Der Mann, der kein Mörder war - Michael Hjorth, Hans Rosenfeldt

  • DIE AUTOREN
    Michael Hjorth, geboren 1963, ist ein bekannter TV-Produzent, Regisseur und Drehbuchautor. Er schrieb u. a. Drehbücher für die Mankell-Verfilmungen


    Hans Rosenfeldt, Jahrgang 1964, arbeitet erfolgreich als Drehbuchautor und als Moderator in Funk und Fernsehen.



    DAS BUCH
    Sebastian Bergman, Kriminalpsychologe. Hochintelligent. Unausstehlich. In einem Waldstück bei Västerås entdecken Kinder die Leiche eines Jungen –brutal ermordet, mit herausgerissenem Herzen. Der Tote ist schnell identifiziert: Roger war Schüler eines Elitegymnasiums und seit Tagen vermisst. Die Polizei vor Ort ist überfordert, und so reist der Stockholmer Kommissar Höglund mit seinem Team in die Provinz. Dort trifft er überraschend einen alten Bekannten: Sebastian Bergman, ein brillanter Kriminalpsychologe und berüchtigter Kotzbrocken. Seit Bergman Frau und Tochter bei einem Unglück verlor, hat man kaum noch von ihm gehört. Nun bietet er Höglund seine Hilfe an. Das Team zeigt sich wenig begeistert. Doch schon bald ist der hochintelligente Bergman unverzichtbar. Denn in dem kleinen Städtchen Västerås gibt es mehr als eine zerstörte Seele ... «Sensationell gut.» (Hallands Nyheter)



    MEINE MEINUNG
    Ein Krimi, der von zwei Autoren geschrieben wird - kann das gut gehen? Bei Kluftinger hat das ja von deutscher Seite wunderbar funktioniert, und nun kommt ein schwedischer Krimi von zwei meiner Meinung nach wirklich prädestinierten Herren zu uns. Und ich muss sagen: Ich bin absolut begeistert! :anbet


    Auf einen neuen Fall - so schnell wie möglich - hoffe ich vor allem deswegen, weil ich mich auf den knapp 600 Seiten fantastisch unterhalten gefühlt habe. Erst nach der Seite 500 wurde etwas deutlicher klar, wer denn nun warum und weshalb am Tod des Schülers Roger tatsächlich Schuld sein könnte (oder auch nicht), die vorher gelegten Fährten schlingern weiter vor sich hin, kommen ab vom Weg der Auflösung, kommen wieder zurück....


    Die Personen, allen voran der hauptsächliche Unsympath Sebastian, werden alle wunderschön charakterisiert, schon nach wenigen Sätzen kann man sich mit Vanja oder Billy, den beiden Youngstars im Ermittlungsteam, identifizieren oder mit Thomas, dem "abgeschobenen" Polizisten mit dem Faible für Alleingänge (die mehr oder eher weniger koordiniert sind) leiden. Schön fand ich seine Nebengeschichte und die Quintessenz, dass auch im Privatleben alles gut laufen sollte, um im Beruf wirklich einen freien Kopf zu haben und da nicht auch noch in die Röhre zu schauen, wenn man sich alles so zu Herzen nimmt wie Thomas.


    Die Sprache ist zwar einfach, aber effektiv: Ich hatte wirklich stets das Kopfkino auf voller Lautstärke laufen und habe lediglich einmal - bei einem der Gedankenspiele "Wie wäre die Tat abgelaufen" - einen Abschnitt nochmals lesen müssen, weil ich abgeschweift bin und nicht ganz bei der Sache war. Ansonsten sind die einzelnen und gut gegliederten Kapitel in kleinen Häppchen für zwischendurch gut serviert und man verliert dennoch nie den Anschluss an die große Handlung.


    Sebastians private Exzesse fand ich am Anfang eher befremdlich, wenn man sich aber auf ihn einlässt und erfährt, weshalb er sich so verhält und welchen Schicksalsschlag er durchgemacht hat, als er Frau und Tochter verloren hat, wird doch einiges wieder begreiflich. Ich denke, vor allem diesen Hintergrund finden viele der schwedischen Leser toll und auch lebensnah, da viele das selbe Schicksal durchleiden wie er.


    Das Buch ist wirklich ein absoluter Tipp, wunderschön lang, fantastisch geschrieben und ein spannender Krimi dazu - wer sich schon Gedanken über Weihnachtsgeschenke macht, damit kann man fast nicht falsch liegen!

  • Ich wünsche Dir noch ganz viel Spaß damit, es ist wirklich grandios und ich habe selten einen so tollen Krimi gelesen, und ich lese da wirklich viele und es ist eigentlich schwer, einen zu schreiben, an dem ich nichts finde, aber hier: Sooooooo toll!!!!!


    Es ist auch sehr, schade, dass ich ihn schon fertig habe :rolleyes


    Und noch einen Tipp (Kein Inhalts-Spoiler, aber falls Du eher wer bist, der dann, wenn er auf etwas hingewiesen wird, was man am besten gar nicht tun sollte, das dann doch tut, dann besser nicht lesen ;-) ):



    Mir ist das zufällig passiert und ich habe mich dann wirklich über mich selbst geärgert, weil cih das sonst nicht mache :cry



    Noch zur Aufmachung an sich: Das ist wieder so ein Pseudo-Hardcover oder festeres Taschenbuch, nicht dass jemand aufgrund des Preises ein "vollwertiges" Hardcover erwartet. Ich fand das aber nicht störend sondern vollkommen in Ordnung und das Buch ist auch wahnsinnig dick, so dass ich auch gar nicht damit rechnen würde, das für weniger als 10 Euro zu bekommen.

  • Ich hab deinen Spoiler gelesen und ich bin zum Glück niemand, der jetzt nachgucken muss. :grin


    Bei der Aufmachung stimme ich dir zu: In diesem Fall finde ich das Format auch nicht störend und wer das Buch dann gelesen hat, wird den Preis auf jeden Fall in Ordnung finden. ;-)


    Ich war ja schon von der Leseprobe sehr begeistert und habe mich dann wirklich sehr darüber gefreut, dass ich das Buch gewonnen habe.:freude

  • Rosenstolz, da kann ich Dir wirklich nur zustimmen:


    Genau für so was finde ich vorablesen toll, denn ich denke, ich wäre jetzt so im Laden oder Internet nicht wirklich auf das Buch aufmerksam geworden. Jetzt weiß ch aber, dass ich die Autoren wirklich mag und auch weiterhin die Augen offen halten werden. Denn klar, der Klappentext ist interessant, aber ob ich es gekauft hätte... Nach der Leseprobe war aber für mich klar: Wenn ichs nicht gewinnen sollte (was dann aber doch passiert ist :freude ), kaufe ich mir das Buch.


    Das ist mir schon bei vielen so gegangen, u.a. bei Inge Löhnig, die mir vorher gar nichts gesagt hat und deren Bücher ich mir dann aber gekauft habe. Und wenn wir jetzt hier noch ein paar weitere Leser von Hjorth & Rosenfeldt überzeugen können, ist das ja nur positiv, denn ein erfolgreiches Duo liefert hoffentlich bald was Neues und davon haben wir dann wieder was ;-)

  • Der neueste Beweis dafür,


    .....dass die Schweden einfach tolle Krimis schreiben.


    Schon die Leseprobe hatte mich begeistert und von daher war ich sehr erfreut darüber, dass ich ein Buch gewonnen hatte.


    Keine Seite in dem knapp 600 Seiten dicken Buch hat mich gelangweilt. Von der ersten Seite an war ich vom Schreibstil der Herren Hjorth & Rosenfeldt gefesselt. Die Story entwickelt sich so nach und nach und immer mehr Geheimnisse und Zusammenhänge kommen ans Licht. Viele Spuren erweisen sich als Sackgassen oder Hinweise auf weitere Erkenntnisse. Wie dann alles am Ende zusammenhängt - das muss man einfach selbst lesen.


    Sebastian Bergmann selbst ist jetzt nicht unbedingt ein Sympathieträger erster Güte, im Gegenteil, durch seine arrogante und überhebliche Art eckt er des Öfteren an. Er ist zeitweilig schwer zu ertragen, zumindest für seine Kollegen. Wir als Leser erfahren ja einiges mehr über seine Vergangenheit und seine Gedankengänge. Von daher bin ich gut mit ihm zurecht gekommen und hoffe wirklich, dass noch weitere Bände folgen werden.


    Den Autoren merkt man an, dass sie als Drehbuchautoren, Regisseure, Schauspieler etc. schon einige Erfahrungen gesammelt haben. Auf die Verfilmung, die laut Buch in Kooperation mit dem ZDF erfolgen soll, bin ich schon sehr gespannt.


    10 Punkte!

  • Schwedenkrimi vom Feinsten


    'Der Mann, der kein Mörder war' ist das erste Band einer Krimireihe des schwedischen Autorenduos Hjorth & Rosenfeldt um den Psychologen Sebastian Bergman.


    Roger Erksson, ein Sechzehnjähriger wird eine Woche lang vermisst, dann brutal ermordet in einem Tümpel aufgefunden, mit unzähligen Messerstichen in Herz und Lunge auf. Der Mörder hatte ihn das Herz herausgeschnitten.


    Im Prolog behauptet der Mörder von sich: Ich bin kein Mörder. Mörder sind Kriminelle. Mörder sind schlechte Menschen. Er war kein schlechter Mensch. Er wollte das Richtige tun. Er hatte das Schützenswerte beschützt.


    Kerstin Hanser, die Leiterin der Kripo Västeräs fordert die Hilfe der Reichsmordkomission an. Tokel Höglund und sein Team nehmen die Ermittlungen auf. Der Psychologe Sebastian Bergman, der sich zufällig in Västeräs aufhält, weil er nach dem Tod der Mutter das elterliche Anwesen veräußern möchte, wird hinzugezogen. Bergman gilt als Top- Profiler. Vor Jahren hatte er den sensationellen Fall eines Serienmörders gelöst. Doch nach einer persönlichen Tragödie vor fünf Jahren, er verlor durch einen Tsunami Frau und Tochter, hat er sich ganz aus der Polizeiarbeit zurückgezogen und ist seit dem nicht mehr der Alte. Schlimme Träume quälen ihn. Lebendig fühlt er sich nur wenn er mit Frauen Sex hat.


    Sebastian Bergman wird von seinen Kollegen bewundert und gefürchtet. Er ist arrogant und zynisch und gilt als unerträglicher Sonderling und er tut viel dazu, um diesen Ruf zu festigen. Private Motive veranlassen Bergman dazu in die Ermittlungen einzusteigen, denn im Grund ist er an den Fall überhaupt nicht interessiert.. Doch schon bald fühlt er sich in seiner Arbeit mehr und mehr heimisch, und gegen seinen Willen beginnt ihn der Fall zu reizen.


    Es scheint, als habe es zwei Roger Erikssons gegeben, einen der kaum sichtbar war und der nie auffiel, und einen anderen, der eine Menge Geheimnisse hatte. Roger besuchte die Palmlövsaka-Schule, eine der besten Schulen im Lande, nachdem er an seiner alten Schule gemobbt wurde. Und hier laufen auch alle Fäden zusammen.


    Das Buch fesselt von Anfang bis zum Schluss. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Die Autoren haben in ihrem Debütroman gekonnt Spannung aufgebaut. Die Charaktere sind absolut gelungen skizziert. Man erkennt sie wieder, Figuren mit Stärken und Schwächen, aber immer authentisch. Besonders die als Ekel angelegte Hauptfigur des Sebastian Bergman hat mir gefallen. Ich mag ihn. Auch die Schauplätze sind gut entworfen, z. B. Lisa Elternhaus oder die Palmlövsaka-Schule muten an wie aus dem Leben gegriffen. Ein bisschen leid getan hat mir der Unglückswurm Haraldson, der es durch eigenen Dummheit geschafft hat, seine Karriere ins Aus zu manövrieren. Der Leser erfährt von den Problemen und Hintergründen der einzelnen Ermittler, dadurch kommt das Team für den Leser sehr menschlich rüber. Die Handlung ist abwechslungsreich, verschiedene falsche Fährten und Wendungen geben zu raten auf.


    Mein Fazit:
    Ein Schwedenkrimi vom Feinsten, mit hohem Suchtfaktor! Ich freue mich schon auf die Fortsetzung dieser Reihe.


    Meine Wertung: 5 Sterne

  • Inhalt:
    In einem Waldtümpel wird die Leiche des 16-jährigen Roger gefunden – brutal misshandelt, das Herz herausgeschnitten. Bei den Ermittlungen deckt das Team um Kommissar Torkel Höglund Abgründe auf, und die Unterstützung des Kriminalpsychologen Sebastian Bergman kommt wie gerufen...


    Meine Meinung
    Schon die Aufmachung des Buches weckt Erwartungen: Die Soft-Cover-Ausgabe des Rowohlt-Polaris Verlags liegt gut in der Hand, die Schriftgröße ist optimal für flüssiges Lesen. Und die Umschlaggestaltung erinnert mich an die düstere Atmosphäre, die meiner Meinung nach so typisch für Skandinavien-Krimis ist.


    Auch der Prolog ist gelungen: Hier kommt der Täter zu Wort. Er hat einen Menschen umgebracht und sieht sich dennoch nicht als Mörder – wie soll das möglich sein? Damit hatte dieses Buch mich schon in seinen Bann gezogen. Und es geht spannend weiter, man wird gleich mitten in die Geschichte hineinversetzt. Ein verschwundener Junge, eine misslungene Suchaktion, schließlich ein Leichenfund. Doch damit geht das Rätselraten erst richtig los: Wer hat Roger getötet, und warum? War der stille Junge ein Mobbing-Opfer, oder vielleicht doch eher eines jener „Stillen Wasser“, die tief sind? Die beiden Autoren charakterisieren die Figuren mit sehr viel Liebe zum Detail, wodurch sie sehr lebendig werden und man das Gefühl bekommt, als sei man selbst ein neuer Ermittler am Tatort.
    Leider ufert diese Detailverliebtheit im zweiten Drittel des Romans etwas aus, denn nun werden nicht nur die Tatverdächtigen genauestens unter die Lupe genommen, sondern auch die Kriminalisten und ihre Beziehungen zueinander. Bis zu einem gewissen Grad mag das Sinn machen – beispielsweise, wenn es um den Polizeipsychologen Sebastian Bergman geht. Er ist die Hauptfigur in diesem Team, und leider geht er für meinen Geschmack in der Fülle der Personenbeschreibungen ein wenig unter. Ein Grund dafür ist, dass die Herren Hjorth und Rosenfeldt es sich hier ein wenig einfach machen: Sebastian Bergman hat unter dramatischen Umständen seine Famile verloren und ist daher traumatisiert – dieses Trauma bekämpft er (als Psychologe!) mit wechselnden Frauengeschichten und nutzt auch sonst jede Gelegenheit, sich bei seinen Mitmenschen unbeliebt zu machen. Ich fühlte mich sehr an „Dr. House“ erinnert. Darüber hinaus bleibt Sebastian Bergman für mich aber eher farblos für eine Hauptperson. Aber das kann in weiteren Büchern ja noch nachgebessert werden.
    Hat man sich durch diese sehr lang geratenen Passagen hindurchge“kämpft“, wird das Ende doch noch einmal spannend. Glücklicherweise schreiben die Autoren ziemlich flüssig, so dass einem das Durchhalten nicht so schwer fällt – es lohnt sich auf jeden Fall, denn neben dem rasanten Showdown gibt es ganz zum Schluss noch eine Überraschung. Und die sollte man sich wirklich bis zum Schluss aufbewahren und nicht auf die Idee kommen, voreilig zur letzten Seite vorzublättern ;-)


    Fazit:
    Ein gelungener Auftakt, von diesem Ermittler-Team lese ich gern noch mehr. Dafür, dass die Charakterstudien für meinem Geschmack in diesem ersten Teil etwas ausgeufert sind, gibt es allerdings einen kleinen Punktabzug und daher nur 8 von 10 Punkten.

  • Ich schließe mich den positiven Rezensionen hier gerne an:


    Originaltitel: Det Fördolda (2010)
    Rowohlt Verlag 2011, 587 S.

    Der 1. Teil der Serie um den Kriminalpsychologen Sebastian Bergman


    Meine Meinung:
    Sebastian Bergman, ehemaliger Kriminalpsychologe, reist in seine Heimatstadt Västerås, um das Haus seiner verstorbenen Mutter zu verkaufen. In dem Ort wurde gerade der 16-jährige Schüler Roger Ericsson ermordet aufgefunden. Bergman kennt Torkel Höglund, den Leiter der zu den Ermittlungen hinzugezogenen Stockholmer Mordkommission und bietet ihm, nicht ganz uneigennützig, seine Hilfe an.

    Dass skandinavische Autoren im Doppelpack daherkommen, ist man ja mittlerweile gewöhnt. Den beiden Drehbuchautoren Hjorth und Rosenfeldt merkt man in ihre Erfahrung an und sie wirken bereits bei ihrer ersten Zusammenarbeit wie ein gut eingespieltes Team. Der Schreibstil ist flüssig, die Szenen- und Perspektivwechsel folgen rasch aufeinander. Der Plot ist gekonnt durchstrukturiert, die Handlung verläuft gradlinig mit einigen Wendungen, die für Spannung sorgen. Wobei das Interessanteste an dem Buch die Charaktere sind, die Spannung bewegt sich eher auf mittlerem Niveau, die Themen sind krimibewährt: Eifersucht, Sex, Verlustängste, Erpressung, Gewalt unter Jugendlichen. Nach blutigem Auftakt verläuft die Geschichte in ruhigeren Bahnen und kommt ohne reißerische Actionszenen aus.


    Der Schwerpunkt liegt klar auf der polizeilichen Ermittlungsarbeit und vor allem auf den privaten Beziehungen und Querelen der Protagonisten untereinander.
    Die vierköpfige Gruppe der Stockholmer Mordkommission ist ein dynamisches, eingespieltes Team, vom sympathischen Chef Torkel Höglund bis zum Computerexperten Billy Rosén ist jeder ein Spezialist auf seinem Gebiet und weiß genau, was er zu tun hat. Sie sind nicht sehr begeistert darüber, als der arrogante Sebastian Bergman zu der Gruppe dazustößt.


    Sebastian, Anfang 50, ist ein brillanter Widerling, der seine eigene Sexsucht mit der Besessenheit eines Serienkillers vergleicht. Seit er seine Frau und seine Tochter bei einem Tsunami verlor, leidet er unter Albträumen, die er mit Alkohol, Tabletten und mehreren Psychotherapien vergeblich zu bekämpfen versucht und übt seinen Beruf als Kriminalpsychologe nicht mehr aus. Aus egoistischen Motiven heraus bittet er seinen alten Freund und ehemaligen Kollegen Höglund, ihn an den Ermittlungen teilnehmen zu lassen. Sebastian ist in Västerås aufgewachsen und er hat noch immer mehr Bezug zu dem Ort, als ihm lieb ist. So kommt man praktisch in keiner Szene an ihm vorbei. Er dominiert die Geschichte, doch ihn zu mögen, fällt schwer. Am Ende macht er eine überraschende Entdeckung und man darf sehr gespannt sein, wie es mit ihm in der Fortsetzung weitergeht.

    Fazit: Ein Krimi mit klassischem Aufbau und einer Geschichte, die ihre Faszination aus den sehr realitätsnah wirkenden Protagonisten zieht. Die Auflösung ist nachvollziehbar und schlüssig.


    Ach ja: In Schweden wurde der Roman bereits verfilmt und die Fortsetzung „Lärjungen“ ist auch schon erschienen.

  • Zitat

    Original von JaneDoe


    Ach ja: In Schweden wurde der Roman bereits verfilmt und die Fortsetzung „Lärjungen“ ist auch schon erschienen.


    Wow, dankeschön für den Tipp!!! Da werd ich doch heute Abend gleich mal googeln und schauen, ob es den Film nicht auf einer schönen DVD für mich ins Regal gibt :freude

  • Der erste Fall für Sebastian Bergmann.



    Mit diesem Psychologen haben die beiden Autoren einen höchst unsympathischen Hauptcharakter geschaffen. Sebastian ist zwar überdurchschnittlich intelligent und war in seinem Job einer der Besten (er selber würde sagen, DER Beste!), aber auch schon vor seiner privaten Tragödie, dem Verlust von Frau und Tochter, war er menschlich ein ziemlicher Widerling. Weder in seinem Umfeld, noch beim Leser kann er irgendwelche Sympathien erwecken, allerdings will er das auch gar nicht.


    Während er gerade in seiner Heimatstadt weilt, um das Haus seiner verstorbenen Mutter zu verkaufen, wird dort ein 16jähriger Junge umgebracht. Seine früheren Kollegen, das Team um Torkel Höglund von der Reichsmordkommission, sind angefordert worden, um die Ermittlungen zu leiten. Sebastian interessiert sich eigentlich überhaupt nicht für den Fall, aber aus privaten Gründen braucht er Zugriff auf Polizeidaten, um eine bestimmte Frau zu finden. Also bietet er seine Hilfe an und Torkel nimmt ihn trotz der Widerstände der anderen ins Team auf.


    Auf knapp 600 Seiten wird die Ermittlung dann ausgewalzt, lange Zeit passiert recht wenig. Dies mag durchaus dem Realbild einer derartigen Ermittlung entsprechen, zu lesen ist es allerdings recht eintönig. Einzig Sebastians ätzende Sprüche bringen immer wieder Leben in die Handlung. Ich kann das Buch nicht direkt als langweilig bezeichnen, aber es hat auf jeden Fall einige Längen. Gegen Ende kommt dann endlich etwas Schwung in die Ermittlungen, der Täter hat mich aber nicht wirklich überrascht. Am Schluss gibt es noch einen Cliffhanger, was das Privatleben von Sebastian angeht, aber ob ich aufgrund dessen ein weiteres Buch der Reihe lesen möchte, weiß ich noch nicht so recht...

  • So den Inhalt spar ich mir mal, weil ausreichend beschrieben. Ich glaube das war mein ersten Krimi der im Norden spielt, dem entsprechend musste ich mich erst etwas an Namen und Orte gewöhnen, irgendwie fühlen die sich für mich so unrund an.


    Die Story an sich fand ich schon super spannend, der Storyaufbau ist auch gut und die Lösung war geschickt und macht dem Titel alle Ehre. Fand ich auf jeden Fall spannend bis zum Ende. Ich hatte ein paar Verdachtsmomente, aber ich weiß nicht, ob ich diese Theorie hatte. Trotz allem gab es kein Aha-Erlebnis.


    Gut Sebastian Bergmann steht ihm Mittelpunkt der Geschichte und somit ist klar, dass dieser etwas ausgefeilter war. Aber ich fand ihn irgendwie nicht komplett. Auf mich wirkte das so, als wenn man ganz viel Wert darauf gelegt hat, ihn unasstehlich wirken zu lassen, aber das ist meiner Meinung nach nicht gelungen. Ich fand es gab da auch zuviele Komponenten, die ihn zum Ekel machen sollten. Die Kindheit und die Konflikte mit den Eltern, der Tod von Kind und Frau. Irgendwie fand ich die Motivation an dem Fall zu arbeiten bescheuert. So richtig arrogant fand ich ihn auch nicht. Wirkte auf mich einfach wie gewoll, aber nicht gekonnt.


    Die restlichen Charaktere waren nicht so ausgefeilt. Und da gab es mir zuviele Zwischenmenschliche Beziehungen die im Grunde für den Fall nicht förderlich waren, sondern irgendwie nur als Beiwerk herhalten mussten. Die Funktion von Harraldson leuchtet mich noch nicht so ganz ein.


    Ich hätte lieber mehr von Rogers Hintergrund gelesen und einfach mehr von dem Mordfall, als wie von Bettgeschichten und Träumen über die Vergangenheit. Mir kam einfach der Fall zu kurz, die Nebengeschichten waren zu prägnant. Einiges wurde nur so mal angeschnitten, aber nicht so recht aufgeklärt


    Ich glaube ich werde die Reihe, sollte es eine sein, nicht weiter verfolgen.


    5 Punkte

  • Ich habe das Buch nun auch gelesen und bin doch so begeistert, dass ich die Reihe weiter verfolgen werde.


    Was mich allerdings auch anfangs sehr störte, waren die vielen kleinen ablenkenden Nebengeschichten. Das ging mir auch so, dass sie irgendwann zu intensiv wurden und man bei einem neuen Fallabsatz dann erst wieder in den Fall einsteigen musste. Besonders das Ende gefiel mir dann allerdings sehr gut, sowohl das Ende des Falls, als auch das Ende um Sebastians Kind.


    Es gibt ja schon Verfilmungen im Schwedischen, aber so wie ich das verstehe, gibt es zwei Filme. Weiß jemand, ob die beiden Autoren schon einen weiteren Roman in der Pipeline haben? :gruebel Im zweiten Film geht es so wie ich es verstehe um ermordete Frauen, die allesamt alte Liebschaften von Sebastian Bergman waren und der Anfangsverdacht deutet auf einen Serienmörder hin, mit dem Sebastian vor zehn Jahren zu tun hatte. Der erste Film basiert auf diesem Buch.
    (falls jemand interessiert ist, die Reihe heißt Den fördömde)


    8 Punkte.

  • Zum Inhalt


    Im schwedischen Västerås wird der sechzehnjährige Roger Eriksson, Schüler des vornehmen Palmlövska-Privatgymnasiums, ermordet aufgefunden. Die Leiche ist mit zahllosen Messerstichen übersät und das Herz fehlt. Die Polizei vor Ort, allen voran der zwar engagierte, aber nicht übermäßig kluge Kommissar Haraldsson, scheint mit diesem Fall, der an die Taten eines Ritualmörders erinnert, überfordert, deshalb ruft Haraldssons Chefin Kerstin Hanser die Kollegen aus Stockholm zu Hilfe: Teamleiter ist Kommissar Torkel Höglund, er arbeitet mit der ehrgeizigen jungen Polizistin Vanja, dem Computerspezialisten Billy und der Kriminaltechnikerin Ursula zusammen. Diesem Team schließt sich der Psychologe Sebastian Bergman an, der Höglund und Ursula bereits von früher bekannt - und recht unbeliebt - ist. Bergman ist ein selbstgefälliger Egomane, der Menschen nach seinem Gutdünken und zu ausschließlich seinem Vorteil benutzt, seine unangenehmen Eigenschaften haben sich durch den tragischen Tod seiner Frau und seiner Tochter nur noch stärker ausgeprägt.
    Ungeachtet seines wenig ansprechenden Charakters ist Bergman aber sehr intelligent und hat ein gutes Gespür für die Psyche anderer Menschen. So ist er dem Ermittlungsteam ein nützlicher Begleiter im Fall des ermordeten Jungen, bei dem sich im Laufe langwieriger und mühsamer Ermittlungsarbeit herauskristallisiert, dass die Dinge anders liegen, als man zuerst vermuten musste.


    Persönliche Beurteilung


    Die Romanhandlung wird durchgehend in der dritten Person, aber aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Zu Beginn erlebt der Leser, wie "der Mann, der kein Mörder war" die Leiche des Schülers in einem Tümpel im Wald versenkt. Es ist interessant, dass der namentlich nicht genannte Täter, sich nicht für einen Mörder hält, sondern überzeugt ist, etwas Notwendiges zu tun, um Schlimmeres zu vermeiden.
    Der größte Teil des Krimis schildert realistisch und gut nachvollziehbar die akribische Kleinarbeit, die die Polizei leisten muss, um auch nur kleine Fortschritte zu machen. Neben der eigentlichen Ermittlungsarbeit stellen die beiden Autoren aber auch die Gruppendynamik im Polizeiteam detailliert dar: die Hackordnung innerhalb der Gruppe, die Beziehungen der alteingesessenen Kollegen untereinander - inklusive "Quartals-Affäre" zwischen zwei Kollegen- und die Reaktionen der verschiedenen Teammitglieder auf den unangepassten Außenseiter Sebastian. Auch über Sebastians Kindheit und bisheriges Leben als Erwachsener erfährt der Leser einiges, was diese Figur zwar nicht unbedingt sympathischer macht, es aber zumindest erlaubt, diesen komplizierten Charakter besser nachzuvollziehen.
    Neben der Krimihandlung, die nicht von durchgehender Hochspannung, dafür aber von realistischer Darstellung und großer Komplexität geprägt ist, beschäftigt sich das Buch auch mit dem Zusammenhalt in Familien. Die Charaktere der Romanfiguren sind dabei ohne Schwarz-Weiß-Malerei gut ausgestaltet.


    Fazit: Wer gern rasante Thriller mit viel Blut und Action liest, wird hier nicht ganz auf seine Kosten kommen. Freunden realistischer und gut konstruierter skandinavischer Kriminalliteratur möchte ich das Buch dagegen sehr empfehlen. Mich hat es durchgehend gefesselt und ich werde mir den nächsten Band der Serie um Sebastian Bergman nicht entgehen lassen.
    9 Punkte

  • In diesem Krimi, der in Schweden spielt tauchen viele, unterschiedliche Personen auf. Zum Einen haben wir hier die Hauptperson: den ehemaligen Polizeipsychologen Sebastian Bergmann. Sebastian zieht kurzfristig in das Haus seiner verstorbenen Eltern und trifft dort zufällig auf seinen alten Freund Torkel…


    Torkel ist von der Reichmordkommission – er und sein Team ermitteln in dem Mord an dem Jugendlichen Roger Eriksson.. Er ist ziemlich verwundert, als er seinen alten Freund Sebastian wieder trifft und dieser sogar bei den aktuellen Ermittlungen helfen möchte..


    Und dann sind da noch die Einsatzleiterin Hanser und ihr Angestellter Haraldsson, der sich mit seiner etwas unbeholfenen Art immer wieder in die Ermittlungen einmischt..


    Die vielen unterschiedlichen und doch wichtigen Personen fand ich anfangs etwas verwirrend, da ich gar nicht genau wusste auf wen ich mich nun konzentrieren soll. Doch bereits nach einiger Zeit ist man so in dem Geschehen drinnen, dass dies nicht mehr stört. Der Leser erfährt auch so ziemlich von allen Ermittlern – mal mehr, mal weniger – etwas aus dem Privatleben. Somit erhält man zwar einen guten Eindruck der Personen, doch auf einige Einzelheiten hätte ich auch gut und gerne verzichten können. Außerdem muss ich sagen, dass es keinen einzigen gab, der mir wirklich sympathisch war. Insbesondere Sebastian ist ein sehr arroganter Typ, mit dem ich bis zum Ende nichts anfangen und seine Verhaltensweise absolut nicht nachvollziehen konnte.. Vor allem seine "Sex-Sucht" fand ich etwas übertrieben und teilweise nervig..


    Die eigentliche Handlung – nämlich der Mord an Roger Eriksson – war aber wirklich gut erzählt. Vor allem erhält man hier einen sehr guten Einblick in die polizeilichen Ermittlungen, welche sehr spannend waren.
    Auch der Schreibstil des Autors hat mir zugesagt. Die Erzählperspektiven wechseln ständig von Person zu Person, was mir gut gefallen hat.


    Fazit: Hier handelt es sich um einen guten – aber nicht außergewöhnlichen – Krimi, der sich leider nicht von der breiten Masse abhebt. Schade, ich hatte eigentlich mehr erwartet. Ich vergebe gut 7 von 10 Punkten.

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.