Schüleraustausch

  • Wir haben heute einen Austauschschüler verabschiedet. Ehrlich gesagt bin ich schwer angenervt. Er und unser Sohn sind 13 Jahre alt.


    Wenn ich dieses Thema im Kollegen- und Bekanntenkreis anspreche, winken alle ab, jeder weis von einer negativen Begebenheit in diesem Zusammenhang zu berichten.


    Ich hatte eigentlich erwartet, das es bereichernd für das Austauschkind und für uns ist. Erwartet hatte ich eine vorsichtige Annäherung, einen freundlichen Umgang miteinander und im besten Fall vielleicht auch eine längerwährende Freundschaft - ? Ist das abwegig?


    Wie sind Eure Erfahrungen?

  • Also meine "persönlichen" Erfahrungen mit einem Austauschschüler bei mir zuhause waren auch nicht ganz positiv, wir hatten einen einwöchigen Niederländischaustausch und ich hatte für eine Woche einen Niederländer zu Gast. Leider waren deren Lehrer wohl nicht deutlich genug bei der Ansage "kein Gras", weshalb der Großteil von denen Drogen mit dabei hatte (waren alle so 16, 17).
    Trotzdem war er aber nett und freundich, wir haben uns halbwegs gut verstanden und stehen auch jetzt (bald 5 Jahre später) immer noch mal wieder in Kontakt.


    Eine Freundin von mir hat einen Halbjahresaustausch nach Neuseeland gemacht, erst war ihre Gastschwester für ein halbes Jahr hier, dann sie ein halbes Jahr (mit Gastschwester) in Neuseeland. Klar gab es mal kleinere Differenzen, aber prinzipiell war alles vollkommen normal und beide (sowie die Familien) fanden den Austausch gut und haben auch heute noch Kontakt.


    Ich denke, es ist auch immer eine Frage der Erziehung des Gastkindes, wie das ganze abläuft. Zudem kommt es auch auf das Alter an, 13 ist ein Alter, wo gerade Jungen ihre Grenzen austesten wollen (zumindest die, die ich kenne) und deshalb generell etwas anstrengender sind ;-)

  • Ich reihe mich mal in die Gruppe von Austausschülergeschädigten ein. Ende letzten Jahres war meine kleine Schwester in Amerika bei einer Gastfamilie. Sie fand das klasse, das Gastkind war super, die Familie auch.
    Im Frühjahr diesen Jahres sollte dann das Gegenprojekt stattfinden, folglich sollte das Gastkind zu uns in die Familie kommen. Allerdings war das Ganze dann doch etwas anders, als wir uns das vorgestellt haben. Das Mädel war ja wirklich süß und freundlich, aber sie schein der Meinung zu sein, wir würden sie fressen. Sie hat den ganzen ersten Abend nichts anderes außer "Thank you" gesagt, selbst als wir ihr das Badezimmer gezeigt haben ôo
    Man muss ihr zugute halten, dass meine Eltern nicht besonders gut Englisch sprechen und eine Kommunikation war deshalb von vorneherein etwas problematisch, aber wir dachten uns mit zwei Kindern, die ja englisch können, sollte eigentlich immer jemand dabei sein, der im Notfall übersetzen kann.
    War schlussendlich aber gar nicht nötig, denn das Mädel hat uns im Prinzip wie ein Hotel behandelt: sie kam, ging in ihr Zimmer, besetzte das Bad zwei Stunden lang und verschwand dann mit ihren Freundinnen, denn - wunderwunder - in Italien kommt man verdammt leicht an Alkohol und Discos und Parties sind ja kein Problem. Im Schlepptau hatte sie meistens eine ihrer Freundinnen, die dann abwechselnd bei uns und ihrer Gastfamilie schlief, die ebenso jede zweite Nacht unsere Gastschülerin aufgenommen hat (in Amerika ist das scheinbar auch üblich, denn groß gefragt wurde nie, wenn jemand zum Essen oder Schlafen eingeladen wurde. Eine seltsame Erfahrung in der Mittagspause nach Hause zu kommen und drei schlafende Amerikaner auf dem Wohnzimmersofa vorzufinden).
    Es stellte sich im Nachhinein auch als völlig überflüssig heraus, dass wir uns vorher Gedanken darüber gemacht haben, was wir kochen, damit das Mädel keinen italienischen Schock bekommt, denn im Prinzip hat sie selten genug einmal bei uns gegessen. Dafür gingen sie gerne mal Zum McDonalds und den Rest vom Hunger konnte man auch mit Süßkram bekämpfen, den sie in rauen Mengen kauften.


    *schulterzuck* Auch wenn ich zehn Tage mit dem Mädel unter einem Dach gelebt habe (angeblich), hab ich so gut wie nichts von ihr gesehen. Ihr Interesse daran eine andere Kultur kennen zu lernen befand sich ohnehin im negativen Bereich. Am liebsten war sie mit ihren amerikanischen Freundinnen zusammen und definitiv nicht mit uns. Unser doch ausgeprägter Familiensinn (wir essen nunmal gemeinsam und nicht jeder, wann er will) war nicht ihr Ding.


    Auf alle Fälle war es eine interessante Erfahrung. Aber einmal reicht *schüttel*

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus


  • Hm. Also ich habe auch Schüleraustausche hinter mir und ich fand das ganz toll. Ich war zweimal in Frankreich und mein Brieffreund (ich hatte als einziges Mädchen in der Klasse nen Jungen, wurde ausgelost) zweimal bei mir. Wir haben uns richtig gut verstanden und die Freundschaft hielt bis über die Schulzeit hinaus. Leider ist der Konakt irgendwann abgebrochen, aber grade die Zeit in Frankreich ist mir als ein außergewöhnliches Erlebnis voller warmherziger Menschen in Erinnerung geblieben. Sprachlich hat es auch was gebracht, durch das Rumhängen mit den anderen Jugendlichen habe ich viel mehr gelernt als in der trockenen Unterrichtsphase.


    Ich hoffe, meine Kinder werden diese nützliche Erfahrung auch mal machen. :-)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • An unserer Schule gab es auch ein Austauschprojekt: zuerst kam der Schulchor unserer französischen Partnerschule für 2 Wochen zu uns (auch in Gastfamilien); im Jahr darauf fuhr dann unser Schulchor hin.
    Wir hatten uns auch bereit erklärt, eine Schülerin (13 oder 14 glaube ich) aufzunehmen (obwohl niemand bei uns französisch sprach), weil noch händeringend Gastfamilien gesucht wurden. Die Kommunikation hat irgendwie auch funktioniert, hauptsächlich mit Händen und Füßen und mithilfe eines Französischwörterbuchs, Englisch war Fehlanzeige.
    Als bereichernd würde ich das Ganze aber nicht bezeichnen. Die meiste Zeit haben die Schüler Ausflüge gemacht (was verständlich ist), und wenn unser Gast dann wieder kam, war sie zu kaputt, noch etwas mit uns zu machen. Sie hat dann gegessen und ist ab ins Bett. Naja. :lache
    Und den Gegenbesuch habe ich auch nicht in allzu guter Erinnerung. Ich (12) und eine Mitschülerin wurden in eine Familie verfrachtet, wir und alle Mitschüler waren verstreut auf Käffer, in denen der Hund begraben lag, und man hätte sich nur treffen können, hätte die Gastfamilie einen mit dem Auto zu den Freunden gefahren. Demzufolge saßen wir, wenn wir nicht unterwegs waren, bei der Familie fest. Dummerweise befanden sich die Sprösslinge gerade in einer superwichtigen Klausurenphase, :rolleyes weswegen wir bitte auf unserem Zimmer bleiben und schön leise sein sollten. Die paar Bröckchen Französisch, die wir konnten (die Mitschülerin hatte seit einem Jahr Französischunterricht; ich selbst hatte Latein gewählt) halfen uns gar nicht weiter, die Famile sprach selbst keine andere Sprache, außer etwas gebrochenem Englisch... und es gab sich auch niemand Mühe, mit uns zu kommunizieren.
    Besonders schade fand ich, dass die tolle französische Küche leider an mir vorbeigegangen ist. Es gab in den 2 Wochen fast ausschließlich Tiefkühlpizza, die dann am nächsten Tag auch (kalt) ins Lunchpaket gepackt wurde. Einmal wurden wir auf Englisch gefragt, ob wir denn zum Abendessen Appetit auf "chips" hätten. Im Englischen sind "chips" ja Pommes, und wir freuten uns schon, kann man eigentlich nix falsch machen. Es lag dann tatsächlich je eine Tüte Chips auf unseren Tellern:rofl Ich kam bestimmt 5 Kilo leichter bei meinen Eltern an und meine Gastfamile fand mich mäklig, weil ich ihre kulinarischen Künste nicht zu würdigen wusste. Lustig fand ich nur, dass selbst die 6jährige Tochter zum Abendessen Wein bekam.
    Ich kann mir aber vorstellen, dass so etwas klappt, wenn beide Seiten offen für den Austausch sind.

  • Als eine Französischschülerin zu mir kam, um bei meiner Mutter und mir für eine Woche zu leben, dachte ich, dass ich wirklich Glück hatte. Sie war nett, wir haben uns alle gut verstanden und ich habe mich auf die Zeit in Frankreich gefreut.
    Dort allerdings hatte sich das Mädchen komplett verändert. Es ging nur noch um Sex, Partys und nochmal Sex und ich war bei ihr und ihren Freundinnen verpönt, weil ich damals mit 14 noch keinen Sex gehabt hatte. Ich spätzünder :rolleyes Nichts war von dem netten Mädchen geblieben, ich war ihr eine Last und sie fand mich langweilig. Ich fand sie schräg und habe lieber mit ihren kleinen Brüdern gespielt, als mich mit ihr zu unterhalten.


    In der 11. Klasse konnte ich eine Austauschschülerin aus England aufnehmen, ohne Gegenbesuch, was ich gemacht habe. Das Problem war, dass wir eine Stunde morgens zur Schule und nachmittags wieder zurückfahren mussten. Ich hatte das der Austauschdirektorin geschildert, auch das ich auf dem Land wohne und nur eingeschränkt Unterhaltung bieten kann. Aber das ging von ihrer Seite alles klar.
    Die ersten beiden Tage waren gut, das Mädchen höflich, auch wenn sie offensichtlich unser Essen eklig fand. Körnerbrot igitt, Bauernnbrot igitt. Gekochtes Gemüse: Doppeltes Igitt. Madame wollte nur Toastbroat. Sowas haben wir nur selten im Haus und zum nächsten Supermarkt ist man zu Fuß 45 Minuten lang unterwegs. An dem Abend, an dem sie ankam war es also eindeutig zu spät, am nächsten Morgen mussten wir um 5.30 Uhr aufstehen, da war es zu früh um Toast zu kaufen. Das morgendliche Aufstehen ging ihr auch auf den Wecker und ich musste sie jeden morgen antreiben, das sie ihren Hintern ins Badezimmer bekommen hat. In der Bahn hing sie dann halblebig im Sitz und war erst gegen Mittag ansprechbar. Ihre schlechte Laune bekam ich dann ab. Ich kann das verstehen, ich war auch müde, aber sorry, man kann sich auch anstellen und es ist ein wenig frech, wenn ich sie mehrmals wecken muss. Wie will sie das denn machen, wenn sie mal arbeiten geht? 10 Wecker aufstellen?
    Am 4. Tag trat dann die Austauschverantwortliche an mich heran und meinte, dass das Mädel nicht mehr bei mir wohnen möchte, die Strecke wäre ihr zum Fahren zu lang, sie hätte das wohl unterschätzt. Ich vermute mal, dass es auch das Essen war, das sie vertrieben hat. Ich hab sie zur Bahn gebracht und war wirklich froh sie los zu sein, so böse sich das jetzt auch anhört.
    Das man seinen eigenen Geschmack hat, möchte ich niemandem absprechen. Auch Vorlieben für Mahlzeiten, aber man versucht das Essen doch wenigstens oder ist höflich. Sich aber mit angeekeltem Gesicht zurückzulehnen und Toastbrot zu verlangen, ist ein Unding, jedenfalls für mich.
    Nichtsdestotrotz möchte ich für meine Kinder später Austauschschüler haben, möchte auch einmal Chouching veranstalten, sobald ich Platz dafür habe und bin dafür, dass man selbst andere Kulturen kennen lernt und auch Menschen aus anderen Ländern die Möglichkeit gibt sich Deutschland anzusehen.

    Bücher sind eine höchst ergötzliche Gesellschaft. Wenn man einen Raum mit vielen Büchern betritt - man braucht sie gar nicht zur Hand zu nehmen - ist es, als würden sie zu einem sprechen, einen willkommen heißen.
    -William E. Gladstone-

  • Ich bin wirklich ueberrascht von den ganzen schlechten Erfahrungen hier, und finde es auch ein bisschen schade fuer euch, dass ihr so viel Pech hattet :-(


    Ich war selber 2x Austauschschuelrin, einmal beruhte es auf Gegenseitigkeit - ein klassischer Schueleraustausch mit der Schule fuer eine Woche. Das Maedchen war zuerst bei uns. Sie war zwar sehr schuechtern und still, aber ein angenehmer Gast und wir haben uns gut verstanden. Als ich dann bei ihr war, war es der absolute Hammer, weil sie zu Hause total aufgetaut ist und wir hatten sehr viel Spass miteinander. Allerdings habe ich schon gemerkt, dass einige meiner Mitschueler im Gastland mehr Schwierigkeiten hatten als ich, das lag aber meiner Meinung nach nicht an der Gastfamilie, sondern an den Leuten selber. Die Gastfamilien lebten halt alle in deutlich aermlicheren Verhaeltnissen. In meiner Gatsfamilie haben auch alle in einem Zimmer geschlafen und der Vater und der Sohn haben die Woche ueber bei den Grosseltern geschlafen, weil sonst zu wenig Platz gewesen waere. Mir war das allenfalls ein bisschen unangenehm, dass sie solche Umwege gegangen sind um micht aufzunehmen, aber ich konnte nur den Kopf darueber schuetteln, dass andere sich beklagten, dass sie das Zimmer mit ihren Austauschpartnern teilen mussten, oder sich ueber das Essen beschwerten. Es war doch nur fuer eine Woche, und das Essen war wirklicht nicht schlimm, nur anders gewuerzt. Wer das nicht mochte konnte sich doch tagsueber auch was eigenes kaufen, da waren wir immer in der Schule oder in der Stadt unterwegs. :rolleyes Es haengt meiner Meinung nach sehr viel von der Einmstellung ab, und ich bin der Meinung fuer eine Woche geht alles.



    Das 2. mal war es ein einseitiger Austausch und fuer ein Jahr. Mir ist klar, dass da mehr passen muss, wenn man so lange zusammenlebt, denn sonst ist es weder fuer die Gastfamilie noch fuer den Gastschueler angenehm. Ich hatte auch etwas Pech, mit der ersten Familie hat es gar nicht geklappt. Die "Schuld" sehe ich da aber auch auf beiden Seiten, aber von Schuld mag ich da auch nicht reden. Es hat halt einfach nicht gepasst, weder von den Erwartungen, die beide Parteien hatten, noch zwischenmenschlich. In meiner "richtigen" Gatsfamilie musste ich auch Kompromisse eingehen, und sie genauso, aber so ist das immer, wenn man mit Menschen zusammenlebt. Das muss ich selbst in meiner WG. Insgesamt war es mit die beste Zeit meines bisherigen Lebens, meine Gastfamilie ist wirklich zu einem Stueckchen Familie geworden und wir stehen noch immer im Kontakt.
    Ich will damit nur sagen - es kann auch gut gehen :-)

  • Yep, es kann gut gehen! Ich war selbst mal Austausschülerin und zwar zu einer Zeit, als einige von euch noch nicht mal auf der Welt waren. :grin Das Ganze ist also schon Lichtjahre her. Ich war damals in Frankreich und meine Austauschpartnerin war im Anschluss daran bei uns zuhause. Anders als Motte hatte ich wohl Glück, denn ich war in einer Familie untergebracht, der es eine besondere Ehre war, mir die französische Lebensart - insbesondere die Küche - nahezubringen. Seitdem mag ich Camembert, kenne die Unterschiede beim Champagner und schätze (zeitlich) ausgedehnte Mahlzeiten viel mehr als hastiges Herunterschlingen von Nahrung, als wäre der Teufel hinter mir her.
    Ich hatte ein eigenes Zimmer, weil die Schwester meiner Austauschschülerin mir ihr Reich großzügig abgetreten hat und habe mich in der Familie rundum wohlgefühlt. Sie haben sehr viel mit mir unternommen und so haben wir es auch bei meiner Gastschülerin gehandhabt. Da gabs wirklich kulturellen Austausch. Mir hat's gefallen, auch wenn der Kontakt zu ihr später abgerissen ist.


    Vor einigen Jahren wurde meine Tochter dann gefragt, ob sie eine polnische Austauschschülerin aufnehmen würde. Der Besuch der deutschen Schüler in Polen hatte schon stattgefunden und das deutsche Mädchen hatte wohl mehr Gefallen am Wodka, als an ihrer Gastfamilie gefunden. Die Eltern wollten ihre Tochter darauf nicht unbedingt diesen Barbaren in Deutschland ausliefern und das Mädchen hatte nach dieser Erfahrung auch einige Vorbehalte. Wir haben sie dann aufgenommen, und es war für beide Seiten eine tolle Erfahrung. Sie sprach sehr wenig Deutsch, wir überhaupt kein Polnisch und daher mussten wir uns irgendwie verständigen. Es hat ganz gut geklappt und wir haben manchmal Tränen gelacht bei unseren gegenseitigen Sprachversuchen. Das Ganze fand während der Fußballweltmeisterschaft 2006 statt und nachdem eine organisierte Fahrt zum public viewing ins Wasser gefallen war, standen eines Abends dann 6 Austauschschüler samt ihren Gastgebern auf unserer Terrasse und wir haben kurzerhand ein private public viewing veranstaltet. Alle waren sehr höflich und der Abend war toll. Meine Tochter hat im Nachhinein fast bedauert, dass sie nicht den kompletten Austausch mitgemacht hat.

  • Zitat

    Original von Asmos
    (in Amerika ist das scheinbar auch üblich, denn groß gefragt wurde nie, wenn jemand zum Essen oder Schlafen eingeladen wurde. Eine seltsame Erfahrung in der Mittagspause nach Hause zu kommen und drei schlafende Amerikaner auf dem Wohnzimmersofa vorzufinden).


    Oh nein. Ausnahmslos alle, die ich in Michigan kannte, mussten erst einmal ihre Eltern um Erlaubnis fragen, wobei das auch auf keinen Fall mit Druck gemacht werden durfte.


    Ich war (wie die meisten wohl wissen) das letzte Schuljahr über für zehn Monate im schönen Südosten Michigans. Und was soll ich sagen? Ich habe es geliebt, trotz aller Probleme, die ich mit meinen Gastfamilien hatte.
    Meine erste Gastfamilie hat mich nach sechs Monaten sozusagen hinter meinem Rücken herausgeworfen, denn ich war zu diesem Zeitpunkt aufgrund großer gesundheitlicher Probleme meines Vaters für drei Wochen in Deutschland. "Hinter meinem Rücken" war es, weil nur meine Austauschorganisation mir davon erzählte; die Familie an sich tat bis ich es erfahren habe immer so, als wüssten sie von nichts.
    Damit versuche ich immer noch klarzukommen, weil es nicht gerade schön ist, wenn man so hintergangen wird - ich hatte mich auf ihre Unterstützung verlassen... Im Endeffekt durfte ich nicht einmal meine Sachen abholen, die wurden für mich eingepackt. :rolleyes
    Meine zweite Gastfamilie war nett; offener und verständnisvoller als die erste, aber so richtig gut haben wir uns nie verstanden. Vielleicht lag es daran, dass ich dann am Ende nur knapp vier Monate bei ihnen war, aber eigentlich waren wir einfach grundverschiedene Menschen. Eine schöne Erfahrung war es trotzdem.


    Ich mag es nicht, wenn man Austauschschüler über einen Kamm schert. Klar, es gibt diejenigen, die keine Lust aufs Anpassen haben und die ihren Austausch als Partymeile mit integriertem Hotel sehen. Es gibt aber auch andere, die wirklich neugierig sind und die andere Kultur kennenlernen wollen. Von dieser Sorte sind die meisten Austauschschüler, die ich kenne. Ich freue mich schon auf das nächste Workshopwochenende meiner Austauschorganisation; danach werde auch ich endlich ehrenamtlich mitarbeiten können und dabei noch mehr nette Leute kennenlernen. :-]


    Später möchte ich, wenn ich die Möglichkeiten dazu habe, auch unbedingt Austauschschülern ein schönes Zuhause geben. Die Idee eines Schüleraustausches ist einfach etwas, was ich hundertprozentig unterstütze.

    "Erfahrungen vererben sich nicht-jeder muss sie allein machen."
    - Kurt Tucholsky

    :lesend J.K. Rowling: Harry Potter and the Goblet of Fire
    :lesend Jennifer Benkau: Es war einmal Aleppo

  • Zitat

    Original von Nastja


    Oh nein. Ausnahmslos alle, die ich in Michigan kannte, mussten erst einmal ihre Eltern um Erlaubnis fragen, wobei das auch auf keinen Fall mit Druck gemacht werden durfte.


    Dann ist bei uns wohl etwas schief gegangen.
    Es war aber im Ganzen eine etwas seltsame Angelegenheit, auch weil meine Schwester erzählt hat, dass das Mädel bei sich zuhause völlig anders war. Wie gesagt, ich bin ja nach wie vor der Meinung, sie hatte Angst wir wären Kanibalen.


    Ich glaube aber trotzdem, dass das Prinzip Schülertausch durchaus wichtig und interessant ist und es kommt wohl auch ganz auf das Rahmenpaket an. Bei uns war es ja so, dass mehrere Schüler aus Amerika gemeinsam kamen und in etwas verteilten Haushalten untergebracht wurden. Aber die Schüler kannten sich natürlich und haben viel Zeit miteinander verbracht.
    Wenn das Ganze etwas separater abgelaufen wäre und das Mädel nicht die Möglichkeit gehabt hätte, sich ständig zu ihren Freundinnen zu flüchten, wäre sie vielleicht auch aufgeschlossener uns gegenüber gewesen. Aber so hatte sie immer ihr kleines Amerika mit dabei und sah anscheinend keinen Sinn darin, sich großartig mit uns zu befassen.
    Ich fand das enorm schade, aber vielleicht ergibt sich irgendwann mal die Möglichkeit es noch mal zu probieren. Ich hätte ja unglaublich gerne mal jemanden aus Japan/China/Korea zu Gast.

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Zitat

    Original von Asmos


    Dann ist bei uns wohl etwas schief gegangen.
    Es war aber im Ganzen eine etwas seltsame Angelegenheit, auch weil meine Schwester erzählt hat, dass das Mädel bei sich zuhause völlig anders war.


    Ja, das wollte ich auch noch angemerkt haben. Meine Gastmama ist auch im Dreieck gesprungen, wenn sie nicht genaustens informiert war, wo wir Kids gerade unterwegs waren - was ich von zuhause zo gar nicht kannte :grin Generell werden die Jugendlichen in den USA noch viel mehr behuetet und ihnen wird weniger vertraut. Vielleicht war genau das der Punkt bei eurer Austauschschuelerin - ihr ist die neue Freiheit zu Kopf gestiegen. Gerade wenn du auch noch schreibst, dass man bei euch so leicht an Alkohol kommt. Das ist in den USA natuerlich genau das Gegenteil ;-)

  • Zitat

    Die Kommunikation hat irgendwie auch funktioniert, hauptsächlich mit Händen und Füßen und mithilfe eines Französischwörterbuchs, Englisch war Fehlanzeige.


    Ja, ich habe noch einen Zettel von meinem Austauschfreund, den er nach einstündiger Suche aus dem Langenscheid zusammengeschustert hat und auf dem ein wildes Kauderwelsch steht. ( Ich glaube, es sollte ein Kompliment sein- ich habe das aber nie so *ganz* verstanden.) Das ist so niedlich, den musste ich einfach aufheben. :lache

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Es muß erst Weihnachten werden, damit ich meinen Thread wiederfinde :grin


    Ich habe ihn komplett aus den Augen verloren, weil unser oben angekommener holländischer Nervaustauschschüler in der gleichen Woche von einem im letzten Jahr kennengelernten Campingplatznachbarnkind abgelöst wurde. Der Nerver ist Mittwochs gegangen und Samstags kam Kind nur 2. Der kam zwar nur aus einem anderen Bundesland und nicht aus dem Ausland :grin aber immerhin, wir hatten ihn 1 1/2 Jahre nicht gesehen. Er war dann knapp eine Woche da - was soll ich sagen: es war supernett!!!


    Im November hatte sich unser Sohn gleich für den nächsten Austausch angemeldet, dieses mal England. Harry war herzallerliebst - ein aus dem Nest gefallenes Küken (wird genau wie unser Sohn im Januar 14) ist aber mindestens einen Kopf kleiner und superschüchtern. Den hätte ich gerne hier behalten, alleine schon um meine Englischkenntnisse aufzufrischen. Wir haben jeden Abend Spiele gespielt, Fernseh gucken war nicht, da er erst seit einem Jahr Deutsch hatte.


    Am Bahnhof vor seiner Ankunft verteilte die Lehrerin Informationen wie: Diabetiker, Asthmatiker usw. Zu mir sagte sie, unser Austauschschüler sein ein "problematischer Esser" - was sollte ich mit der Information anfangen? Bei mir hat er gut gegessen, einige Wochen länger und seine Mutter hätte ihn nicht wiedererkannt :grin.


    Anschließend bekamen wir eine mail von der englischen Familie, in der sie sich sehr herzlich bedankten, das wir uns gut um Harry gekümmert hatten - immer wieder gerne :-]


    Der Holländer hätte ich allerdings gerne zum Mond geschossen, der ging mir hoffnungslos auf die Nerven. Er war ein Angeber hoch zehn (mit 13 Jahren!!!!) und war total auf meinen Mann fixiert, obwohl er ihn kaum gesehen hat, da er VZ arbeitet. Aber auch den haben wir überlebt.

  • als ich 13/14 war, habe ich von der schule aus an einem england-austausch teilgenommen. meine schülerin war 7 tage bei mir, ich war 10 tage bei ihr.
    tja, was soll ich sagen... die hat bei der sache sicherlich nicht mitgemacht, um ihr deutsch zu verbessern. die einzigen wörter, die sie in der woche herausgebracht hat waren "tschüss" (wenn wir zur schule gingen) und "danke". ich fand das sehr schade, aber gut, dafür konnte ich mein englisch aufpolieren :lache
    das einzige problem an meiner schülerin war ihr freund. als ich in england war, ist der jeden tag bei ihr im haus gewesen, keinen schritt haben wir gemacht, ohne dass er nicht dabei war. das hat mir natürlich die stimmung vermiest. aber ihre eltern waren echt sehr lieb und aufmerksam, das hat es einigermaßen ausgeglichen.
    im nachhinein bereue ich es, dass ich kein fish&chips gegessen habe :-(