Das Fort - Bernard Cornwell

  • Gebundene Ausgabe: 608 Seiten
    Verlag: Wunderlich (16. September 2011)
    ISBN-13: 978-3805250276
    Preis: Euro 24.95


    Autor


    Bernard Cornwell, geboren 1944, machte nach dem Studium Karriere bei der BBC. Nach Übersiedlung in die USA entschloss er sich, einem langgehegten Wunsch nachzugehen, dem Schreiben. Im englischen Sprachraum gilt er als unangefochtener König des historischen Abenteueromans. Bernard Cornwells Werke wurden in über 20 Sprachen übersetzt, die Gesamtauflage liegt bei über 20 Millionen Exemplaren.


    Kurzbeschreibung


    Sie segelten unter der Flagge der Freiheit. Sommer 1779: Der Kampf um die Unabhängigkeit der USA von der britischen Krone hat sich in den Süden verlagert. Da nutzt eine britische Infanterieeinheit die Gunst der Stunde: Die Rotröcke segeln in drei Kriegsschaluppen zur nebligen Küste Neuenglands, um dort auf einer Landzunge ein Fort zu errichten – den weit über das Meer sichtbaren Machtanspruch der Krone. Eine Kriegserklärung an die junge Regierung der USA! Als Antwort schicken sie eine riesige Kriegsflotte und mehr als tausend Infanteristen, um die Eindringlinge zu vertreiben. Doch zum Sieg gehört mehr als nur ein großes Heer; zum Sieg gehören ein Plan und Männer, die das Handwerk des Krieges beherrschen…


    Meine Meinung


    Als regelmässiger Leser Historischer Romane weiss ich das Schlachten, Gefechte und kriegerische Scharmützel einfach zu diesem Genre gehören wie Rezepte zu Kochbüchern und von den Autoren jeweils in ganz unterschiedlichen Längen und Intensitäten geschildert werden. Das aber ein ganzes Buch mit 600 Seiten von einer einzigen kriegerischen Auseinandersetzung handelt war mir neu und ganz ehrlich, es hat mir nicht besonders gefallen. Es ist unheimlich schwierig den Leser über die vielen hundert Seiten hinweg bei der Stange und den Spannungsbogen hoch zu halten.


    Die Penobscot-Expedition im Sommer 1779 hat so wie sie Bernard Cornwell schildert tatsächlich stattgefunden. Mit der Besetzung Majabigwaduces durch die Briten sollte ein Stützpunkt für die loyale Bewegung der Englischen Krone auf dem amerikanischen Festland geschaffen werden. Natürlich konnte die Regierung von Massachusetts dies nicht dulden und hat umgehend beschlossen die eindringen „Rotröcke“ gefangen zu nehmen, zu töten und zu vernichten. Zu diesem Zweck hat sie ein illustres Heer aus erfahren Infanteriesoldaten und (Un-)Freiwilligen Milizionären zusammengestellt das von, für damaligen Verhältnisse, einer riesigen Schiffsflotte aus kanonenbestückten Schaluppen, Briggen uns Schonern unterstützt wurde. So folgt die unausweichliche Auseinandersetzung die für eine Seite desaströs endet...


    Das Bernard Cornwell von dieser Schlacht begeistert ist spürte ich deutlich heraus aber leider ist der Funke nicht auf mich übergesprungen. Er hat viel und genau recherchiert und hat seine Erkenntnisse in diesem Roman penibel aber Historisch wohl korrekt niedergeschrieben. Nur bin ich mir nicht ganz sicher ob der Begriff „Roman“ hier richtig ist, es hat keinen wirklich belletristischen Teil um den Feldzug herum und so würde ich dieses Buch eher als ein protokollarisches Kriegstagebuch umschreiben. Mir fehlt einfach der Gesamtzusammenhang und die Einbettung in die amerikanische Unabhängigkeitsgeschichte und eine Nebenhandlung damit mehr Atmosphäre und Ambivalenz entsteht um bei mir insgesamt mehr Spannung für den Stoff zu erzeugen. Der Fokus liegt vollkommen auf den kriegerischen Auseinandersetzungen und ist reduziert auf die Vorbereitungen und Durchführung der Gefechte und so plätschert die Handlung vor sich hin und mein Interesse erlahmte zusehends. Die Geschichte hat etliche Längen und die vielen Gesprächen der Personen werden mit der Zeit langweilig. Da stets die Sicht beider Seiten abwechselnd geschildert werden hat der Leser einen Wissensvorsprung gegenüber den jeweiligen Protagonisten und er weiss wer was plant und was in Kürze geschehen wird – die Spannung und die Überraschungsmomente gehen so natürlich komplett verloren. Ausserdem gibt es keine Figur(en) zu denen ich eine Beziehung aufbauen konnte was zu emotionaler Distanziertheit führt und meinen eher mässigen Eindruck von diesem Buch verstärkt.


    Bernard Cornwell ist ein routinierter Schriftsteller und versierter Schreiber und dies vermag die obenerwähnten Mängel über eine längere Zeit hinweg zu kaschieren. Ich würde dieses Buch nur echten Cornwell Anhängern empfehlen oder Leser die sich vorstellen können Interesse über 600 Seiten hinweg einer Schlacht mit mehreren grossen und kleinen Scharmützeln aufzubringen. Ich werde das Buch mit 5 bis 6 Eulenpunkten bewerten.

  • Danke für die Rezi.
    Ich habe mir das Buch aus der Bücherhalle mitgenommen, da ich ja eigentlich ein Cornwell Fan bin und seine Uthred Bücher verschlungen habe, und auch noch andere von ihm.
    Hmm, aber dies hier klingt dann doch so, als sollte ich es doch lieber wieder ungelesen zurückgeben. :gruebel


    Wenn es nur eine fast Tatsachenbericht über eine Schlacht ist, bin ich wohl trotz Cornwell Fan Grundlage doch nicht die angesprochene Zielgruppe.


    Insofern danke für Deine Rezi, als daß ich mich dann doch einem anderen Buch widmen werde :grin

  • Die Story und die Herangehensweise von Cornwell an dieses Buch, haben mich sehr überrascht. Es kam mir eher vor wie eine Art Kriegstagebuch. Auch fand ich die vielen eingefügten Auszüge aus historischen Dokumenten nicht gut, weil sie die Spannung der Geschichte störten. Man erhält hier ein ausgezeichnetes militärhistorisches Werk. Wer allerdings einen Roman in der Tradition der "Artus-Chroniken" erwartet, wird wohl enttäuscht werden.

  • Vom amerikanischen Unabhängigkeitskrieg hatte ich bisher kaum etwas in Romanform gelesen. Er wurde ab und zu erwähnt, auch einmal eine Episode erzählt. Aber ansonsten wusste ich nur das, was die Geschichtsbücher schreiben.
    Bernard Cornwell schätze ich als gut recherchierenden, interessant erzählenden Schriftsteller historischer Romane.


    Dieses Mal hat mich sein Schreibstil absolut nicht gefesselt. Die Hälfte des über 600 Seiten starken Romans konnte ich die Figuren nicht auseinander halten. Sie haben keine Tiefe, keine Eigenheiten, keinen Charakter. Erst ab der zweiten Hälfte des Buches begannen sich Eigenschaften abzuzeichnen, und die Handlung nahm etwas Fahrt auf. Bis dahin plätscherte das Ganze ziemlich langweilig dahin, es passierte nichts...
    Und dann endlich erschloss sich mir der Hintergrund von Cornwells Bemühungen: seine Absicht war es offenbar, Helden des Unabhängigkeitskrieges in einem anderen Licht darzustellen. Vor allem der im amerikanischen Osten geradezu fanatisch verehrte Paul Revere wird von Cornwell als eitler, genusssüchtiger, fauler Feigling gezeichnet. Das wird vor allem in Massachusetts nicht gerade gut ankommen. Das wird so mancher Heldenverehrung einen Dämpfer versetzen. Und Longfellows Lobgedicht bekommt auch einen seltsamen Beigeschmack.


    Mir ist's eigentlich egal, ich hatte mir nur einen schönen historischen Roman erwartet.
    Leider ist der Autor hier meinen Erwartungen nicht gerecht geworden. Das Ding ist einfach zu langweilig und nichts sagend.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde