Inhaltsangabe (laut Buch)
Gärten sind Seelenlandschaften und Schicksalsorte. Sie wirken als Lebensquell und können ein Glück vollkommen machen. Sie können Verzweifelte trösten und Feinschaften mildern. In schweren Zeiten sind sie überlebenswichtig.
Ulla Lachauer kehrt zurück in die Gärten ihrer westfälischen Kindheit. Sie besucht Gärten ind ganz Deutschland. Und sie entdeckt das Vergnügen, in der Fremde Zaungast zu sein. Sie reist nach Paris, an die Costa del Sol, in die Alpen. Auf die Kurische Nehrung, in die Vergangenheit des alten Ostpreußen. Odesssa im Mai ist Schauplatz einer seltsamen Liebesgeschichte: „Der Akazienkavalier“.
Die Autorin
Ulla Lachauer wurde 1951 in Ahlen im schönen Westfalen geboren. Sie arbeitet als freie Journalistin und Dokumentarfilmerin. Sie ist Autorin unter anderem der Bücher „Paradiesstraße“ und „Die Brücke von Tilsit“.
Meine Meinung
In drei Teile ist das Buch untergliedert, insgesamt 18 Geschichten erzählt Ulla Lachauer; ein Nachwort und Dank schließt sich an.
„Von Menschen und Gärten“ lautet der Untertitel des Buches, er gibt die Richtung vor. Die Autorin erzählt von ganz bemerkenswerten, nur zu einem sehr geringen Teil bekannten resp. berühmten Menschen (Colette und Wulf Kirsten beispielsweise), fast gänzlich eher die leisen Typen, die dennoch ein Menge, und das keineswegs nur mit Worten, zu sagen haben. Die Lebenswege dieser Menschen sind selten gerade, die Steine im Weg, die Gabelungen, die Brüche im Leben dieser Menschen scheinen es der Autorin angetan zu haben. Ver- und Getriebene, Suchende und eine Blinde, Dichter und Bettler porträtiert Ulla Lauchauer anhand ihrer Gärten und Pflanzen.
Gärten wie der Wüstengarten des Schauspielers Walter Sittler, Colettes Garten des Palais Royal, der Bernsteinwald des kleinen Hehlers Kostas, die fremden „Gärten“ der jungen deutschen Kriegsgefangenen in Frankreich; die „Schissberen“ des Wulf Kirsten, dessen Gedichte manchmal so sperrig daherkommen, der Paprika, Erinnerung an die ungarische Heimat des nach dem Krieg Vertriebenen Gärtners Blumenschein, der Seidelbast, dieser schöne wilde Geselle, der es gerne so üppig mag, aber wenn man ihn zu gerne hat, mag er das nicht und geht fort, die Bettler wissen das und brechen ihm immer wieder Zweige ab, für ihre geheimen Zwecke werden sie gebraucht – das ist nur ein kleiner Teil dessen, was sich in dem Buch finden lässt.
Ach ja, und was die in der Inhaltsangabe angesprochene „seltsame Liebesgeschichte“ angeht: Seltsam habe ich sie nicht gefunden, sondern wunderschön. Eine kleine, eine Augenblicks-Liebe zu einem Mann, eine große zu einer Stadt. Sie beginnt mit einem Lachen und endet mit einem Lachen, das macht sie mir unvergesslich.
Es ist ein ruhiges Buch, obwohl die Lebensläufe durchaus einiges an Dramatik aufzuweisen haben. Und es ist ein eher stilles, leises Buch, auch wenn das Laute, das Gewalttätige, das Kriegerische zur Sprache kommt, kommen muss, sich hineindrängt in die Leben der Porträtierten und damit in die Texte. Sehr sensibel beobachtet mit einem Blick für das, was nicht sofort ins Auge springt, für das Daneben. Mir hat ganz besonders gut gefallen, das Ulla Lachauer den Menschen ihre Würde lässt, sie stellt nicht einen von ihnen bloß, zieht sich und damit den Leser eher zurück, bevor auch das letzte private Detail „öffentlich … ausgebreitet“ (Seite 68) wird.
Ein schönes Buch, für mich eine ganz besondere Entdeckung.