede Textbuch, das ich noch lesen muss.... :grin


    nana :grin


  • mmh :gruebel beim Lesen dachte ich glaube ich, dass er an die Schlacht dachte. Sie haben ja gewonnen, also einen erfolgreichen Tag gehabt. Allerdings ist so ein Gemetzel ja nicht unbedingt angenehm.


    Ich frag mich aber gerade, ob es nicht auch was mit den Hexen zu tun haben könnte :gruebel


    *edit* und wahrscheinlich auch ein Bezug zu dem Thema "foul is fair" :gruebel

  • Hallole!


    Ich zitiere mal aus einem meiner Lieblingsbücher:



    Wind heulte, Blitze stachen ziellos herab, wie ein ungeschickter Mörder. Donner rollte über das dunkle, regengepeitschte Land.
    Die Nacht war so dunkel wie das Innere einer Katze. Man konnte sie für eine jener Nächte halten, die Götter nutzen, um Menschen wie Figuren auf dem Schachbrett des Schicksals zu bewegen. Mitten im elementaren Stürmen, neben tropfnassen Stechginsterbüschen, glühte Feuerschein wie Tollheit im Auge eines Wiesels. Das flackernde Licht fiel auf drei zusammengekauerte Gestalten. Es blubberte im nahen Kessel, und eine unheimliche Stimme kreischte: "Wann soll'n wir drei uns wiedersehen?"
    Eine kurze Pause folgte.
    Schließlich erwiderte eine andere und weitaus normalere Stimme: "Tja, ich hätte nächsten Dienstag Zeit."



    (Terry Pratchett: MacBest)

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Zitat

    Original von Mia08


    *edit* und wahrscheinlich auch ein Bezug zu dem Thema "foul is fair" :gruebel


    Ja genau das meine ich ja - Zufall ist das ganz sicher nicht :grin Macbeth hat die Hexe vorher ja nicht gehoert, also wird er das nicht beabsichtig haben, bin mir aber sicher, dass Shakespeare da was mit beabsichtig hat, nur was ist mir nicht ganz klar :gruebel

  • Zitat

    Original von ScoobyDoo



    Was hast du denn fuer ne Ausgabe? Du liest ja auch auf Englisch, ne? Bei mir steht nur Donner und Blitz, aber nichts von dem Ort. Ist ja meistens bei Shakespeare so. Ich meine es gibt aber Texte, in die Buehnenanweisungen eingefuegt wurden, die sich in Auffuehrungen etabliert haben.


    Hallole!


    Meine englische Ausgabe schreibt (Ausgabe 1987, gedruckt in der DDR :-]):
    A desert Heath
    Thunder and lightning. Enter three Witches.


    Meine deutsche Ausgabe, übersetzt von Dorothea Tieck (Ausgabe 1987, Heidelberg):
    Eine Heide. Donner und Blitz
    Drei Hexen treten auf


    Auf deutsch eine Heide, auf englisch eine einsame Heide... :grin

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von HeikeArizona ()

  • Nach anfänglichen Eingewöhnungsschwierigkeiten, wie eigendlich immer bei Shakespeare, habe ich den ersten Aufzug jetzt auch durch. :-)


    Die Hexen finde ich in diesem Abschnitt auch besonders toll.


    @ HeikeArizona


    Ich glaube, ich muss mich doch mal an Pratchett versuchen. Die zitierte Stelle ist auf jeden Fall schon mal toll :lache

  • Zitat

    Original von Zwergin
    @ HeikeArizona


    Ich glaube, ich muss mich doch mal an Pratchett versuchen. Die zitierte Stelle ist auf jeden Fall schon mal toll :lache


    Da werde ich mich auch mal dranmachen - bis jetzt habe ich Pratchett immer meinem Mann überlassen....


    Bei meiner englischen Ausgabe steht am Anfang:
    An open place. Thunder and lightning. Enter tree witches.


    Bei der deutschen:
    Eine HEide. Donner und Blitz.


    So verschieden können die Anfänge sein... :chen


    ScoobyDoo :
    Zudem Zitat habe ich noch folgendes von unserem English-Leistungskurs stehen:
    So foul and fair a day I have not seen.
    Steht im Zusammenhang zur Schlacht / Sieg und zu den Hexen (auch zu ihrem Aussehen mit den Bärten....) und dieser Satz ist auch ein Leitmotiv des ganzen Stückes... :wave

  • Bei mir (Text nach dem 1. Folio) steht nur "Thunder and lightning. Enter three witches."


    Fuers zweite Mal verabreden sie sich ja auch in der Heide, also ist das fuer Szene I3 ja klar, auch wenn da bei mir auch nichts steht.


    Ich glaube aber Ortsbeschreibung sind in den Quartotexten und im ersten Folio sowieso ganz selten, die sind meistens erst spaeter dazu gekommen. Macht ja auch Sinn, als Shakespeare noch selber am Theater war, konnte er das ja auch entscheiden wie die Buehne aussieht :-]



    bibliocat : Ok danke. Ich hatte mir irgendwie noch mehr tieferen Sinn erhofft, aber dann muss das wohl reichen :grin


  • :rofl das muss ich dann wohl auch mal lesen
    hab mich bisher noch nicht an Pratchett gewagt


  • Genial :rofl