Zum Inhalt
Mit diesem Atlas entführt uns Judith Schalansky zu 50 entlegenen Orten - von Tristan da Cahuna bis zum Clipperton-Atoll, von der Weihnachts- bis zur Osterinsel - und erzählt absurd-abgründige Geschichten, wie sie nur die Wirklichkeit sich auszudenken vermag, wenn sie mit wenigen Quadratkilometern im Nirgendwo auskommen muss: Es sind Geschichten von seltenen Tieren und seltsamen Menschen - von gestrandeten Sklaven und einsamen Naturforschern, verirrten Entdeckern und verwirrten Leuchtturmwärtern, vergessenen Schiffbrüchigen und meuternden Matrosen, kurzum: von freiwilligen und unfreiwilligen Robinsons - die beweisen, dass die abenteuerlichsten Reisen immer noch im Kopf stattfinden: mit dem Finger auf der Landkarte.
Über die Autorin
Judith Schalansky, geboren 1980 in Greisfswald, studierte Kunstgeschichte sowie Kommunikationsdesign und lebt als freie Autorin und Gestalterin in Berlin. 2006 veröffentlichte sie ihr typografisches Kompendium Fraktur mon Amour im Verlag Hermann Schmidt Mainz, das mit mehreren Designpreisen ausgezeichnet wurde. Ihr literarisches Debüt, der Matrosenroman Blau steht dir nicht, erschien 2008 bei mare. Im Jahr 2009 erhielt sie ein Stipendium der Villa Aurora in Los Angeles. Ihr aktueller Roman Der Hals der Giraffe (2011, Suhrkamp) ist für mehrere Literaturpreise nominiert.
Meine Meinung
"Das Paradies ist eine Insel. Die Hölle auch." Mit diesen Worten ist das Vorwort zu Judith Schalanskys Buch Atlas der abgelegenen Inseln - Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werde betitelt und im Grunde kann man das Fazit dieses Buches kaum besser formulieren. 50 ganz unterschiedliche Inseln hat die Autorin in ihrem Atlas versammelt, denen nur eines gemeinsam ist: sie sind ganz und gar abgelegen von jeder kontinentalen und manchmal auch der zivilisatorischen Welt. Die kleinste der vorgestellten Inseln ist gerade mal 0,8 km² groß und zählt ganze 4 Bewohner (Tromelin im Indischen Ozean), während die größte ganze 297 km² mißt und gänzlich unbewohnt ist (Rudolf-Insel im Arktischen Ozean). Jeder Insel ist eine Doppelseite gewidmet - rechts die Abbildung der Insel im jeweils identischen Maßstab 1:125000, links eine kleine Zeitleiste (Entdeckung/Sichtung, besondere Ereignisse) und ein kurzer Text. Diese Texte haben es in sich - knapp und doch verführerisch anschaulich wird ein kleiner Moment in der Geschichte der Insel beschrieben. Selten habe ich ein Buch gelesen, dessen Texte mich derart verlockten, mehr herauszufinden, wobei die Wirkung von Schalanskys Worten dadurch, dass die Frage danach was Fiktion und was Wahrheit ist, gänzlich unbeantwortet bleibt, nur noch mehr Sog entwickelt. "Diesen Erzählungen ist eigen, dass Wahrheit und Dichtung nicht mehr auseinanderzuhalten sind, Realität fiktionalisiert und Fiktion realisiert wird."
Fazit: Ein großartiges Buch zum Schmökern, Träumen und Weiterspinnen!
Edit: kleinere Rechtschreibfehler ausgemerzt